Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ANEMONS und Die Verliebte und Betrübte. Betrübte Nacht/ in der mich Furcht und Schrecken Ohn Unterlaß von meiner Ruhe wecken/ Wenn kömmt ein mahl die lange Mitternacht/ Die meiner Pein ein endlich Ende macht? Du gehst vorbey/ mein Leyden bleibt zu rücke/ Die Stunden fliehn/ doch nicht mein Ungelücke. Dein kühler Thau erfrischt den trocknen Klee/ Mich überschwemmt der Thränen heisse See. Es ruht die Welt in sanfften Schlaff gewieget/ Wenn meine Seel in tausend Aengsten lieget/ Ich werffe mich mit Seuffzen hin und her/ Das leichte Bett ist mir als Bley zu schwer. Die stille Glutt durchkocht die dürre Seele/ Das Hertze brennt wie Etnens Schwefel-Höle/ Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein/ Wird aber bald voll bleicher Asche seyn. Kein schwerer Traum darff mich bekümmert machen/ Ich habe Qual genung bey hellem Wachen. Mein Leben ist ein Traum und Gauckel-Spil/ Damit mich Glück und Zeit bethören will. Komm/ blasser Mond/ und leuchte mir zu Grabe: Da ich forthin die beste Ruhstatt habe. Erreich' ich gleich des jungen Tages Licht/ So überleb' ich doch die Sonne nicht. Die junge Frau und der alte Mann. Die gantze Nacht sitzt mir der Floh in Ohren: Mein Alter schnarcht/ wenn ich die Ruh verlohren. Er
ANEMONS und Die Verliebte und Betruͤbte. Betruͤbte Nacht/ in der mich Furcht und Schrecken Ohn Unterlaß von meiner Ruhe wecken/ Wenn koͤmmt ein mahl die lange Mitternacht/ Die meiner Pein ein endlich Ende macht? Du gehſt vorbey/ mein Leyden bleibt zu ruͤcke/ Die Stunden fliehn/ doch nicht mein Ungeluͤcke. Dein kuͤhler Thau erfriſcht den trocknen Klee/ Mich uͤberſchwemmt der Thraͤnen heiſſe See. Es ruht die Welt in ſanfften Schlaff gewieget/ Wenn meine Seel in tauſend Aengſten lieget/ Ich werffe mich mit Seuffzen hin und her/ Das leichte Bett iſt mir als Bley zu ſchwer. Die ſtille Glutt durchkocht die duͤrre Seele/ Das Hertze brennt wie Etnens Schwefel-Hoͤle/ Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein/ Wird aber bald voll bleicher Aſche ſeyn. Kein ſchwerer Traum darff mich bekuͤmmert machen/ Ich habe Qual genung bey hellem Wachen. Mein Leben iſt ein Traum und Gauckel-Spil/ Damit mich Gluͤck und Zeit bethoͤren will. Komm/ blaſſer Mond/ und leuchte mir zu Grabe: Da ich forthin die beſte Ruhſtatt habe. Erreich’ ich gleich des jungen Tages Licht/ So uͤberleb’ ich doch die Sonne nicht. Die junge Frau und der alte Mann. Die gantze Nacht ſitzt mir der Floh in Ohren: Mein Alter ſchnarcht/ wenn ich die Ruh verlohren. Er
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ANEMONS und
Die Verliebte und Betruͤbte.
Betruͤbte Nacht/ in der mich Furcht und Schrecken
Ohn Unterlaß von meiner Ruhe wecken/
Wenn koͤmmt ein mahl die lange Mitternacht/
Die meiner Pein ein endlich Ende macht?
Du gehſt vorbey/ mein Leyden bleibt zu ruͤcke/
Die Stunden fliehn/ doch nicht mein Ungeluͤcke.
Dein kuͤhler Thau erfriſcht den trocknen Klee/
Mich uͤberſchwemmt der Thraͤnen heiſſe See.
Es ruht die Welt in ſanfften Schlaff gewieget/
Wenn meine Seel in tauſend Aengſten lieget/
Ich werffe mich mit Seuffzen hin und her/
Das leichte Bett iſt mir als Bley zu ſchwer.
Die ſtille Glutt durchkocht die duͤrre Seele/
Das Hertze brennt wie Etnens Schwefel-Hoͤle/
Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein/
Wird aber bald voll bleicher Aſche ſeyn.
Kein ſchwerer Traum darff mich bekuͤmmert machen/
Ich habe Qual genung bey hellem Wachen.
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Damit mich Gluͤck und Zeit bethoͤren will.
Komm/ blaſſer Mond/ und leuchte mir zu Grabe:
Da ich forthin die beſte Ruhſtatt habe.
Erreich’ ich gleich des jungen Tages Licht/
So uͤberleb’ ich doch die Sonne nicht.
Die junge Frau und der alte Mann.
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