Es mag sich wer da will in stoltzen Purpur kleiden/ In theurer Würme Grab lebendig hüllen ein: Du schöne Bettlerin kanst nackend schöner seyn/ Darffst fremder Hoffart Schmuck im wenigsten beneiden. Die Sonne/ wenn sich izt die dicken Wolcken scheiden/ Giebt durch zurißnen Flor den angenehmen Schein; Hier kan die brennende Begier am Helffenbein Der Glieder hin und her mit Lust die Augen weyden. Das Lust-Hauß deiner Brust/ der Garten deiner Schoß/ Mit Lumpen nur umschränckt/ umzäunt mit Spinnen-We- ben/ Giebt uns den reichen Schmuck von tausend Blumen bloß. So pflagen sich in Streit die Kämpffer zu begeben/ (Diß Kleid geht auch der Lieb' am besten an die Hand/) An Sieges-Kräutzen reich und dürfftig an Gewand.
Cernimus pulchritudinem quamvis sordido obtectam.
Huic speciosa facies est: potest mendicus formosus esse.
Omnia aliena sunt: non qui parum habet, sed qui plus cupit, pauper est.
Illa non est paupertas, si laeta est.
Lex naturae scis quos terminos nobis constituit? non esurire, non sitire, non algere.
Non splendeat Toga, nihil habeamus, quod cum magno emo- lumento insidiatoris eripi possit.
Quam minimum sit in corpore tuo spoliorum.
Nudum latro transmittit. Nudum & infirmum societas munit.
Cum voles veram hominis aestimationem inire & scire quis sit, nudum respice.
Nudos videbis Deos, omnia dantes, nihil habentes.
Atletae ut vires caedentis exhauriant, nudari se patiuntur.
16. Die
ADIMARI
15. Die Schoͤne Zerriſſene.
Es mag ſich wer da will in ſtoltzen Purpur kleiden/ In theurer Wuͤrme Grab lebendig huͤllen ein: Du ſchoͤne Bettlerin kanſt nackend ſchoͤner ſeyn/ Darffſt fremder Hoffart Schmuck im wenigſten beneiden. Die Sonne/ wenn ſich izt die dicken Wolcken ſcheiden/ Giebt durch zurißnen Flor den angenehmen Schein; Hier kan die brennende Begier am Helffenbein Der Glieder hin und her mit Luſt die Augen weyden. Das Luſt-Hauß deiner Bruſt/ der Garten deiner Schoß/ Mit Lumpen nur umſchraͤnckt/ umzaͤunt mit Spinnen-We- ben/ Giebt uns den reichen Schmuck von tauſend Blumen bloß. So pflagen ſich in Streit die Kaͤmpffer zu begeben/ (Diß Kleid geht auch der Lieb’ am beſten an die Hand/) An Sieges-Kraͤutzen reich und duͤrfftig an Gewand.
Cernimus pulchritudinem quamvis ſordido obtectam.
Huic ſpecioſa facies eſt: poteſt mendicus formoſus eſſe.
Omnia aliena ſunt: non qui parum habet, ſed qui plus cupit, pauper eſt.
Illa non eſt paupertas, ſi læta eſt.
Lex naturæ ſcis quos terminos nobis conſtituit? non eſurire, non ſitire, non algere.
Non ſplendeat Toga, nihil habeamus, quod cum magno emo- lumento inſidiatoris eripi poſſit.
Cum voles veram hominis æſtimationem inire & ſcire quis ſit, nudum reſpice.
Nudos videbis Deos, omnia dantes, nihil habentes.
Atletæ ut vires cædentis exhauriant, nudari ſe patiuntur.
16. Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0306"n="206"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g"><hirendition="#aq">ADIMARI</hi></hi></fw><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">15. Die Schoͤne Zerriſſene.</hi></head><lb/><l><hirendition="#in">E</hi>s mag ſich wer da will in ſtoltzen Purpur kleiden/</l><lb/><l>In theurer Wuͤrme Grab lebendig huͤllen ein:</l><lb/><l>Du ſchoͤne Bettlerin kanſt nackend ſchoͤner ſeyn/</l><lb/><l>Darffſt fremder Hoffart Schmuck im wenigſten beneiden.</l><lb/><l>Die Sonne/ wenn ſich izt die dicken Wolcken ſcheiden/</l><lb/><l>Giebt durch zurißnen Flor den angenehmen Schein;</l><lb/><l>Hier kan die brennende Begier am Helffenbein</l><lb/><l>Der Glieder hin und her mit Luſt die Augen weyden.</l><lb/><l>Das Luſt-Hauß deiner Bruſt/ der Garten deiner Schoß/</l><lb/><l>Mit Lumpen nur umſchraͤnckt/ umzaͤunt mit Spinnen-We-</l><lb/><l><hirendition="#c">ben/</hi></l><lb/><l>Giebt uns den reichen Schmuck von tauſend Blumen bloß.</l><lb/><l>So pflagen ſich in Streit die Kaͤmpffer zu begeben/</l><lb/><l>(Diß Kleid geht auch der Lieb’ am beſten an die Hand/)</l><lb/><l>An Sieges-Kraͤutzen reich und duͤrfftig an Gewand.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#aq">Cernimus pulchritudinem quamvis ſordido obtectam.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Huic ſpecioſa facies eſt: poteſt mendicus formoſus eſſe.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Omnia aliena ſunt: non qui parum habet, ſed qui plus cupit,<lb/>
pauper eſt.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Illa non eſt paupertas, ſi læta eſt.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Lex naturæ ſcis quos terminos nobis conſtituit? non eſurire,<lb/>
non ſitire, non algere.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Non ſplendeat Toga, nihil habeamus, quod cum magno emo-<lb/>
lumento inſidiatoris eripi poſſit.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Quàm minimum ſit in corpore tuo ſpoliorum.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Nudum latro transmittit. Nudum & infirmum ſocietas<lb/>
munit.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Cum voles veram hominis æſtimationem inire &ſcire quis ſit,<lb/>
nudum reſpice.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Nudos videbis Deos, omnia dantes, nihil habentes.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Atletæ ut vires cædentis exhauriant, nudari ſe patiuntur.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">16. Die</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[206/0306]
ADIMARI
15. Die Schoͤne Zerriſſene.
Es mag ſich wer da will in ſtoltzen Purpur kleiden/
In theurer Wuͤrme Grab lebendig huͤllen ein:
Du ſchoͤne Bettlerin kanſt nackend ſchoͤner ſeyn/
Darffſt fremder Hoffart Schmuck im wenigſten beneiden.
Die Sonne/ wenn ſich izt die dicken Wolcken ſcheiden/
Giebt durch zurißnen Flor den angenehmen Schein;
Hier kan die brennende Begier am Helffenbein
Der Glieder hin und her mit Luſt die Augen weyden.
Das Luſt-Hauß deiner Bruſt/ der Garten deiner Schoß/
Mit Lumpen nur umſchraͤnckt/ umzaͤunt mit Spinnen-We-
ben/
Giebt uns den reichen Schmuck von tauſend Blumen bloß.
So pflagen ſich in Streit die Kaͤmpffer zu begeben/
(Diß Kleid geht auch der Lieb’ am beſten an die Hand/)
An Sieges-Kraͤutzen reich und duͤrfftig an Gewand.
Cernimus pulchritudinem quamvis ſordido obtectam.
Huic ſpecioſa facies eſt: poteſt mendicus formoſus eſſe.
Omnia aliena ſunt: non qui parum habet, ſed qui plus cupit,
pauper eſt.
Illa non eſt paupertas, ſi læta eſt.
Lex naturæ ſcis quos terminos nobis conſtituit? non eſurire,
non ſitire, non algere.
Non ſplendeat Toga, nihil habeamus, quod cum magno emo-
lumento inſidiatoris eripi poſſit.
Quàm minimum ſit in corpore tuo ſpoliorum.
Nudum latro transmittit. Nudum & infirmum ſocietas
munit.
Cum voles veram hominis æſtimationem inire & ſcire quis ſit,
nudum reſpice.
Nudos videbis Deos, omnia dantes, nihil habentes.
Atletæ ut vires cædentis exhauriant, nudari ſe patiuntur.
16. Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/306>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.