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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.
Ein Tag hat sein geseztes Ziel/
Das ihm die Sonne gönnen will/
Wer aber mißt den langen Tag
Der keinen Abend finden mag?
Wir schreiben nach des Monden Lauff
Die Zahl der Jahres-Wochen auff;
Wer ist der uns zu rechnen weiß
Der Woch ohn Ende rundten Kreiß?
Jedwe der Monat hat den Schluß/
Damit er sich verlieren muß:
Der Monat/ der nicht wechseln kan/
Fängt immerdar von neuem an.
Kein Jahr taurt über seine Frist/
Wenn sich der zwölffte Monden schlüst/
Wenn aber kömmt das Jahr zum Schluß/
Das alle Jahre schlüssen muß?
Es ist der Erden Weite kund/
Man find des Meeres tieffen Grund/
Wer weiß diß zu beschreiben/ rath/
Was weder Ziel noch Anfang hat.
In tieffster Berge finstrer Schoß
Giebt sich Crystall und Silber bloß:
Vernunfft forscht nicht mit Fürwitz aus
Der Ewigkeit verborgnes Hauß.
Trau/ Seele/ dieser Närrin nicht/
Wenn sie dir hier viel Zeit verspricht/
Der Weg ist kurtz durch diese Zeit/
Und führt zur langen Ewigkeit.


ADvenit ecce! Novus divinis ritibus annus,
Quo laetum Christi grex Hosianna canit.
[E]n! Ego mente tibi quanquam non corpore praesens
Devotum, mitis Rex, Hosianna cano.
Vive-
C 2
Himmel-Schluͤſſel.
Ein Tag hat ſein geſeztes Ziel/
Das ihm die Sonne goͤnnen will/
Wer aber mißt den langen Tag
Der keinen Abend finden mag?
Wir ſchreiben nach des Monden Lauff
Die Zahl der Jahres-Wochen auff;
Wer iſt der uns zu rechnen weiß
Der Woch ohn Ende rundten Kreiß?
Jedwe der Monat hat den Schluß/
Damit er ſich verlieren muß:
Der Monat/ der nicht wechſeln kan/
Faͤngt immerdar von neuem an.
Kein Jahr taurt uͤber ſeine Friſt/
Wenn ſich der zwoͤlffte Monden ſchluͤſt/
Wenn aber koͤmmt das Jahr zum Schluß/
Das alle Jahre ſchluͤſſen muß?
Es iſt der Erden Weite kund/
Man find des Meeres tieffen Grund/
Wer weiß diß zu beſchreiben/ rath/
Was weder Ziel noch Anfang hat.
In tieffſter Berge finſtrer Schoß
Giebt ſich Cryſtall und Silber bloß:
Vernunfft forſcht nicht mit Fuͤrwitz aus
Der Ewigkeit verborgnes Hauß.
Trau/ Seele/ dieſer Naͤrrin nicht/
Wenn ſie dir hier viel Zeit verſpricht/
Der Weg iſt kurtz durch dieſe Zeit/
Und fuͤhrt zur langen Ewigkeit.


ADvenit ecce! Novus divinis ritibus annus,
Quo lætum Chriſti grex Hoſianna canit.
[E]n! Ego mente tibi quanquam non corpore præſens
Devotum, mitis Rex, Hoſianna cano.
Vive-
C 2
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[35/0455] Himmel-Schluͤſſel. Ein Tag hat ſein geſeztes Ziel/ Das ihm die Sonne goͤnnen will/ Wer aber mißt den langen Tag Der keinen Abend finden mag? Wir ſchreiben nach des Monden Lauff Die Zahl der Jahres-Wochen auff; Wer iſt der uns zu rechnen weiß Der Woch ohn Ende rundten Kreiß? Jedwe der Monat hat den Schluß/ Damit er ſich verlieren muß: Der Monat/ der nicht wechſeln kan/ Faͤngt immerdar von neuem an. Kein Jahr taurt uͤber ſeine Friſt/ Wenn ſich der zwoͤlffte Monden ſchluͤſt/ Wenn aber koͤmmt das Jahr zum Schluß/ Das alle Jahre ſchluͤſſen muß? Es iſt der Erden Weite kund/ Man find des Meeres tieffen Grund/ Wer weiß diß zu beſchreiben/ rath/ Was weder Ziel noch Anfang hat. In tieffſter Berge finſtrer Schoß Giebt ſich Cryſtall und Silber bloß: Vernunfft forſcht nicht mit Fuͤrwitz aus Der Ewigkeit verborgnes Hauß. Trau/ Seele/ dieſer Naͤrrin nicht/ Wenn ſie dir hier viel Zeit verſpricht/ Der Weg iſt kurtz durch dieſe Zeit/ Und fuͤhrt zur langen Ewigkeit. ADvenit ecce! Novus divinis ritibus annus, Quo lætum Chriſti grex Hoſianna canit. En! Ego mente tibi quanquam non corpore præſens Devotum, mitis Rex, Hoſianna cano. Vive- C 2

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/455>, abgerufen am 06.06.2024.