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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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ADONIS Blumen.
Himmel/ was soll ich noch endlich beginnen/
Wenn mir nicht einsten zu klagen erlaubt!
Meine von Schmertzen durchächtete Sinnen/
Mein von Betrübnis ermattetes Haubt
Dancken mit Frenden der Eitelkeit ab/
Wünschen zu kommen ins ruhige Grab.


Vergnüge sich/ wer will/ mit grosser Zahl!
Ein einig Hertz ist meiner Liebe Wahl.
Die Gütte/ nicht die Menge/ preist den Wein:
Was mir beliebt/ ist werth und ungemein.


Ich fürcht/ es ist zu hoch: Doch besser hochgestiegen/
Als unversucht zur Erde liegen.
Ein hochgethaner Fall weist doch ein kühnes Wagen.
Manch Vorsatz muß zurücke schlagen.
Das Glücke stöst dem/ der es sucht/ zu handen:
Wer ihm nicht traut/ wird ohne Ruhm zu Schanden.


Was dienet mir der blassen Sternen Krantz/
Wenn mich erleucht der hellen Sonne Glantz?
Der lichte Tag besieget iede Nacht/
Die Mond und Stern nur halb-erleuchtet macht.
Verblendt mein schwaches Auge gleich der ungewohnte
Schein/
Soll mir doch eine Sonne mehr als tausend Sternen
seyn.
Laß
ADONIS Blumen.
Himmel/ was ſoll ich noch endlich beginnen/
Wenn mir nicht einſten zu klagen erlaubt!
Meine von Schmertzen durchaͤchtete Sinnen/
Mein von Betruͤbnis ermattetes Haubt
Dancken mit Frenden der Eitelkeit ab/
Wuͤnſchen zu kommen ins ruhige Grab.


Vergnuͤge ſich/ wer will/ mit groſſer Zahl!
Ein einig Hertz iſt meiner Liebe Wahl.
Die Guͤtte/ nicht die Menge/ preiſt den Wein:
Was mir beliebt/ iſt werth und ungemein.


Ich fuͤrcht/ es iſt zu hoch: Doch beſſer hochgeſtiegen/
Als unverſucht zur Erde liegen.
Ein hochgethaner Fall weiſt doch ein kuͤhnes Wagen.
Manch Vorſatz muß zuruͤcke ſchlagen.
Das Gluͤcke ſtoͤſt dem/ der es ſucht/ zu handen:
Wer ihm nicht traut/ wird ohne Ruhm zu Schanden.


Was dienet mir der blaſſen Sternen Krantz/
Wenn mich erleucht der hellen Sonne Glantz?
Der lichte Tag beſieget iede Nacht/
Die Mond und Stern nur halb-erleuchtet macht.
Verblendt mein ſchwaches Auge gleich der ungewohnte
Schein/
Soll mir doch eine Sonne mehr als tauſend Sternen
ſeyn.
Laß
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[303/0403] ADONIS Blumen. Himmel/ was ſoll ich noch endlich beginnen/ Wenn mir nicht einſten zu klagen erlaubt! Meine von Schmertzen durchaͤchtete Sinnen/ Mein von Betruͤbnis ermattetes Haubt Dancken mit Frenden der Eitelkeit ab/ Wuͤnſchen zu kommen ins ruhige Grab. Vergnuͤge ſich/ wer will/ mit groſſer Zahl! Ein einig Hertz iſt meiner Liebe Wahl. Die Guͤtte/ nicht die Menge/ preiſt den Wein: Was mir beliebt/ iſt werth und ungemein. Ich fuͤrcht/ es iſt zu hoch: Doch beſſer hochgeſtiegen/ Als unverſucht zur Erde liegen. Ein hochgethaner Fall weiſt doch ein kuͤhnes Wagen. Manch Vorſatz muß zuruͤcke ſchlagen. Das Gluͤcke ſtoͤſt dem/ der es ſucht/ zu handen: Wer ihm nicht traut/ wird ohne Ruhm zu Schanden. Was dienet mir der blaſſen Sternen Krantz/ Wenn mich erleucht der hellen Sonne Glantz? Der lichte Tag beſieget iede Nacht/ Die Mond und Stern nur halb-erleuchtet macht. Verblendt mein ſchwaches Auge gleich der ungewohnte Schein/ Soll mir doch eine Sonne mehr als tauſend Sternen ſeyn. Laß

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/403>, abgerufen am 19.05.2024.