Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.man einem Soldaten je vber den andern Tag ein Mäßlein Rocken. Diesen Tag sind zu Chur zu Roß vnd Fuß vber die 1000. Spanier ankommen / welche von vntrewen Landkindern dem Ritter Gojer / vnd jungen Martin Camenisch in das Landt geführt / jhnen auch Steg vnd Weg gezeigt worden. Spanische fallen ins Schanfick. Den ersten tag May / sind die Spanier vnnd Landtsknecht in grosser menge in das Schanfick gefallen / haben bey Maladers / dahin ein theil deß Landvolcks mit Prügeln geloffen / in die drey Stund ein harten Kampff mit einander gehalten / doch endlichen haben die Schanficker sich reteriren vnnd mehrer hülff erwarten müssen / dann das vbrig Landtvolck dem Feldbaw abgewartet / vnd sich keines Vberfalls versehen. Darüber der Feind ein grossen Raub / sonderlich in die acht hundert stück klein vnnd groß Vieh bekommen / vnd selbigen abend in Chur gebracht / auch Maladers in brand gesteckt. Vnd weiln es jhnen den ersten Tag gelungen / sind sie den andern Tag wider mit grosser Macht in das Thal gefallen / vnd die Dörffer Calfereisen / Castiel / Payst / Lün / S. Peter / vnnd Molinis / sampt allen Ställen in die Aschen gelegt / vnnd hiemit das arme vnbewehrte Volck / in eusserste Armut / Jammer vnd Elend gebracht. Hierauff sind die arme Leuth dermassen erschrocken / daß sie sich so bald entschlossen / etliche auß jhren Mitteln zu dem Obristen Baldiron zu schicken / vnd vnderthänig vmb gnad vnd befristung jhres Lebens zu bitten. Hierauff jhnen in Schrifften volgende Antwort ertheilt worden. Schanficker bitten beym Balderon vmb gnad. Adj den 9. May 1622. sind vor Jh. Gnaden Herrn Obersten Baldiron etliche Nachbarn / vnd Agenten deß hohen Gerichts S. Peter im Schanfick vnd Langenweiß / auff vorgehenden begehrten / vnnd auß gnaden erlaubten saluum conductum, erschienen / vnnd für sich selbst / auch jhre Mitnachbarn / Weib vnnd Kinder / begehrt vnd gebetten / man wölle sie widerumb zu gnaden auffnehmen: mit anerbieten / daß sie sich hinfüro alß getrewe / gehorsame Vnderthanen gegen jhrem Herrn vnd Landtsfürsten erzeigen / vnnd beständig verhalten wöllen. Balderons Erklärung. Hierauff haben Jh. Gnaden ermelter Herr Oberst an sie begehrt / daß sie alßbald jhre Wehr vnd Waaffen / so wol die jenigen / so sie verschienen Herbst versteckt / verschlagen vnd hinderhalten / alß auch seithero auß dem Prettigäw gebracht / J. Gnaden nach Chur vberlieffern sollen. Sich auch hinfüro weder mit worten / wercken oder that / sich wider das hochlöbliche Hauß Oesterreich / alß jre rechte Erbschafft vermessen / oder aufflehnen thun. Vnd diese nachbenanten Geisel vnd Bürgen Jh. Gn. stellen. Namlichen. Fendrich Baschli Schmid. Schreiber Johann Michael. Peter Jegen. Hanß Held. Statthalter Hans Metger. Huldrich Loretz. Wann nun diesem allem satten vollzug geschicht / so sind Jh. Gn. erklärt / weiln das Werck zu weit kommen / vnd ohne J. Durchl. gnedigstes vorwissen vnd resolution / volliger Perdon / nicht erzeigt werden kan / die Nothturfft mit jhrer seyts wolgerühmbten / vnd gnedigen Befürderung / gebührenden Orten anzulangen. Actum vt supra. Vnd solches alles solle von heut dato vber 3. Tag / vnd von verfliessung derselbigen / zu Werck gestellt werden. Hierauff solle jhnen auch darauff biß zu Jhr. Gnaden volgenden resolution / nichts feindliches zugefügt werden. Zugleich wann jhnen jhr Perdon nicht folgte / jhre Geyseln jhnen doch wider sicher zugestellt werden / follen / etc. Auß befelch Jhr. Gnaden Herrn Obersten Abraham Freysisen Secretarius. Vber diese mehr dann schlechte / vnd gantz gefährliche Resolution / sind die arme Leuth noch hefftiger erschrocken / haben aber nichts desto weniger / damit doch jhr arm Leben / Weib vnd Kinder erhalten werde / deß Obersten Befelch gehorsamlich nachkommen wöllen / aber es sind jhnen eben zu rechter Zeit in die 200. Prettigäwer zu hülff kommen / die Geisel auffgefangen / vnd das gantze Thal wider ferrnern Eynfall deß Feindts behütet / worauff sie die Schanficker auch hernach ein anzahl Volck an der Steig / vnd Molinära erhalten. Den 8. May / haben die Prettigäwer den Landtsknechten 22. Pferd / so vnder der Steyg in der Weyd gangen / abgetrieben / vnd darüber die Schantz dermassen mit Casamaten / Pasteyen / Blockhäusern vnd Lauffgräben zugerichtet / daß sie für einer grossen Macht bestehen konte. Scharmützel bey Meyenfeld. Den 10. May am Morgen früh / haben etliche Bürger von Meyenfeld / so wol auß der Vorstatt alß der Statt selbsten / so sich zu den Prettigäwern geschlagen / vnd Leib vnd Leben bey jhnen auffzusetzen sich anerbotten / dem Feind etliche Pferd genommen / vnnd alß jhnen jhr erster Anschlag gerahten / denselben Tag mit einem sonderbahren Kriegslist noch andere / vnd hiemit in die 30. Pferd erbeutet / vnd ist dieses Stratagema derogestalt verrichtet worden. Sie die Meyenfelder schickten jhren 20. Mann vnder die Statt / welche die Hüter der Pferden am Morgen früh vnvermerckt hindergangen / vnnd alß sie den Vortheil ersehen / dieselben mit außgezuckten Wehren vberfallen: diese Hüter eylten der Statt zu / rufften vmb hülff vnd eylenden beystand. Vnderdessen haben sie die Burger einen Vortheil hinder einen Mawren ersehen / daselbsten deß Feindes erwartet / vnd alß derselbig den Pferden nachgeeylet / hat man den Feind nacher Fläsch getrieben / jhne mit vnabläßlichem schiessen dermassen verfolget / daß sie den vmbschwanck genommen / vnd widerumb in die Statt geflohen. Darüber so bald widerumb ein Außfall beschehen / vnderdessen auß den Thürnen der Statt auff die Prettigäwer gantz hefftig geschossen worden / die Lands- man einem Soldaten je vber den andern Tag ein Mäßlein Rocken. Diesen Tag sind zu Chur zu Roß vnd Fuß vber die 1000. Spanier ankom̃en / welche von vntrewen Landkindern dem Ritter Gojer / vnd jungen Martin Camenisch in das Landt geführt / jhnen auch Steg vnd Weg gezeigt worden. Spanische fallen ins Schanfick. Den ersten tag May / sind die Spanier vnnd Landtsknecht in grosser menge in das Schanfick gefallen / haben bey Maladers / dahin ein theil deß Landvolcks mit Prügeln geloffen / in die drey Stund ein harten Kampff mit einander gehalten / doch endlichen haben die Schanficker sich reteriren vnnd mehrer hülff erwarten müssen / dann das vbrig Landtvolck dem Feldbaw abgewartet / vnd sich keines Vberfalls versehen. Darüber der Feind ein grossen Raub / sonderlich in die acht hundert stück klein vnnd groß Vieh bekommen / vnd selbigen abend in Chur gebracht / auch Maladers in brand gesteckt. Vnd weiln es jhnen den ersten Tag gelungen / sind sie den andern Tag wider mit grosser Macht in das Thal gefallen / vnd die Dörffer Calfereisen / Castiel / Payst / Lün / S. Peter / vnnd Molinis / sampt allen Ställen in die Aschen gelegt / vnnd hiemit das arme vnbewehrte Volck / in eusserste Armut / Jammer vnd Elend gebracht. Hierauff sind die arme Leuth dermassen erschrocken / daß sie sich so bald entschlossen / etliche auß jhren Mitteln zu dem Obristen Baldiron zu schicken / vnd vnderthänig vmb gnad vnd befristung jhres Lebens zu bitten. Hierauff jhnen in Schrifften volgende Antwort ertheilt worden. Schanficker bitten beym Balderon vmb gnad. Adj den 9. May 1622. sind vor Jh. Gnaden Herrn Obersten Baldiron etliche Nachbarn / vnd Agenten deß hohen Gerichts S. Peter im Schanfick vnd Langenweiß / auff vorgehenden begehrten / vnnd auß gnaden erlaubten saluum conductum, erschienen / vnnd für sich selbst / auch jhre Mitnachbarn / Weib vnnd Kinder / begehrt vnd gebetten / man wölle sie widerumb zu gnaden auffnehmen: mit anerbieten / daß sie sich hinfüro alß getrewe / gehorsame Vnderthanen gegen jhrem Herrn vnd Landtsfürsten erzeigen / vnnd beständig verhalten wöllen. Balderons Erklärung. Hierauff haben Jh. Gnaden ermelter Herr Oberst an sie begehrt / daß sie alßbald jhre Wehr vnd Waaffen / so wol die jenigen / so sie verschienen Herbst versteckt / verschlagen vnd hinderhalten / alß auch seithero auß dem Prettigäw gebracht / J. Gnaden nach Chur vberlieffern sollen. Sich auch hinfüro weder mit worten / wercken oder that / sich wider das hochlöbliche Hauß Oesterreich / alß jre rechte Erbschafft vermessen / oder aufflehnen thun. Vnd diese nachbenanten Geisel vnd Bürgen Jh. Gn. stellen. Namlichen. Fendrich Baschli Schmid. Schreiber Johann Michael. Peter Jegen. Hanß Held. Statthalter Hans Metger. Huldrich Loretz. Wann nun diesem allem satten vollzug geschicht / so sind Jh. Gn. erklärt / weiln das Werck zu weit kommen / vnd ohne J. Durchl. gnedigstes vorwissen vnd resolution / volliger Perdon / nicht erzeigt werden kan / die Nothturfft mit jhrer seyts wolgerühmbten / vnd gnedigen Befürderung / gebührenden Orten anzulangen. Actum vt supra. Vnd solches alles solle von heut dato vber 3. Tag / vnd von verfliessung derselbigen / zu Werck gestellt werden. Hierauff solle jhnen auch darauff biß zu Jhr. Gnaden volgenden resolution / nichts feindliches zugefügt werden. Zugleich wann jhnen jhr Perdon nicht folgte / jhre Geyseln jhnen doch wider sicher zugestellt werden / follen / etc. Auß befelch Jhr. Gnaden Herrn Obersten Abraham Freysisen Secretarius. Vber diese mehr dann schlechte / vnd gantz gefährliche Resolution / sind die arme Leuth noch hefftiger erschrocken / haben aber nichts desto weniger / damit doch jhr arm Leben / Weib vnd Kinder erhalten werde / deß Obersten Befelch gehorsamlich nachkommen wöllen / aber es sind jhnen eben zu rechter Zeit in die 200. Prettigäwer zu hülff kommen / die Geisel auffgefangen / vnd das gantze Thal wider ferrnern Eynfall deß Feindts behütet / worauff sie die Schanficker auch hernach ein anzahl Volck an der Steig / vnd Molinära erhalten. Den 8. May / haben die Prettigäwer den Landtsknechten 22. Pferd / so vnder der Steyg in der Weyd gangen / abgetrieben / vnd darüber die Schantz dermassen mit Casamaten / Pasteyen / Blockhäusern vnd Lauffgräben zugerichtet / daß sie für einer grossen Macht bestehen konte. Scharmützel bey Meyenfeld. Den 10. May am Morgen früh / haben etliche Bürger von Meyenfeld / so wol auß der Vorstatt alß der Statt selbsten / so sich zu den Prettigäwern geschlagen / vnd Leib vnd Leben bey jhnen auffzusetzen sich anerbotten / dem Feind etliche Pferd genommen / vnnd alß jhnen jhr erster Anschlag gerahten / denselben Tag mit einem sonderbahren Kriegslist noch andere / vnd hiemit in die 30. Pferd erbeutet / vnd ist dieses Stratagema derogestalt verrichtet worden. Sie die Meyenfelder schickten jhren 20. Mann vnder die Statt / welche die Hüter der Pferden am Morgen früh vnvermerckt hindergangen / vnnd alß sie den Vortheil ersehen / dieselben mit außgezuckten Wehren vberfallen: diese Hüter eylten der Statt zu / rufften vmb hülff vnd eylenden beystand. Vnderdessen haben sie die Burger einen Vortheil hinder einen Mawren ersehen / daselbsten deß Feindes erwartet / vnd alß derselbig den Pferden nachgeeylet / hat man den Feind nacher Fläsch getrieben / jhne mit vnabläßlichem schiessen dermassen verfolget / daß sie den vmbschwanck genommen / vnd widerumb in die Statt geflohen. Darüber so bald widerumb ein Außfall beschehen / vnderdessen auß den Thürnen der Statt auff die Prettigäwer gantz hefftig geschossen worden / die Lands- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0901" n="794"/> man einem Soldaten je vber den andern Tag ein Mäßlein Rocken.</p> <p>Diesen Tag sind zu Chur zu Roß vnd Fuß vber die 1000. Spanier ankom̃en / welche von vntrewen Landkindern dem Ritter Gojer / vnd jungen Martin Camenisch in das Landt geführt / jhnen auch Steg vnd Weg gezeigt worden.</p> <p><note place="left">Spanische fallen ins Schanfick.</note> Den ersten tag May / sind die Spanier vnnd Landtsknecht in grosser menge in das Schanfick gefallen / haben bey Maladers / dahin ein theil deß Landvolcks mit Prügeln geloffen / in die drey Stund ein harten Kampff mit einander gehalten / doch endlichen haben die Schanficker sich reteriren vnnd mehrer hülff erwarten müssen / dann das vbrig Landtvolck dem Feldbaw abgewartet / vnd sich keines Vberfalls versehen. Darüber der Feind ein grossen Raub / sonderlich in die acht hundert stück klein vnnd groß Vieh bekommen / vnd selbigen abend in Chur gebracht / auch Maladers in brand gesteckt. Vnd weiln es jhnen den ersten Tag gelungen / sind sie den andern Tag wider mit grosser Macht in das Thal gefallen / vnd die Dörffer Calfereisen / Castiel / Payst / Lün / S. Peter / vnnd Molinis / sampt allen Ställen in die Aschen gelegt / vnnd hiemit das arme vnbewehrte Volck / in eusserste Armut / Jammer vnd Elend gebracht.</p> <p>Hierauff sind die arme Leuth dermassen erschrocken / daß sie sich so bald entschlossen / etliche auß jhren Mitteln zu dem Obristen Baldiron zu schicken / vnd vnderthänig vmb gnad vnd befristung jhres Lebens zu bitten.</p> <p>Hierauff jhnen in Schrifften volgende Antwort ertheilt worden.</p> <p><note place="left">Schanficker bitten beym Balderon vmb gnad.</note> Adj den 9. May 1622. sind vor Jh. Gnaden Herrn Obersten Baldiron etliche Nachbarn / vnd Agenten deß hohen Gerichts S. Peter im Schanfick vnd Langenweiß / auff vorgehenden begehrten / vnnd auß gnaden erlaubten saluum conductum, erschienen / vnnd für sich selbst / auch jhre Mitnachbarn / Weib vnnd Kinder / begehrt vnd gebetten / man wölle sie widerumb zu gnaden auffnehmen: mit anerbieten / daß sie sich hinfüro alß getrewe / gehorsame Vnderthanen gegen jhrem Herrn vnd Landtsfürsten erzeigen / vnnd beständig verhalten wöllen.</p> <p><note place="left">Balderons Erklärung.</note> Hierauff haben Jh. Gnaden ermelter Herr Oberst an sie begehrt / daß sie alßbald jhre Wehr vnd Waaffen / so wol die jenigen / so sie verschienen Herbst versteckt / verschlagen vnd hinderhalten / alß auch seithero auß dem Prettigäw gebracht / J. Gnaden nach Chur vberlieffern sollen. Sich auch hinfüro weder mit worten / wercken oder that / sich wider das hochlöbliche Hauß Oesterreich / alß jre rechte Erbschafft vermessen / oder aufflehnen thun. Vnd diese nachbenanten Geisel vnd Bürgen Jh. Gn. stellen. Namlichen.</p> <p>Fendrich Baschli Schmid.</p> <p>Schreiber Johann Michael.</p> <p>Peter Jegen.</p> <p>Hanß Held.</p> <p>Statthalter Hans Metger.</p> <p>Huldrich Loretz.</p> <p>Wann nun diesem allem satten vollzug geschicht / so sind Jh. Gn. erklärt / weiln das Werck zu weit kommen / vnd ohne J. Durchl. gnedigstes vorwissen vnd resolution / volliger Perdon / nicht erzeigt werden kan / die Nothturfft mit jhrer seyts wolgerühmbten / vnd gnedigen Befürderung / gebührenden Orten anzulangen. Actum vt supra.</p> <p>Vnd solches alles solle von heut dato vber 3. Tag / vnd von verfliessung derselbigen / zu Werck gestellt werden.</p> <p>Hierauff solle jhnen auch darauff biß zu Jhr. Gnaden volgenden resolution / nichts feindliches zugefügt werden.</p> <p>Zugleich wann jhnen jhr Perdon nicht folgte / jhre Geyseln jhnen doch wider sicher zugestellt werden / follen / etc.</p> <p>Auß befelch Jhr. Gnaden Herrn Obersten Abraham Freysisen Secretarius.</p> <p>Vber diese mehr dann schlechte / vnd gantz gefährliche Resolution / sind die arme Leuth noch hefftiger erschrocken / haben aber nichts desto weniger / damit doch jhr arm Leben / Weib vnd Kinder erhalten werde / deß Obersten Befelch gehorsamlich nachkommen wöllen / aber es sind jhnen eben zu rechter Zeit in die 200. Prettigäwer zu hülff kommen / die Geisel auffgefangen / vnd das gantze Thal wider ferrnern Eynfall deß Feindts behütet / worauff sie die Schanficker auch hernach ein anzahl Volck an der Steig / vnd Molinära erhalten.</p> <p>Den 8. May / haben die Prettigäwer den Landtsknechten 22. Pferd / so vnder der Steyg in der Weyd gangen / abgetrieben / vnd darüber die Schantz dermassen mit Casamaten / Pasteyen / Blockhäusern vnd Lauffgräben zugerichtet / daß sie für einer grossen Macht bestehen konte.</p> <p><note place="right">Scharmützel bey Meyenfeld.</note> Den 10. May am Morgen früh / haben etliche Bürger von Meyenfeld / so wol auß der Vorstatt alß der Statt selbsten / so sich zu den Prettigäwern geschlagen / vnd Leib vnd Leben bey jhnen auffzusetzen sich anerbotten / dem Feind etliche Pferd genommen / vnnd alß jhnen jhr erster Anschlag gerahten / denselben Tag mit einem sonderbahren Kriegslist noch andere / vnd hiemit in die 30. Pferd erbeutet / vnd ist dieses Stratagema derogestalt verrichtet worden. Sie die Meyenfelder schickten jhren 20. Mann vnder die Statt / welche die Hüter der Pferden am Morgen früh vnvermerckt hindergangen / vnnd alß sie den Vortheil ersehen / dieselben mit außgezuckten Wehren vberfallen: diese Hüter eylten der Statt zu / rufften vmb hülff vnd eylenden beystand. Vnderdessen haben sie die Burger einen Vortheil hinder einen Mawren ersehen / daselbsten deß Feindes erwartet / vnd alß derselbig den Pferden nachgeeylet / hat man den Feind nacher Fläsch getrieben / jhne mit vnabläßlichem schiessen dermassen verfolget / daß sie den vmbschwanck genommen / vnd widerumb in die Statt geflohen. Darüber so bald widerumb ein Außfall beschehen / vnderdessen auß den Thürnen der Statt auff die Prettigäwer gantz hefftig geschossen worden / die Lands- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [794/0901]
man einem Soldaten je vber den andern Tag ein Mäßlein Rocken.
Diesen Tag sind zu Chur zu Roß vnd Fuß vber die 1000. Spanier ankom̃en / welche von vntrewen Landkindern dem Ritter Gojer / vnd jungen Martin Camenisch in das Landt geführt / jhnen auch Steg vnd Weg gezeigt worden.
Den ersten tag May / sind die Spanier vnnd Landtsknecht in grosser menge in das Schanfick gefallen / haben bey Maladers / dahin ein theil deß Landvolcks mit Prügeln geloffen / in die drey Stund ein harten Kampff mit einander gehalten / doch endlichen haben die Schanficker sich reteriren vnnd mehrer hülff erwarten müssen / dann das vbrig Landtvolck dem Feldbaw abgewartet / vnd sich keines Vberfalls versehen. Darüber der Feind ein grossen Raub / sonderlich in die acht hundert stück klein vnnd groß Vieh bekommen / vnd selbigen abend in Chur gebracht / auch Maladers in brand gesteckt. Vnd weiln es jhnen den ersten Tag gelungen / sind sie den andern Tag wider mit grosser Macht in das Thal gefallen / vnd die Dörffer Calfereisen / Castiel / Payst / Lün / S. Peter / vnnd Molinis / sampt allen Ställen in die Aschen gelegt / vnnd hiemit das arme vnbewehrte Volck / in eusserste Armut / Jammer vnd Elend gebracht.
Spanische fallen ins Schanfick. Hierauff sind die arme Leuth dermassen erschrocken / daß sie sich so bald entschlossen / etliche auß jhren Mitteln zu dem Obristen Baldiron zu schicken / vnd vnderthänig vmb gnad vnd befristung jhres Lebens zu bitten.
Hierauff jhnen in Schrifften volgende Antwort ertheilt worden.
Adj den 9. May 1622. sind vor Jh. Gnaden Herrn Obersten Baldiron etliche Nachbarn / vnd Agenten deß hohen Gerichts S. Peter im Schanfick vnd Langenweiß / auff vorgehenden begehrten / vnnd auß gnaden erlaubten saluum conductum, erschienen / vnnd für sich selbst / auch jhre Mitnachbarn / Weib vnnd Kinder / begehrt vnd gebetten / man wölle sie widerumb zu gnaden auffnehmen: mit anerbieten / daß sie sich hinfüro alß getrewe / gehorsame Vnderthanen gegen jhrem Herrn vnd Landtsfürsten erzeigen / vnnd beständig verhalten wöllen.
Schanficker bitten beym Balderon vmb gnad. Hierauff haben Jh. Gnaden ermelter Herr Oberst an sie begehrt / daß sie alßbald jhre Wehr vnd Waaffen / so wol die jenigen / so sie verschienen Herbst versteckt / verschlagen vnd hinderhalten / alß auch seithero auß dem Prettigäw gebracht / J. Gnaden nach Chur vberlieffern sollen. Sich auch hinfüro weder mit worten / wercken oder that / sich wider das hochlöbliche Hauß Oesterreich / alß jre rechte Erbschafft vermessen / oder aufflehnen thun. Vnd diese nachbenanten Geisel vnd Bürgen Jh. Gn. stellen. Namlichen.
Balderons Erklärung. Fendrich Baschli Schmid.
Schreiber Johann Michael.
Peter Jegen.
Hanß Held.
Statthalter Hans Metger.
Huldrich Loretz.
Wann nun diesem allem satten vollzug geschicht / so sind Jh. Gn. erklärt / weiln das Werck zu weit kommen / vnd ohne J. Durchl. gnedigstes vorwissen vnd resolution / volliger Perdon / nicht erzeigt werden kan / die Nothturfft mit jhrer seyts wolgerühmbten / vnd gnedigen Befürderung / gebührenden Orten anzulangen. Actum vt supra.
Vnd solches alles solle von heut dato vber 3. Tag / vnd von verfliessung derselbigen / zu Werck gestellt werden.
Hierauff solle jhnen auch darauff biß zu Jhr. Gnaden volgenden resolution / nichts feindliches zugefügt werden.
Zugleich wann jhnen jhr Perdon nicht folgte / jhre Geyseln jhnen doch wider sicher zugestellt werden / follen / etc.
Auß befelch Jhr. Gnaden Herrn Obersten Abraham Freysisen Secretarius.
Vber diese mehr dann schlechte / vnd gantz gefährliche Resolution / sind die arme Leuth noch hefftiger erschrocken / haben aber nichts desto weniger / damit doch jhr arm Leben / Weib vnd Kinder erhalten werde / deß Obersten Befelch gehorsamlich nachkommen wöllen / aber es sind jhnen eben zu rechter Zeit in die 200. Prettigäwer zu hülff kommen / die Geisel auffgefangen / vnd das gantze Thal wider ferrnern Eynfall deß Feindts behütet / worauff sie die Schanficker auch hernach ein anzahl Volck an der Steig / vnd Molinära erhalten.
Den 8. May / haben die Prettigäwer den Landtsknechten 22. Pferd / so vnder der Steyg in der Weyd gangen / abgetrieben / vnd darüber die Schantz dermassen mit Casamaten / Pasteyen / Blockhäusern vnd Lauffgräben zugerichtet / daß sie für einer grossen Macht bestehen konte.
Den 10. May am Morgen früh / haben etliche Bürger von Meyenfeld / so wol auß der Vorstatt alß der Statt selbsten / so sich zu den Prettigäwern geschlagen / vnd Leib vnd Leben bey jhnen auffzusetzen sich anerbotten / dem Feind etliche Pferd genommen / vnnd alß jhnen jhr erster Anschlag gerahten / denselben Tag mit einem sonderbahren Kriegslist noch andere / vnd hiemit in die 30. Pferd erbeutet / vnd ist dieses Stratagema derogestalt verrichtet worden. Sie die Meyenfelder schickten jhren 20. Mann vnder die Statt / welche die Hüter der Pferden am Morgen früh vnvermerckt hindergangen / vnnd alß sie den Vortheil ersehen / dieselben mit außgezuckten Wehren vberfallen: diese Hüter eylten der Statt zu / rufften vmb hülff vnd eylenden beystand. Vnderdessen haben sie die Burger einen Vortheil hinder einen Mawren ersehen / daselbsten deß Feindes erwartet / vnd alß derselbig den Pferden nachgeeylet / hat man den Feind nacher Fläsch getrieben / jhne mit vnabläßlichem schiessen dermassen verfolget / daß sie den vmbschwanck genommen / vnd widerumb in die Statt geflohen. Darüber so bald widerumb ein Außfall beschehen / vnderdessen auß den Thürnen der Statt auff die Prettigäwer gantz hefftig geschossen worden / die Lands-
Scharmützel bey Meyenfeld.
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