Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd mit brennen vbel gehauset hatten. In diesem Treffen wurden die Pündtner geschlagen / dann alß jhre Soldaten nicht Stand halten wolten / sondern allein das Landtvolck im Stich liessen / wurden 5. Fahnen verlohren vnd ein ziembliche Anzahl der Bündtner nidergemacht / also daß hierdurch ein grosser Jammer im Landt angerichtet wurde. Demnach nun solches vorgangen / kame den 30. / Augusti der außgeschickte Trompeter / vnd brachte von dem Graffen von Sultz den bericht: er hette keinen befehl wegen deß Stillstands empfangen. Stracks darauff eroberten die Oesterreichische neben dem Niedern / auch das Ober Engadin / sampt der Herrschafft Meyenfeld vnd dem Prettigäw / biß an die Zollbrück.

Abhandlung auff der Lindawischen Versamblung. Auff dieses sind auff der Lindawischen Versamblung von den Oesterreichischen / nach folgende Articul beschlossen worden:

I. Daß der zehen Gerichtsbund / alß der dritte / gäntzlich cassirt / von den andern zween Bündten abgesondert / vnnd forthin allein dem Hauß Oesterreich / alß Erb-Vnderthanen / zugehörig seyen.

II. Daß das Hauß Oesterreich vnverhindert die Catholische Religion daselbst anrichten möge / vnnd kein andere Sect bey jhren Vnderthanen zugelassen vnd gestattet werden solte.

III. Alle Bündnussen ausserhalb Franckreich / solten cassirt seyn / so viel die Oesterreichische Vnderthanen deß gewesenen zehen Gerichtsbunds concernirt: die vbrigen zween Bünd aber / solten allein bey den alten Verbündnussen bleiben.

IV. Die Besatzungen zu Chur / Meyenfeld vnd den Frontieren / nach notthurfft auff 6. Jahr lang erhalten / doch aber kein newe Fortificationes selbiger Orten vorgenommen / im Brettigäw aber vnnd was dem Hauß Oesterreich gehört / nach notthurfft gebawet werden.

V. Ein Perdon ausserhalb der Rädelsfährer vnd Conspiranten / solte erfolgen.

VI. Des Passes halben mit dem durchziehenden Kriegsvolck / wie auch mit den vbrigen Puncten / solte es hiebevor abgehandelter Meyländischer Capitulation gemäß / gehalten / sonsten aber die Päß aller Orten geöffnet werden / vnd die Commercien wider jhren freyen Gang haben.

Diese Puncten haben der Römisch-Catholische Eydgenossen Abgesandte / wie auch die zween vbrige Bünd / angenommen / die Evangelische aber ad referendum gestellet: vnderdessen solten die Waaffen nidergeleget / vnd auff Ertzhertzog Leopoldi erfolgte Ratification / alles zu obigem Effect gebracht / auch das vbrige Ertzhertzogische Volck / so nicht zur Guarnison gebraucht / abgeführt werden.

Ohne dieses wolte auch das Hauß Oesterreich den Schirm vber den Gotteshauß Bund ansprechen / neben diesem in obern Bund durch seinen Lehenmann / den Herrn von Retzuns / allen Sachen beywohnen / vnd darbey die obere Stell haben.

Diese Sachen kamen den Evangelischen Versamblung zu Baden von den Eydgnossen gehalten. Eydgenossen frembd vor / stelleten deßwegen eine allgemeine Versamblung zu Baden an / darinn sie den Römisch-Catholischen vorhielten: es weren vnderschiedliche Warnungen an sie geschehen / daß es jnen auff gleiche weiß / wie den Pündnern / ergehen würden / vnd würden sie auch / wann man mit den Pündnern vollends fertig / angegriffen vnnd vnder das Joch gebracht werden. Begehrten deßwegen zu wissen / weß sie sich zu jhnen / den Römisch-Catholischen zuverstehen / vnd ob sie / wann sie Feindlich solten angegriffen werden / auch Hülff vnd Beystands von jhnen zugetrösten hetten.

Hierauff antworteten die Abgesandte der Römisch-Catholischen / es were jhnen dergleichen / was sie vorgebracht / nichts vorkommen / wann sie auch etwas / so wider die Evangelische zu Werck seyn solte / vernommen / wollen sie es jhnen in Trewen angemeldet haben: die begehrte Erklärung wegen der Hülff / wolten sie jhren Obern vorbringen / würde jhnen gebührliche Antwort bey Beschluß deß Lindawischen Tags erfolgen. Sonst wolten sie sich jederzeit / wie getrewe Eydgenossen erzeigen. Die Pündner hetten jhnen den Jammer selbsten gemacht / weil sie auff kein Warnen gegeben / vnd dem gemeinen Pöbel den Zaum zu lang gelassen.

Alß nun jene hierauff auff die vollkommene Antwort biß auff Beschluß deß Lindawischen Tags / mit vermelden / daß die Gefahren nicht gering weren / nicht warten wolten / erhielten sie endlich wegen der Hülff vnnd deß Durchzugs halben / von den Römisch-Catholischen gute vertröstung.

Bündner nehmen die Meyländische Capitulation an. Vnlang hernach giengen die vornembste Häupter der Pündner etwas eyn / darwider sie sich zuvor lang gesperret hatten / dann sie entschlossen sich / durch einen sonderbahren empfangenen Befehl / die deß vergangenen Jahrs tractierte / vnd von den besten Patrioten verworffene Meyländische Capitulation / vnder etwas leydenlichen Conditionen / vmb deß besten willen anzunehmen / darmit sie sich hiermit grösserer besorgender Gefahr befreyen möchten.

Schluß der Eydgnossen wider die Juden. In dessen wurde auff einer sonderbaren Versamblung zu Baden ein Schluß wider die Hebreische Juden gemacht / daß dieselbe / jres Landsverderblichen Auffwechsels vnd Arglistigkeit halber / solten auß den Schweitzerischen Landen vnd Gebieten / verwiesen werden.

Polnische Geschichten. Vmb diese Zeit ist in Polen ein gefährlicher Zustand gewesen / dann die Türcken vnnd Tartarn / weil der vor diesem auffgerichtete Frieden zwischen den Polen vnd Türcken / durch deß Türckischen Keysers Oßmanns todt / ein Loch bekommen / sich mit Streiffen vnnd Brennen sehr Feindselig erzeiget / vnnd viel Reussisch Volck weggeführet: auch haben die Vngarn die vor diesem in dem Böhmischen Krieg gedienet / vnd keine Herren hatten / sich bey etlich 1000. zusammen geschlagen / vnd grossen schaden in selbigen Landen gethan.

vnd mit brennen vbel gehauset hatten. In diesem Treffen wurden die Pündtner geschlagen / dann alß jhre Soldaten nicht Stand halten wolten / sondern allein das Landtvolck im Stich liessen / wurden 5. Fahnen verlohren vnd ein ziembliche Anzahl der Bündtner nidergemacht / also daß hierdurch ein grosser Jammer im Landt angerichtet wurde. Demnach nun solches vorgangen / kame den 30. / Augusti der außgeschickte Trompeter / vnd brachte von dem Graffen von Sultz den bericht: er hette keinen befehl wegen deß Stillstands empfangen. Stracks darauff eroberten die Oesterreichische neben dem Niedern / auch das Ober Engadin / sampt der Herrschafft Meyenfeld vnd dem Prettigäw / biß an die Zollbrück.

Abhandlung auff der Lindawischen Versamblung. Auff dieses sind auff der Lindawischen Versamblung von den Oesterreichischen / nach folgende Articul beschlossen worden:

I. Daß der zehen Gerichtsbund / alß der dritte / gäntzlich cassirt / von den andern zween Bündten abgesondert / vnnd forthin allein dem Hauß Oesterreich / alß Erb-Vnderthanen / zugehörig seyen.

II. Daß das Hauß Oesterreich vnverhindert die Catholische Religion daselbst anrichten möge / vnnd kein andere Sect bey jhren Vnderthanen zugelassen vnd gestattet werden solte.

III. Alle Bündnussen ausserhalb Franckreich / solten cassirt seyn / so viel die Oesterreichische Vnderthanen deß gewesenen zehen Gerichtsbunds concernirt: die vbrigen zween Bünd aber / solten allein bey den alten Verbündnussen bleiben.

IV. Die Besatzungen zu Chur / Meyenfeld vnd den Frontieren / nach notthurfft auff 6. Jahr lang erhalten / doch aber kein newe Fortificationes selbiger Orten vorgenommen / im Brettigäw aber vnnd was dem Hauß Oesterreich gehört / nach notthurfft gebawet werden.

V. Ein Perdon ausserhalb der Rädelsfährer vnd Conspiranten / solte erfolgen.

VI. Des Passes halben mit dem durchziehenden Kriegsvolck / wie auch mit den vbrigen Puncten / solte es hiebevor abgehandelter Meyländischer Capitulation gemäß / gehalten / sonsten aber die Päß aller Orten geöffnet werden / vnd die Commercien wider jhren freyen Gang haben.

Diese Puncten haben der Römisch-Catholische Eydgenossen Abgesandte / wie auch die zween vbrige Bünd / angenommen / die Evangelische aber ad referendum gestellet: vnderdessen solten die Waaffen nidergeleget / vnd auff Ertzhertzog Leopoldi erfolgte Ratification / alles zu obigem Effect gebracht / auch das vbrige Ertzhertzogische Volck / so nicht zur Guarnison gebraucht / abgeführt werden.

Ohne dieses wolte auch das Hauß Oesterreich den Schirm vber den Gotteshauß Bund ansprechen / neben diesem in obern Bund durch seinen Lehenmann / den Herrn von Retzuns / allen Sachen beywohnen / vnd darbey die obere Stell haben.

Diese Sachen kamen den Evangelischen Versamblung zu Baden von den Eydgnossen gehalten. Eydgenossen frembd vor / stelleten deßwegen eine allgemeine Versamblung zu Baden an / darinn sie den Römisch-Catholischen vorhielten: es weren vnderschiedliche Warnungen an sie geschehen / daß es jnen auff gleiche weiß / wie den Pündnern / ergehen würden / vnd würden sie auch / wañ man mit den Pündnern vollends fertig / angegriffen vnnd vnder das Joch gebracht werden. Begehrten deßwegen zu wissen / weß sie sich zu jhnen / den Römisch-Catholischen zuverstehen / vnd ob sie / wann sie Feindlich solten angegriffen werden / auch Hülff vnd Beystands von jhnen zugetrösten hetten.

Hierauff antworteten die Abgesandte der Römisch-Catholischen / es were jhnen dergleichen / was sie vorgebracht / nichts vorkommen / wann sie auch etwas / so wider die Evangelische zu Werck seyn solte / vernommen / wollen sie es jhnen in Trewen angemeldet haben: die begehrte Erklärung wegen der Hülff / wolten sie jhren Obern vorbringen / würde jhnen gebührliche Antwort bey Beschluß deß Lindawischen Tags erfolgen. Sonst wolten sie sich jederzeit / wie getrewe Eydgenossen erzeigen. Die Pündner hetten jhnen den Jammer selbsten gemacht / weil sie auff kein Warnen gegeben / vnd dem gemeinen Pöbel den Zaum zu lang gelassen.

Alß nun jene hierauff auff die vollkommene Antwort biß auff Beschluß deß Lindawischen Tags / mit vermelden / daß die Gefahren nicht gering weren / nicht warten wolten / erhielten sie endlich wegen der Hülff vnnd deß Durchzugs halben / von den Römisch-Catholischen gute vertröstung.

Bündner nehmen die Meyländische Capitulation an. Vnlang hernach giengen die vornembste Häupter der Pündner etwas eyn / darwider sie sich zuvor lang gesperret hatten / dann sie entschlossen sich / durch einen sonderbahren empfangenen Befehl / die deß vergangenen Jahrs tractierte / vnd von den besten Patrioten verworffene Meyländische Capitulation / vnder etwas leydenlichen Conditionen / vmb deß besten willen anzunehmen / darmit sie sich hiermit grösserer besorgender Gefahr befreyen möchten.

Schluß der Eydgnossen wider die Juden. In dessen wurde auff einer sonderbaren Versamblung zu Baden ein Schluß wider die Hebreische Juden gemacht / daß dieselbe / jres Landsverderblichen Auffwechsels vnd Arglistigkeit halber / solten auß den Schweitzerischen Landen vnd Gebieten / verwiesen werden.

Polnische Geschichten. Vmb diese Zeit ist in Polen ein gefährlicher Zustand gewesen / dann die Türcken vnnd Tartarn / weil der vor diesem auffgerichtete Frieden zwischen den Polen vnd Türcken / durch deß Türckischen Keysers Oßmanns todt / ein Loch bekommen / sich mit Streiffen vnnd Brennen sehr Feindselig erzeiget / vnnd viel Reussisch Volck weggeführet: auch haben die Vngarn die vor diesem in dem Böhmischen Krieg gedienet / vnd keine Herren hatten / sich bey etlich 1000. zusammen geschlagen / vnd grossen schaden in selbigen Landen gethan.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0911" n="804"/>
vnd mit                      brennen vbel gehauset hatten. In diesem Treffen wurden die Pündtner geschlagen /                      dann alß jhre Soldaten nicht Stand halten wolten / sondern allein das Landtvolck                      im Stich liessen / wurden 5. Fahnen verlohren vnd ein ziembliche Anzahl der                      Bündtner nidergemacht / also daß hierdurch ein grosser Jammer im Landt                      angerichtet wurde. Demnach nun solches vorgangen / kame den 30. / Augusti der                      außgeschickte Trompeter / vnd brachte von dem Graffen von Sultz den bericht: er                      hette keinen befehl wegen deß Stillstands empfangen. Stracks darauff eroberten                      die Oesterreichische neben dem Niedern / auch das Ober Engadin / sampt der                      Herrschafft Meyenfeld vnd dem Prettigäw / biß an die Zollbrück.</p>
          <p><note place="left">Abhandlung auff der Lindawischen Versamblung.</note>                      Auff dieses sind auff der Lindawischen Versamblung von den Oesterreichischen /                      nach folgende Articul beschlossen worden:</p>
          <p>I. Daß der zehen Gerichtsbund / alß der dritte / gäntzlich cassirt / von den                      andern zween Bündten abgesondert / vnnd forthin allein dem Hauß Oesterreich /                      alß Erb-Vnderthanen / zugehörig seyen.</p>
          <p>II. Daß das Hauß Oesterreich vnverhindert die Catholische Religion daselbst                      anrichten möge / vnnd kein andere Sect bey jhren Vnderthanen zugelassen vnd                      gestattet werden solte.</p>
          <p>III. Alle Bündnussen ausserhalb Franckreich / solten cassirt seyn / so viel die                      Oesterreichische Vnderthanen deß gewesenen zehen Gerichtsbunds concernirt: die                      vbrigen zween Bünd aber / solten allein bey den alten Verbündnussen bleiben.</p>
          <p>IV. Die Besatzungen zu Chur / Meyenfeld vnd den Frontieren / nach notthurfft auff                      6. Jahr lang erhalten / doch aber kein newe Fortificationes selbiger Orten                      vorgenommen / im Brettigäw aber vnnd was dem Hauß Oesterreich gehört / nach                      notthurfft gebawet werden.</p>
          <p>V. Ein Perdon ausserhalb der Rädelsfährer vnd Conspiranten / solte erfolgen.</p>
          <p>VI. Des Passes halben mit dem durchziehenden Kriegsvolck / wie auch mit den                      vbrigen Puncten / solte es hiebevor abgehandelter Meyländischer Capitulation                      gemäß / gehalten / sonsten aber die Päß aller Orten geöffnet werden / vnd die                      Commercien wider jhren freyen Gang haben.</p>
          <p>Diese Puncten haben der Römisch-Catholische Eydgenossen Abgesandte / wie auch die                      zween vbrige Bünd / angenommen / die Evangelische aber ad referendum gestellet:                      vnderdessen solten die Waaffen nidergeleget / vnd auff Ertzhertzog Leopoldi                      erfolgte Ratification / alles zu obigem Effect gebracht / auch das vbrige                      Ertzhertzogische Volck / so nicht zur Guarnison gebraucht / abgeführt werden.</p>
          <p>Ohne dieses wolte auch das Hauß Oesterreich den Schirm vber den Gotteshauß Bund                      ansprechen / neben diesem in obern Bund durch seinen Lehenmann / den Herrn von                      Retzuns / allen Sachen beywohnen / vnd darbey die obere Stell haben.</p>
          <p>Diese Sachen kamen den Evangelischen <note place="right">Versamblung zu                          Baden von den Eydgnossen gehalten.</note> Eydgenossen frembd vor / stelleten                      deßwegen eine allgemeine Versamblung zu Baden an / darinn sie den                      Römisch-Catholischen vorhielten: es weren vnderschiedliche Warnungen an sie                      geschehen / daß es jnen auff gleiche weiß / wie den Pündnern / ergehen würden /                      vnd würden sie auch / wan&#x0303; man mit den Pündnern vollends fertig /                      angegriffen vnnd vnder das Joch gebracht werden. Begehrten deßwegen zu wissen /                      weß sie sich zu jhnen / den Römisch-Catholischen zuverstehen / vnd ob sie / wann                      sie Feindlich solten angegriffen werden / auch Hülff vnd Beystands von jhnen                      zugetrösten hetten.</p>
          <p>Hierauff antworteten die Abgesandte der Römisch-Catholischen / es were jhnen                      dergleichen / was sie vorgebracht / nichts vorkommen / wann sie auch etwas / so                      wider die Evangelische zu Werck seyn solte / vernommen / wollen sie es jhnen in                      Trewen angemeldet haben: die begehrte Erklärung wegen der Hülff / wolten sie                      jhren Obern vorbringen / würde jhnen gebührliche Antwort bey Beschluß deß                      Lindawischen Tags erfolgen. Sonst wolten sie sich jederzeit / wie getrewe                      Eydgenossen erzeigen. Die Pündner hetten jhnen den Jammer selbsten gemacht /                      weil sie auff kein Warnen gegeben / vnd dem gemeinen Pöbel den Zaum zu lang                      gelassen.</p>
          <p>Alß nun jene hierauff auff die vollkommene Antwort biß auff Beschluß deß                      Lindawischen Tags / mit vermelden / daß die Gefahren nicht gering weren / nicht                      warten wolten / erhielten sie endlich wegen der Hülff vnnd deß Durchzugs halben                      / von den Römisch-Catholischen gute vertröstung.</p>
          <p><note place="right">Bündner nehmen die Meyländische Capitulation                      an.</note> Vnlang hernach giengen die vornembste Häupter <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Pündner etwas eyn /                      darwider sie sich zuvor lang gesperret hatten / dann sie entschlossen sich /                      durch einen sonderbahren empfangenen Befehl / die deß vergangenen Jahrs                      tractierte / vnd von den besten Patrioten verworffene Meyländische Capitulation                      / vnder etwas leydenlichen Conditionen / vmb deß besten willen anzunehmen /                      darmit sie sich hiermit grösserer besorgender Gefahr befreyen möchten.</p>
          <p><note place="right">Schluß der Eydgnossen wider die Juden.</note> In                      dessen wurde auff einer sonderbaren Versamblung zu Baden ein Schluß wider die                      Hebreische Juden gemacht / daß dieselbe / jres Landsverderblichen Auffwechsels                      vnd Arglistigkeit halber / solten auß den Schweitzerischen Landen vnd Gebieten /                      verwiesen werden.</p>
          <p><note place="right">Polnische Geschichten.</note> Vmb diese Zeit ist in                      Polen ein gefährlicher Zustand gewesen / dann die Türcken vnnd Tartarn / weil                      der vor diesem auffgerichtete Frieden zwischen den Polen vnd Türcken / durch deß                      Türckischen Keysers Oßmanns todt / ein Loch bekommen / sich mit Streiffen vnnd                      Brennen sehr Feindselig erzeiget / vnnd viel Reussisch Volck weggeführet: auch                      haben die Vngarn die vor diesem in dem Böhmischen Krieg gedienet / vnd keine                      Herren hatten / sich bey etlich 1000. zusammen geschlagen / vnd grossen schaden                      in selbigen Landen gethan.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[804/0911] vnd mit brennen vbel gehauset hatten. In diesem Treffen wurden die Pündtner geschlagen / dann alß jhre Soldaten nicht Stand halten wolten / sondern allein das Landtvolck im Stich liessen / wurden 5. Fahnen verlohren vnd ein ziembliche Anzahl der Bündtner nidergemacht / also daß hierdurch ein grosser Jammer im Landt angerichtet wurde. Demnach nun solches vorgangen / kame den 30. / Augusti der außgeschickte Trompeter / vnd brachte von dem Graffen von Sultz den bericht: er hette keinen befehl wegen deß Stillstands empfangen. Stracks darauff eroberten die Oesterreichische neben dem Niedern / auch das Ober Engadin / sampt der Herrschafft Meyenfeld vnd dem Prettigäw / biß an die Zollbrück. Auff dieses sind auff der Lindawischen Versamblung von den Oesterreichischen / nach folgende Articul beschlossen worden: Abhandlung auff der Lindawischen Versamblung. I. Daß der zehen Gerichtsbund / alß der dritte / gäntzlich cassirt / von den andern zween Bündten abgesondert / vnnd forthin allein dem Hauß Oesterreich / alß Erb-Vnderthanen / zugehörig seyen. II. Daß das Hauß Oesterreich vnverhindert die Catholische Religion daselbst anrichten möge / vnnd kein andere Sect bey jhren Vnderthanen zugelassen vnd gestattet werden solte. III. Alle Bündnussen ausserhalb Franckreich / solten cassirt seyn / so viel die Oesterreichische Vnderthanen deß gewesenen zehen Gerichtsbunds concernirt: die vbrigen zween Bünd aber / solten allein bey den alten Verbündnussen bleiben. IV. Die Besatzungen zu Chur / Meyenfeld vnd den Frontieren / nach notthurfft auff 6. Jahr lang erhalten / doch aber kein newe Fortificationes selbiger Orten vorgenommen / im Brettigäw aber vnnd was dem Hauß Oesterreich gehört / nach notthurfft gebawet werden. V. Ein Perdon ausserhalb der Rädelsfährer vnd Conspiranten / solte erfolgen. VI. Des Passes halben mit dem durchziehenden Kriegsvolck / wie auch mit den vbrigen Puncten / solte es hiebevor abgehandelter Meyländischer Capitulation gemäß / gehalten / sonsten aber die Päß aller Orten geöffnet werden / vnd die Commercien wider jhren freyen Gang haben. Diese Puncten haben der Römisch-Catholische Eydgenossen Abgesandte / wie auch die zween vbrige Bünd / angenommen / die Evangelische aber ad referendum gestellet: vnderdessen solten die Waaffen nidergeleget / vnd auff Ertzhertzog Leopoldi erfolgte Ratification / alles zu obigem Effect gebracht / auch das vbrige Ertzhertzogische Volck / so nicht zur Guarnison gebraucht / abgeführt werden. Ohne dieses wolte auch das Hauß Oesterreich den Schirm vber den Gotteshauß Bund ansprechen / neben diesem in obern Bund durch seinen Lehenmann / den Herrn von Retzuns / allen Sachen beywohnen / vnd darbey die obere Stell haben. Diese Sachen kamen den Evangelischen Eydgenossen frembd vor / stelleten deßwegen eine allgemeine Versamblung zu Baden an / darinn sie den Römisch-Catholischen vorhielten: es weren vnderschiedliche Warnungen an sie geschehen / daß es jnen auff gleiche weiß / wie den Pündnern / ergehen würden / vnd würden sie auch / wañ man mit den Pündnern vollends fertig / angegriffen vnnd vnder das Joch gebracht werden. Begehrten deßwegen zu wissen / weß sie sich zu jhnen / den Römisch-Catholischen zuverstehen / vnd ob sie / wann sie Feindlich solten angegriffen werden / auch Hülff vnd Beystands von jhnen zugetrösten hetten. Versamblung zu Baden von den Eydgnossen gehalten. Hierauff antworteten die Abgesandte der Römisch-Catholischen / es were jhnen dergleichen / was sie vorgebracht / nichts vorkommen / wann sie auch etwas / so wider die Evangelische zu Werck seyn solte / vernommen / wollen sie es jhnen in Trewen angemeldet haben: die begehrte Erklärung wegen der Hülff / wolten sie jhren Obern vorbringen / würde jhnen gebührliche Antwort bey Beschluß deß Lindawischen Tags erfolgen. Sonst wolten sie sich jederzeit / wie getrewe Eydgenossen erzeigen. Die Pündner hetten jhnen den Jammer selbsten gemacht / weil sie auff kein Warnen gegeben / vnd dem gemeinen Pöbel den Zaum zu lang gelassen. Alß nun jene hierauff auff die vollkommene Antwort biß auff Beschluß deß Lindawischen Tags / mit vermelden / daß die Gefahren nicht gering weren / nicht warten wolten / erhielten sie endlich wegen der Hülff vnnd deß Durchzugs halben / von den Römisch-Catholischen gute vertröstung. Vnlang hernach giengen die vornembste Häupter d' Pündner etwas eyn / darwider sie sich zuvor lang gesperret hatten / dann sie entschlossen sich / durch einen sonderbahren empfangenen Befehl / die deß vergangenen Jahrs tractierte / vnd von den besten Patrioten verworffene Meyländische Capitulation / vnder etwas leydenlichen Conditionen / vmb deß besten willen anzunehmen / darmit sie sich hiermit grösserer besorgender Gefahr befreyen möchten. Bündner nehmen die Meyländische Capitulation an. In dessen wurde auff einer sonderbaren Versamblung zu Baden ein Schluß wider die Hebreische Juden gemacht / daß dieselbe / jres Landsverderblichen Auffwechsels vnd Arglistigkeit halber / solten auß den Schweitzerischen Landen vnd Gebieten / verwiesen werden. Schluß der Eydgnossen wider die Juden. Vmb diese Zeit ist in Polen ein gefährlicher Zustand gewesen / dann die Türcken vnnd Tartarn / weil der vor diesem auffgerichtete Frieden zwischen den Polen vnd Türcken / durch deß Türckischen Keysers Oßmanns todt / ein Loch bekommen / sich mit Streiffen vnnd Brennen sehr Feindselig erzeiget / vnnd viel Reussisch Volck weggeführet: auch haben die Vngarn die vor diesem in dem Böhmischen Krieg gedienet / vnd keine Herren hatten / sich bey etlich 1000. zusammen geschlagen / vnd grossen schaden in selbigen Landen gethan. Polnische Geschichten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/911
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/911>, abgerufen am 23.11.2024.