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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden.

Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden.

Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichen Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen.

Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte.

Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vnd Ständ Ansuchungen. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen.

Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren.

Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren.

Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten.

Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden.

Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden.

Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichẽ Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen.

Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte.

Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vñ Ständ Ansuchungẽ. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen.

Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren.

Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren.

Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten.

Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

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[410/0463] den Kayserlichen Hoff abgefertiget / vnnd vmb Albstellung etlicher den Evangelischen Ständen auffwachsenden Beschwerungen inständig anlangen lassen; were aber seithero die wenigste Erleichterung in denselben Grauaminibus befunden worden. Anno 1616. hetten Jhre Churfürstl. Gn. dem Obristen Lucan als Kayserlichen Gesandten lassen zuerkennen geben / daß doch Jhr Kays. Mayest ein freundtliche Vergleichung deren in dem Reich entstandenen Mißhelligkeiten wolte verfügen vnnd befördern: Aber es bliebe auch zuruck / wie offt vnnd flehentlich es auch gesucht worden. Eben selbigen Jahrs hetten Jhr Churfürstl. Gn. auff ansuchen der Evangelischen Frey vnnd Reichs-Stätt ein hochansehenliches Vorbitt-Schreiben an die Kayserl. Mayest. abgehen lassen / deroselben Trangsalen vnd Beschwerlichkeiten zu remediren: Aber kein einige Statt hette solcher Churfürstlichẽ Intercession eines Fingers breit genossen / ja gar kein Anfang gemacht worden / solche Vorschrifft nur in etwas in acht zunehmen. Auß welchen vnd andern Bezeugungen hetten Jhr Churfürst. Gn. vnverdeckt zuvernemen / daß dero hohes Ansehen nur in den jenigen Fällen gelte / vnnd in Respect gezogen würde / da das Bapsthumb vnderstützt / die Evangelischen geschwächt / vnnd der Spanische Dominat behauptet werden solte. Wann aber Jhrer Churfürstl. Gn. Einwenden vnd Suchen dahinauß lieffe / daß der Catholicismus (wie sie jhn nenneten) auch den allergeringsten Machzug leyden / vnd hingegen das Evangelium etwas auffnehmen / oder nur deß vorigen Standts Erhaltung empfinden solte / dagienge es eben so wenig von statten / vnnd riechen Jhrer Churfürstl. Gn. Begehren gleich so wohl nach der Ketzerey / als anderer Evangelischen Chur-Fürsten vñ Ständ Ansuchungẽ. Es würden auch Jhre Churf. Gn. im zurück dencken selber noch viel Fäll befinden / da dieselbe nicht ohn besondere Disreputation beyseiths gesetzt worden: Welche sich in dieser kürtze nicht erzehlen liessen. Solte dann Jhr Churf. G. bey diesem jhrem gefährlichen gefasten proposito vnnd Kriegszug dieses Bedencken beywohnen / daß dieselbe an diesen Landen sich so hoch nicht zuvergreiffen / die weil viel darinn zubefinden / die der Evangelischen Lutherischen Religion nicht zugethan / sondern mit dem Calvinismo behafftet / mit welchen wenig Mitleiden zutragen / als welche ohne das deß Religion Friedens nicht fähig weren: So wolten Jhre Churfürstl. Gn. doch zu Gemüth ziehen / wie viel hundert / ja tausend recht Lutherischer Evangelischer Christen mit diesem Vnglück müsten getroffen werden / wann dieser feindtliche Einbruch in jhr Vatterlandt solte erfolgen. Vnder welcher Zahl dann sie vnderschriebene sich auch befünden / als die der Sächsischen Confession eyfferig beygethan / vnd darbey biß in Todt / mit Göttlicher Verleyhung / gedächten zuverharren. Sie zwar erkenneten sich gar zu gering / nach Notthurfft außzuführen / ob es die jetzige Läuffte vnnd Zeiten (da man ins gemein träwete dem Evangelio den Garauß zumachen / vnnd den fatalem periodum abzureissen / da auch der Spanische Hauff an allen Orthen in gantz Europasich herfür thäte vnnd empörte) leyden wölten / die Verbitterung zwischen gedachten beyden Religion weiter zu fomentiren. Das wolte sie aber gäntzlich beduncken / daß in hundert Jahren / vnd so lang das Evangelium wider seinen offentlichen Schall gehabt / dem Päbstischen Hauffen kein erwünschtere Occasion hette können in die Hand gelieffert werden / in dem Reich widerumb ein allgemeine Religions Enderung vorzunehmen / als wann diese Spaltung zwischen den Lutheranern vnnd Calvinisten weiter solte vmb sich fressen vnd continuiren. Vnnd ob gleich durch ein süsses Syrenen Gesang ein vnnd der ander Evangelische Standt wolte entschläfft vnd in Sicherheit gebracht werden / als ob es vmb die Lutherischen nicht zuthun / vnnd daß dieselbe vnder dem Schild deß Religion Friedens vnbeschädiget bleiben solten: So stelleten doch die Jesuitische Dogmata, vnd der gefaste gifftige Auffsatz / wie auch die vnzehlbaren Exempla das gerade Widerspiel an Tag. Vnd wer köndte jhm doch nur einbilden / daß die Lutherischen in besserm Stand seyn würden / als die Calvinianer / wann der Gegentheil das Hefft in die Faust bekäme? Beyde Religionen weren bey demselben in einem Praedicament / vnnd würden alle für Ketzer gehalten: Bey den Romanisten were dieses ein vnfehlbare Regul / Daß alle Ketzer / vnnd also folglich auch die Lutheraner (darauff auch alle Geistliche Pontificii ein leiblichen Eyd schweren müßten) biß auff den letzten Athem juvesfolgen. Es were bey denselben ein vnwidersprechliche Maxima, Daß allen Ketzern kein Glauben zuhalten / Ja auch in specie der Religion Frieden allein so lang in Acht zunemmen / als es der Römischen Kirchen nützlich / vorträglich vnd bequem seyn möchte. Wie Brun de Haeret. tertio, cap. decimoquinto, Simancha de Cathol. Instit. capit. 46. Windeck de Haeretic. extirp. pag. 326. & 332. Martin. Becanus, vnnd viel andere mehr schreiben. Dahero Kayser Maximilianus Anno 1566. den Evangelischen Lutherischen Ständen / so die Außschliessung der Calvinisten begehrt / wol vnd recht geantwortet; Nescire eos quid petant: Sie wißten selbsten nicht was sie begehrten. Sie gedächten sich zwar der Calvinischen Religions Irrthumb nicht theilhafftig zu machen / wolten auch dieselben keines Wegs probiren vnd

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/463>, abgerufen am 26.06.2024.