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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Vnd weil im vndern Engadin noch 21. Fähnlein Landtsknecht gelegen / ist man rähtig worden dahin zuziehen / vnnd vber die Fluelen den Feind anzugreiffen / darauff man den Castelser Fahnen / das Davoser Landtvolck vnd in die 70. Schanficker / vnder Hauptmann Helren vnnd Hauptmann Flurj Buolen / hinüber geschickt / dal sie gleich in gantze Nacht mit dem Feind scharmutziert / viel niedergehawen vnd verwundt / also daß der Feind sich hindersich zurück / ein wenig reteriren müssen. Vnd alß man den Engadinern zugesprochen / daß sie / wo der Feind anzugreiffen / Steg vnnd Weg zeigen wolten / sind sie vom Feind hindergangen / die Engadiner geschlagrn / ist auch sonsten ein Fendrich mit seinem Fahnen geblieben. Es haben gleich darauff die Pündner den Feind auff eines verfolget / vber das Wasser den Yn getrieben / der Feind hat alsobald die Brücken ein werffen lassen. Darauff in die neun Stund beyderseits gescharmutziert worden / vnd sind auff der Pündtner seithen ein Davoser geblieben / vnd 9. verwundt / auff deß Feinds seythen aber in die 33 erschlagen worden. Darüber der Feind sich widerumb reterirt / vnd im fortmarchiren 2. Häuser verbrennt. Vnderdessen alß der General in dem Montasun dessen berichtet worden / hat er 3. Fähnlein vber Culura / vnd die vbrigen vber Davos in das Engadin auff Süß / abgeordnet. Darauff der Feind sich resolviert / das Landt zu raumen / vnnd hat ein Theil nach S. Martins Bruck / der ander Theil in das Münsterthal sich begeben / da sie sich mit Blockhäusern vnd grossen Schantzen / mechtig bevestiget vnnd verwahret / im Abraysen hat er in Brand gesteckt den Flecken Fernetz / Fetten / Römuß / Schlins / Wunder bey Begräbnuß der erschlagenen Soldaten im Engadin. vnd noch 7. andere Flecken. Vnderdeß haben die Pündner nach dem man sich wie der Feind anzugreiffen / berathschlaget / die erschlagenen Soldaten begraben / auß welchen Gräbern hernach klar Blut / nicht ohne jedermännigliches grosses verwundern / gleich einer Brunnquellen heraus gebrochen. Welches viel für ein böses Omen gehalten / wie sich auch hernach genugsam erwiesen.

Nach obigem ist der General mit der Armee nach S. Martinsbruck gerückt / vnd drey vnderschiedliche mahl den Feind angegriffen, dann nach dem der Balderon im hinunder raysen die Bawren zu Schulß in die Kirchen beruffen / vnd in die 103. auß der Kirchen mit sich hinweg geführt / hat man ver meynd dieselbige wider zubekommen / ist aber weil sie schon in deß Feinds Vortheil kommen / nur ein wenig scharmutziert / vnd hiemit die erste Nachfolg vnd Angriff / vergeblich gewesen. Das andermahl / nach dem der Feind das erste Joch der Brücken auff seiner seithen abgebrannt / sind sie die Pündtner vber einen grossen vnwegsamen Berg in den Feind gefallen / einen Hauptmann sampt 53. Soldaten erschlagen / vnd darauff 2. schöne Doppelhacken / Ober- vnd Vnderwehr / vnnd ein guten theil Munition bekommen / auff der Pündtner seithen ist einer geblieben / vnnd ein Wachtmeister gefangen worden.

Den dritten Angriff haben die Engadiner gethan / vnd sind durch Scharla gegen dem Münsterthal Oesterreichische ziehen den kürtzern im Engadin. gezogen / haben dem Feind 160. Haupt Vieh / abgetrieben / sind aber auch der Pündtner / die sich zu lang gesaumbt / von der Reutterey in die zehen nieder gehawen worden.

Zween Tag hernach ist es erst recht angangen: Dann man widerumb ein hohen Berg in der Nacht erstiegen / am Morgen früh in den Feind / gefallen / den selbigen geflüchtiget / vnd biß gen Nuders hinder das Schloß getrieben. Hauptmann Steffan Tiß ist mit 300. Muß quetierer nach Martinsbruck geschickt worden / welcher so bald die Brück vnd das veste Blockhauß / mit verlust eines Prettigäwers / erobert / in die 40. erschlagen / 13. ertrenckt / 23. gefangen / 3. stück Geschütz / 2. Mörsel / ein klein Feldstücklein / 7. Doppelhacken / vnd ein gute Anzahl an Munition bekommen / den Paß eingenommen vnd befestiget / vnd hiemit dem Feind der Orten den Eingang gäntzlich benommen.

Dieselbige Zeit nemblich den 29. Junij haben auch an andern Orten die Prettigäwer nicht gefeyret / sind auff der Steig auff gebrochen / vnnd hinab gen Balzers vnd Mals gezogen / den Feind auff Guttenberg getrieben / in die 30. Kühe vnnd 17. Roß erbeutet / vnd ohne einiges Manns verletzung / wiewol man starck von Guttenberg mit grossen Stücken auff sie geschossen / auff die Stieg widerumb ankommen. Denselbigen Tag sind auch etliche Soldaten vom entsatz auff der Steig in Trißner Alpen gefallen / alle Butter / so sie in 5. Wochen gemacht / genommen vnd herüber gebracht.

Deß Grafen von hohen Embs Vnderthanen werden von den Bündnern angefochten / vnd auß was Vrsachen solches geschehen. Hierauff schickte den 30. Junij Graff Caspar von hohen Embs / ein Schreiben an die Hauptleuth auff der Steig / in deme er sie erinnert / was massen Jh. Gnaden jederzeit zu gemeinen drey Pündten ein sonderliche Liebe vnd Affection getragen / mit jhnen gute Nachbarschafft gehalten / alle Freund schafft jhnen bewiesen / auch grad jetzunder in diesen Trubeln / so viel Jh. Gn. immer müglich gewesen / von gemeinen drey Pündten abgehebt vnd verhütet. Dahero hette Jh. Gn. im Gegentheil aller Freund- vnd Nachbarschafft sich gegen jhnen auch versehen sollen. Es müsse aber J. Gn. mit bedauren das Widerspiel erfahren / in deme der Zusatz auff der Steig jhme in sein Land gefallen / den Vnderthanen viel Vieh / Butter vnd anders geraubet / rc. Begehre deß halben daß solches wider erstattet / oder doch bezahlt werde / rc. alles mit mehrerm / rc. darauff Jh. Gn. jhn antwort erfolgt / daß man von J. Gn. was dero Person belangen thut / ja alle Trew vnd gute Nachbarschafft erfahren. Was aber Jh. Gn. Vnderthanen belange / die hetten sich mehr dann vnnachbarlich an gemeinen Pündten / sonderlich aber an den Herrschafft Leuten vergriffen / in deme sie dem Feind allen Raub abgenommen vnd behalten / oder zum wenigsten anderstwohin in die Gewarsame verschafft / auch mit stetigem Anmahnen vnd Anligen / sie solten nur dapffer fortfahren / vnd viel herbey bringen / zu aller Feind seligkeit verlocket vnd getrieben / darzu auch den Glocken in der Kir-

Vnd weil im vndern Engadin noch 21. Fähnlein Landtsknecht gelegen / ist man rähtig worden dahin zuziehen / vnnd vber die Fluelen den Feind anzugreiffen / darauff man den Castelser Fahnen / das Davoser Landtvolck vnd in die 70. Schanficker / vnder Hauptmann Helren vnnd Hauptmann Flurj Buolen / hinüber geschickt / dal sie gleich in gantze Nacht mit dem Feind scharmutziert / viel niedergehawen vnd verwundt / also daß der Feind sich hindersich zurück / ein wenig reteriren müssen. Vnd alß man den Engadinern zugesprochen / daß sie / wo der Feind anzugreiffen / Steg vnnd Weg zeigen wolten / sind sie vom Feind hindergangen / die Engadiner geschlagrn / ist auch sonsten ein Fendrich mit seinem Fahnen geblieben. Es haben gleich darauff die Pündner den Feind auff eines verfolget / vber das Wasser den Yn getrieben / der Feind hat alsobald die Brücken ein werffen lassen. Darauff in die neun Stund beyderseits gescharmutziert worden / vnd sind auff der Pündtner seithen ein Davoser geblieben / vnd 9. verwundt / auff deß Feinds seythen aber in die 33 erschlagen worden. Darüber der Feind sich widerumb reterirt / vnd im fortmarchiren 2. Häuser verbrennt. Vnderdessen alß der General in dem Montasun dessen berichtet worden / hat er 3. Fähnlein vber Culura / vnd die vbrigen vber Davos in das Engadin auff Süß / abgeordnet. Darauff der Feind sich resolviert / das Landt zu raumen / vnnd hat ein Theil nach S. Martins Bruck / der ander Theil in das Münsterthal sich begeben / da sie sich mit Blockhäusern vnd grossen Schantzen / mechtig bevestiget vnnd verwahret / im Abraysen hat er in Brand gesteckt den Flecken Fernetz / Fetten / Römuß / Schlins / Wunder bey Begräbnuß der erschlagenen Soldaten im Engadin. vnd noch 7. andere Flecken. Vnderdeß haben die Pündner nach dem man sich wie der Feind anzugreiffen / berathschlaget / die erschlagenen Soldaten begraben / auß welchen Gräbern hernach klar Blut / nicht ohne jedermännigliches grosses verwundern / gleich einer Brunnquellen heraus gebrochen. Welches viel für ein böses Omen gehalten / wie sich auch hernach genugsam erwiesen.

Nach obigem ist der General mit der Armee nach S. Martinsbruck gerückt / vnd drey vnderschiedliche mahl den Feind angegriffen, dañ nach dem der Balderon im hinunder raysen die Bawren zu Schulß in die Kirchen beruffen / vnd in die 103. auß der Kirchen mit sich hinweg geführt / hat man ver meynd dieselbige wider zubekommen / ist aber weil sie schõ in deß Feinds Vortheil kom̃en / nur ein wenig scharmutziert / vnd hiemit die erste Nachfolg vnd Angriff / vergeblich gewesen. Das andermahl / nach dem der Feind das erste Joch der Brücken auff seiner seithen abgebrannt / sind sie die Pündtner vber einen grossen vnwegsamen Berg in den Feind gefallen / einen Hauptmann sampt 53. Soldaten erschlagen / vnd darauff 2. schöne Doppelhacken / Ober- vnd Vnderwehr / vnnd ein guten theil Munition bekommen / auff der Pündtner seithen ist einer geblieben / vnnd ein Wachtmeister gefangen worden.

Den dritten Angriff haben die Engadiner gethan / vnd sind durch Scharla gegen dem Münsterthal Oesterreichische ziehen den kürtzern im Engadin. gezogen / haben dem Feind 160. Haupt Vieh / abgetrieben / sind aber auch der Pündtner / die sich zu lang gesaumbt / von der Reutterey in die zehen nieder gehawen worden.

Zween Tag hernach ist es erst recht angangen: Dann man widerumb ein hohen Berg in der Nacht erstiegen / am Morgen früh in den Feind / gefallen / den selbigen geflüchtiget / vñ biß gen Nuders hinder das Schloß getrieben. Hauptmann Steffan Tiß ist mit 300. Muß quetierer nach Martinsbruck geschickt worden / welcher so bald die Brück vnd das veste Blockhauß / mit verlust eines Prettigäwers / erobert / in die 40. erschlagen / 13. ertrenckt / 23. gefangen / 3. stück Geschütz / 2. Mörsel / ein klein Feldstücklein / 7. Doppelhacken / vnd ein gute Anzahl an Munition bekommen / den Paß eingenommen vnd befestiget / vnd hiemit dem Feind der Orten den Eingang gäntzlich benommen.

Dieselbige Zeit nemblich den 29. Junij haben auch an andern Orten die Prettigäwer nicht gefeyret / sind auff der Steig auff gebrochen / vnnd hinab gen Balzers vnd Mals gezogen / den Feind auff Guttenberg getrieben / in die 30. Kühe vnnd 17. Roß erbeutet / vnd ohne einiges Manns verletzung / wiewol man starck von Guttenberg mit grossen Stücken auff sie geschossen / auff die Stieg widerumb ankommen. Denselbigen Tag sind auch etliche Soldaten vom entsatz auff der Steig in Trißner Alpen gefallen / alle Butter / so sie in 5. Wochen gemacht / genommen vnd herüber gebracht.

Deß Grafen von hohen Embs Vnderthanen werden von den Bündnern angefochten / vnd auß was Vrsachen solches geschehen. Hierauff schickte den 30. Junij Graff Caspar von hohen Embs / ein Schreiben an die Hauptleuth auff der Steig / in deme er sie erinnert / was massen Jh. Gnaden jederzeit zu gemeinen drey Pündten ein sonderliche Liebe vnd Affection getragen / mit jhnen gute Nachbarschafft gehalten / alle Freund schafft jhnen bewiesen / auch grad jetzunder in diesen Trubeln / so viel Jh. Gn. immer müglich gewesen / von gemeinen drey Pündten abgehebt vnd verhütet. Dahero hette Jh. Gn. im Gegentheil aller Freund- vñ Nachbarschafft sich gegen jhnen auch versehen sollen. Es müsse aber J. Gn. mit bedauren das Widerspiel erfahren / in deme der Zusatz auff der Steig jhme in sein Land gefallen / den Vnderthanen viel Vieh / Butter vnd anders geraubet / rc. Begehre deß halben daß solches wider erstattet / oder doch bezahlt werde / rc. alles mit mehrerm / rc. darauff Jh. Gn. jhn antwort erfolgt / daß man von J. Gn. was dero Person belangen thut / ja alle Trew vnd gute Nachbarschafft erfahren. Was aber Jh. Gn. Vnderthanen belange / die hetten sich mehr dañ vnnachbarlich an gemeinen Pündten / sonderlich aber an den Herrschafft Leuten vergriffen / in deme sie dem Feind allen Raub abgenommen vnd behalten / oder zum wenigsten anderstwohin in die Gewarsame verschafft / auch mit stetigem Anmahnen vnd Anligen / sie solten nur dapffer fortfahren / vñ viel herbey bringen / zu aller Feind seligkeit verlocket vñ getrieben / darzu auch den Glocken in der Kir-

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          <p>Vnd weil im vndern Engadin noch 21. Fähnlein Landtsknecht gelegen / ist man                      rähtig worden dahin zuziehen / vnnd vber die Fluelen den Feind anzugreiffen /                      darauff man den Castelser Fahnen / das Davoser Landtvolck vnd in die 70.                      Schanficker / vnder Hauptmann Helren vnnd Hauptmann Flurj Buolen / hinüber                      geschickt / dal sie gleich in gantze Nacht mit dem Feind scharmutziert / viel                      niedergehawen vnd verwundt / also daß der Feind sich hindersich zurück / ein                      wenig reteriren müssen. Vnd alß man den Engadinern zugesprochen / daß sie / wo                      der Feind anzugreiffen / Steg vnnd Weg zeigen wolten / sind sie vom Feind                      hindergangen / die Engadiner geschlagrn / ist auch sonsten ein Fendrich mit                      seinem Fahnen geblieben. Es haben gleich darauff die Pündner den Feind auff                      eines verfolget / vber das Wasser den Yn getrieben / der Feind hat alsobald die                      Brücken ein werffen lassen. Darauff in die neun Stund beyderseits                      gescharmutziert worden / vnd sind auff der Pündtner seithen ein Davoser                      geblieben / vnd 9. verwundt / auff deß Feinds seythen aber in die 33 erschlagen                      worden. Darüber der Feind sich widerumb reterirt / vnd im fortmarchiren 2.                      Häuser verbrennt. Vnderdessen alß der General in dem Montasun dessen berichtet                      worden / hat er 3. Fähnlein vber Culura / vnd die vbrigen vber Davos in das                      Engadin auff Süß / abgeordnet. Darauff der Feind sich resolviert / das Landt zu                      raumen / vnnd hat ein Theil nach S. Martins Bruck / der ander Theil in das                      Münsterthal sich begeben / da sie sich mit Blockhäusern vnd grossen Schantzen /                      mechtig bevestiget vnnd verwahret / im Abraysen hat er in Brand gesteckt den                      Flecken Fernetz / Fetten / Römuß / Schlins / <note place="left">Wunder                          bey Begräbnuß der erschlagenen Soldaten im Engadin.</note> vnd noch 7.                      andere Flecken. Vnderdeß haben die Pündner nach dem man sich wie der Feind                      anzugreiffen / berathschlaget / die erschlagenen Soldaten begraben / auß welchen                      Gräbern hernach klar Blut / nicht ohne jedermännigliches grosses verwundern /                      gleich einer Brunnquellen heraus gebrochen. Welches viel für ein böses Omen                      gehalten / wie sich auch hernach genugsam erwiesen.</p>
          <p>Nach obigem ist der General mit der Armee nach S. Martinsbruck gerückt / vnd drey                      vnderschiedliche mahl den Feind angegriffen, dan&#x0303; nach dem der                      Balderon im hinunder raysen die Bawren zu Schulß in die Kirchen beruffen / vnd                      in die 103. auß der Kirchen mit sich hinweg geführt / hat man ver meynd                      dieselbige wider zubekommen / ist aber weil sie scho&#x0303; in deß                      Feinds Vortheil kom&#x0303;en / nur ein wenig scharmutziert / vnd hiemit                      die erste Nachfolg vnd Angriff / vergeblich gewesen. Das andermahl / nach dem                      der Feind das erste Joch der Brücken auff seiner seithen abgebrannt / sind sie                      die Pündtner vber einen grossen vnwegsamen Berg in den Feind gefallen / einen                      Hauptmann sampt 53. Soldaten erschlagen / vnd darauff 2. schöne Doppelhacken /                      Ober- vnd Vnderwehr / vnnd ein guten theil Munition bekommen / auff der Pündtner                      seithen ist einer geblieben / vnnd ein Wachtmeister gefangen worden.</p>
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          <p>Dieselbige Zeit nemblich den 29. Junij haben auch an andern Orten die Prettigäwer                      nicht gefeyret / sind auff der Steig auff gebrochen / vnnd hinab gen Balzers vnd                      Mals gezogen / den Feind auff Guttenberg getrieben / in die 30. Kühe vnnd 17.                      Roß erbeutet / vnd ohne einiges Manns verletzung / wiewol man starck von                      Guttenberg mit grossen Stücken auff sie geschossen / auff die Stieg widerumb                      ankommen. Denselbigen Tag sind auch etliche Soldaten vom entsatz auff der Steig                      in Trißner Alpen gefallen / alle Butter / so sie in 5. Wochen gemacht / genommen                      vnd herüber gebracht.</p>
          <p><note place="right">Deß Grafen von hohen Embs Vnderthanen werden von den                          Bündnern angefochten / vnd auß was Vrsachen solches geschehen.</note>                      Hierauff schickte den 30. Junij Graff Caspar von hohen Embs / ein Schreiben an                      die Hauptleuth auff der Steig / in deme er sie erinnert / was massen Jh. Gnaden                      jederzeit zu gemeinen drey Pündten ein sonderliche Liebe vnd Affection getragen                      / mit jhnen gute Nachbarschafft gehalten / alle Freund schafft jhnen bewiesen /                      auch grad jetzunder in diesen Trubeln / so viel Jh. Gn. immer müglich gewesen /                      von gemeinen drey Pündten abgehebt vnd verhütet. Dahero hette Jh. Gn. im                      Gegentheil aller Freund- vn&#x0303; Nachbarschafft sich gegen jhnen auch                      versehen sollen. Es müsse aber J. Gn. mit bedauren das Widerspiel erfahren / in                      deme der Zusatz auff der Steig jhme in sein Land gefallen / den Vnderthanen viel                      Vieh / Butter vnd anders geraubet / rc. Begehre deß halben daß solches wider                      erstattet / oder doch bezahlt werde / rc. alles mit mehrerm / rc. darauff Jh.                      Gn. jhn antwort erfolgt / daß man von J. Gn. was dero Person belangen thut / ja                      alle Trew vnd gute Nachbarschafft erfahren. Was aber Jh. Gn. Vnderthanen belange                      / die hetten sich mehr dan&#x0303; vnnachbarlich an gemeinen Pündten /                      sonderlich aber an den Herrschafft Leuten vergriffen / in deme sie dem Feind                      allen Raub abgenommen vnd behalten / oder zum wenigsten anderstwohin in die                      Gewarsame verschafft / auch mit stetigem Anmahnen vnd Anligen / sie solten nur                      dapffer fortfahren / vn&#x0303; viel herbey bringen / zu aller Feind                      seligkeit verlocket vn&#x0303; getrieben / darzu auch den Glocken in der                              Kir-
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[800/0907] Vnd weil im vndern Engadin noch 21. Fähnlein Landtsknecht gelegen / ist man rähtig worden dahin zuziehen / vnnd vber die Fluelen den Feind anzugreiffen / darauff man den Castelser Fahnen / das Davoser Landtvolck vnd in die 70. Schanficker / vnder Hauptmann Helren vnnd Hauptmann Flurj Buolen / hinüber geschickt / dal sie gleich in gantze Nacht mit dem Feind scharmutziert / viel niedergehawen vnd verwundt / also daß der Feind sich hindersich zurück / ein wenig reteriren müssen. Vnd alß man den Engadinern zugesprochen / daß sie / wo der Feind anzugreiffen / Steg vnnd Weg zeigen wolten / sind sie vom Feind hindergangen / die Engadiner geschlagrn / ist auch sonsten ein Fendrich mit seinem Fahnen geblieben. Es haben gleich darauff die Pündner den Feind auff eines verfolget / vber das Wasser den Yn getrieben / der Feind hat alsobald die Brücken ein werffen lassen. Darauff in die neun Stund beyderseits gescharmutziert worden / vnd sind auff der Pündtner seithen ein Davoser geblieben / vnd 9. verwundt / auff deß Feinds seythen aber in die 33 erschlagen worden. Darüber der Feind sich widerumb reterirt / vnd im fortmarchiren 2. Häuser verbrennt. Vnderdessen alß der General in dem Montasun dessen berichtet worden / hat er 3. Fähnlein vber Culura / vnd die vbrigen vber Davos in das Engadin auff Süß / abgeordnet. Darauff der Feind sich resolviert / das Landt zu raumen / vnnd hat ein Theil nach S. Martins Bruck / der ander Theil in das Münsterthal sich begeben / da sie sich mit Blockhäusern vnd grossen Schantzen / mechtig bevestiget vnnd verwahret / im Abraysen hat er in Brand gesteckt den Flecken Fernetz / Fetten / Römuß / Schlins / vnd noch 7. andere Flecken. Vnderdeß haben die Pündner nach dem man sich wie der Feind anzugreiffen / berathschlaget / die erschlagenen Soldaten begraben / auß welchen Gräbern hernach klar Blut / nicht ohne jedermännigliches grosses verwundern / gleich einer Brunnquellen heraus gebrochen. Welches viel für ein böses Omen gehalten / wie sich auch hernach genugsam erwiesen. Wunder bey Begräbnuß der erschlagenen Soldaten im Engadin. Nach obigem ist der General mit der Armee nach S. Martinsbruck gerückt / vnd drey vnderschiedliche mahl den Feind angegriffen, dañ nach dem der Balderon im hinunder raysen die Bawren zu Schulß in die Kirchen beruffen / vnd in die 103. auß der Kirchen mit sich hinweg geführt / hat man ver meynd dieselbige wider zubekommen / ist aber weil sie schõ in deß Feinds Vortheil kom̃en / nur ein wenig scharmutziert / vnd hiemit die erste Nachfolg vnd Angriff / vergeblich gewesen. Das andermahl / nach dem der Feind das erste Joch der Brücken auff seiner seithen abgebrannt / sind sie die Pündtner vber einen grossen vnwegsamen Berg in den Feind gefallen / einen Hauptmann sampt 53. Soldaten erschlagen / vnd darauff 2. schöne Doppelhacken / Ober- vnd Vnderwehr / vnnd ein guten theil Munition bekommen / auff der Pündtner seithen ist einer geblieben / vnnd ein Wachtmeister gefangen worden. Den dritten Angriff haben die Engadiner gethan / vnd sind durch Scharla gegen dem Münsterthal gezogen / haben dem Feind 160. Haupt Vieh / abgetrieben / sind aber auch der Pündtner / die sich zu lang gesaumbt / von der Reutterey in die zehen nieder gehawen worden. Oesterreichische ziehen den kürtzern im Engadin. Zween Tag hernach ist es erst recht angangen: Dann man widerumb ein hohen Berg in der Nacht erstiegen / am Morgen früh in den Feind / gefallen / den selbigen geflüchtiget / vñ biß gen Nuders hinder das Schloß getrieben. Hauptmann Steffan Tiß ist mit 300. Muß quetierer nach Martinsbruck geschickt worden / welcher so bald die Brück vnd das veste Blockhauß / mit verlust eines Prettigäwers / erobert / in die 40. erschlagen / 13. ertrenckt / 23. gefangen / 3. stück Geschütz / 2. Mörsel / ein klein Feldstücklein / 7. Doppelhacken / vnd ein gute Anzahl an Munition bekommen / den Paß eingenommen vnd befestiget / vnd hiemit dem Feind der Orten den Eingang gäntzlich benommen. Dieselbige Zeit nemblich den 29. Junij haben auch an andern Orten die Prettigäwer nicht gefeyret / sind auff der Steig auff gebrochen / vnnd hinab gen Balzers vnd Mals gezogen / den Feind auff Guttenberg getrieben / in die 30. Kühe vnnd 17. Roß erbeutet / vnd ohne einiges Manns verletzung / wiewol man starck von Guttenberg mit grossen Stücken auff sie geschossen / auff die Stieg widerumb ankommen. Denselbigen Tag sind auch etliche Soldaten vom entsatz auff der Steig in Trißner Alpen gefallen / alle Butter / so sie in 5. Wochen gemacht / genommen vnd herüber gebracht. Hierauff schickte den 30. Junij Graff Caspar von hohen Embs / ein Schreiben an die Hauptleuth auff der Steig / in deme er sie erinnert / was massen Jh. Gnaden jederzeit zu gemeinen drey Pündten ein sonderliche Liebe vnd Affection getragen / mit jhnen gute Nachbarschafft gehalten / alle Freund schafft jhnen bewiesen / auch grad jetzunder in diesen Trubeln / so viel Jh. Gn. immer müglich gewesen / von gemeinen drey Pündten abgehebt vnd verhütet. Dahero hette Jh. Gn. im Gegentheil aller Freund- vñ Nachbarschafft sich gegen jhnen auch versehen sollen. Es müsse aber J. Gn. mit bedauren das Widerspiel erfahren / in deme der Zusatz auff der Steig jhme in sein Land gefallen / den Vnderthanen viel Vieh / Butter vnd anders geraubet / rc. Begehre deß halben daß solches wider erstattet / oder doch bezahlt werde / rc. alles mit mehrerm / rc. darauff Jh. Gn. jhn antwort erfolgt / daß man von J. Gn. was dero Person belangen thut / ja alle Trew vnd gute Nachbarschafft erfahren. Was aber Jh. Gn. Vnderthanen belange / die hetten sich mehr dañ vnnachbarlich an gemeinen Pündten / sonderlich aber an den Herrschafft Leuten vergriffen / in deme sie dem Feind allen Raub abgenommen vnd behalten / oder zum wenigsten anderstwohin in die Gewarsame verschafft / auch mit stetigem Anmahnen vnd Anligen / sie solten nur dapffer fortfahren / vñ viel herbey bringen / zu aller Feind seligkeit verlocket vñ getrieben / darzu auch den Glocken in der Kir- Deß Grafen von hohen Embs Vnderthanen werden von den Bündnern angefochten / vnd auß was Vrsachen solches geschehen.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/907>, abgerufen am 23.11.2024.