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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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ADONIS Blumen.
Der Leute Willen zu vergnügen;
Doch/ kömmts zum Reden/ so hats Roth/
Die Zunge wird mir schwer/ die Wangen werden roth.

Ich kan mich an die Heucheley
Und Hinterlist der Welt nicht binden/
Noch in die schnöde Sclaverey
Gezwungner Höfligkeiten finden.
Bin allzu sparsam stets verliebt/
Für Leute freyen Sinns zu stille/ zu betrübt.
Was meinen Augen nicht gefällt/
Drum kan ich mich nicht viel bemühen/
Und solt ich allen Haß der Welt
Mir drüber auff den Nacken ziehen.
Ich halt auff meiner Freyheit Recht/
Weil mich der Himmel nicht gezeuget einen Knecht.
Die Redligkeit/ mein bestes Gutt/
Kan ich niemahls von Sinne lassen/
Ich will mir einen frischen Mutt
Zu Trotze meinen Neidern fassen:
Laß Sturm und Wetter um mich seyn/
Ich hülle mich getrost in meine Tugend ein.
Wer nicht mein stilles Wesen liebt/
Kan meine Gegenwart nur meiden/
Ich werde mich gantz unbetrübt
Von seiner rohen Seite scheiden/
Beständigkeit und reine Treu
Ist mein gewisser Schmuck und beste Liverey.


Monde/ du Fürste der blinckenden Sternen/
Welcher mein Sehnen und Thränen beschaut/
Gläntzende Paphie/ der ich von fernen
Meine betrübte Gedancken vertraut/
Zie-

ADONIS Blumen.
Der Leute Willen zu vergnuͤgen;
Doch/ koͤmmts zum Reden/ ſo hats Roth/
Die Zunge wird mir ſchwer/ die Wangen werden roth.

Ich kan mich an die Heucheley
Und Hinterliſt der Welt nicht binden/
Noch in die ſchnoͤde Sclaverey
Gezwungner Hoͤfligkeiten finden.
Bin allzu ſparſam ſtets verliebt/
Fuͤr Leute freyen Sinns zu ſtille/ zu betruͤbt.
Was meinen Augen nicht gefaͤllt/
Drum kan ich mich nicht viel bemuͤhen/
Und ſolt ich allen Haß der Welt
Mir druͤber auff den Nacken ziehen.
Ich halt auff meiner Freyheit Recht/
Weil mich der Himmel nicht gezeuget einen Knecht.
Die Redligkeit/ mein beſtes Gutt/
Kan ich niemahls von Sinne laſſen/
Ich will mir einen friſchen Mutt
Zu Trotze meinen Neidern faſſen:
Laß Sturm und Wetter um mich ſeyn/
Ich huͤlle mich getroſt in meine Tugend ein.
Wer nicht mein ſtilles Weſen liebt/
Kan meine Gegenwart nur meiden/
Ich werde mich gantz unbetruͤbt
Von ſeiner rohen Seite ſcheiden/
Beſtaͤndigkeit und reine Treu
Iſt mein gewiſſer Schmuck und beſte Liverey.


Monde/ du Fuͤrſte der blinckenden Sternen/
Welcher mein Sehnen und Thraͤnen beſchaut/
Glaͤntzende Paphie/ der ich von fernen
Meine betruͤbte Gedancken vertraut/
Zie-
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[301/0401] ADONIS Blumen. Der Leute Willen zu vergnuͤgen; Doch/ koͤmmts zum Reden/ ſo hats Roth/ Die Zunge wird mir ſchwer/ die Wangen werden roth. Ich kan mich an die Heucheley Und Hinterliſt der Welt nicht binden/ Noch in die ſchnoͤde Sclaverey Gezwungner Hoͤfligkeiten finden. Bin allzu ſparſam ſtets verliebt/ Fuͤr Leute freyen Sinns zu ſtille/ zu betruͤbt. Was meinen Augen nicht gefaͤllt/ Drum kan ich mich nicht viel bemuͤhen/ Und ſolt ich allen Haß der Welt Mir druͤber auff den Nacken ziehen. Ich halt auff meiner Freyheit Recht/ Weil mich der Himmel nicht gezeuget einen Knecht. Die Redligkeit/ mein beſtes Gutt/ Kan ich niemahls von Sinne laſſen/ Ich will mir einen friſchen Mutt Zu Trotze meinen Neidern faſſen: Laß Sturm und Wetter um mich ſeyn/ Ich huͤlle mich getroſt in meine Tugend ein. Wer nicht mein ſtilles Weſen liebt/ Kan meine Gegenwart nur meiden/ Ich werde mich gantz unbetruͤbt Von ſeiner rohen Seite ſcheiden/ Beſtaͤndigkeit und reine Treu Iſt mein gewiſſer Schmuck und beſte Liverey. Monde/ du Fuͤrſte der blinckenden Sternen/ Welcher mein Sehnen und Thraͤnen beſchaut/ Glaͤntzende Paphie/ der ich von fernen Meine betruͤbte Gedancken vertraut/ Zie-

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/401>, abgerufen am 19.05.2024.