Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vor aller Beleydigung beschützet / vnd bey jhren habenden libertäten / Rechten vnd Gerechtigkeiten / auch Land vnd Leuten / wider männiglichs vnrechtmässigen Gewalt in Ruhe vnnd Frieden gehandhabt werden möchten: Derohalben so hat die Vnion keinen Fried / ohne die jenigen so sie suchen zu offendiren vnd zubeleydigen: Es kan aber keiner für einen Feind gehalten werden / es seye dann daß ers offentlich bekenne / oder mit Feindthätlichkeiten im Werck erweise. Dieses nun auff mein Vorhaben zn bringen / so ist männiglich bekandt vnd offenbar / daß Marquis Ambrosius Spinola sich ins Teutsche Landt begeben / im Namen vnd zum Dienst vnserer höchsten Obrigkeit deß Römischen Keysers / welcher am letzt verschienenen zu Nürnberg gehaltenen Correspondentz-Tag sich allergnädigst dahin erkläret: Seine Majestät wolten wegen jhrer Privat-Praetension im Heiligen Reich einige Vnruhe nicht erregen / sondern vielmehr sich dahin bearbeiten / damit die Evangelische Vnion / vnd Catholische Liga in gutem Frieden beysammen wohnen / das schädliche Mißtrawen vnter beyderley Ständen ein mal hingelegt / vnnd die alte Vertrawlichkeit wider auffgerichtet werden möge / in welche Vätterliche Vorsorg vnd gnädigsten Willen / die sämptliche Correspondirende König / Chur: Fürsten vnd Stände mit gebührendem Respect in aller Vnderthänigkeit auff: vnd angenommen / vnd sich darob nicht wenig erfrewet / der vngezweiffelten Zuversicht / es würde Keyserl. Majestät nicht weniger in der That erweisen / als sie mit Worten versprochen / dann der hohen Potentaten Wort seynd an statt deß Eyds zu aestimiren. Diesem nach / als Marquis Spinola im Namen deß Keysers an der Vnion General Fürsten vnd deren Stände / ein freyen Durchzug / ohne jemandes Beschwerung / auff gnugsame Caution vnnd Versicherung begert / so haben zwar dieselbige diesen dem Reich praejudicirlichen Durchzug frembder Nationen / Krafft deren in deß H. Reichs Abschieden / Constitutionen vnd bewilligter Capitulation mit gutem Fug vnd Recht billich abgeschlagen / aber doch dannenher noch nicht gnugsame Vrsachen gehabt / ohne weiter gegebene Anlaß jhn Spinolam feindlich anzugreiffen / zumal weil sich derselbe zum öfftern erklärt / daß er einige Commission nicht habe / dem Reich oder einigem Fürsten jchtwas zuwider zu handlen / sondern vielmehr jederman bey dem seinigen in Ruhe vnd Friedenzulassen: allermassen Keyserl. Majest. sich auch zuvorn / durch jhren Abgesandten Herrn Johan Georgen / Graffen von Hohenzollern / allergnädigst haben erklären lassen:dannenhero der Vnion Fürsten biß hiehero noch nicht erhebliche vnd der gantzen Welt beweißliche Vrsachen gehabt / jhne Spinolam feindthätlicher weise anzugreiffen / dann in dermassen wichtigen Geschäfften vnd Sachen (wie diese ist) muß man nicht bawen auff muthmassen / wie scheinbar sie auch jmmer seyn mögen / sondern auff gute vnd beständige Gründe / damit man auch bey den lieben Nachkommen bestehen könne / sintemal blosse Muhtmassungen / mit andern Vermuhtungen vmbgestossen: Die aber ohne gegebene Vrsach gethane Feindthätlichkeiten bey den Nachkommen nicht beschönet werden können. Zwar die Fürsten seynd nicht eins so schlechten vnd kindischen Verstands / daß sie den Betrug deß Spinolae nicht solten zuvor gesehen / oder vermercket haben / es hat jhnen auch an gutem Raht vnd Mitteln / auch vnter genugsamen Praetexten den Spinolam / damit er nicht so hoch ins Reich gelanget were / auffzuhalten keines Wegs gemangelt / aber sie haben auß erheblichen Vrsachen dem Gutachten deß Königs in Groß Britannien gefolget / welcher genugsame Versicherung zuhaben vermeinete / daß der Spinola auff die Chur Pfaltz nichts zu attentiren Vorhabens were / vnnd hat vorgedachter König durch seinen Gesandten außdrücklich protestiren lassen: Im Fall die Vnirte Fürsten den Spinolam / ehe vnnd zuvor derselbe sich gegen seines Eydams Erbländer feindlich erzeigte / anfechten würden / daß seine Majestät hiemit alle Hülff zurück geruffen / vnnd mit diesem Werck einige Gemeinschafft nicht haben wolte. Was solten nun die Fürsten anders thun / als das jenige / das sie gethan haben? Zwar den künfftigen Einfall deß Spinolae sahen sie wol vor Augen / aber deß Königs Freundschafft haben sie hie vnd anderswo / wie die Erfahrung künfftig wirdt bezeugen / in viel Wege von nöthen / vnd auß diesem Bedencken haben sie den Einfall gestattet / damit dem frommen König vnd der gantzen Welt kundt vnd offenbahr würde / wie weit er vnd sie in mehr andern Sachen dem Hauß Burgund zuvertrawen haben / vnd mag der Herr wol sicher darfür halten / daß bey diesem der Fürsten Gutdüncken nicht geringe Weißheit vnd Vorsichtigkeit zu betrachten / welches ein Verständiger / der in jetzigen läufften nur ein wenig geübet ist / leichtlich wirdt erachten können / derohalben vnvonnöthen / solchs allhie weiter außzu führen. Diß allein kan ich allhie zur Machrichtung nit vnvermeldet lassen / daß der M. z. A. als er deß Spinolae Einfall verstanden / gesagt hat: Was wil nun der König von Engelland sagen? Anlangend seinen Gesandten / als der selbe vernommen / daß der Spinola Creutzenach vnd Alzey eingenommen / hat er zu den Fürsten gesagt: Hactenus satisfactum est Regimeo, nunc vos videte: Das ist / bißhero ist meinem König genug geschehen / nun sehet jhrzu. Auff diesen feindlichen Einfall deß Spinolae hat der Obriste Obentraut ein Treffen mit jhm gethan / vnd durch Gottes sonderbahre Schickung / den Hertzogen von Espinoy neben andern gefangen bekommen / bey welchem so viel Nachrichtung gefunden worden / daß der Spinola gleich einen Anschlag auff Wormbs hette / wie er dann allbereit im Anzug gewesen: vnd were dieser Anschlag durch Gottes gnädige Vorsehung nicht entdeckt / vnd durch der Fürsten Vorsichtigkeit verhindert worden / so were die Statt Franckenthal vnd Heydelberg nicht zu erretten gewesen: dann sie waren dermassen mit Schrecken eingenommen / daß sie auch fünffhundert Mannen der Thore Schlüssel vor aller Beleydigung beschützet / vnd bey jhren habenden libertäten / Rechten vnd Gerechtigkeiten / auch Land vnd Leuten / wider männiglichs vnrechtmässigen Gewalt in Ruhe vnnd Frieden gehandhabt werden möchten: Derohalben so hat die Vnion keinen Fried / ohne die jenigen so sie suchen zu offendiren vnd zubeleydigen: Es kan aber keiner für einen Feind gehalten werden / es seye dann daß ers offentlich bekenne / oder mit Feindthätlichkeiten im Werck erweise. Dieses nun auff mein Vorhaben zn bringen / so ist männiglich bekandt vnd offenbar / daß Marquis Ambrosius Spinola sich ins Teutsche Landt begeben / im Namẽ vnd zum Dienst vnserer höchsten Obrigkeit deß Römischen Keysers / welcher am letzt verschienenen zu Nürnberg gehaltenen Correspondentz-Tag sich allergnädigst dahin erkläret: Seine Majestät wolten wegen jhrer Privat-Praetension im Heiligẽ Reich einige Vnruhe nicht erregen / sondern vielmehr sich dahin bearbeiten / damit die Evangelische Vnion / vnd Catholische Liga in gutem Frieden beysammen wohnen / das schädliche Mißtrawen vnter beyderley Ständen ein mal hingelegt / vnnd die alte Vertrawlichkeit wider auffgerichtet werden möge / in welche Vätterliche Vorsorg vnd gnädigsten Willen / die sämptliche Correspondirende König / Chur: Fürsten vnd Stände mit gebührendem Respect in aller Vnderthänigkeit auff: vnd angenommen / vnd sich darob nicht wenig erfrewet / der vngezweiffeltẽ Zuversicht / es würde Keyserl. Majestät nicht weniger in der That erweisen / als sie mit Wortẽ versprochen / dann der hohen Potentaten Wort seynd an statt deß Eyds zu aestimiren. Diesem nach / als Marquis Spinola im Namẽ deß Keysers an der Vnion General Fürsten vnd deren Stände / ein freyen Durchzug / ohne jemandes Beschwerung / auff gnugsame Caution vnnd Versicherung begert / so haben zwar dieselbige diesen dem Reich praejudicirlichen Durchzug frembder Nationen / Krafft deren in deß H. Reichs Abschieden / Constitutionen vñ bewilligter Capitulation mit gutem Fug vñ Recht billich abgeschlagẽ / aber doch dannenher noch nicht gnugsame Vrsachen gehabt / ohne weiter gegebene Anlaß jhn Spinolam feindlich anzugreiffen / zumal weil sich derselbe zum öfftern erklärt / daß er einige Commissiõ nicht habe / dem Reich oder einigem Fürsten jchtwas zuwider zu handlen / sondern vielmehr jederman bey dem seinigen in Ruhe vnd Friedenzulassen: allermassen Keyserl. Majest. sich auch zuvorn / durch jhren Abgesandten Herrn Johan Georgen / Graffen von Hohenzollern / allergnädigst habẽ erklären lassen:dannenhero der Vnion Fürsten biß hiehero noch nicht erhebliche vnd der gantzen Welt beweißliche Vrsachen gehabt / jhne Spinolam feindthätlicher weise anzugreiffen / dann in dermassen wichtigen Geschäfften vnd Sachen (wie diese ist) muß man nicht bawen auff muthmassen / wie scheinbar sie auch jmmer seyn mögen / sondern auff gute vñ beständige Gründe / damit man auch bey den lieben Nachkommen bestehen könne / sintemal blosse Muhtmassungen / mit andern Vermuhtungen vmbgestossen: Die aber ohne gegebene Vrsach gethane Feindthätlichkeiten bey den Nachkommen nicht beschönet werden können. Zwar die Fürsten seynd nicht eins so schlechten vnd kindischen Verstands / daß sie den Betrug deß Spinolae nicht solten zuvor gesehen / oder vermercket haben / es hat jhnen auch an gutem Raht vnd Mitteln / auch vnter genugsamen Praetexten den Spinolam / damit er nicht so hoch ins Reich gelanget were / auffzuhalten keines Wegs gemangelt / aber sie haben auß erheblichen Vrsachen dem Gutachten deß Königs in Groß Britannien gefolget / welcher genugsame Versicherung zuhaben vermeinete / daß der Spinola auff die Chur Pfaltz nichts zu attentiren Vorhabens were / vnnd hat vorgedachter König durch seinen Gesandten außdrücklich protestiren lassen: Im Fall die Vnirte Fürsten den Spinolam / ehe vnnd zuvor derselbe sich gegen seines Eydams Erbländer feindlich erzeigte / anfechten würden / daß seine Majestät hiemit alle Hülff zurück geruffen / vnnd mit diesem Werck einige Gemeinschafft nicht haben wolte. Was solten nun die Fürsten anders thun / als das jenige / das sie gethan haben? Zwar den künfftigen Einfall deß Spinolae sahen sie wol vor Augen / aber deß Königs Freundschafft haben sie hie vnd anderswo / wie die Erfahrung künfftig wirdt bezeugen / in viel Wege von nöthen / vnd auß diesem Bedencken haben sie den Einfall gestattet / damit dem frommen König vnd der gantzẽ Welt kundt vnd offenbahr würde / wie weit er vnd sie in mehr andern Sachen dem Hauß Burgund zuvertrawẽ haben / vnd mag der Herr wol sicher darfür halten / daß bey diesem der Fürsten Gutdünckẽ nicht geringe Weißheit vnd Vorsichtigkeit zu betrachten / welches ein Verständiger / der in jetzigen läufften nur ein wenig geübet ist / leichtlich wirdt erachten können / derohalben vnvonnöthen / solchs allhie weiter außzu führen. Diß allein kan ich allhie zur Machrichtung nit vnvermeldet lassen / daß der M. z. A. als er deß Spinolae Einfall verstanden / gesagt hat: Was wil nun der König von Engelland sagen? Anlangend seinen Gesandten / als der selbe vernommen / daß der Spinola Creutzenach vnd Alzey eingenommen / hat er zu den Fürsten gesagt: Hactenus satisfactum est Regimeo, nunc vos videte: Das ist / bißhero ist meinem König genug geschehen / nun sehet jhrzu. Auff diesen feindlichen Einfall deß Spinolae hat der Obriste Obentraut ein Treffen mit jhm gethan / vnd durch Gottes sonderbahre Schickung / den Hertzogen von Espinoy neben andern gefangen bekommen / bey welchem so viel Nachrichtung gefunden worden / daß der Spinola gleich einen Anschlag auff Wormbs hette / wie er dann allbereit im Anzug gewesen: vnd were dieser Anschlag durch Gottes gnädige Vorsehung nicht entdeckt / vnd durch der Fürsten Vorsichtigkeit verhindert wordẽ / so were die Statt Franckenthal vnd Heydelberg nicht zu erretten gewesen: dann sie waren dermassen mit Schrecken eingenommen / daß sie auch fünffhundert Mannen der Thore Schlüssel <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0492" n="433"/> vor aller Beleydigung beschützet / vnd bey jhren habenden libertäten / Rechten vnd Gerechtigkeiten / auch Land vnd Leuten / wider männiglichs vnrechtmässigen Gewalt in Ruhe vnnd Frieden gehandhabt werden möchten: Derohalben so hat die Vnion keinen Fried / ohne die jenigen so sie suchen zu offendiren vnd zubeleydigen: Es kan aber keiner für einen Feind gehalten werden / es seye dann daß ers offentlich bekenne / oder mit Feindthätlichkeiten im Werck erweise.</p> <p>Dieses nun auff mein Vorhaben zn bringen / so ist männiglich bekandt vnd offenbar / daß Marquis Ambrosius Spinola sich ins Teutsche Landt begeben / im Namẽ vnd zum Dienst vnserer höchsten Obrigkeit deß Römischen Keysers / welcher am letzt verschienenen zu Nürnberg gehaltenen Correspondentz-Tag sich allergnädigst dahin erkläret: Seine Majestät wolten wegen jhrer Privat-Praetension im Heiligẽ Reich einige Vnruhe nicht erregen / sondern vielmehr sich dahin bearbeiten / damit die Evangelische Vnion / vnd Catholische Liga in gutem Frieden beysammen wohnen / das schädliche Mißtrawen vnter beyderley Ständen ein mal hingelegt / vnnd die alte Vertrawlichkeit wider auffgerichtet werden möge / in welche Vätterliche Vorsorg vnd gnädigsten Willen / die sämptliche Correspondirende König / Chur: Fürsten vnd Stände mit gebührendem Respect in aller Vnderthänigkeit auff: vnd angenommen / vnd sich darob nicht wenig erfrewet / der vngezweiffeltẽ Zuversicht / es würde Keyserl. Majestät nicht weniger in der That erweisen / als sie mit Wortẽ versprochen / dann der hohen Potentaten Wort seynd an statt deß Eyds zu aestimiren.</p> <p>Diesem nach / als Marquis Spinola im Namẽ deß Keysers an der Vnion General Fürsten vnd deren Stände / ein freyen Durchzug / ohne jemandes Beschwerung / auff gnugsame Caution vnnd Versicherung begert / so haben zwar dieselbige diesen dem Reich praejudicirlichen Durchzug frembder Nationen / Krafft deren in deß H. Reichs Abschieden / Constitutionen vñ bewilligter Capitulation mit gutem Fug vñ Recht billich abgeschlagẽ / aber doch dannenher noch nicht gnugsame Vrsachen gehabt / ohne weiter gegebene Anlaß jhn Spinolam feindlich anzugreiffen / zumal weil sich derselbe zum öfftern erklärt / daß er einige Commissiõ nicht habe / dem Reich oder einigem Fürsten jchtwas zuwider zu handlen / sondern vielmehr jederman bey dem seinigen in Ruhe vnd Friedenzulassen: allermassen Keyserl. Majest. sich auch zuvorn / durch jhren Abgesandten Herrn Johan Georgen / Graffen von Hohenzollern / allergnädigst habẽ erklären lassen:dannenhero der Vnion Fürsten biß hiehero noch nicht erhebliche vnd der gantzen Welt beweißliche Vrsachen gehabt / jhne Spinolam feindthätlicher weise anzugreiffen / dann in dermassen wichtigen Geschäfften vnd Sachen (wie diese ist) muß man nicht bawen auff muthmassen / wie scheinbar sie auch jmmer seyn mögen / sondern auff gute vñ beständige Gründe / damit man auch bey den lieben Nachkommen bestehen könne / sintemal blosse Muhtmassungen / mit andern Vermuhtungen vmbgestossen: Die aber ohne gegebene Vrsach gethane Feindthätlichkeiten bey den Nachkommen nicht beschönet werden können.</p> <p>Zwar die Fürsten seynd nicht eins so schlechten vnd kindischen Verstands / daß sie den Betrug deß Spinolae nicht solten zuvor gesehen / oder vermercket haben / es hat jhnen auch an gutem Raht vnd Mitteln / auch vnter genugsamen Praetexten den Spinolam / damit er nicht so hoch ins Reich gelanget were / auffzuhalten keines Wegs gemangelt / aber sie haben auß erheblichen Vrsachen dem Gutachten deß Königs in Groß Britannien gefolget / welcher genugsame Versicherung zuhaben vermeinete / daß der Spinola auff die Chur Pfaltz nichts zu attentiren Vorhabens were / vnnd hat vorgedachter König durch seinen Gesandten außdrücklich protestiren lassen: Im Fall die Vnirte Fürsten den Spinolam / ehe vnnd zuvor derselbe sich gegen seines Eydams Erbländer feindlich erzeigte / anfechten würden / daß seine Majestät hiemit alle Hülff zurück geruffen / vnnd mit diesem Werck einige Gemeinschafft nicht haben wolte.</p> <p>Was solten nun die Fürsten anders thun / als das jenige / das sie gethan haben? Zwar den künfftigen Einfall deß Spinolae sahen sie wol vor Augen / aber deß Königs Freundschafft haben sie hie vnd anderswo / wie die Erfahrung künfftig wirdt bezeugen / in viel Wege von nöthen / vnd auß diesem Bedencken haben sie den Einfall gestattet / damit dem frommen König vnd der gantzẽ Welt kundt vnd offenbahr würde / wie weit er vnd sie in mehr andern Sachen dem Hauß Burgund zuvertrawẽ haben / vnd mag der Herr wol sicher darfür halten / daß bey diesem der Fürsten Gutdünckẽ nicht geringe Weißheit vnd Vorsichtigkeit zu betrachten / welches ein Verständiger / der in jetzigen läufften nur ein wenig geübet ist / leichtlich wirdt erachten können / derohalben vnvonnöthen / solchs allhie weiter außzu führen.</p> <p>Diß allein kan ich allhie zur Machrichtung nit vnvermeldet lassen / daß der M. z. A. als er deß Spinolae Einfall verstanden / gesagt hat: Was wil nun der König von Engelland sagen? Anlangend seinen Gesandten / als der selbe vernommen / daß der Spinola Creutzenach vnd Alzey eingenommen / hat er zu den Fürsten gesagt: Hactenus satisfactum est Regimeo, nunc vos videte: Das ist / bißhero ist meinem König genug geschehen / nun sehet jhrzu.</p> <p>Auff diesen feindlichen Einfall deß Spinolae hat der Obriste Obentraut ein Treffen mit jhm gethan / vnd durch Gottes sonderbahre Schickung / den Hertzogen von Espinoy neben andern gefangen bekommen / bey welchem so viel Nachrichtung gefunden worden / daß der Spinola gleich einen Anschlag auff Wormbs hette / wie er dann allbereit im Anzug gewesen: vnd were dieser Anschlag durch Gottes gnädige Vorsehung nicht entdeckt / vnd durch der Fürsten Vorsichtigkeit verhindert wordẽ / so were die Statt Franckenthal vnd Heydelberg nicht zu erretten gewesen: dann sie waren dermassen mit Schrecken eingenommen / daß sie auch fünffhundert Mannen der Thore Schlüssel </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [433/0492]
vor aller Beleydigung beschützet / vnd bey jhren habenden libertäten / Rechten vnd Gerechtigkeiten / auch Land vnd Leuten / wider männiglichs vnrechtmässigen Gewalt in Ruhe vnnd Frieden gehandhabt werden möchten: Derohalben so hat die Vnion keinen Fried / ohne die jenigen so sie suchen zu offendiren vnd zubeleydigen: Es kan aber keiner für einen Feind gehalten werden / es seye dann daß ers offentlich bekenne / oder mit Feindthätlichkeiten im Werck erweise.
Dieses nun auff mein Vorhaben zn bringen / so ist männiglich bekandt vnd offenbar / daß Marquis Ambrosius Spinola sich ins Teutsche Landt begeben / im Namẽ vnd zum Dienst vnserer höchsten Obrigkeit deß Römischen Keysers / welcher am letzt verschienenen zu Nürnberg gehaltenen Correspondentz-Tag sich allergnädigst dahin erkläret: Seine Majestät wolten wegen jhrer Privat-Praetension im Heiligẽ Reich einige Vnruhe nicht erregen / sondern vielmehr sich dahin bearbeiten / damit die Evangelische Vnion / vnd Catholische Liga in gutem Frieden beysammen wohnen / das schädliche Mißtrawen vnter beyderley Ständen ein mal hingelegt / vnnd die alte Vertrawlichkeit wider auffgerichtet werden möge / in welche Vätterliche Vorsorg vnd gnädigsten Willen / die sämptliche Correspondirende König / Chur: Fürsten vnd Stände mit gebührendem Respect in aller Vnderthänigkeit auff: vnd angenommen / vnd sich darob nicht wenig erfrewet / der vngezweiffeltẽ Zuversicht / es würde Keyserl. Majestät nicht weniger in der That erweisen / als sie mit Wortẽ versprochen / dann der hohen Potentaten Wort seynd an statt deß Eyds zu aestimiren.
Diesem nach / als Marquis Spinola im Namẽ deß Keysers an der Vnion General Fürsten vnd deren Stände / ein freyen Durchzug / ohne jemandes Beschwerung / auff gnugsame Caution vnnd Versicherung begert / so haben zwar dieselbige diesen dem Reich praejudicirlichen Durchzug frembder Nationen / Krafft deren in deß H. Reichs Abschieden / Constitutionen vñ bewilligter Capitulation mit gutem Fug vñ Recht billich abgeschlagẽ / aber doch dannenher noch nicht gnugsame Vrsachen gehabt / ohne weiter gegebene Anlaß jhn Spinolam feindlich anzugreiffen / zumal weil sich derselbe zum öfftern erklärt / daß er einige Commissiõ nicht habe / dem Reich oder einigem Fürsten jchtwas zuwider zu handlen / sondern vielmehr jederman bey dem seinigen in Ruhe vnd Friedenzulassen: allermassen Keyserl. Majest. sich auch zuvorn / durch jhren Abgesandten Herrn Johan Georgen / Graffen von Hohenzollern / allergnädigst habẽ erklären lassen:dannenhero der Vnion Fürsten biß hiehero noch nicht erhebliche vnd der gantzen Welt beweißliche Vrsachen gehabt / jhne Spinolam feindthätlicher weise anzugreiffen / dann in dermassen wichtigen Geschäfften vnd Sachen (wie diese ist) muß man nicht bawen auff muthmassen / wie scheinbar sie auch jmmer seyn mögen / sondern auff gute vñ beständige Gründe / damit man auch bey den lieben Nachkommen bestehen könne / sintemal blosse Muhtmassungen / mit andern Vermuhtungen vmbgestossen: Die aber ohne gegebene Vrsach gethane Feindthätlichkeiten bey den Nachkommen nicht beschönet werden können.
Zwar die Fürsten seynd nicht eins so schlechten vnd kindischen Verstands / daß sie den Betrug deß Spinolae nicht solten zuvor gesehen / oder vermercket haben / es hat jhnen auch an gutem Raht vnd Mitteln / auch vnter genugsamen Praetexten den Spinolam / damit er nicht so hoch ins Reich gelanget were / auffzuhalten keines Wegs gemangelt / aber sie haben auß erheblichen Vrsachen dem Gutachten deß Königs in Groß Britannien gefolget / welcher genugsame Versicherung zuhaben vermeinete / daß der Spinola auff die Chur Pfaltz nichts zu attentiren Vorhabens were / vnnd hat vorgedachter König durch seinen Gesandten außdrücklich protestiren lassen: Im Fall die Vnirte Fürsten den Spinolam / ehe vnnd zuvor derselbe sich gegen seines Eydams Erbländer feindlich erzeigte / anfechten würden / daß seine Majestät hiemit alle Hülff zurück geruffen / vnnd mit diesem Werck einige Gemeinschafft nicht haben wolte.
Was solten nun die Fürsten anders thun / als das jenige / das sie gethan haben? Zwar den künfftigen Einfall deß Spinolae sahen sie wol vor Augen / aber deß Königs Freundschafft haben sie hie vnd anderswo / wie die Erfahrung künfftig wirdt bezeugen / in viel Wege von nöthen / vnd auß diesem Bedencken haben sie den Einfall gestattet / damit dem frommen König vnd der gantzẽ Welt kundt vnd offenbahr würde / wie weit er vnd sie in mehr andern Sachen dem Hauß Burgund zuvertrawẽ haben / vnd mag der Herr wol sicher darfür halten / daß bey diesem der Fürsten Gutdünckẽ nicht geringe Weißheit vnd Vorsichtigkeit zu betrachten / welches ein Verständiger / der in jetzigen läufften nur ein wenig geübet ist / leichtlich wirdt erachten können / derohalben vnvonnöthen / solchs allhie weiter außzu führen.
Diß allein kan ich allhie zur Machrichtung nit vnvermeldet lassen / daß der M. z. A. als er deß Spinolae Einfall verstanden / gesagt hat: Was wil nun der König von Engelland sagen? Anlangend seinen Gesandten / als der selbe vernommen / daß der Spinola Creutzenach vnd Alzey eingenommen / hat er zu den Fürsten gesagt: Hactenus satisfactum est Regimeo, nunc vos videte: Das ist / bißhero ist meinem König genug geschehen / nun sehet jhrzu.
Auff diesen feindlichen Einfall deß Spinolae hat der Obriste Obentraut ein Treffen mit jhm gethan / vnd durch Gottes sonderbahre Schickung / den Hertzogen von Espinoy neben andern gefangen bekommen / bey welchem so viel Nachrichtung gefunden worden / daß der Spinola gleich einen Anschlag auff Wormbs hette / wie er dann allbereit im Anzug gewesen: vnd were dieser Anschlag durch Gottes gnädige Vorsehung nicht entdeckt / vnd durch der Fürsten Vorsichtigkeit verhindert wordẽ / so were die Statt Franckenthal vnd Heydelberg nicht zu erretten gewesen: dann sie waren dermassen mit Schrecken eingenommen / daß sie auch fünffhundert Mannen der Thore Schlüssel
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/492>, abgerufen am 26.06.2024. |