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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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ster Leutenant Johannes Tscherclaes Herr von Johann von Tylli / Obrister Leutenant. Tilly / zu Montignj vnnd Marbeys auß Franckreich bürtig / ein gar dapfferer vnd erfahrner Kriegesmann: war auß den Niderlanden vom Hertzogen beruffen: vnd kam den 10. Junij zu Dillingen zu jhme / eben auff den Tag / als auch Graff Johann Georg von Hohenzollern / Keyserlicher Gesandter / ankommen war / vnd seine Werbung wegen der Execution gegen Böhmen abgelegt hatte.

Hertzogs Maximiliani in Bayern Reise nach dem Landt Ob der Ens. In Fortziehung dieser Bayerischen Armada ist der Hertzog selber mit einem stattlichen Comitat / darunter vier Fürsten waren / nämlich der von Vaudemont / vnd der von Eboin auß Lothringen / ein Hertzog von Teschen auß Schlesien / vnd Virginius Vrsinus auß Italien / durch Straubingen (welches ein Statt vnd Schloß an der Thonaw / fünff Meilen vnter Regenspurg gelegen) Pogenberg / Filtzhoffen / so ein Stättlein / biß auff Passaw gezogen. Daselbst seynd Gesandten von Regenspurg zu jhm kommen / vnd jhme gewöhnliche Praesenten wegen jhrer Statt / vberlieffert. Förters ist er auff Scherding kommen / allda bekam er die Zeitung / daß die Innwohner in Ober Oesterreich sich starck zusammen gethan / vnd das Schloß Starenberg wie auch das Stättlin Hag wol besetzet / vnnd sich zur Gegenwehr gefast gemacht.

Gesinnen der Stände in Oesterreich Ob der Ens / an Hertzog Maximilianum in Bayern. Nicht lang hernach / als den neundten Julij / seynd von den Ober Oesterreichischen Ständen Schreiben an den Hertzogen gebracht worden / darinn sie zuwissen begehret / was sie sich bey die sem Zug zuverschen hetten: Sie zwar hetten die Freundschafft / welche vnter Benachbarten zuseyn pflegte / wissentlich keines Wegs violirt / vnd dahero beförchteten sie sich auch keiner Feindthätlichkeiten: Sie stünden aber in Sorgen / daß / da seine Armada weiter fortrückte / etwa ein Auffstandt sich erregen möchte / weil kurtz zuvor ein grosse Anzahl Bawern sich zusammen gothan / aber doch auff Ermahnen der Stände sich wider nacher Hauß begeben hetten. Bäthen derohalben / daß er vnverlängt die Armada von jhren Grentzen abführete: Sonsten were zubefahren / daß sie wider zur Wehr greiffen / vnd die Sachen zu einer weitlaüfftigkeit gerahten möchten.

Antwort deß Hertzogen Maximiliani in Bayern / auff der Ober Enser Vortrag. Hierauff hat der Hertzog dem Gesandten / Sigmeyer genandt / geantwortet: Er were allbereit im Werck / eine Legation an die zu Lintz versamblete Stände abgehen zulassen / vnd sie von allem zu berichten. Wie nun dieser kaum hinweg gewesen / hat Hertzog Maximilian Laurentium Wensinun, vnd Hauptmann Reinacher nacher Lintz geschicket / den Ständen Keysers Ferdinandi Befelch zu entdecken / vnd zugleich die Keyserliche Schreiben auffzuweisen / welche dieses Innhalts seynd gewesen:

Innhalt der Keyserlichen Commission. Nachdem sich in dem Königreich Böheim das Vnwesen erhaben / hetten sich noch bey Lebszeiten Keysers Matthiae / die Stände in Oesterreich mehrertheils gleich Anfangs darein gemischt / vnd hindan gesetzt aller Vermahnungen / sich in Waffen zu Landt vnd Wasser gestellt / Ja sie weren so weit kommen / daß sie die Keyserische Officirer von allen Versamblungen nicht allein außgeschlossen / sondern auch gar von jhren Emptern abgesetzt / vnd also allerley wider die höchste Obrigkeit gehandelt.

Nach Abgang Keysers Matthiae weren sie in jhrer Rebellion wider Ertzhertzog Albrechten / als den nechsten Erben verharret / vnd mit Einnemmung deß Fürstlichen Sitzes vnnd Schlosses zu Lintz / Besetzung der Pässe zu Behuff der Rebellischen Böhmen / sich deß Regiments wider alle Recht vnd Billichkeit angemasset. Wie nun die Succession mit allen Gerechtigkeiten an Ferdinandum kommen / hetten sie sich mit viel engerer Bündnuß mit obgemelten Rebellen vnd derselben Anhänger zusammen gethan / vnnd mit Einfallung in Vnter Oesterreich / Stätte / Schlösser / Clöster vnd Dörffer der gehorsamen Vnderthanen / belägert / eingenommen vnd geplündert: Die Meineydigen Böhmen / in deme sie die Statt Wien angefallen / mit Gelt / Gewehr / vnd anderm geholffen / vnd niemals dahin sich bewegen lassen / daß sie die schuldige Huldigung jhren rechtmässigen Fürsten auch Trew vnd Gehorsam geleystet / sondern vielmehr jhm Gesetz vnd Maß vorschreiben wöllen / mit welchem jhr böses Fürhaben gut geheissen werden sollen.

Mit welchem allem / weil sie Crimenlaesae Majestatis begangen / vnd dahero schon lang zur billicher Straff sollen gezogen werden: hette doch jhr Landsfürst / nach angeborner seiner Milte / der Hoffnung gelebt / es würde sie dermal eins vber solchen jhren bösen Handlungen / hindan gesetzt deß jenigen / so sie bißhero jhre Vnthaten zu beschönen gebrauchet / eine Rew ankommen / vnnd derhalben der Schärpffe seine Gütigkeit vorgezogen: bey welchem sie dann nicht allem nicht beweget / sondern noch mehr verhalsstarriget worden weren. Dann es sey offenbahr / daß von jhrer etlichen eben die Practicken / durch welche der Oesterreichischen Lande Königreich vnd Provincien Abfall bißhero getrieben / vnd endlich zu Werck gerichtet / angestellt worden weren: Hernacher weren die jenigen in jhre Gemeinschafft auff: vnnd angenommen worden / welche dem Erbfeindt Christliches Namens / dem Türcken / gäntzlich zugethan.

Dahero were Jhre Keyserliche Majestät gezwungen worden / dem Durchleuchtigen Hertzogen in Bayern Befelch zu geben / die Rebellen / auff was Weise vnd Weg es auch geschehen möchte / wider zum Gehorsamb zu bringen: Die aber / so sich ergeben würden / zu Gnaden auffzunehmen / vnd also alles / was jhn recht vnnd billich däuchte / zu thun.

Were derohalben Jhrer Keys. Majestät Will vnd Befelch / daß besagte Stände / gemeltes Hertzogs Gebotten / ohne alle Außflüchte nachgelebten / die Residentz zu Lintz jhme wider einraumeten / die Pässe eröffneten / die Besatzungen allenthalben abführeten / die außwärtige Conföderationen auff-

ster Leutenant Johannes Tscherclaes Herr von Johañ von Tylli / Obrister Leutenant. Tilly / zu Montignj vnnd Marbeys auß Franckreich bürtig / ein gar dapfferer vnd erfahrner Kriegesmann: war auß den Niderlanden vom Hertzogen beruffen: vnd kam den 10. Junij zu Dillingen zu jhme / eben auff den Tag / als auch Graff Johann Georg von Hohenzollern / Keyserlicher Gesandter / ankommen war / vnd seine Werbung wegen der Execution gegen Böhmen abgelegt hatte.

Hertzogs Maximiliani in Bayern Reise nach dem Landt Ob der Ens. In Fortziehung dieser Bayerischen Armada ist der Hertzog selber mit einem stattlichen Comitat / darunter vier Fürsten waren / nämlich der von Vaudemont / vnd der von Eboin auß Lothringen / ein Hertzog von Teschen auß Schlesien / vnd Virginius Vrsinus auß Italien / durch Straubingen (welches ein Statt vnd Schloß an der Thonaw / fünff Meilen vnter Regenspurg gelegen) Pogenberg / Filtzhoffen / so ein Stättlein / biß auff Passaw gezogen. Daselbst seynd Gesandten von Regenspurg zu jhm kommen / vnd jhme gewöhnliche Praesenten wegen jhrer Statt / vberlieffert. Förters ist er auff Scherding kommen / allda bekam er die Zeitung / daß die Innwohner in Ober Oesterreich sich starck zusammen gethan / vnd das Schloß Starenberg wie auch das Stättlin Hag wol besetzet / vnnd sich zur Gegenwehr gefast gemacht.

Gesinnen der Stände in Oesterreich Ob der Ens / an Hertzog Maximilianum in Bayern. Nicht lang hernach / als den neundten Julij / seynd von den Ober Oesterreichischen Ständen Schreiben an den Hertzogen gebracht worden / darinn sie zuwissen begehret / was sie sich bey die sem Zug zuverschen hetten: Sie zwar hetten die Freundschafft / welche vnter Benachbarten zuseyn pflegte / wissentlich keines Wegs violirt / vnd dahero beförchteten sie sich auch keiner Feindthätlichkeiten: Sie stünden aber in Sorgen / daß / da seine Armada weiter fortrückte / etwa ein Auffstandt sich erregen möchte / weil kurtz zuvor ein grosse Anzahl Bawern sich zusammen gothan / aber doch auff Ermahnen der Stände sich wider nacher Hauß begeben hetten. Bäthen derohalben / daß er vnverlängt die Armada von jhren Grentzen abführete: Sonsten were zubefahren / daß sie wider zur Wehr greiffen / vnd die Sachen zu einer weitlaüfftigkeit gerahten möchten.

Antwort deß Hertzogen Maximiliani in Bayern / auff der Ober Enser Vortrag. Hierauff hat der Hertzog dem Gesandten / Sigmeyer genandt / geantwortet: Er were allbereit im Werck / eine Legation an die zu Lintz versamblete Stände abgehen zulassen / vnd sie von allem zu berichten. Wie nun dieser kaum hinweg gewesen / hat Hertzog Maximilian Laurentium Wensinũ, vnd Hauptmann Reinacher nacher Lintz geschicket / den Ständen Keysers Ferdinandi Befelch zu entdecken / vnd zugleich die Keyserliche Schreiben auffzuweisen / welche dieses Innhalts seynd gewesen:

Innhalt der Keyserlichen Commission. Nachdem sich in dem Königreich Böheim das Vnwesen erhaben / hetten sich noch bey Lebszeiten Keysers Matthiae / die Stände in Oesterreich mehrertheils gleich Anfangs darein gemischt / vnd hindan gesetzt aller Vermahnungen / sich in Waffen zu Landt vnd Wasser gestellt / Ja sie weren so weit kommen / daß sie die Keyserische Officirer von allen Versamblungen nicht allein außgeschlossen / sondern auch gar von jhren Emptern abgesetzt / vnd also allerley wider die höchste Obrigkeit gehandelt.

Nach Abgang Keysers Matthiae weren sie in jhrer Rebellion wider Ertzhertzog Albrechten / als den nechsten Erben verharret / vnd mit Einnemmung deß Fürstlichen Sitzes vnnd Schlosses zu Lintz / Besetzung der Pässe zu Behuff der Rebellischen Böhmen / sich deß Regiments wider alle Recht vnd Billichkeit angemasset. Wie nun die Succession mit allen Gerechtigkeiten an Ferdinandum kommen / hetten sie sich mit viel engerer Bündnuß mit obgemelten Rebellen vnd derselben Anhänger zusammen gethan / vnnd mit Einfallung in Vnter Oesterreich / Stätte / Schlösser / Clöster vnd Dörffer der gehorsamen Vnderthanen / belägert / eingenommen vnd geplündert: Die Meineydigen Böhmen / in deme sie die Statt Wien angefallen / mit Gelt / Gewehr / vnd anderm geholffen / vnd niemals dahin sich bewegen lassen / daß sie die schuldige Huldigung jhren rechtmässigen Fürsten auch Trew vnd Gehorsam geleystet / sondern vielmehr jhm Gesetz vnd Maß vorschreiben wöllen / mit welchem jhr böses Fürhaben gut geheissen werden sollen.

Mit welchem allem / weil sie Crimenlaesae Majestatis begangen / vnd dahero schon lang zur billicher Straff sollen gezogen werden: hette doch jhr Landsfürst / nach angeborner seiner Milte / der Hoffnung gelebt / es würde sie dermal eins vber solchen jhren bösen Handlungen / hindan gesetzt deß jenigen / so sie bißhero jhre Vnthaten zu beschönen gebrauchet / eine Rew ankommen / vnnd derhalben der Schärpffe seine Gütigkeit vorgezogen: bey welchem sie dann nicht allem nicht beweget / sondern noch mehr verhalsstarriget worden weren. Dann es sey offenbahr / daß von jhrer etlichen eben die Practicken / durch welche der Oesterreichischen Lande Königreich vnd Provincien Abfall bißhero getriebẽ / vnd endlich zu Werck gerichtet / angestellt worden weren: Hernacher weren die jenigen in jhre Gemeinschafft auff: vnnd angenommen worden / welche dem Erbfeindt Christliches Namens / dem Türcken / gäntzlich zugethan.

Dahero were Jhre Keyserliche Majestät gezwungen worden / dem Durchleuchtigen Hertzogen in Bayern Befelch zu geben / die Rebellen / auff was Weise vnd Weg es auch geschehẽ möchte / wider zum Gehorsamb zu bringen: Die aber / so sich ergeben würden / zu Gnaden auffzunehmen / vnd also alles / was jhn recht vnnd billich däuchte / zu thun.

Were derohalben Jhrer Keys. Majestät Will vnd Befelch / daß besagte Stände / gemeltes Hertzogs Gebotten / ohne alle Außflüchte nachgelebtẽ / die Residentz zu Lintz jhme wider einraumeten / die Pässe eröffneten / die Besatzungen allenthalben abführeten / die außwärtige Conföderationẽ auff-

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          <p><note place="left">Hertzogs Maximiliani in Bayern Reise nach dem Landt Ob                          der Ens.</note> In Fortziehung dieser Bayerischen Armada ist der Hertzog                      selber mit einem stattlichen Comitat / darunter vier Fürsten waren / nämlich der                      von Vaudemont / vnd der von Eboin auß Lothringen / ein Hertzog von Teschen auß                      Schlesien / vnd Virginius Vrsinus auß Italien / durch Straubingen (welches ein                      Statt vnd Schloß an der Thonaw / fünff Meilen vnter Regenspurg gelegen)                      Pogenberg / Filtzhoffen / so ein Stättlein / biß auff Passaw gezogen. Daselbst                      seynd Gesandten von Regenspurg zu jhm kommen / vnd jhme gewöhnliche Praesenten                      wegen jhrer Statt / vberlieffert. Förters ist er auff Scherding kommen / allda                      bekam er die Zeitung / daß die Innwohner in Ober Oesterreich sich starck                      zusammen gethan / vnd das Schloß Starenberg wie auch das Stättlin Hag wol                      besetzet / vnnd sich zur Gegenwehr gefast gemacht.</p>
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[440/0499] ster Leutenant Johannes Tscherclaes Herr von Tilly / zu Montignj vnnd Marbeys auß Franckreich bürtig / ein gar dapfferer vnd erfahrner Kriegesmann: war auß den Niderlanden vom Hertzogen beruffen: vnd kam den 10. Junij zu Dillingen zu jhme / eben auff den Tag / als auch Graff Johann Georg von Hohenzollern / Keyserlicher Gesandter / ankommen war / vnd seine Werbung wegen der Execution gegen Böhmen abgelegt hatte. Johañ von Tylli / Obrister Leutenant. In Fortziehung dieser Bayerischen Armada ist der Hertzog selber mit einem stattlichen Comitat / darunter vier Fürsten waren / nämlich der von Vaudemont / vnd der von Eboin auß Lothringen / ein Hertzog von Teschen auß Schlesien / vnd Virginius Vrsinus auß Italien / durch Straubingen (welches ein Statt vnd Schloß an der Thonaw / fünff Meilen vnter Regenspurg gelegen) Pogenberg / Filtzhoffen / so ein Stättlein / biß auff Passaw gezogen. Daselbst seynd Gesandten von Regenspurg zu jhm kommen / vnd jhme gewöhnliche Praesenten wegen jhrer Statt / vberlieffert. Förters ist er auff Scherding kommen / allda bekam er die Zeitung / daß die Innwohner in Ober Oesterreich sich starck zusammen gethan / vnd das Schloß Starenberg wie auch das Stättlin Hag wol besetzet / vnnd sich zur Gegenwehr gefast gemacht. Hertzogs Maximiliani in Bayern Reise nach dem Landt Ob der Ens. Nicht lang hernach / als den neundten Julij / seynd von den Ober Oesterreichischen Ständen Schreiben an den Hertzogen gebracht worden / darinn sie zuwissen begehret / was sie sich bey die sem Zug zuverschen hetten: Sie zwar hetten die Freundschafft / welche vnter Benachbarten zuseyn pflegte / wissentlich keines Wegs violirt / vnd dahero beförchteten sie sich auch keiner Feindthätlichkeiten: Sie stünden aber in Sorgen / daß / da seine Armada weiter fortrückte / etwa ein Auffstandt sich erregen möchte / weil kurtz zuvor ein grosse Anzahl Bawern sich zusammen gothan / aber doch auff Ermahnen der Stände sich wider nacher Hauß begeben hetten. Bäthen derohalben / daß er vnverlängt die Armada von jhren Grentzen abführete: Sonsten were zubefahren / daß sie wider zur Wehr greiffen / vnd die Sachen zu einer weitlaüfftigkeit gerahten möchten. Gesinnen der Stände in Oesterreich Ob der Ens / an Hertzog Maximilianum in Bayern. Hierauff hat der Hertzog dem Gesandten / Sigmeyer genandt / geantwortet: Er were allbereit im Werck / eine Legation an die zu Lintz versamblete Stände abgehen zulassen / vnd sie von allem zu berichten. Wie nun dieser kaum hinweg gewesen / hat Hertzog Maximilian Laurentium Wensinũ, vnd Hauptmann Reinacher nacher Lintz geschicket / den Ständen Keysers Ferdinandi Befelch zu entdecken / vnd zugleich die Keyserliche Schreiben auffzuweisen / welche dieses Innhalts seynd gewesen: Antwort deß Hertzogen Maximiliani in Bayern / auff der Ober Enser Vortrag. Nachdem sich in dem Königreich Böheim das Vnwesen erhaben / hetten sich noch bey Lebszeiten Keysers Matthiae / die Stände in Oesterreich mehrertheils gleich Anfangs darein gemischt / vnd hindan gesetzt aller Vermahnungen / sich in Waffen zu Landt vnd Wasser gestellt / Ja sie weren so weit kommen / daß sie die Keyserische Officirer von allen Versamblungen nicht allein außgeschlossen / sondern auch gar von jhren Emptern abgesetzt / vnd also allerley wider die höchste Obrigkeit gehandelt. Innhalt der Keyserlichen Commission. Nach Abgang Keysers Matthiae weren sie in jhrer Rebellion wider Ertzhertzog Albrechten / als den nechsten Erben verharret / vnd mit Einnemmung deß Fürstlichen Sitzes vnnd Schlosses zu Lintz / Besetzung der Pässe zu Behuff der Rebellischen Böhmen / sich deß Regiments wider alle Recht vnd Billichkeit angemasset. Wie nun die Succession mit allen Gerechtigkeiten an Ferdinandum kommen / hetten sie sich mit viel engerer Bündnuß mit obgemelten Rebellen vnd derselben Anhänger zusammen gethan / vnnd mit Einfallung in Vnter Oesterreich / Stätte / Schlösser / Clöster vnd Dörffer der gehorsamen Vnderthanen / belägert / eingenommen vnd geplündert: Die Meineydigen Böhmen / in deme sie die Statt Wien angefallen / mit Gelt / Gewehr / vnd anderm geholffen / vnd niemals dahin sich bewegen lassen / daß sie die schuldige Huldigung jhren rechtmässigen Fürsten auch Trew vnd Gehorsam geleystet / sondern vielmehr jhm Gesetz vnd Maß vorschreiben wöllen / mit welchem jhr böses Fürhaben gut geheissen werden sollen. Mit welchem allem / weil sie Crimenlaesae Majestatis begangen / vnd dahero schon lang zur billicher Straff sollen gezogen werden: hette doch jhr Landsfürst / nach angeborner seiner Milte / der Hoffnung gelebt / es würde sie dermal eins vber solchen jhren bösen Handlungen / hindan gesetzt deß jenigen / so sie bißhero jhre Vnthaten zu beschönen gebrauchet / eine Rew ankommen / vnnd derhalben der Schärpffe seine Gütigkeit vorgezogen: bey welchem sie dann nicht allem nicht beweget / sondern noch mehr verhalsstarriget worden weren. Dann es sey offenbahr / daß von jhrer etlichen eben die Practicken / durch welche der Oesterreichischen Lande Königreich vnd Provincien Abfall bißhero getriebẽ / vnd endlich zu Werck gerichtet / angestellt worden weren: Hernacher weren die jenigen in jhre Gemeinschafft auff: vnnd angenommen worden / welche dem Erbfeindt Christliches Namens / dem Türcken / gäntzlich zugethan. Dahero were Jhre Keyserliche Majestät gezwungen worden / dem Durchleuchtigen Hertzogen in Bayern Befelch zu geben / die Rebellen / auff was Weise vnd Weg es auch geschehẽ möchte / wider zum Gehorsamb zu bringen: Die aber / so sich ergeben würden / zu Gnaden auffzunehmen / vnd also alles / was jhn recht vnnd billich däuchte / zu thun. Were derohalben Jhrer Keys. Majestät Will vnd Befelch / daß besagte Stände / gemeltes Hertzogs Gebotten / ohne alle Außflüchte nachgelebtẽ / die Residentz zu Lintz jhme wider einraumeten / die Pässe eröffneten / die Besatzungen allenthalben abführeten / die außwärtige Conföderationẽ auff-

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/499>, abgerufen am 26.06.2024.