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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.
Cometen-Gedancken/ An. 1664.
O Flamme/ von dem Zorn des Höchsten angesteckt/
Zu welcher unsre Schuld hat Stroh und Holtz gegeben/
Du must vor aller Welt am hohen Himmel schweben/
Damit der schnöde Mensch/ vom Sünden-Schlaff erweckt/
Die Strahlen deiner Glutt in Marck und Bein empfinde/
Das Feuer heisser Buß in seiner Seel entzünde.
Es darff Tisifone der schwartzen Fackel nicht/
Die ein verblendter Heyd als schädlich wird erkennen:
Was für ein Feuer soll ins künfftig wieder brennen/
Bezeuget mehr als viel dein dunckel-rothes Licht/
Das so viel Strahlen nicht von seiner Ruthe spreitet/
So viel uns Ach und Weh die Nemesis bereitet.
Die Nemesis/ die sich nicht eh zu Frieden stellt/
Biß daß sich Blutt und Safft aus unsern Adern zehret/
Biß Krieg/ biß Brand und Pest/ Dorff/ Stadt und Land ver-
heeret/

Biß Staub und Asch und Grauß bedecket alle Welt/
Biß dieser rundte Bau vom Feuer auffgefressen/
Und von dem Höchsten selbst Gerichte wird gesessen.
Was Rath ist hier zu thun? Ein Epicurer sagt:
Was scheuen wir die Glutt der ungewissen Flammen
Eh daß sie über Haubt und Hertze schlägt zusammen/
Wofern der Mensch dadurch zur Straffe wird betagt/
Soll er der kurtzen Frist in Ruh und Lust genüssen/
Wo nicht/ was will er sich in eitler Sorge wissen?
Diß aber heist das Oel dem Feuer setzen bey:
Hier muß ein Christen-Hertz auff andre Mittel dencken/
Des Höchsten strengen Zorn und Eyfer abzulencken/
Vor dem der feste Grund der Felsen reist entzwey/
Der über alle Zeit ohn alles Ende währet/
Und nicht wie dieser Stern sich mit der Zeit verzehret.
Die Busse muß allhier das beste Mittel seyn/
Das GOttes strengen Grimm in tieffen Abgrund sencket/
Und
C
Himmel-Schluͤſſel.
Cometen-Gedancken/ An. 1664.
O Flamme/ von dem Zorn des Hoͤchſten angeſteckt/
Zu welcher unſre Schuld hat Stroh und Holtz gegeben/
Du muſt vor aller Welt am hohen Himmel ſchweben/
Damit der ſchnoͤde Menſch/ vom Suͤnden-Schlaff erweckt/
Die Strahlen deiner Glutt in Marck und Bein empfinde/
Das Feuer heiſſer Buß in ſeiner Seel entzuͤnde.
Es darff Tiſifone der ſchwartzen Fackel nicht/
Die ein verblendter Heyd als ſchaͤdlich wird erkennen:
Was fuͤr ein Feuer ſoll ins kuͤnfftig wieder brennen/
Bezeuget mehr als viel dein dunckel-rothes Licht/
Das ſo viel Strahlen nicht von ſeiner Ruthe ſpreitet/
So viel uns Ach und Weh die Nemeſis bereitet.
Die Nemeſis/ die ſich nicht eh zu Frieden ſtellt/
Biß daß ſich Blutt und Safft aus unſern Adern zehret/
Biß Krieg/ biß Brand und Peſt/ Dorff/ Stadt und Land ver-
heeret/

Biß Staub und Aſch und Grauß bedecket alle Welt/
Biß dieſer rundte Bau vom Feuer auffgefreſſen/
Und von dem Hoͤchſten ſelbſt Gerichte wird geſeſſen.
Was Rath iſt hier zu thun? Ein Epicurer ſagt:
Was ſcheuen wir die Glutt der ungewiſſen Flammen
Eh daß ſie uͤber Haubt und Hertze ſchlaͤgt zuſammen/
Wofern der Menſch dadurch zur Straffe wird betagt/
Soll er der kurtzen Friſt in Ruh und Luſt genuͤſſen/
Wo nicht/ was will er ſich in eitler Sorge wiſſen?
Diß aber heiſt das Oel dem Feuer ſetzen bey:
Hier muß ein Chriſten-Hertz auff andre Mittel dencken/
Des Hoͤchſten ſtrengen Zorn und Eyfer abzulencken/
Vor dem der feſte Grund der Felſen reiſt entzwey/
Der uͤber alle Zeit ohn alles Ende waͤhret/
Und nicht wie dieſer Stern ſich mit der Zeit verzehret.
Die Buſſe muß allhier das beſte Mittel ſeyn/
Das GOttes ſtrengen Grimm in tieffen Abgrund ſencket/
Und
C
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[33/0453] Himmel-Schluͤſſel. Cometen-Gedancken/ An. 1664. O Flamme/ von dem Zorn des Hoͤchſten angeſteckt/ Zu welcher unſre Schuld hat Stroh und Holtz gegeben/ Du muſt vor aller Welt am hohen Himmel ſchweben/ Damit der ſchnoͤde Menſch/ vom Suͤnden-Schlaff erweckt/ Die Strahlen deiner Glutt in Marck und Bein empfinde/ Das Feuer heiſſer Buß in ſeiner Seel entzuͤnde. Es darff Tiſifone der ſchwartzen Fackel nicht/ Die ein verblendter Heyd als ſchaͤdlich wird erkennen: Was fuͤr ein Feuer ſoll ins kuͤnfftig wieder brennen/ Bezeuget mehr als viel dein dunckel-rothes Licht/ Das ſo viel Strahlen nicht von ſeiner Ruthe ſpreitet/ So viel uns Ach und Weh die Nemeſis bereitet. Die Nemeſis/ die ſich nicht eh zu Frieden ſtellt/ Biß daß ſich Blutt und Safft aus unſern Adern zehret/ Biß Krieg/ biß Brand und Peſt/ Dorff/ Stadt und Land ver- heeret/ Biß Staub und Aſch und Grauß bedecket alle Welt/ Biß dieſer rundte Bau vom Feuer auffgefreſſen/ Und von dem Hoͤchſten ſelbſt Gerichte wird geſeſſen. Was Rath iſt hier zu thun? Ein Epicurer ſagt: Was ſcheuen wir die Glutt der ungewiſſen Flammen Eh daß ſie uͤber Haubt und Hertze ſchlaͤgt zuſammen/ Wofern der Menſch dadurch zur Straffe wird betagt/ Soll er der kurtzen Friſt in Ruh und Luſt genuͤſſen/ Wo nicht/ was will er ſich in eitler Sorge wiſſen? Diß aber heiſt das Oel dem Feuer ſetzen bey: Hier muß ein Chriſten-Hertz auff andre Mittel dencken/ Des Hoͤchſten ſtrengen Zorn und Eyfer abzulencken/ Vor dem der feſte Grund der Felſen reiſt entzwey/ Der uͤber alle Zeit ohn alles Ende waͤhret/ Und nicht wie dieſer Stern ſich mit der Zeit verzehret. Die Buſſe muß allhier das beſte Mittel ſeyn/ Das GOttes ſtrengen Grimm in tieffen Abgrund ſencket/ Und C

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/453>, abgerufen am 26.07.2024.