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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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ADONIS Blumen


Die Einsame und Verliebte.
Betrübte Nacht/ in der mich Lieb' und Schrecken
Ohn Unterlaß von meiner Ruh erwecken/
Wenn kömmt einmahl die angenehme Nacht/
Die meiner Pein ein frölich Ende macht?
Du gehst dahin/ nicht aber mein Betrüben/
Der Morgen kömmt/ nicht aber mein Belieben:
Dein frischer Thau erquickt das dürre Land;
Wer kühlet mir den ungelöschten Brand?
Der Sterne Glantz erleuchtet deinen Schaten/
Und lehret dich der heissen Sonn entrathen;
Wer tröstet mich/ wenn dieses Auge weint/
Daß ihm kein Stern und keine Sonne scheint?
Philander ruht in süssen Schlaff gewieget/
Wenn Einsamkeit in meinen Armen lieget:
Die leichte Last der Federn ist zu schwer/
Ich wende mich vergebens hin und her.
Endimion kan mit Dianens Küssen
Den Uberdruß der langen Nacht versüssen:
Mein Hunger wächst durch fremden Uberfluß:
Ach hätt ich nur für tausend einen Kuß!
Der stille Brand verzehret mein Geblütte/
Mein Hertze raucht/ wie Bajens Schwefel-Hütte/
Die Geister sind bey mir umsonst bemüht/
An der man selbst nur dürren Schatten sieht.
Komm/ Sonne/ komm/ und bringe deinen Morgen/
Komm früher Tag/ du Trost verliebter Sorgen/
Und laß mich den/ den ich verlange/ sehn/
Sonst ists um mich für Abends noch geschehn.
Die
U 5
ADONIS Blumen


Die Einſame und Verliebte.
Betruͤbte Nacht/ in der mich Lieb’ und Schrecken
Ohn Unterlaß von meiner Ruh erwecken/
Wenn koͤmmt einmahl die angenehme Nacht/
Die meiner Pein ein froͤlich Ende macht?
Du gehſt dahin/ nicht aber mein Betruͤben/
Der Morgen koͤmmt/ nicht aber mein Belieben:
Dein friſcher Thau erquickt das duͤrre Land;
Wer kuͤhlet mir den ungeloͤſchten Brand?
Der Sterne Glantz erleuchtet deinen Schaten/
Und lehret dich der heiſſen Sonn entrathen;
Wer troͤſtet mich/ wenn dieſes Auge weint/
Daß ihm kein Stern und keine Sonne ſcheint?
Philander ruht in ſuͤſſen Schlaff gewieget/
Wenn Einſamkeit in meinen Armen lieget:
Die leichte Laſt der Federn iſt zu ſchwer/
Ich wende mich vergebens hin und her.
Endimion kan mit Dianens Kuͤſſen
Den Uberdruß der langen Nacht verſuͤſſen:
Mein Hunger waͤchſt durch fremden Uberfluß:
Ach haͤtt ich nur fuͤr tauſend einen Kuß!
Der ſtille Brand verzehret mein Gebluͤtte/
Mein Hertze raucht/ wie Bajens Schwefel-Huͤtte/
Die Geiſter ſind bey mir umſonſt bemuͤht/
An der man ſelbſt nur duͤrren Schatten ſieht.
Komm/ Sonne/ komm/ und bringe deinen Morgen/
Komm fruͤher Tag/ du Troſt verliebter Sorgen/
Und laß mich den/ den ich verlange/ ſehn/
Sonſt iſts um mich fuͤr Abends noch geſchehn.
Die
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[313/0413] ADONIS Blumen Die Einſame und Verliebte. Betruͤbte Nacht/ in der mich Lieb’ und Schrecken Ohn Unterlaß von meiner Ruh erwecken/ Wenn koͤmmt einmahl die angenehme Nacht/ Die meiner Pein ein froͤlich Ende macht? Du gehſt dahin/ nicht aber mein Betruͤben/ Der Morgen koͤmmt/ nicht aber mein Belieben: Dein friſcher Thau erquickt das duͤrre Land; Wer kuͤhlet mir den ungeloͤſchten Brand? Der Sterne Glantz erleuchtet deinen Schaten/ Und lehret dich der heiſſen Sonn entrathen; Wer troͤſtet mich/ wenn dieſes Auge weint/ Daß ihm kein Stern und keine Sonne ſcheint? Philander ruht in ſuͤſſen Schlaff gewieget/ Wenn Einſamkeit in meinen Armen lieget: Die leichte Laſt der Federn iſt zu ſchwer/ Ich wende mich vergebens hin und her. Endimion kan mit Dianens Kuͤſſen Den Uberdruß der langen Nacht verſuͤſſen: Mein Hunger waͤchſt durch fremden Uberfluß: Ach haͤtt ich nur fuͤr tauſend einen Kuß! Der ſtille Brand verzehret mein Gebluͤtte/ Mein Hertze raucht/ wie Bajens Schwefel-Huͤtte/ Die Geiſter ſind bey mir umſonſt bemuͤht/ An der man ſelbſt nur duͤrren Schatten ſieht. Komm/ Sonne/ komm/ und bringe deinen Morgen/ Komm fruͤher Tag/ du Troſt verliebter Sorgen/ Und laß mich den/ den ich verlange/ ſehn/ Sonſt iſts um mich fuͤr Abends noch geſchehn. Die U 5

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/413>, abgerufen am 19.05.2024.