Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vnd der Nothbedrängten zeitlichen vnnd ewigen Heyl auß gnaden auß führen wölle. Demselben grossen Gott seye Lob / Ehr vnd Herrligkeit / von Ewigkeit Ewigkeit. Hierauff so bitten sie dienst- vnd freundlich jhre günstige liebe Herrn Eyd- vnd Bundtsgenossen gemeiner löblichen Eydgnoßschafft / alß friedliebende Interponenten dieser Sachen / sie wöllen dieses der Pündten ehrlich vnd gantz billich Begehren vnd gutwillig Anerbiethen / behertzigen / sie bey jhren Freyheiten schützen / schirmen / vnnd wirumb in die vorige Freyheit Leibes vnd der Seelen / bringen helffen / vnd darbey vnd darbey sich erinnern / wie jhren Voreltern alß freyen Leuthen / da eben von deß Hauß Oesterreichs vnrühigen Nachgesetzten / sie jhrer Vatterländischen Freyheiten wolten beraubt werden / schmertzlichen vorkommen / ein solch edel Kleynoth zuverliehren / vnd deß wegen sie nicht verdencken / daß sie dem Exempel vnnd Vorbild jhrer dapfferen Voreltern / sich der Defension vnderfangen / vnd gewalt mit gewalt biß daher / vertrieben. Sie wolten auch bedencken / daß jhr der Pündten Feind eben solche / ja noch mehr Ansprachen / wo nicht in Politischen / doch in Religionssachen / an sie habe / vnnd deßwegen durch freundlichkeit / vielem nach geben vnd temporisiren / mehr nichts außgericht werde / dann mehrers aufflegen vnd anfordern / auch endlicher leydiger Vndergang / wie solches mit Exempeln werden. Felix quem faciunt aliena pericula cautum. Schließlichen bitten sie alle vnd jede Hohen- vnd Niederstandspersonen zum allerhöchsten vnd vmb Christi willen / sie wollen doch diese der gemeinen drey Pündten eusserste Drangsal / wol bedencken / vnd deß wegen sie in jhrem einbrünstigen Gebett bey dem Allmächtigen / befohlen haben / vnd so es einmahl auff deß Feinds seithen / an einem redlichen / auffrichtigen / stethwehrendem. Frieden ermangeln solte / jhnen die hülffliche Hand bieten / auch nach dem Exempel der alten Christlichen Kirchen / mit einer freywilligen Collect vnd Geldstewer / beyspringen / damit sie also weiter vnder dem Schirm deß Allerhöchsten / jhrem mechtigen Feind widerstehen / die Vormawern deß geliebten Vatterlandts Teutscher Nation / verwahren / vnd sich vnd jederman vor allem feindlichem Gewalt vnd Vberfall verhüten mögen / etc. Pündner von den Oesterreichischen / wider den gemachten Stillstand vnversehens vberfallen. Demnach auff obige Vergleichung zu Chur / der benante 25. Augusti Alten vnnd 4. Sept. N. Cal. herbey gerucket / haben die Eydgnossen / alß friedliebende Interponenten / wie auch gemeine drey Bündt / nach vberschicktem sichern Geleith / solchen Tag besuchen / vnderdessen aber zu erhaltung deß Friedens / die Suspension vnd Einstellung der Waaffen / begehren wollen / vnd alß solches Ertzhertzog Leopold jhme belieben lassen / haben die Pündner sich gleichfals darzu accommodirt: Nicht zwar alß ob jnen vergessen / wie offt sie vnder dergleichen Tractaten biß dahero / angeführet worden: sondern vielmehr daß sie jhnen wegen der ansehenlichen Interponenten / für diß mal nichts vngleiches eynbilden sollen noch wollen. Nichts besto weniger hat Ertzhertzog Leopold seine Armee / so in Teutschen vnd Welschen Regimentern / auch einer grossen anzahl Cossaggen vnd Crabaten bestanden / in der Eyl zusammen führen / vnd an den Pündnerischen Grentzen eynquartieren / darauff mit grossem Gewalt in das vnder Engadin einbrechen / alles niderhawen vnd zu mehrerm schreck en in die Aschen legen lassen / also daß eben dazumalen / da die Interponenten zu Lindaw beysammen / vnd der Anstand allbereit 3. Tag zuvor angangen / der gröste Schaden vnnd Tyranney verübt worden. Dann in dem die Pündner sich erklärt / billiche Friedensmittel anzunehmen / vnd dahero vermeint / die Sachen würden nun zu einem guten End kommen / fielen vnversehens 8. Fahnen zu Fuß vnd in 800. Cossaggen zu Roß / Spanisch vnd Oesterreichisch Volck zu Schlins im niedern Engadin / mit solchem gewalt eyn / daß die der Orten ligende Pündner / jnen nicht Widerstand thun mochten / sondern zu rück in jhre Schantzen wichen / darinn sie nach abbrennung deß Fleckens Schuls den 23. Aug. hinderzogen / plötzlich vberfallen / vnnd in grosser Vnordnung mit ziemblichem verlust darauß getrieben wurden. Wordurch das gemeine Landvolck in ein solchen schrecken gerahten / daß es sich meistentheils mit der Flucht salviert / vnnd das gantze nieder Engadin vnd Tafas verlassen. Darauff daselbs der Feind mit Brennen vnnd Morden / vnverschont der Weiber vnnd Kinder / gantz vnbarmhertzig hausiert. Bey so gestalten Sachen schickte das Bündnerische Kriegsvolck einen Trompeter zum Grafen von Sultz / von jhm / ob er deß Stillstands wegen kein befehl hette / anzuhören. Aber der Trompeter blied darüber 4. Taglang auß / vnd erfogete vnderdessen bey Nächtlicher weil / noch ein Einbruch durch wilde Strassen. Mitlerweil versambleten die Pündner jhr zerstrewetes Volck so gut sie konten / zogen jren Feinden entgegen / lägerten sich an einen ziemblich vortheiligen Paß / vnd vermeinten / es were solches eingefallene Volck nur ein streiffende Rott / die jhnen jhr Vieh vnd die Sommernutzung nehmen wollte: Alß sie aber die Reutter auff Kundschafft auß geschicket / merckten sie den Ernst / vnd spüreten daß ein grosser gewalt vorhanden were / deßwegen sie wider vmb etwas / weil sie sich zum widerstand zu / schwach befanden / zurück wichen: aber die Oesterreichische kamen jhnen auff den Halß. Deßwegen jhre geworbene Soldaten mehren. theils außgerissen: vnd hat sich deren ein theil vber Strela der andere dem Prettigäw zu / der gröste Theil aber in die Herrschafft Meyenfeld vnd das Schweitzerland / sich begeben / also daß sie kümmerlich ein Anzahl derselben zu Saas vnd Küblis aufhalten Pündner werden von den Ertzhertzogischen geschlagen. mögen / zu denen schlugen sich etliche Prettigäwer / welche auf einem Hügel mit den Ertzhertzogischen den 26. Aug. ein starck Treffen heilten / nachden sich dieselbe damals sehr feindselig erze gt/ vnd der Nothbedrängten zeitlichen vnnd ewigen Heyl auß gnaden auß führen wölle. Demselben grossen Gott seye Lob / Ehr vnd Herrligkeit / von Ewigkeit Ewigkeit. Hierauff so bitten sie dienst- vnd freundlich jhre günstige liebe Herrn Eyd- vnd Bundtsgenossen gemeiner löblichen Eydgnoßschafft / alß friedliebende Interponenten dieser Sachen / sie wöllen dieses der Pündten ehrlich vnd gantz billich Begehren vnd gutwillig Anerbiethen / behertzigen / sie bey jhren Freyheiten schützen / schirmen / vnnd wirumb in die vorige Freyheit Leibes vnd der Seelen / bringen helffen / vnd darbey vnd darbey sich erinnern / wie jhren Voreltern alß freyen Leuthen / da eben von deß Hauß Oesterreichs vnrühigen Nachgesetzten / sie jhrer Vatterländischen Freyheiten wolten beraubt werden / schmertzlichen vorkommen / ein solch edel Kleynoth zuverliehren / vnd deß wegen sie nicht verdencken / daß sie dem Exempel vnnd Vorbild jhrer dapfferen Voreltern / sich der Defension vnderfangen / vnd gewalt mit gewalt biß daher / vertrieben. Sie wolten auch bedencken / daß jhr der Pündten Feind eben solche / ja noch mehr Ansprachen / wo nicht in Politischen / doch in Religionssachen / an sie habe / vnnd deßwegen durch freundlichkeit / vielem nach geben vnd temporisiren / mehr nichts außgericht werde / dann mehrers aufflegen vnd anfordern / auch endlicher leydiger Vndergang / wie solches mit Exempeln werden. Felix quem faciunt aliena pericula cautum. Schließlichen bitten sie alle vnd jede Hohen- vnd Niederstandspersonen zum allerhöchsten vnd vmb Christi willen / sie wollen doch diese der gemeinen drey Pündten eusserste Drangsal / wol bedencken / vnd deß wegen sie in jhrem einbrünstigen Gebett bey dem Allmächtigen / befohlen haben / vnd so es einmahl auff deß Feinds seithen / an einem redlichen / auffrichtigen / stethwehrendem. Frieden ermangeln solte / jhnen die hülffliche Hand bieten / auch nach dem Exempel der alten Christlichen Kirchen / mit einer freywilligen Collect vnd Geldstewer / beyspringen / damit sie also weiter vnder dem Schirm deß Allerhöchsten / jhrem mechtigẽ Feind widerstehẽ / die Vormawern deß geliebten Vatterlandts Teutscher Nation / verwahren / vnd sich vnd jederman vor allem feindlichem Gewalt vnd Vberfall verhüten mögen / etc. Pündner von den Oesterreichischen / wider den gemachten Stillstand vnversehens vberfallen. Demnach auff obige Vergleichung zu Chur / der benante 25. Augusti Alten vnnd 4. Sept. N. Cal. herbey gerucket / haben die Eydgnossen / alß friedliebende Interponenten / wie auch gemeine drey Bündt / nach vberschicktem sichern Geleith / solchen Tag besuchen / vnderdessen aber zu erhaltung deß Friedens / die Suspension vnd Einstellung der Waaffen / begehren wollen / vnd alß solches Ertzhertzog Leopold jhme belieben lassen / haben die Pündner sich gleichfals darzu accommodirt: Nicht zwar alß ob jnen vergessen / wie offt sie vnder dergleichen Tractaten biß dahero / angeführet worden: sondern vielmehr daß sie jhnen wegen der ansehenlichẽ Interponenten / für diß mal nichts vngleiches eynbilden sollen noch wollen. Nichts besto weniger hat Ertzhertzog Leopold seine Armee / so in Teutschen vñ Welschen Regimentern / auch einer grossen anzahl Cossaggen vnd Crabaten bestanden / in der Eyl zusammen führen / vnd an den Pündnerischen Grentzen eynquartieren / darauff mit grossem Gewalt in das vnder Engadin einbrechen / alles niderhawen vnd zu mehrerm schreck en in die Aschen legen lassen / also daß eben dazumalen / da die Interponenten zu Lindaw beysammen / vnd der Anstand allbereit 3. Tag zuvor angangen / der gröste Schaden vnnd Tyranney verübt worden. Dann in dem die Pündner sich erklärt / billiche Friedensmittel anzunehmen / vnd dahero vermeint / die Sachen würden nun zu einem guten End kommen / fielen vnversehens 8. Fahnen zu Fuß vnd in 800. Cossaggen zu Roß / Spanisch vñ Oesterreichisch Volck zu Schlins im niedern Engadin / mit solchem gewalt eyn / daß die der Orten ligende Pündner / jnen nicht Widerstand thun mochten / sondern zu rück in jhre Schantzen wichen / darinn sie nach abbrennung deß Fleckens Schuls den 23. Aug. hinderzogen / plötzlich vberfallen / vnnd in grosser Vnordnung mit ziemblichem verlust darauß getrieben wurden. Wordurch das gemeine Landvolck in ein solchen schrecken gerahten / daß es sich meistentheils mit der Flucht salviert / vnnd das gantze nieder Engadin vnd Tafas verlassen. Darauff daselbs der Feind mit Brennen vnnd Morden / vnverschont der Weiber vnnd Kinder / gantz vnbarmhertzig hausiert. Bey so gestalten Sachen schickte das Bündnerische Kriegsvolck einen Trompeter zum Grafen von Sultz / von jhm / ob er deß Stillstands wegen kein befehl hette / anzuhören. Aber der Trompeter blied darüber 4. Taglang auß / vnd erfogete vnderdessen bey Nächtlicher weil / noch ein Einbruch durch wilde Strassen. Mitlerweil versambleten die Pündner jhr zerstrewetes Volck so gut sie konten / zogen jren Feinden entgegen / lägerten sich an einen ziemblich vortheiligen Paß / vnd vermeinten / es were solches eingefallene Volck nur ein streiffende Rott / die jhnen jhr Vieh vnd die Som̃ernutzung nehmen wollte: Alß sie aber die Reutter auff Kundschafft auß geschicket / merckten sie den Ernst / vñ spüreten daß ein grosser gewalt vorhanden were / deßwegen sie wider vmb etwas / weil sie sich zum widerstand zu / schwach befanden / zurück wichen: aber die Oesterreichische kamen jhnen auff den Halß. Deßwegen jhre geworbene Soldaten mehren. theils außgerissen: vnd hat sich deren ein theil vber Strela der andere dem Prettigäw zu / der gröste Theil aber in die Herrschafft Meyenfeld vnd das Schweitzerland / sich begeben / also daß sie küm̃erlich ein Anzahl derselben zu Saas vñ Küblis aufhalten Pündner werden von den Ertzhertzogischen geschlagen. mögen / zu denen schlugen sich etliche Prettigäwer / welche auf einem Hügel mit den Ertzhertzogischen den 26. Aug. ein starck Treffen heilten / nachdẽ sich dieselbe damals sehr feindselig erze gt/ <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0910" n="803"/> vnd der Nothbedrängten zeitlichen vnnd ewigen Heyl auß gnaden auß führen wölle. 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Sie wolten auch bedencken / daß jhr der Pündten Feind eben solche / ja noch mehr Ansprachen / wo nicht in Politischen / doch in Religionssachen / an sie habe / vnnd deßwegen durch freundlichkeit / vielem nach geben vnd temporisiren / mehr nichts außgericht werde / dann mehrers aufflegen vnd anfordern / auch endlicher leydiger Vndergang / wie solches mit Exempeln werden.</p> <p>Felix quem faciunt aliena pericula cautum.</p> <p>Schließlichen bitten sie alle vnd jede Hohen- vnd Niederstandspersonen zum allerhöchsten vnd vmb Christi willen / sie wollen doch diese der gemeinen drey Pündten eusserste Drangsal / wol bedencken / vnd deß wegen sie in jhrem einbrünstigen Gebett bey dem Allmächtigen / befohlen haben / vnd so es einmahl auff deß Feinds seithen / an einem redlichen / auffrichtigen / stethwehrendem. Frieden ermangeln solte / jhnen die hülffliche Hand bieten / auch nach dem Exempel der alten Christlichen Kirchen / mit einer freywilligen Collect vnd Geldstewer / beyspringen / damit sie also weiter vnder dem Schirm deß Allerhöchsten / jhrem mechtigẽ Feind widerstehẽ / die Vormawern deß geliebten Vatterlandts Teutscher Nation / verwahren / vnd sich vnd jederman vor allem feindlichem Gewalt vnd Vberfall verhüten mögen / etc.</p> <p><note place="left">Pündner von den Oesterreichischen / wider den gemachten Stillstand vnversehens vberfallen.</note> Demnach auff obige Vergleichung zu Chur / der benante 25. Augusti Alten vnnd 4. Sept. N. Cal. herbey gerucket / haben die Eydgnossen / alß friedliebende Interponenten / wie auch gemeine drey Bündt / nach vberschicktem sichern Geleith / solchen Tag besuchen / vnderdessen aber zu erhaltung deß Friedens / die Suspension vnd Einstellung der Waaffen / begehren wollen / vnd alß solches Ertzhertzog Leopold jhme belieben lassen / haben die Pündner sich gleichfals darzu accommodirt: Nicht zwar alß ob jnen vergessen / wie offt sie vnder dergleichen Tractaten biß dahero / angeführet worden: sondern vielmehr daß sie jhnen wegen <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> ansehenlichẽ Interponenten / für diß mal nichts vngleiches eynbilden sollen noch wollen. Nichts besto weniger hat Ertzhertzog Leopold seine Armee / so in Teutschen vñ Welschen Regimentern / auch einer grossen anzahl Cossaggen vnd Crabaten bestanden / in der Eyl zusammen führen / vnd an den Pündnerischen Grentzen eynquartieren / darauff mit grossem Gewalt in das vnder Engadin einbrechen / alles niderhawen vnd zu mehrerm schreck en in die Aschen legen lassen / also daß eben dazumalen / da die Interponenten zu Lindaw beysammen / vnd der Anstand allbereit 3. Tag zuvor angangen / der gröste Schaden vnnd Tyranney verübt worden.</p> <p>Dann in dem die Pündner sich erklärt / billiche Friedensmittel anzunehmen / vnd dahero vermeint / die Sachen würden nun zu einem guten End kommen / fielen vnversehens 8. Fahnen zu Fuß vnd in 800. Cossaggen zu Roß / Spanisch vñ Oesterreichisch Volck zu Schlins im niedern Engadin / mit solchem gewalt eyn / daß die der Orten ligende Pündner / jnen nicht Widerstand thun mochten / sondern zu rück in jhre Schantzen wichen / darinn sie nach abbrennung deß Fleckens Schuls den 23. Aug. hinderzogen / plötzlich vberfallen / vnnd in grosser Vnordnung mit ziemblichem verlust darauß getrieben wurden. Wordurch das gemeine Landvolck in ein solchen schrecken gerahten / daß es sich meistentheils mit der Flucht salviert / vnnd das gantze nieder Engadin vnd Tafas verlassen. Darauff daselbs der Feind mit Brennen vnnd Morden / vnverschont der Weiber vnnd Kinder / gantz vnbarmhertzig hausiert.</p> <p>Bey so gestalten Sachen schickte das Bündnerische Kriegsvolck einen Trompeter zum Grafen von Sultz / von jhm / ob er deß Stillstands wegen kein befehl hette / anzuhören. Aber der Trompeter blied darüber 4. Taglang auß / vnd erfogete vnderdessen bey Nächtlicher weil / noch ein Einbruch durch wilde Strassen.</p> <p>Mitlerweil versambleten die Pündner jhr zerstrewetes Volck so gut sie konten / zogen jren Feinden entgegen / lägerten sich an einen ziemblich vortheiligen Paß / vnd vermeinten / es were solches eingefallene Volck nur ein streiffende Rott / die jhnen jhr Vieh vnd die Som̃ernutzung nehmen wollte: Alß sie aber die Reutter auff Kundschafft auß geschicket / merckten sie den Ernst / vñ spüreten daß ein grosser gewalt vorhanden were / deßwegen sie wider vmb etwas / weil sie sich zum widerstand zu / schwach befanden / zurück wichen: aber die Oesterreichische kamen jhnen auff den Halß. Deßwegen jhre geworbene Soldaten mehren. theils außgerissen: vnd hat sich deren ein theil vber Strela der andere dem Prettigäw zu / der gröste Theil aber in die Herrschafft Meyenfeld vnd das Schweitzerland / sich begeben / also daß sie küm̃erlich ein Anzahl derselben zu Saas vñ Küblis aufhalten <note place="right">Pündner werden von den Ertzhertzogischen geschlagen.</note> mögen / zu denen schlugen sich etliche Prettigäwer / welche auf einem Hügel mit den Ertzhertzogischen den 26. Aug. ein starck Treffen heilten / nachdẽ sich dieselbe damals sehr feindselig erze gt/ </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [803/0910]
vnd der Nothbedrängten zeitlichen vnnd ewigen Heyl auß gnaden auß führen wölle. Demselben grossen Gott seye Lob / Ehr vnd Herrligkeit / von Ewigkeit Ewigkeit.
Hierauff so bitten sie dienst- vnd freundlich jhre günstige liebe Herrn Eyd- vnd Bundtsgenossen gemeiner löblichen Eydgnoßschafft / alß friedliebende Interponenten dieser Sachen / sie wöllen dieses der Pündten ehrlich vnd gantz billich Begehren vnd gutwillig Anerbiethen / behertzigen / sie bey jhren Freyheiten schützen / schirmen / vnnd wirumb in die vorige Freyheit Leibes vnd der Seelen / bringen helffen / vnd darbey vnd darbey sich erinnern / wie jhren Voreltern alß freyen Leuthen / da eben von deß Hauß Oesterreichs vnrühigen Nachgesetzten / sie jhrer Vatterländischen Freyheiten wolten beraubt werden / schmertzlichen vorkommen / ein solch edel Kleynoth zuverliehren / vnd deß wegen sie nicht verdencken / daß sie dem Exempel vnnd Vorbild jhrer dapfferen Voreltern / sich der Defension vnderfangen / vnd gewalt mit gewalt biß daher / vertrieben. Sie wolten auch bedencken / daß jhr der Pündten Feind eben solche / ja noch mehr Ansprachen / wo nicht in Politischen / doch in Religionssachen / an sie habe / vnnd deßwegen durch freundlichkeit / vielem nach geben vnd temporisiren / mehr nichts außgericht werde / dann mehrers aufflegen vnd anfordern / auch endlicher leydiger Vndergang / wie solches mit Exempeln werden.
Felix quem faciunt aliena pericula cautum.
Schließlichen bitten sie alle vnd jede Hohen- vnd Niederstandspersonen zum allerhöchsten vnd vmb Christi willen / sie wollen doch diese der gemeinen drey Pündten eusserste Drangsal / wol bedencken / vnd deß wegen sie in jhrem einbrünstigen Gebett bey dem Allmächtigen / befohlen haben / vnd so es einmahl auff deß Feinds seithen / an einem redlichen / auffrichtigen / stethwehrendem. Frieden ermangeln solte / jhnen die hülffliche Hand bieten / auch nach dem Exempel der alten Christlichen Kirchen / mit einer freywilligen Collect vnd Geldstewer / beyspringen / damit sie also weiter vnder dem Schirm deß Allerhöchsten / jhrem mechtigẽ Feind widerstehẽ / die Vormawern deß geliebten Vatterlandts Teutscher Nation / verwahren / vnd sich vnd jederman vor allem feindlichem Gewalt vnd Vberfall verhüten mögen / etc.
Demnach auff obige Vergleichung zu Chur / der benante 25. Augusti Alten vnnd 4. Sept. N. Cal. herbey gerucket / haben die Eydgnossen / alß friedliebende Interponenten / wie auch gemeine drey Bündt / nach vberschicktem sichern Geleith / solchen Tag besuchen / vnderdessen aber zu erhaltung deß Friedens / die Suspension vnd Einstellung der Waaffen / begehren wollen / vnd alß solches Ertzhertzog Leopold jhme belieben lassen / haben die Pündner sich gleichfals darzu accommodirt: Nicht zwar alß ob jnen vergessen / wie offt sie vnder dergleichen Tractaten biß dahero / angeführet worden: sondern vielmehr daß sie jhnen wegen d' ansehenlichẽ Interponenten / für diß mal nichts vngleiches eynbilden sollen noch wollen. Nichts besto weniger hat Ertzhertzog Leopold seine Armee / so in Teutschen vñ Welschen Regimentern / auch einer grossen anzahl Cossaggen vnd Crabaten bestanden / in der Eyl zusammen führen / vnd an den Pündnerischen Grentzen eynquartieren / darauff mit grossem Gewalt in das vnder Engadin einbrechen / alles niderhawen vnd zu mehrerm schreck en in die Aschen legen lassen / also daß eben dazumalen / da die Interponenten zu Lindaw beysammen / vnd der Anstand allbereit 3. Tag zuvor angangen / der gröste Schaden vnnd Tyranney verübt worden.
Pündner von den Oesterreichischen / wider den gemachten Stillstand vnversehens vberfallen. Dann in dem die Pündner sich erklärt / billiche Friedensmittel anzunehmen / vnd dahero vermeint / die Sachen würden nun zu einem guten End kommen / fielen vnversehens 8. Fahnen zu Fuß vnd in 800. Cossaggen zu Roß / Spanisch vñ Oesterreichisch Volck zu Schlins im niedern Engadin / mit solchem gewalt eyn / daß die der Orten ligende Pündner / jnen nicht Widerstand thun mochten / sondern zu rück in jhre Schantzen wichen / darinn sie nach abbrennung deß Fleckens Schuls den 23. Aug. hinderzogen / plötzlich vberfallen / vnnd in grosser Vnordnung mit ziemblichem verlust darauß getrieben wurden. Wordurch das gemeine Landvolck in ein solchen schrecken gerahten / daß es sich meistentheils mit der Flucht salviert / vnnd das gantze nieder Engadin vnd Tafas verlassen. Darauff daselbs der Feind mit Brennen vnnd Morden / vnverschont der Weiber vnnd Kinder / gantz vnbarmhertzig hausiert.
Bey so gestalten Sachen schickte das Bündnerische Kriegsvolck einen Trompeter zum Grafen von Sultz / von jhm / ob er deß Stillstands wegen kein befehl hette / anzuhören. Aber der Trompeter blied darüber 4. Taglang auß / vnd erfogete vnderdessen bey Nächtlicher weil / noch ein Einbruch durch wilde Strassen.
Mitlerweil versambleten die Pündner jhr zerstrewetes Volck so gut sie konten / zogen jren Feinden entgegen / lägerten sich an einen ziemblich vortheiligen Paß / vnd vermeinten / es were solches eingefallene Volck nur ein streiffende Rott / die jhnen jhr Vieh vnd die Som̃ernutzung nehmen wollte: Alß sie aber die Reutter auff Kundschafft auß geschicket / merckten sie den Ernst / vñ spüreten daß ein grosser gewalt vorhanden were / deßwegen sie wider vmb etwas / weil sie sich zum widerstand zu / schwach befanden / zurück wichen: aber die Oesterreichische kamen jhnen auff den Halß. Deßwegen jhre geworbene Soldaten mehren. theils außgerissen: vnd hat sich deren ein theil vber Strela der andere dem Prettigäw zu / der gröste Theil aber in die Herrschafft Meyenfeld vnd das Schweitzerland / sich begeben / also daß sie küm̃erlich ein Anzahl derselben zu Saas vñ Küblis aufhalten mögen / zu denen schlugen sich etliche Prettigäwer / welche auf einem Hügel mit den Ertzhertzogischen den 26. Aug. ein starck Treffen heilten / nachdẽ sich dieselbe damals sehr feindselig erze gt/
Pündner werden von den Ertzhertzogischen geschlagen.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/910>, abgerufen am 28.06.2024. |