Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

oberzehltem Außschlag vielberührter Manßfeldischer Vergleichshandlung allerley vngleiche Discurs fürgehen / vnd vielleicht etlichen / welche der Sachen vnnd deß gantzen Verlauffs Vmbstände nicht recht wissen / solche Gedancken beyfallen / daß man entweder sich mit dem Manßfeld in gütlichen Tractat niemals eingelassen / oder nach dem er die Sachen anfangen auffzuziehen / vnnd sich auß der Obern Pfaltz an andere Orth zu reteriren / nicht so lang zugesehen haben / sondern was ehers auff der Hauben gewesen seyn solte: Derowegen haben Jhre Durchl. für rathsamb ermessen / Ew. Churf. Gn. die jenige Vrsachen vnnd Bedencken / so Jhre Durchl. zu einem vnnd anderm bewogen / durch gegenwärtige Absendung eröffnen zulassen: Zwar nicht der Meynung / daß Jhr. Durchl. dergleiche Gedancken von Ew. Churf. Gn. muthmassen wolten / sondern vielmehr darumb / daß sie deß gantzen Verlauffs ein vmbständliche gründliche Wissenschaffterlangen / vnnd darbey erkennen möchten / daß von Jh. Durchl. nichts ohn sonderbare erhebliche Vrsachen / sondern alles Jh. Key. M. vnd dem gemeinen Wesen zu mehrerm Nutz vnd beständiger Sicherheit / so wol deren vor einem Jahr vnnd Hewer / auß der widerwärtigen Gewalt vnd Hand / mit Augenscheinlichem Segen Gottes eroberten / als anderer Catholischen Landen geschehensey.

So viel derowegen erstlich die Vrsachen betrifft / vmb deren willen Jhr. Fürstl. Durchl. vielbesagten Accord nicht gantz außzuschlagen / sondern der vom Manßfelder inständig gesuchten Handlung statt zugeben vermeynet vnnd für gut angesehen / beruhen dieselbige auff folgenden fundamentis: dieweil nemblich deß Manßfelders Intention / vnnd zusammen rottierte Kriegsmacht / zwar dem Praetext vnd eusserlichen Vorgeben nach zu Defendirung der Obern Pfaltz in der Warheit aber vnd im Werck selbst wider Jhre Key. May. vnd deroselben assistirende Stände deß Reichs / dann auch zu Recuperirung deß vor einem Jahr mit höchstem Verlust vnnd Spott verlohrnen Königreichs Böheimb / vnd dessen incorporirten Ländern gerichtet gewesen: So hat man sich vor einem solchen gefährlichen / vnnd durch vnderschiedliche Hülff geftärckten Feind / nur auff zween Weg / als durch Gewalt / so im Schlagen bestehet / oder gütliche Accords Mittel versichern können.

Nun sind aber so wol die Theologi als Politici dieser einhelligen Meynung / daß in so schwer wichtigen Sachen die Extrema ohn grosse Noth vnd Vrsach niemals anzugreiffen: Sondern wann vnd so lang andere nützlichere vnd sicherere doch auch erbare Mittel / zu gleichem Ziel zu gelangen / sich praesentiren / dieselbe vorzuziehen vnd an die Hand zunehmen seyen. Welches wie in andern Politischen Sachen / als auch im Kriegswesen darumb desto mehr in Obacht zunehmen / weil der eventus belli nit allein für sich selbstins gemein sehr vngewiß / sondern auch vornemblich in den Schlachten mißlich vnd zweiffenlich.

Derowegen auch solche / aller Kriegeverständigen Meynung nach / so lang andere Mittel vorhanden / nicht genommen werden sollen. Wie dann auch die Exempla vnd tägliche Erfahrung lehren / daß sich nicht allezeit die Krieg mit schlagen enden / oder die Feind dardurch vertreiben lassen. Dann es sonsten Spinola vnnd andere / so jhren Feinden an der Zahl weit vberlegen / ohne zweiffel nicht also / wie man bißhero in facto gesehen vnd erfahren / würden vnderlassen haben.

Zu dem ligt das Schlagen nicht an einem Theil allein / sondern stehet auch bey dem Gegentheil / ob er sich in solchen Orthen antreffen lassen wölle / da man mit jhm schlagen könte. Dannenhero weil Manßfeld allezeit / nach dem er die Schantz bey Weydhausen verlassen / welches jhm dann nicht zuverwehren gewesen / vnd zwar so lang vnd eylends voran gewichen vnd außgerissen / daß man jhne mit der Catholischen Bunds Armada nicht mehr erreichen können / ehe vnd zuvor er der Catholischen Stände Land angetretten vnnd verderbet hette / hat diese Consideration billich müssen in acht genommen werden.

Da auch der Manßfelder mit Jhrer Durchs. nicht schlagen wollen (wie er dann nie kein Hertz vnnd Muth darzu erzeiget / sondern allenthalben nur seine Schlüpff vnd Vortheil gesucht) hette er sich in der Obern Pfaltz noch den gantzen Winter an sichern Orthen / in Stätten / Schlössern vnd Pässen / da man mehr als einen Herbst zu zubringen gehabt / gar wol auffhalten / ja bey dem eintzigen Paß zu Castell / Jhrer Durchl. gantze Armada / gleich wie zu Weydhausen / weiß nicht wie lang vergebens still ligend machen / vnderdessen aber mit seiner Reuterey / wohin er gewolt / in die benachbarte Stiffter vnd das Land Bayern streiffen / einfallen vnnd neben eusserster Verderbung derselben Landen / solchen Raub darinnen plündern können / daß er sein gantze Armee den Winter vber hette bezahlen / hergegen aber den Ständen die Mittel / jhre Verfassung zu continuiren gäntzlich entziehen / vnnd dardurch alle Catholische in eusserste Gefahr vnnd Ruin stürtzen mögen.

Inmassen vnfehlbar wahr / daß wann man sich schon mit jhme Manßfeldern in die angebottene Accords Handlung nicht hette eingelassen / sondern gleich alsbalden mit allem Ernst auff jhn setzen können / vnd jhn ad extrema getrieben / daß er mit seinem Volck die Obere Pfaltz also defendiren können / auch bereit solche Vortheil darzu gehabt hett / daß dieselbige diesen Herbst mit Gewalt nicht mögen erobert werden.

Wie dann kein Feind zuverachten / sonderlich aber auch ohne Vrsach vnnd höchste Noth zu gäntzlicher Desperation nicht zutringen ist: weil die Exempla zeigen / was desperata consilia verursachen. Welche bey dem Manßfelder vnd seinem Anhang desto gefährlicher gewesen / weil er / gewisser Erfahrung nach / dazumal als er auß

oberzehltem Außschlag vielberührter Manßfeldischer Vergleichshandlung allerley vngleiche Discurs fürgehen / vnd vielleicht etlichen / welche der Sachen vnnd deß gantzen Verlauffs Vmbstände nicht recht wissen / solche Gedancken beyfallen / daß man entweder sich mit dem Manßfeld in gütlichen Tractat niemals eingelassen / oder nach dem er die Sachen anfangen auffzuziehen / vnnd sich auß der Obern Pfaltz an andere Orth zu reteriren / nicht so lang zugesehen haben / sondern was ehers auff der Hauben gewesen seyn solte: Derowegen haben Jhre Durchl. für rathsamb ermessen / Ew. Churf. Gn. die jenige Vrsachen vnnd Bedencken / so Jhre Durchl. zu einem vnnd anderm bewogen / durch gegenwärtige Absendung eröffnen zulassen: Zwar nicht der Meynung / daß Jhr. Durchl. dergleiche Gedancken von Ew. Churf. Gn. muthmassen wolten / sondern vielmehr darumb / daß sie deß gantzen Verlauffs ein vmbständliche gründliche Wissenschaffterlangen / vnnd darbey erkennen möchten / daß von Jh. Durchl. nichts ohn sonderbare erhebliche Vrsachen / sondern alles Jh. Key. M. vnd dem gemeinen Wesen zu mehrerm Nutz vnd beständiger Sicherheit / so wol deren vor einem Jahr vnnd Hewer / auß der widerwärtigen Gewalt vnd Hand / mit Augenscheinlichem Segen Gottes eroberten / als anderer Catholischen Landen geschehensey.

So viel derowegen erstlich die Vrsachen betrifft / vmb deren willen Jhr. Fürstl. Durchl. vielbesagten Accord nicht gantz außzuschlagen / sondern der vom Manßfelder inständig gesuchten Handlung statt zugeben vermeynet vnnd für gut angesehen / beruhen dieselbige auff folgenden fundamentis: dieweil nemblich deß Manßfelders Intention / vnnd zusammen rottierte Kriegsmacht / zwar dem Praetext vnd eusserlichen Vorgeben nach zu Defendirung der Obern Pfaltz in der Warheit aber vnd im Werck selbst wider Jhre Key. May. vnd deroselben assistirende Stände deß Reichs / dann auch zu Recuperirung deß vor einem Jahr mit höchstem Verlust vnnd Spott verlohrnen Königreichs Böheimb / vnd dessen incorporirten Ländern gerichtet gewesen: So hat man sich vor einem solchen gefährlichen / vnnd durch vnderschiedliche Hülff geftärckten Feind / nur auff zween Weg / als durch Gewalt / so im Schlagen bestehet / oder gütliche Accords Mittel versichern können.

Nun sind aber so wol die Theologi als Politici dieser einhelligen Meynung / daß in so schwer wichtigen Sachen die Extrema ohn grosse Noth vnd Vrsach niemals anzugreiffen: Sondern wann vnd so lang andere nützlichere vnd sicherere doch auch erbare Mittel / zu gleichem Ziel zu gelangen / sich praesentiren / dieselbe vorzuziehen vnd an die Hand zunehmen seyen. Welches wie in andern Politischen Sachẽ / als auch im Kriegswesen darumb desto mehr in Obacht zunehmen / weil der eventus belli nit allein für sich selbstins gemein sehr vngewiß / sondern auch vornemblich in den Schlachten mißlich vnd zweiffenlich.

Derowegen auch solche / aller Kriegeverständigen Meynung nach / so lang andere Mittel vorhanden / nicht genommen werden sollen. Wie dann auch die Exempla vnd tägliche Erfahrung lehren / daß sich nicht allezeit die Krieg mit schlagen enden / oder die Feind dardurch vertreiben lassen. Dann es sonsten Spinola vnnd andere / so jhren Feinden an der Zahl weit vberlegen / ohne zweiffel nicht also / wie man bißhero in facto gesehen vnd erfahren / würden vnderlassen haben.

Zu dem ligt das Schlagen nicht an einem Theil allein / sondern stehet auch bey dem Gegentheil / ob er sich in solchen Orthen antreffen lassen wölle / da man mit jhm schlagen könte. Dannenhero weil Manßfeld allezeit / nach dem er die Schantz bey Weydhausen verlassen / welches jhm dann nicht zuverwehren gewesen / vnd zwar so lang vnd eylends voran gewichen vnd außgerissen / daß man jhne mit der Catholischen Bunds Armada nicht mehr erreichen können / ehe vnd zuvor er der Catholischen Stände Land angetretten vnnd verderbet hette / hat diese Consideration billich müssen in acht genommen werden.

Da auch der Manßfelder mit Jhrer Durchs. nicht schlagen wollen (wie er dann nie kein Hertz vnnd Muth darzu erzeiget / sondern allenthalben nur seine Schlüpff vnd Vortheil gesucht) hette er sich in der Obern Pfaltz noch den gantzen Winter an sichern Orthen / in Stätten / Schlössern vnd Pässen / da man mehr als einen Herbst zu zubringen gehabt / gar wol auffhalten / ja bey dem eintzigen Paß zu Castell / Jhrer Durchl. gantze Armada / gleich wie zu Weydhausen / weiß nicht wie lang vergebens still ligend machen / vnderdessen aber mit seiner Reuterey / wohin er gewolt / in die benachbarte Stiffter vnd das Land Bayern streiffen / einfallen vnnd neben eusserster Verderbung derselben Landen / solchen Raub darinnen plündern können / daß er sein gantze Armee den Winter vber hette bezahlen / hergegen aber den Ständen die Mittel / jhre Verfassung zu continuiren gäntzlich entziehen / vnnd dardurch alle Catholische in eusserste Gefahr vnnd Ruin stürtzen mögen.

Inmassen vnfehlbar wahr / daß wann man sich schon mit jhme Manßfeldern in die angebottene Accords Handlung nicht hette eingelassen / sondern gleich alsbalden mit allem Ernst auff jhn setzen können / vnd jhn ad extrema getrieben / daß er mit seinem Volck die Obere Pfaltz also defendiren können / auch bereit solche Vortheil darzu gehabt hett / daß dieselbige diesen Herbst mit Gewalt nicht mögen erobert werden.

Wie dann kein Feind zuverachten / sonderlich aber auch ohne Vrsach vnnd höchste Noth zu gäntzlicher Desperation nicht zutringen ist: weil die Exempla zeigen / was desperata consilia verursachen. Welche bey dem Manßfelder vnd seinem Anhang desto gefährlicher gewesen / weil er / gewisser Erfahrung nach / dazumal als er auß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0693" n="618"/>
oberzehltem Außschlag vielberührter Manßfeldischer                      Vergleichshandlung allerley vngleiche Discurs fürgehen / vnd vielleicht etlichen                      / welche der Sachen vnnd deß gantzen Verlauffs Vmbstände nicht recht wissen /                      solche Gedancken beyfallen / daß man entweder sich mit dem Manßfeld in gütlichen                      Tractat niemals eingelassen / oder nach dem er die Sachen anfangen auffzuziehen                      / vnnd sich auß der Obern Pfaltz an andere Orth zu reteriren / nicht so lang                      zugesehen haben / sondern was ehers auff der Hauben gewesen seyn solte:                      Derowegen haben Jhre Durchl. für rathsamb ermessen / Ew. Churf. Gn. die jenige                      Vrsachen vnnd Bedencken / so Jhre Durchl. zu einem vnnd anderm bewogen / durch                      gegenwärtige Absendung eröffnen zulassen: Zwar nicht der Meynung / daß Jhr.                      Durchl. dergleiche Gedancken von Ew. Churf. Gn. muthmassen wolten / sondern                      vielmehr darumb / daß sie deß gantzen Verlauffs ein vmbständliche gründliche                      Wissenschaffterlangen / vnnd darbey erkennen möchten / daß von Jh. Durchl.                      nichts ohn sonderbare erhebliche Vrsachen / sondern alles Jh. Key. M. vnd dem                      gemeinen Wesen zu mehrerm Nutz vnd beständiger Sicherheit / so wol deren vor                      einem Jahr vnnd Hewer / auß der widerwärtigen Gewalt vnd Hand / mit                      Augenscheinlichem Segen Gottes eroberten / als anderer Catholischen Landen                      geschehensey.</p>
          <p>So viel derowegen erstlich die Vrsachen betrifft / vmb deren willen Jhr. Fürstl.                      Durchl. vielbesagten Accord nicht gantz außzuschlagen / sondern der vom                      Manßfelder inständig gesuchten Handlung statt zugeben vermeynet vnnd für gut                      angesehen / beruhen dieselbige auff folgenden fundamentis: dieweil nemblich deß                      Manßfelders Intention / vnnd zusammen rottierte Kriegsmacht / zwar dem Praetext                      vnd eusserlichen Vorgeben nach zu Defendirung der Obern Pfaltz in der Warheit                      aber vnd im Werck selbst wider Jhre Key. May. vnd deroselben assistirende Stände                      deß Reichs / dann auch zu Recuperirung deß vor einem Jahr mit höchstem Verlust                      vnnd Spott verlohrnen Königreichs Böheimb / vnd dessen incorporirten Ländern                      gerichtet gewesen: So hat man sich vor einem solchen gefährlichen / vnnd durch                      vnderschiedliche Hülff geftärckten Feind / nur auff zween Weg / als durch Gewalt                      / so im Schlagen bestehet / oder gütliche Accords Mittel versichern können.</p>
          <p>Nun sind aber so wol die Theologi als Politici dieser einhelligen Meynung / daß                      in so schwer wichtigen Sachen die Extrema ohn grosse Noth vnd Vrsach niemals                      anzugreiffen: Sondern wann vnd so lang andere nützlichere vnd sicherere doch                      auch erbare Mittel / zu gleichem Ziel zu gelangen / sich praesentiren / dieselbe                      vorzuziehen vnd an die Hand zunehmen seyen. Welches wie in andern Politischen                          Sache&#x0303; / als auch im Kriegswesen darumb desto mehr in Obacht                      zunehmen / weil der eventus belli nit allein für sich selbstins gemein sehr                      vngewiß / sondern auch vornemblich in den Schlachten mißlich vnd zweiffenlich.</p>
          <p>Derowegen auch solche / aller Kriegeverständigen Meynung nach / so lang andere                      Mittel vorhanden / nicht genommen werden sollen. Wie dann auch die Exempla vnd                      tägliche Erfahrung lehren / daß sich nicht allezeit die Krieg mit schlagen enden                      / oder die Feind dardurch vertreiben lassen. Dann es sonsten Spinola vnnd andere                      / so jhren Feinden an der Zahl weit vberlegen / ohne zweiffel nicht also / wie                      man bißhero in facto gesehen vnd erfahren / würden vnderlassen haben.</p>
          <p>Zu dem ligt das Schlagen nicht an einem Theil allein / sondern stehet auch bey                      dem Gegentheil / ob er sich in solchen Orthen antreffen lassen wölle / da man                      mit jhm schlagen könte. Dannenhero weil Manßfeld allezeit / nach dem er die                      Schantz bey Weydhausen verlassen / welches jhm dann nicht zuverwehren gewesen /                      vnd zwar so lang vnd eylends voran gewichen vnd außgerissen / daß man jhne mit                      der Catholischen Bunds Armada nicht mehr erreichen können / ehe vnd zuvor er der                      Catholischen Stände Land angetretten vnnd verderbet hette / hat diese                      Consideration billich müssen in acht genommen werden.</p>
          <p>Da auch der Manßfelder mit Jhrer Durchs. nicht schlagen wollen (wie er dann nie                      kein Hertz vnnd Muth darzu erzeiget / sondern allenthalben nur seine Schlüpff                      vnd Vortheil gesucht) hette er sich in der Obern Pfaltz noch den gantzen Winter                      an sichern Orthen / in Stätten / Schlössern vnd Pässen / da man mehr als einen                      Herbst zu zubringen gehabt / gar wol auffhalten / ja bey dem eintzigen Paß zu                      Castell / Jhrer Durchl. gantze Armada / gleich wie zu Weydhausen / weiß nicht                      wie lang vergebens still ligend machen / vnderdessen aber mit seiner Reuterey /                      wohin er gewolt / in die benachbarte Stiffter vnd das Land Bayern streiffen /                      einfallen vnnd neben eusserster Verderbung derselben Landen / solchen Raub                      darinnen plündern können / daß er sein gantze Armee den Winter vber hette                      bezahlen / hergegen aber den Ständen die Mittel / jhre Verfassung zu continuiren                      gäntzlich entziehen / vnnd dardurch alle Catholische in eusserste Gefahr vnnd                      Ruin stürtzen mögen.</p>
          <p>Inmassen vnfehlbar wahr / daß wann man sich schon mit jhme Manßfeldern in die                      angebottene Accords Handlung nicht hette eingelassen / sondern gleich alsbalden                      mit allem Ernst auff jhn setzen können / vnd jhn ad extrema getrieben / daß er                      mit seinem Volck die Obere Pfaltz also defendiren können / auch bereit solche                      Vortheil darzu gehabt hett / daß dieselbige diesen Herbst mit Gewalt nicht mögen                      erobert werden.</p>
          <p>Wie dann kein Feind zuverachten / sonderlich aber auch ohne Vrsach vnnd höchste                      Noth zu gäntzlicher Desperation nicht zutringen ist: weil die Exempla zeigen /                      was desperata consilia verursachen. Welche bey dem Manßfelder vnd seinem Anhang                      desto gefährlicher gewesen / weil er / gewisser Erfahrung nach / dazumal als er                          auß
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[618/0693] oberzehltem Außschlag vielberührter Manßfeldischer Vergleichshandlung allerley vngleiche Discurs fürgehen / vnd vielleicht etlichen / welche der Sachen vnnd deß gantzen Verlauffs Vmbstände nicht recht wissen / solche Gedancken beyfallen / daß man entweder sich mit dem Manßfeld in gütlichen Tractat niemals eingelassen / oder nach dem er die Sachen anfangen auffzuziehen / vnnd sich auß der Obern Pfaltz an andere Orth zu reteriren / nicht so lang zugesehen haben / sondern was ehers auff der Hauben gewesen seyn solte: Derowegen haben Jhre Durchl. für rathsamb ermessen / Ew. Churf. Gn. die jenige Vrsachen vnnd Bedencken / so Jhre Durchl. zu einem vnnd anderm bewogen / durch gegenwärtige Absendung eröffnen zulassen: Zwar nicht der Meynung / daß Jhr. Durchl. dergleiche Gedancken von Ew. Churf. Gn. muthmassen wolten / sondern vielmehr darumb / daß sie deß gantzen Verlauffs ein vmbständliche gründliche Wissenschaffterlangen / vnnd darbey erkennen möchten / daß von Jh. Durchl. nichts ohn sonderbare erhebliche Vrsachen / sondern alles Jh. Key. M. vnd dem gemeinen Wesen zu mehrerm Nutz vnd beständiger Sicherheit / so wol deren vor einem Jahr vnnd Hewer / auß der widerwärtigen Gewalt vnd Hand / mit Augenscheinlichem Segen Gottes eroberten / als anderer Catholischen Landen geschehensey. So viel derowegen erstlich die Vrsachen betrifft / vmb deren willen Jhr. Fürstl. Durchl. vielbesagten Accord nicht gantz außzuschlagen / sondern der vom Manßfelder inständig gesuchten Handlung statt zugeben vermeynet vnnd für gut angesehen / beruhen dieselbige auff folgenden fundamentis: dieweil nemblich deß Manßfelders Intention / vnnd zusammen rottierte Kriegsmacht / zwar dem Praetext vnd eusserlichen Vorgeben nach zu Defendirung der Obern Pfaltz in der Warheit aber vnd im Werck selbst wider Jhre Key. May. vnd deroselben assistirende Stände deß Reichs / dann auch zu Recuperirung deß vor einem Jahr mit höchstem Verlust vnnd Spott verlohrnen Königreichs Böheimb / vnd dessen incorporirten Ländern gerichtet gewesen: So hat man sich vor einem solchen gefährlichen / vnnd durch vnderschiedliche Hülff geftärckten Feind / nur auff zween Weg / als durch Gewalt / so im Schlagen bestehet / oder gütliche Accords Mittel versichern können. Nun sind aber so wol die Theologi als Politici dieser einhelligen Meynung / daß in so schwer wichtigen Sachen die Extrema ohn grosse Noth vnd Vrsach niemals anzugreiffen: Sondern wann vnd so lang andere nützlichere vnd sicherere doch auch erbare Mittel / zu gleichem Ziel zu gelangen / sich praesentiren / dieselbe vorzuziehen vnd an die Hand zunehmen seyen. Welches wie in andern Politischen Sachẽ / als auch im Kriegswesen darumb desto mehr in Obacht zunehmen / weil der eventus belli nit allein für sich selbstins gemein sehr vngewiß / sondern auch vornemblich in den Schlachten mißlich vnd zweiffenlich. Derowegen auch solche / aller Kriegeverständigen Meynung nach / so lang andere Mittel vorhanden / nicht genommen werden sollen. Wie dann auch die Exempla vnd tägliche Erfahrung lehren / daß sich nicht allezeit die Krieg mit schlagen enden / oder die Feind dardurch vertreiben lassen. Dann es sonsten Spinola vnnd andere / so jhren Feinden an der Zahl weit vberlegen / ohne zweiffel nicht also / wie man bißhero in facto gesehen vnd erfahren / würden vnderlassen haben. Zu dem ligt das Schlagen nicht an einem Theil allein / sondern stehet auch bey dem Gegentheil / ob er sich in solchen Orthen antreffen lassen wölle / da man mit jhm schlagen könte. Dannenhero weil Manßfeld allezeit / nach dem er die Schantz bey Weydhausen verlassen / welches jhm dann nicht zuverwehren gewesen / vnd zwar so lang vnd eylends voran gewichen vnd außgerissen / daß man jhne mit der Catholischen Bunds Armada nicht mehr erreichen können / ehe vnd zuvor er der Catholischen Stände Land angetretten vnnd verderbet hette / hat diese Consideration billich müssen in acht genommen werden. Da auch der Manßfelder mit Jhrer Durchs. nicht schlagen wollen (wie er dann nie kein Hertz vnnd Muth darzu erzeiget / sondern allenthalben nur seine Schlüpff vnd Vortheil gesucht) hette er sich in der Obern Pfaltz noch den gantzen Winter an sichern Orthen / in Stätten / Schlössern vnd Pässen / da man mehr als einen Herbst zu zubringen gehabt / gar wol auffhalten / ja bey dem eintzigen Paß zu Castell / Jhrer Durchl. gantze Armada / gleich wie zu Weydhausen / weiß nicht wie lang vergebens still ligend machen / vnderdessen aber mit seiner Reuterey / wohin er gewolt / in die benachbarte Stiffter vnd das Land Bayern streiffen / einfallen vnnd neben eusserster Verderbung derselben Landen / solchen Raub darinnen plündern können / daß er sein gantze Armee den Winter vber hette bezahlen / hergegen aber den Ständen die Mittel / jhre Verfassung zu continuiren gäntzlich entziehen / vnnd dardurch alle Catholische in eusserste Gefahr vnnd Ruin stürtzen mögen. Inmassen vnfehlbar wahr / daß wann man sich schon mit jhme Manßfeldern in die angebottene Accords Handlung nicht hette eingelassen / sondern gleich alsbalden mit allem Ernst auff jhn setzen können / vnd jhn ad extrema getrieben / daß er mit seinem Volck die Obere Pfaltz also defendiren können / auch bereit solche Vortheil darzu gehabt hett / daß dieselbige diesen Herbst mit Gewalt nicht mögen erobert werden. Wie dann kein Feind zuverachten / sonderlich aber auch ohne Vrsach vnnd höchste Noth zu gäntzlicher Desperation nicht zutringen ist: weil die Exempla zeigen / was desperata consilia verursachen. Welche bey dem Manßfelder vnd seinem Anhang desto gefährlicher gewesen / weil er / gewisser Erfahrung nach / dazumal als er auß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/693
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/693>, abgerufen am 29.06.2024.