Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 12. Die Schöne Krätzigte. Wenn Perlen-Schnecken auch von Purpur schwanger schie- nen/ Wenn Alabaster sich vermengte mit Porphir/ Wenn ihrem Venus-Blutt und des Zinobers Zier Die Rose sezte bey den Schnee der Gelsaminen/ Wenn ihr die Lilien zum Hemmet müsten dienen/ Sie giengen rothem Gold und hellem Demant für: So eben weiset sich der weisse Leib an dir/ Besprenget mit Coralln und bluttenden Rubinen. Du scheinst an deiner Haut ein Tiger-Thier zu seyn. (Mit deiner Grausamkeit stimmt solche Kleidung ein/) Ein Himmel aber auch besät mit tausend Sternen. Du kanst aus eignem Schmertz izt fremde Qual erlernen: Wenn du dir selber reißst das zarte Fell entzwey/ So dencke/ wie manch Hertz von dir zerrissen sey. Imperari dolori silentium non potest. Sen. Contr. Non venit vulnus ad cicatricem, in quo medicamenta tentan- Malignus comes, quamvis candido & fimplici, rubiginem Ulcera quaedam nocituras manus appetunt, & tactu gaudent: Ulcera mea etiamsi sanata non sunt, serpere desierunt. Ep. 8. Non ignara mali miseris succurrere disco. Virgil. Quibusdam aegris gratulatio fit, cum se ipsos aegros esse sense- 13. Die
Schertz-Sonnette. 12. Die Schoͤne Kraͤtzigte. Wenn Perlen-Schnecken auch von Purpur ſchwanger ſchie- nen/ Wenn Alabaſter ſich vermengte mit Porphir/ Wenn ihrem Venus-Blutt und des Zinobers Zier Die Roſe ſezte bey den Schnee der Gelſaminen/ Wenn ihr die Lilien zum Hemmet muͤſten dienen/ Sie giengen rothem Gold und hellem Demant fuͤr: So eben weiſet ſich der weiſſe Leib an dir/ Beſprenget mit Coralln und bluttenden Rubinen. Du ſcheinſt an deiner Haut ein Tiger-Thier zu ſeyn. (Mit deiner Grauſamkeit ſtimmt ſolche Kleidung ein/) Ein Himmel aber auch beſaͤt mit tauſend Sternen. Du kanſt aus eignem Schmertz izt fremde Qual erlernen: Wenn du dir ſelber reißſt das zarte Fell entzwey/ So dencke/ wie manch Hertz von dir zerriſſen ſey. Imperari dolori ſilentium non poteſt. Sen. Contr. Non venit vulnus ad cicatricem, in quo medicamenta tentan- Malignus comes, quamvis candido & fimplici, rubiginem Ulcera quædam nocituras manus appetunt, & tactu gaudent: Ulcera mea etiamſi ſanata non ſunt, ſerpere deſierunt. Ep. 8. Non ignara mali miſeris ſuccurrere diſco. Virgil. Quibusdam ægris gratulatio fit, cum ſe ipſos ægros eſſe ſenſe- 13. Die
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Schertz-Sonnette.
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So eben weiſet ſich der weiſſe Leib an dir/
Beſprenget mit Coralln und bluttenden Rubinen.
Du ſcheinſt an deiner Haut ein Tiger-Thier zu ſeyn.
(Mit deiner Grauſamkeit ſtimmt ſolche Kleidung ein/)
Ein Himmel aber auch beſaͤt mit tauſend Sternen.
Du kanſt aus eignem Schmertz izt fremde Qual erlernen:
Wenn du dir ſelber reißſt das zarte Fell entzwey/
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Imperari dolori ſilentium non poteſt. Sen. Contr.
Non venit vulnus ad cicatricem, in quo medicamenta tentan-
tur. Sen. Ep. 2.
Malignus comes, quamvis candido & fimplici, rubiginem
ſuam affricuit. Ep. 7.
Ulcera quædam nocituras manus appetunt, & tactu gaudent:
non aliter dixerim voluptati eſſe laborem, vexationemque. Sen.
de Tranq.
Ulcera mea etiamſi ſanata non ſunt, ſerpere deſierunt. Ep. 8.
Non ignara mali miſeris ſuccurrere diſco. Virgil.
Quibusdam ægris gratulatio fit, cum ſe ipſos ægros eſſe ſenſe-
runt. Ep. 6.
13. Die
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/303>, abgerufen am 05.07.2024. |