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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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chen auff der Steig nicht geschonet. Vnd das noch mehr / vnnachbarlich / ja gantz vnverantwortlich ist / dem Feind die heimlichen Paß / Gäng / Steg vnd Weg / vber Berg vnd Thal gezeiget / die Gerichtsleut / wer reich oder arm / verrahten / vnd andere dergleichen vnthaten mehr verübet / rc. Wie solches alles J. Gnaden auch grad mit dero eygnen Vnderthanen / so vnder Fläsch erschlagen worden / könne erscheint vnd bewiesen werden / etc.

Wann dann solche Vnbill / wider all verhoffen / von jhren nechsten Benachbarten / jhnen widerfahren / alß stehen sie in keinem zweiffel / Jhre Gnaden / alß ein weiser / hochverständiger Herr werde sie der billichen Defension / vnnd erfolgten Vberfalls gnädig nicht verdencken / sondern beneben jhnen dahin trachten / daß alle Freundlichkeit / vnd Nachbarliche Liebe vnd Trew / der Hostilität weit vorgezogen / der liebe Frieden erhalten / vnnd alles widerumb in vorigen stand gerichtet werde. Welches gemeine brey Bünd / vnd nichts liebers / von Hertzen wünschen vnd begehren theten.

Beytag zu Chur. Den 1. Julij ward ein Beytag zu Chur gehalten / auff welchem Gueffier der Frantzösische Ambassador durch seinen Agenten fürbringen lassen / er wölle verschaffen / so ferrn man die Waaffen niederlege / daß gemeinen Pünden jhr abgenommen Landt widerumb restituirt werde / darzu er sampt den Eydgnossen wölle bey Ertzhertzog Leopoldo so viel erlangen / daß Jh. Hochf. Durchl. auch gnädigst jren Consens dahin begeben werde / etc.

Es ist auch zu der freundlichen Composition die Mahlstatt zu Feldkirch ernennet worden. Weil solche aber / alß die ein Oesterreichische Statt / vnd hiemit in deß Feindes Gewalt vnd Landen / gemeinen Pündten verdächtig / auch den Freyheiten / alten Herkommen einer Eydgnoßschafft / in deren vnd anderstwo nit / Eydgnossische Sachen sollen entscheiden werden / zuwider / alß hat man die ernennete Mahlstatt verworffen / vnnd auff der Eydgnossen belieben vnnd gutdüncken / auch auff erforderung zu Baden im Ergöw / alß an einem Ort / das gemeinen streittenden Partheyen wol gelegen / zu erscheinen / vorgeschlagen.

Es hat aber Jh. Hoch fürstl. Durchl. auch die Mahlstatt nicht gefallen wöllen / sondern deß H. Reichs Statt Lindaw / in welcher man den 25. Augusti Alten / vnd den 4. Septem. Newen Cal. zusammen tretten solle / ernennet. Wiewol nun diese Mahlstatt / alß die mit den Oesterreichischen Landen vmbgeben / auch mehr ein Oesterreichische / dann ein Reichstatt gehalten wird / vnnd darzu aussert der Eydgnoß schafft / den Bündnern nicht am besten gefallen / so haben sie doch jhren Eyd vnd Bundsgenossen zu ehren / vnnd dann zu erhaltung deß Friedens / J. Hoch fürstl. Durchl. auch in diesem willfahret / der Hofnung / wie sie die gemeinen drey Bünd nur allein den lieben vnd werthen Frieden suchten / es würden auch dero Hochfürst. Durchl. Räth / anderst nichts alß was billich vnd recht / vnd was mit genugsamen Documenten erwiesen werden könte / vnder dieser Tractation begehren / vnd sich der Gebühr nach / accommodiren lassen / etc.

Wiewol nun gemeine Eydgenossen gern gesehen / wenn von der Friedenstractation allbereit schon vnderhandlung vor langem gepflogen worden / daß man allerseits biß zu Außtrag der Sach / ein Anstand gehalten hette / vnd deß wegen so wohl Schrifftlich / alß durch jhre Gesandten von beyden Partheyen / solches begehrt / hat es doch an J. Hochf. Durchl. nicht mögen erlanget werden. In deme den 1. Augusti ein grosse Anzahl Landsknecht auff Jeß in die Meyenfelder Alpen gefallen / in die 170. schwere Küh / 30. Rinder / vnd 60. Schwein hinweg getrieben / vnnd hiemit gemeinen drey Pündten die Erwiderung abgenötiget / vnd abgetrungen.

Deßwegen die Bundtleuth an vnderschiedlichen Orthen / jhr verlohren Gut / vnderstanden zu holen / darauff Cultura den 8. Augusti vberfallen / etliche nibergehawt / alles geplündert / den Raub hinweg geführt / vnd hernach / weil gleiches jhnen im vndern Engadin widerfahren / angezündt vnd verbrennt.

Den 9. diß hat auch Hauptman Steffan Tiß / bey Tarasp in die 80. stück Viehs abgetrieben / 5. erschlagen / 2. gefangen / alles geplündert / vnd das gantze Dorff / biß an ein eintzig Schewer so vberblieben / in die Aschen gelegt.

So hat auch der General / von Steinsberg auß / ein weiten Weg in die 250. Mann nach Spieß in Tyrol / abgefertiget / welche am Sambstag zu Nacht / war Laurentij Tag / am Morgen vmb 2. Vhr die schlaffende Wacht vber fallen / in die 83. stück grosses Wieh / 300. Geyßen / dreyssig Schwein / 200. Mußqueten / ein grossen Raub von Schmaltz / Fleisch / Haußrath vnd andern Mobilien bekommen / die Soldaten auch an bahrem Gelt / in die 2000. Reichsthaler erobert / vnd endlich ober vnnd nieder Spieß / auff den Grund abgebrannt / vnd hiemit den Feind von den Grentzen getrieben / etc.

Der Pündner Deductionschrifft vber den Händeln so biß hero in jhrem Vatlerland vorgangen. Vmb diese Zeit haben die Pündner eine Deductionschrifft auß gehen lassen / darinn sie weitläuffig dargethan vnd erwiesen / was massen die Inwohner deß zehen Gerichten Bunds von deß Hauses Oesterreich nachgesetzten Obristen vnd Befelchshabern / widerrechtlich vber fallen / in die eusserste Dienstbarkeit gebracht / Tyrannisch tractiert vnd graw samer weiß geplagt / vnd dahero jnen die in der Natur vnd allen Rechten erlaubte Defension / im verwichenen Monat Aprillen abgetrungen worden: welches sie mit vielen Beylagen bescheiniget / auch darbey nacheinander erzehlet / was zwischen beyden Partheyen biß auff die Zeit solcher jrer publicierten Deduction vorgangen / vnd endlich solche mit Nach folgendem beschlossen:

Diese nun / vnd so der Gegentheil anderft nicht haben wil / auch künfftige Mannliche Heldenthaten / hat Gott / vnd wird Gott in dero redlichen Leuthen Schwachheit / dero gestalt würcken / daß die gantze Welt dermahln eins wird bekennen müssen / der Sieg bestehe nit so wol in einem hohen vbermütigem sinn: in grossem Geschütz / Gelt vnd Schätzen: in einer mächtigen / vnd vor der Welt vnvberwindlichen Armada / deren Mitteln die guten Leut

chen auff der Steig nicht geschonet. Vnd das noch mehr / vnnachbarlich / ja gantz vnverantwortlich ist / dem Feind die heimlichẽ Paß / Gäng / Steg vnd Weg / vber Berg vnd Thal gezeiget / die Gerichtsleut / wer reich oder arm / verrahten / vnd andere dergleichen vnthaten mehr verübet / rc. Wie solches alles J. Gnaden auch grad mit dero eygnen Vnderthanen / so vnder Fläsch erschlagen worden / könne erscheint vnd bewiesen werden / etc.

Wann dann solche Vnbill / wider all verhoffen / von jhren nechsten Benachbarten / jhnen widerfahren / alß stehen sie in keinem zweiffel / Jhre Gnaden / alß ein weiser / hochverständiger Herr werde sie der billichen Defension / vnnd erfolgten Vberfalls gnädig nicht verdencken / sondern beneben jhnen dahin trachten / daß alle Freundlichkeit / vnd Nachbarliche Liebe vnd Trew / der Hostilität weit vorgezogen / der liebe Frieden erhalten / vnnd alles widerumb in vorigen stand gerichtet werde. Welches gemeine brey Bünd / vnd nichts liebers / von Hertzen wünschen vñ begehren theten.

Beytag zu Chur. Den 1. Julij ward ein Beytag zu Chur gehalten / auff welchem Gueffier der Frantzösische Ambassador durch seinen Agenten fürbringen lassen / er wölle verschaffen / so ferrn man die Waaffen niederlege / daß gemeinen Pünden jhr abgenommen Landt widerumb restituirt werde / darzu er sampt den Eydgnossen wölle bey Ertzhertzog Leopoldo so viel erlangen / daß Jh. Hochf. Durchl. auch gnädigst jrẽ Consens dahin begebẽ werde / etc.

Es ist auch zu der freundlichen Composition die Mahlstatt zu Feldkirch erneñet worden. Weil solche aber / alß die ein Oesterreichische Statt / vnd hiemit in deß Feindes Gewalt vnd Landen / gemeinen Pündten verdächtig / auch den Freyheiten / alten Herkommen einer Eydgnoßschafft / in deren vnd anderstwo nit / Eydgnossische Sachen sollen entscheiden werden / zuwider / alß hat man die ernennete Mahlstatt verworffen / vnnd auff der Eydgnossen belieben vnnd gutdüncken / auch auff erforderung zu Baden im Ergöw / alß an einem Ort / das gemeinen streittenden Partheyen wol gelegen / zu erscheinen / vorgeschlagen.

Es hat aber Jh. Hoch fürstl. Durchl. auch die Mahlstatt nicht gefallen wöllen / sondern deß H. Reichs Statt Lindaw / in welcher man den 25. Augusti Alten / vnd den 4. Septem. Newen Cal. zusammen tretten solle / ernennet. Wiewol nun diese Mahlstatt / alß die mit den Oesterreichischen Landen vmbgeben / auch mehr ein Oesterreichische / dann ein Reichstatt gehalten wird / vnnd darzu aussert der Eydgnoß schafft / den Bündnern nicht am besten gefallen / so haben sie doch jhren Eyd vnd Bundsgenossen zu ehren / vnnd dann zu erhaltung deß Friedens / J. Hoch fürstl. Durchl. auch in diesem willfahret / der Hofnung / wie sie die gemeinen drey Bünd nur allein den lieben vnd werthen Frieden suchten / es würden auch dero Hochfürst. Durchl. Räth / anderst nichts alß was billich vnd recht / vnd was mit genugsamen Documenten erwiesen werden könte / vnder dieser Tractation begehren / vnd sich der Gebühr nach / accommodiren lassen / etc.

Wiewol nun gemeine Eydgenossen gern gesehen / wenn von der Friedenstractation allbereit schon vnderhandlung vor langem gepflogen worden / daß man allerseits biß zu Außtrag der Sach / ein Anstand gehalten hette / vnd deß wegen so wohl Schrifftlich / alß durch jhre Gesandten von beyden Partheyen / solches begehrt / hat es doch an J. Hochf. Durchl. nicht mögen erlanget werden. In deme den 1. Augusti ein grosse Anzahl Landsknecht auff Jeß in die Meyenfelder Alpen gefallen / in die 170. schwere Küh / 30. Rinder / vnd 60. Schwein hinweg getrieben / vnnd hiemit gemeinen drey Pündten die Erwiderung abgenötiget / vnd abgetrungen.

Deßwegen die Bundtleuth an vnderschiedlichen Orthen / jhr verlohren Gut / vnderstanden zu holen / darauff Cultura den 8. Augusti vberfallen / etliche nibergehawt / alles geplündert / den Raub hinweg geführt / vnd hernach / weil gleiches jhnen im vndern Engadin widerfahren / angezündt vnd verbrennt.

Den 9. diß hat auch Hauptman Steffan Tiß / bey Tarasp in die 80. stück Viehs abgetrieben / 5. erschlagen / 2. gefangen / alles geplündert / vnd das gantze Dorff / biß an ein eintzig Schewer so vberblieben / in die Aschen gelegt.

So hat auch der General / von Steinsberg auß / ein weiten Weg in die 250. Mann nach Spieß in Tyrol / abgefertiget / welche am Sambstag zu Nacht / war Laurentij Tag / am Morgen vmb 2. Vhr die schlaffende Wacht vber fallen / in die 83. stück grosses Wieh / 300. Geyßen / dreyssig Schwein / 200. Mußqueten / ein grossen Raub von Schmaltz / Fleisch / Haußrath vnd andern Mobilien bekommen / die Soldaten auch an bahrem Gelt / in die 2000. Reichsthaler erobert / vnd endlich ober vnnd nieder Spieß / auff den Grund abgebrannt / vnd hiemit den Feind von den Grentzen getrieben / etc.

Der Pündner Deductionschrifft vber den Händeln so biß hero in jhrem Vatlerland vorgangen. Vmb diese Zeit haben die Pündner eine Deductionschrifft auß gehen lassen / darinn sie weitläuffig dargethan vnd erwiesen / was massen die Inwohner deß zehen Gerichten Bunds von deß Hauses Oesterreich nachgesetzten Obristen vnd Befelchshabern / widerrechtlich vber fallen / in die eusserste Dienstbarkeit gebracht / Tyrannisch tractiert vnd graw samer weiß geplagt / vnd dahero jnen die in der Natur vnd allen Rechten erlaubte Defension / im verwichenen Monat Aprillen abgetrungen worden: welches sie mit vielen Beylagen bescheiniget / auch darbey nacheinander erzehlet / was zwischen beyden Partheyen biß auff die Zeit solcher jrer publiciertẽ Deduction vorgangẽ / vñ endlich solche mit Nach folgendem beschlossen:

Diese nun / vnd so der Gegentheil anderft nicht haben wil / auch künfftige Mannliche Heldenthaten / hat Gott / vñ wird Gott in dero redlichen Leuthen Schwachheit / dero gestalt würcken / daß die gantze Welt dermahln eins wird bekennen müssen / der Sieg bestehe nit so wol in einem hohen vbermütigem siñ: in grossem Geschütz / Gelt vñ Schätzen: in einer mächtigen / vnd vor der Welt vnvberwindlichẽ Armada / deren Mitteln die guten Leut

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          <p>Wann dann solche Vnbill / wider all verhoffen / von jhren nechsten Benachbarten /                      jhnen widerfahren / alß stehen sie in keinem zweiffel / Jhre Gnaden / alß ein                      weiser / hochverständiger Herr werde sie der billichen Defension / vnnd                      erfolgten Vberfalls gnädig nicht verdencken / sondern beneben jhnen dahin                      trachten / daß alle Freundlichkeit / vnd Nachbarliche Liebe vnd Trew / der                      Hostilität weit vorgezogen / der liebe Frieden erhalten / vnnd alles widerumb in                      vorigen stand gerichtet werde. Welches gemeine brey Bünd / vnd nichts liebers /                      von Hertzen wünschen vn&#x0303; begehren theten.</p>
          <p><note place="left">Beytag zu Chur.</note> Den 1. Julij ward ein Beytag zu                      Chur gehalten / auff welchem Gueffier der Frantzösische Ambassador durch seinen                      Agenten fürbringen lassen / er wölle verschaffen / so ferrn man die Waaffen                      niederlege / daß gemeinen Pünden jhr abgenommen Landt widerumb restituirt werde                      / darzu er sampt den Eydgnossen wölle bey Ertzhertzog Leopoldo so viel erlangen                      / daß Jh. Hochf. Durchl. auch gnädigst jre&#x0303; Consens dahin begebe&#x0303; werde / etc.</p>
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          <p>Es hat aber Jh. Hoch fürstl. Durchl. auch die Mahlstatt nicht gefallen wöllen /                      sondern deß H. Reichs Statt Lindaw / in welcher man den 25. Augusti Alten / vnd                      den 4. Septem. Newen Cal. zusammen tretten solle / ernennet. Wiewol nun diese                      Mahlstatt / alß die mit den Oesterreichischen Landen vmbgeben / auch mehr ein                      Oesterreichische / dann ein Reichstatt gehalten wird / vnnd darzu aussert der                      Eydgnoß schafft / den Bündnern nicht am besten gefallen / so haben sie doch                      jhren Eyd vnd Bundsgenossen zu ehren / vnnd dann zu erhaltung deß Friedens / J.                      Hoch fürstl. Durchl. auch in diesem willfahret / der Hofnung / wie sie die                      gemeinen drey Bünd nur allein den lieben vnd werthen Frieden suchten / es würden                      auch dero Hochfürst. Durchl. Räth / anderst nichts alß was billich vnd recht /                      vnd was mit genugsamen Documenten erwiesen werden könte / vnder dieser                      Tractation begehren / vnd sich der Gebühr nach / accommodiren lassen / etc.</p>
          <p>Wiewol nun gemeine Eydgenossen gern gesehen / wenn von der Friedenstractation                      allbereit schon vnderhandlung vor langem gepflogen worden / daß man allerseits                      biß zu Außtrag der Sach / ein Anstand gehalten hette / vnd deß wegen so wohl                      Schrifftlich / alß durch jhre Gesandten von beyden Partheyen / solches begehrt /                      hat es doch an J. Hochf. Durchl. nicht mögen erlanget werden. In deme den 1.                      Augusti ein grosse Anzahl Landsknecht auff Jeß in die Meyenfelder Alpen gefallen                      / in die 170. schwere Küh / 30. Rinder / vnd 60. Schwein hinweg getrieben / vnnd                      hiemit gemeinen drey Pündten die Erwiderung abgenötiget / vnd abgetrungen.</p>
          <p>Deßwegen die Bundtleuth an vnderschiedlichen Orthen / jhr verlohren Gut /                      vnderstanden zu holen / darauff Cultura den 8. Augusti vberfallen / etliche                      nibergehawt / alles geplündert / den Raub hinweg geführt / vnd hernach / weil                      gleiches jhnen im vndern Engadin widerfahren / angezündt vnd verbrennt.</p>
          <p>Den 9. diß hat auch Hauptman Steffan Tiß / bey Tarasp in die 80. stück Viehs                      abgetrieben / 5. erschlagen / 2. gefangen / alles geplündert / vnd das gantze                      Dorff / biß an ein eintzig Schewer so vberblieben / in die Aschen gelegt.</p>
          <p>So hat auch der General / von Steinsberg auß / ein weiten Weg in die 250. Mann                      nach Spieß in Tyrol / abgefertiget / welche am Sambstag zu Nacht / war Laurentij                      Tag / am Morgen vmb 2. Vhr die schlaffende Wacht vber fallen / in die 83. stück                      grosses Wieh / 300. Geyßen / dreyssig Schwein / 200. Mußqueten / ein grossen                      Raub von Schmaltz / Fleisch / Haußrath vnd andern Mobilien bekommen / die                      Soldaten auch an bahrem Gelt / in die 2000. Reichsthaler erobert / vnd endlich                      ober vnnd nieder Spieß / auff den Grund abgebrannt / vnd hiemit den Feind von                      den Grentzen getrieben / etc.</p>
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[801/0908] chen auff der Steig nicht geschonet. Vnd das noch mehr / vnnachbarlich / ja gantz vnverantwortlich ist / dem Feind die heimlichẽ Paß / Gäng / Steg vnd Weg / vber Berg vnd Thal gezeiget / die Gerichtsleut / wer reich oder arm / verrahten / vnd andere dergleichen vnthaten mehr verübet / rc. Wie solches alles J. Gnaden auch grad mit dero eygnen Vnderthanen / so vnder Fläsch erschlagen worden / könne erscheint vnd bewiesen werden / etc. Wann dann solche Vnbill / wider all verhoffen / von jhren nechsten Benachbarten / jhnen widerfahren / alß stehen sie in keinem zweiffel / Jhre Gnaden / alß ein weiser / hochverständiger Herr werde sie der billichen Defension / vnnd erfolgten Vberfalls gnädig nicht verdencken / sondern beneben jhnen dahin trachten / daß alle Freundlichkeit / vnd Nachbarliche Liebe vnd Trew / der Hostilität weit vorgezogen / der liebe Frieden erhalten / vnnd alles widerumb in vorigen stand gerichtet werde. Welches gemeine brey Bünd / vnd nichts liebers / von Hertzen wünschen vñ begehren theten. Den 1. Julij ward ein Beytag zu Chur gehalten / auff welchem Gueffier der Frantzösische Ambassador durch seinen Agenten fürbringen lassen / er wölle verschaffen / so ferrn man die Waaffen niederlege / daß gemeinen Pünden jhr abgenommen Landt widerumb restituirt werde / darzu er sampt den Eydgnossen wölle bey Ertzhertzog Leopoldo so viel erlangen / daß Jh. Hochf. Durchl. auch gnädigst jrẽ Consens dahin begebẽ werde / etc. Beytag zu Chur. Es ist auch zu der freundlichen Composition die Mahlstatt zu Feldkirch erneñet worden. Weil solche aber / alß die ein Oesterreichische Statt / vnd hiemit in deß Feindes Gewalt vnd Landen / gemeinen Pündten verdächtig / auch den Freyheiten / alten Herkommen einer Eydgnoßschafft / in deren vnd anderstwo nit / Eydgnossische Sachen sollen entscheiden werden / zuwider / alß hat man die ernennete Mahlstatt verworffen / vnnd auff der Eydgnossen belieben vnnd gutdüncken / auch auff erforderung zu Baden im Ergöw / alß an einem Ort / das gemeinen streittenden Partheyen wol gelegen / zu erscheinen / vorgeschlagen. Es hat aber Jh. Hoch fürstl. Durchl. auch die Mahlstatt nicht gefallen wöllen / sondern deß H. Reichs Statt Lindaw / in welcher man den 25. Augusti Alten / vnd den 4. Septem. Newen Cal. zusammen tretten solle / ernennet. Wiewol nun diese Mahlstatt / alß die mit den Oesterreichischen Landen vmbgeben / auch mehr ein Oesterreichische / dann ein Reichstatt gehalten wird / vnnd darzu aussert der Eydgnoß schafft / den Bündnern nicht am besten gefallen / so haben sie doch jhren Eyd vnd Bundsgenossen zu ehren / vnnd dann zu erhaltung deß Friedens / J. Hoch fürstl. Durchl. auch in diesem willfahret / der Hofnung / wie sie die gemeinen drey Bünd nur allein den lieben vnd werthen Frieden suchten / es würden auch dero Hochfürst. Durchl. Räth / anderst nichts alß was billich vnd recht / vnd was mit genugsamen Documenten erwiesen werden könte / vnder dieser Tractation begehren / vnd sich der Gebühr nach / accommodiren lassen / etc. Wiewol nun gemeine Eydgenossen gern gesehen / wenn von der Friedenstractation allbereit schon vnderhandlung vor langem gepflogen worden / daß man allerseits biß zu Außtrag der Sach / ein Anstand gehalten hette / vnd deß wegen so wohl Schrifftlich / alß durch jhre Gesandten von beyden Partheyen / solches begehrt / hat es doch an J. Hochf. Durchl. nicht mögen erlanget werden. In deme den 1. Augusti ein grosse Anzahl Landsknecht auff Jeß in die Meyenfelder Alpen gefallen / in die 170. schwere Küh / 30. Rinder / vnd 60. Schwein hinweg getrieben / vnnd hiemit gemeinen drey Pündten die Erwiderung abgenötiget / vnd abgetrungen. Deßwegen die Bundtleuth an vnderschiedlichen Orthen / jhr verlohren Gut / vnderstanden zu holen / darauff Cultura den 8. Augusti vberfallen / etliche nibergehawt / alles geplündert / den Raub hinweg geführt / vnd hernach / weil gleiches jhnen im vndern Engadin widerfahren / angezündt vnd verbrennt. Den 9. diß hat auch Hauptman Steffan Tiß / bey Tarasp in die 80. stück Viehs abgetrieben / 5. erschlagen / 2. gefangen / alles geplündert / vnd das gantze Dorff / biß an ein eintzig Schewer so vberblieben / in die Aschen gelegt. So hat auch der General / von Steinsberg auß / ein weiten Weg in die 250. Mann nach Spieß in Tyrol / abgefertiget / welche am Sambstag zu Nacht / war Laurentij Tag / am Morgen vmb 2. Vhr die schlaffende Wacht vber fallen / in die 83. stück grosses Wieh / 300. Geyßen / dreyssig Schwein / 200. Mußqueten / ein grossen Raub von Schmaltz / Fleisch / Haußrath vnd andern Mobilien bekommen / die Soldaten auch an bahrem Gelt / in die 2000. Reichsthaler erobert / vnd endlich ober vnnd nieder Spieß / auff den Grund abgebrannt / vnd hiemit den Feind von den Grentzen getrieben / etc. Vmb diese Zeit haben die Pündner eine Deductionschrifft auß gehen lassen / darinn sie weitläuffig dargethan vnd erwiesen / was massen die Inwohner deß zehen Gerichten Bunds von deß Hauses Oesterreich nachgesetzten Obristen vnd Befelchshabern / widerrechtlich vber fallen / in die eusserste Dienstbarkeit gebracht / Tyrannisch tractiert vnd graw samer weiß geplagt / vnd dahero jnen die in der Natur vnd allen Rechten erlaubte Defension / im verwichenen Monat Aprillen abgetrungen worden: welches sie mit vielen Beylagen bescheiniget / auch darbey nacheinander erzehlet / was zwischen beyden Partheyen biß auff die Zeit solcher jrer publiciertẽ Deduction vorgangẽ / vñ endlich solche mit Nach folgendem beschlossen: Der Pündner Deductionschrifft vber den Händeln so biß hero in jhrem Vatlerland vorgangen. Diese nun / vnd so der Gegentheil anderft nicht haben wil / auch künfftige Mannliche Heldenthaten / hat Gott / vñ wird Gott in dero redlichen Leuthen Schwachheit / dero gestalt würcken / daß die gantze Welt dermahln eins wird bekennen müssen / d' Sieg bestehe nit so wol in einem hohen vbermütigem siñ: in grossem Geschütz / Gelt vñ Schätzen: in einer mächtigen / vnd vor der Welt vnvberwindlichẽ Armada / deren Mitteln die guten Leut

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/908>, abgerufen am 23.11.2024.