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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Wo ich dir iemahl mit heiligem Hertzen
Habe geräuchert geweyhete Kertzen/
Straffe durch Meineyd verräthrischer Hand
Weiblicher Treue zurissenes Band.
Diana hörte zu voll Zorn und voll Erbarmen/
Fasst ihren Bogen an mit den ergrimmten Armen/
Schoß in Arcadiens des armen Landes Schooß
Uns fremde Todes-Pfeil in grosser Menge loß.
Es sturben unbeweint/ ohn Hülffe/ Jung und Alt
Ohn Unterscheid der Zeit/ der Kräffte/ der Gestalt.
Die Mittel waren schwach/ das Gegen-Gifft umsunst/
Das Fliehen war zu spat/ vergebens alle Kunst.
Offt fiel der Arzt im Werck auff seines Krancken Bette/
Und wie man vor gelebt/ so starb man in die Wette.
Der Himmel kont allein der Sache finden Rath/
Den man auch seinen Schluß uns zu entdecken bat.
Die Antwort folgt alsbald/ die zwar genungsam klar
Doch grausam überaus und voller Schrecken war:
Es würde Zinthia nicht weiter sich ergrimmen/
Wenn sie das falsche Blutt Lucrinens sähe schwimmen/
Selbst durch Amintas Hand getragen auffs Altar.
Doch wäre sie befreyt/ wenn aus der Schäffer Schaar/
Die dieses Land gezeugt/ sie einer retten wolte.
Lucrina die gedacht/ daß vor sie sterben solte
Ihr neu-geliebter Hirt/ als sie umsonst geschrien/
Geweinet und geklagt/ ward öffentlich dahin
Geführet zum Altar: Sie beugte zu den Füssen/
Die ihr so lange Zeit vergebens nachgehn müssen/
Mit Zittern ihren Fuß/ sezt auff die Knie nieder
Die unbeholffne Last der Ohnmachts-vollen Glieder/
Starb allbereit vor Furcht/ erwartet aller bleich
Von der erzörnten Hand den Streich.
Amintas unverzagt griff an sein heilges Eisen/
Der Wangen Röthe must der Sinnen Feuer weisen/
Er wandte sich zu Ihr/ und sprach sie seufftzend an:
Dein Elend weiset dir izt/ was du hast gethan:
Wen du geliebet hast/ und wen du hast verlassen/
Kanstu im Augenschein aus diesem Streiche fassen.
So
GUARINI
Wo ich dir iemahl mit heiligem Hertzen
Habe geraͤuchert geweyhete Kertzen/
Straffe durch Meineyd verraͤthriſcher Hand
Weiblicher Treue zuriſſenes Band.
Diana hoͤrte zu voll Zorn und voll Erbarmen/
Faſſt ihren Bogen an mit den ergrimmten Armen/
Schoß in Arcadiens des armen Landes Schooß
Uns fremde Todes-Pfeil in groſſer Menge loß.
Es ſturben unbeweint/ ohn Huͤlffe/ Jung und Alt
Ohn Unterſcheid der Zeit/ der Kraͤffte/ der Geſtalt.
Die Mittel waren ſchwach/ das Gegen-Gifft umſunſt/
Das Fliehen war zu ſpat/ vergebens alle Kunſt.
Offt fiel der Arzt im Werck auff ſeines Krancken Bette/
Und wie man vor gelebt/ ſo ſtarb man in die Wette.
Der Himmel kont allein der Sache finden Rath/
Den man auch ſeinen Schluß uns zu entdecken bat.
Die Antwort folgt alsbald/ die zwar genungſam klar
Doch grauſam uͤberaus und voller Schrecken war:
Es wuͤrde Zinthia nicht weiter ſich ergrimmen/
Wenn ſie das falſche Blutt Lucrinens ſaͤhe ſchwimmen/
Selbſt durch Amintas Hand getragen auffs Altar.
Doch waͤre ſie befreyt/ wenn aus der Schaͤffer Schaar/
Die dieſes Land gezeugt/ ſie einer retten wolte.
Lucrina die gedacht/ daß vor ſie ſterben ſolte
Ihr neu-geliebter Hirt/ als ſie umſonſt geſchrien/
Geweinet und geklagt/ ward oͤffentlich dahin
Gefuͤhret zum Altar: Sie beugte zu den Fuͤſſen/
Die ihr ſo lange Zeit vergebens nachgehn muͤſſen/
Mit Zittern ihren Fuß/ ſezt auff die Knie nieder
Die unbeholffne Laſt der Ohnmachts-vollen Glieder/
Starb allbereit vor Furcht/ erwartet aller bleich
Von der erzoͤrnten Hand den Streich.
Amintas unverzagt griff an ſein heilges Eiſen/
Der Wangen Roͤthe muſt der Sinnen Feuer weiſen/
Er wandte ſich zu Ihr/ und ſprach ſie ſeufftzend an:
Dein Elend weiſet dir izt/ was du haſt gethan:
Wen du geliebet haſt/ und wen du haſt verlaſſen/
Kanſtu im Augenſchein aus dieſem Streiche faſſen.
So
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[24/0124] GUARINI Wo ich dir iemahl mit heiligem Hertzen Habe geraͤuchert geweyhete Kertzen/ Straffe durch Meineyd verraͤthriſcher Hand Weiblicher Treue zuriſſenes Band. Diana hoͤrte zu voll Zorn und voll Erbarmen/ Faſſt ihren Bogen an mit den ergrimmten Armen/ Schoß in Arcadiens des armen Landes Schooß Uns fremde Todes-Pfeil in groſſer Menge loß. Es ſturben unbeweint/ ohn Huͤlffe/ Jung und Alt Ohn Unterſcheid der Zeit/ der Kraͤffte/ der Geſtalt. Die Mittel waren ſchwach/ das Gegen-Gifft umſunſt/ Das Fliehen war zu ſpat/ vergebens alle Kunſt. Offt fiel der Arzt im Werck auff ſeines Krancken Bette/ Und wie man vor gelebt/ ſo ſtarb man in die Wette. Der Himmel kont allein der Sache finden Rath/ Den man auch ſeinen Schluß uns zu entdecken bat. Die Antwort folgt alsbald/ die zwar genungſam klar Doch grauſam uͤberaus und voller Schrecken war: Es wuͤrde Zinthia nicht weiter ſich ergrimmen/ Wenn ſie das falſche Blutt Lucrinens ſaͤhe ſchwimmen/ Selbſt durch Amintas Hand getragen auffs Altar. Doch waͤre ſie befreyt/ wenn aus der Schaͤffer Schaar/ Die dieſes Land gezeugt/ ſie einer retten wolte. Lucrina die gedacht/ daß vor ſie ſterben ſolte Ihr neu-geliebter Hirt/ als ſie umſonſt geſchrien/ Geweinet und geklagt/ ward oͤffentlich dahin Gefuͤhret zum Altar: Sie beugte zu den Fuͤſſen/ Die ihr ſo lange Zeit vergebens nachgehn muͤſſen/ Mit Zittern ihren Fuß/ ſezt auff die Knie nieder Die unbeholffne Laſt der Ohnmachts-vollen Glieder/ Starb allbereit vor Furcht/ erwartet aller bleich Von der erzoͤrnten Hand den Streich. Amintas unverzagt griff an ſein heilges Eiſen/ Der Wangen Roͤthe muſt der Sinnen Feuer weiſen/ Er wandte ſich zu Ihr/ und ſprach ſie ſeufftzend an: Dein Elend weiſet dir izt/ was du haſt gethan: Wen du geliebet haſt/ und wen du haſt verlaſſen/ Kanſtu im Augenſchein aus dieſem Streiche faſſen. So

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/124>, abgerufen am 28.11.2024.