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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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len / ward eylend die Trommel geschlagen / vnnd kamen die Bürger mit jhrem Geweht vor die Herberg zum schwartzen Adler gelauffen.

Der Hertzog gab anfangs nicht viel drauff / vnnd schossen seine Diener mit den Pistolen etliche Schüß auff die Bürger / die sich versambleten. Wordurch der gemeine Pöfel noch mehr verbittert war / vnd stürmbten mit grossem vngestümm zum Hauß hinein.

Als sie aber für den Saal kamen / haben deß Hertzogen Leuth tapffer auff sie geschossen / vnd vermeint / sie darmit abzutreiben / als aber zween Bürger also getroffen wurden / daß sie auff der statt todt blieben / wurden als bald Thüren vnd Fenster im Saal auffgebrochen / vnd namen die Bürger allen denen / die sie im Saal funden / die Waffen mit Gewalt ab. Auch ward beydes der Hertzog vnd sein Obrister Leutenant verwundet Der Herr Horion / als er gesehen / daß sie Bürgerschafft so starck zusammen lieff / hat sich bey zeiten zum Saal hinauß gemacht / vnnd ware durch die Hinderthür in S. Lamberts Closter geloffen / da er sich verkrochen / dieweil er wol wuste / daß es jhm fürnemblich gelten würde.

Vnd ob wol hernach etliche Bürger / welche vernommen / daß er sich da hinein salvirt / mit gewehrter Hand sich hinein getrungen / jhn zu suchen / so hat er sich doch so wol verborgen / daß sie jhn nicht haben finden können. In was für Gefahr der Hertzog vnnd seine Diener / deren viel verwundt worden / gewesen / als das wütende vnd grimmige Volck in den Saal eingebrochen / ist leichtlich zu erachten.

Die Herberg zum schwartzen Adler war durch auß geplündert / vnnd were deßgleichen den nechsten Häusern auch geschehen / vnder dem Schein / daß die Bürger den Horion suchen wolten / wann der Rath dem vnsinnigen Volck nicht mit Ernst abgewehret hette. Der Bürgermeister Pleneaux kam selber wider in den Saal / vnnd als er die Bürgerschafft gestillet / führete er den Hertzogen herauß / vnd brachte jhn in deß Ertzdechants Behausung.

Die meiste Schuld dieses Handels ward dem Horion zugemessen / welcher den Lermen angefangen / vnnd den Bürgermeister mit ehrenrührigen Worten angegriffen / ja gar im Saal vmbbringen wollen / damit er den Namen hette / daß er gut Keyserisch were.

Der Raht befahl also bald / daß man dem Hertzogen vnd seinen Leuten alles wider erstatten solte / was jhnen war abgenommen worden: welches auch geschehen. Darauff der Hertzog zur Stadt hinauß gezogen / vnd mit seinem Volck sich nach Schlesien gewendet. Von dannen er auff empfangene Keyserliche Ordinantz / nach dem Weserstrom seinen march angestellet / vnd mit General Tilly sich conjungirt hat.

Ertzhertzog Leopold quittirt den geistlichen Stand vnd greifft zur Ehe. Ertzhertzog Leopold von Oesterreich / so bißhero Bischoff zu Straßburg vnnd Passaw gewesen / hatte jhm vorgenommen / sich auß dem Geistlichen in den Weltlichen Stand zu begeben / vnd zur Ehe zu greiffen / zog demnach zu Anfang dieses Jahrs gen Rom / nach dem er die liebe Fraw zu Loretto vorhero besuchet. Er küssete dem Pabst die Füß / vnnd ward in desselben Pallast beherberget.

Als er sich zu Rom auffhielte / besuchte er alle Kirchen / welche von denen die wallfahrten vnd sonst durch ein sonderbare Andacht getrieben werden / pflegen besucht zu werden.

Wordurch er so viel erlanget / daß er der Wolthaten deß Jubeljahre vnnd allgemeinen Ablaß theilhafftig ward. Darnach resignierte er in deß Pabsts Handen die beyde Bisthumb Straßburg vnd Passaw / so er biß dahin in seiner Verwaltung gehabt hatte / welche hernach Ertzhertzog Leopold Wilhelm / Jhrer Keyserlichen Mayestät jüngern Sohn zu theil worden. Sonsten tractierte der Pabst den Ertzhertzogen sehr herrlich / lude jhn zu gast / vnd verehrete jhm bey dem Anzug etliche Reliquien. Also zog der Ertzhertzog Leopold von Rom auff Florentz / vnd nahm hernach ein Fräwlein von Vrbino zur Ehe / mit Namen Claudia de Medices, mit welcher er den 25. Aprilis das Hochzeitliche Fest vnd Beylager gehalten.

Der Pabst macht newe Cardinäl. Kurtz vorhero wären vnderschiedliche Cardinäl mit Todt abgangen / als der Cardinal von Hohenzollern / gewesener Bischoff zu Oßnabrück; die Cardinäl Caraffa vnnd Farnese / welche viel fette Pfründen vnnd Einkommen hinderliessen / so der Pabst zu begeben hatte.

Damit nun das Collegium der Cardinäl / welches sehr geschwächt worden / widerumb etlicher massen ergäntzet würde / machte der Pabst zwölff newe Cardinäl auff einmal / als; Aloysium Gaetanum; Patriarchen von Antiochien einen Römer: Benardum Spadam Ertzbischoffen zu Damiata, Nuncium Apostolicum in Franckreich: Fridericum Cornelium, Bischoffen zu Bergomo einen Venediger: Iacobum Cavalerium, auditorem Rotae einen Römer: Dionysium von Marquemont, Ertzbischoffen zu Lyon, einen Frantzofen: Laudiuium Zacchaeum, Bischoffen zu Montfalcon einen Genueser: Julium Zachettum Bischoffen zu Gravin, Nuncium Apostolicum in Spanien / einen Florentiner: Laelium Bisciam Decanum Apostolicae Camerae einen Römer: Ernestum Adelbertum von Harrach / Ertzbischoffen zu Prag / einen Teutschen: Berlingerum Gypsium, Bischoff zu Arimini von Bononien: Iohannem Dominicum Spinolam, Auditorem Camerae, von Genua: Don Henricum de Gusman einen Spanier.

Den Ertzbischoffen vnd Bischoffen / so sich zu Rom auffhielten / ward vom Pabst befohlen / daß sie sich zu jhren Kirchen versügen solten / damit die Herde nicht ohne Hirten wenren.

Pabst Vrban versihet sich mit Schantzen. Als der Pabst sahe / daß auch in Italien / wegen deß Kriegs im Veltlin vnnd wider Genua / ein Vngewitter entstehen wolte / nahm er darbey / sonderlich weil er den Italiänischen Fürsten nicht am besten trawete / seiner Schantzen wol in acht / ließ sein Castell St. Angelo bevestigen /

len / ward eylend die Trommel geschlagen / vnnd kamen die Bürger mit jhrem Geweht vor die Herberg zum schwartzen Adler gelauffen.

Der Hertzog gab anfangs nicht viel drauff / vnnd schossen seine Diener mit den Pistolen etliche Schüß auff die Bürger / die sich versambleten. Wordurch der gemeine Pöfel noch mehr verbittert war / vnd stürmbten mit grossem vngestümm zum Hauß hinein.

Als sie aber für den Saal kamen / haben deß Hertzogen Leuth tapffer auff sie geschossen / vnd vermeint / sie darmit abzutreiben / als aber zween Bürger also getroffen wurden / daß sie auff der statt todt blieben / wurden als bald Thüren vnd Fenster im Saal auffgebrochen / vnd namen die Bürger allen denen / die sie im Saal funden / die Waffen mit Gewalt ab. Auch ward beydes der Hertzog vnd sein Obrister Leutenant verwundet Der Herr Horion / als er gesehen / daß sie Bürgerschafft so starck zusammen lieff / hat sich bey zeiten zum Saal hinauß gemacht / vnnd ware durch die Hinderthür in S. Lamberts Closter geloffen / da er sich verkrochen / dieweil er wol wuste / daß es jhm fürnemblich gelten würde.

Vnd ob wol hernach etliche Bürger / welche vernommen / daß er sich da hinein salvirt / mit gewehrter Hand sich hinein getrungen / jhn zu suchen / so hat er sich doch so wol verborgen / daß sie jhn nicht haben finden können. In was für Gefahr der Hertzog vnnd seine Diener / deren viel verwundt worden / gewesen / als das wütende vnd grimmige Volck in den Saal eingebrochen / ist leichtlich zu erachten.

Die Herberg zum schwartzen Adler war durch auß geplündert / vnnd were deßgleichen den nechsten Häusern auch geschehen / vnder dem Schein / daß die Bürger den Horion suchen wolten / wann der Rath dem vnsinnigen Volck nicht mit Ernst abgewehret hette. Der Bürgermeister Pleneaux kam selber wider in den Saal / vnnd als er die Bürgerschafft gestillet / führete er den Hertzogen herauß / vnd brachte jhn in deß Ertzdechants Behausung.

Die meiste Schuld dieses Handels ward dem Horion zugemessen / welcher den Lermen angefangen / vnnd den Bürgermeister mit ehrenrührigen Worten angegriffen / ja gar im Saal vmbbringen wollen / damit er den Namen hette / daß er gut Keyserisch were.

Der Raht befahl also bald / daß man dem Hertzogen vnd seinen Leuten alles wider erstatten solte / was jhnen war abgenommen worden: welches auch geschehen. Darauff der Hertzog zur Stadt hinauß gezogen / vnd mit seinem Volck sich nach Schlesien gewendet. Von dannen er auff empfangene Keyserliche Ordinantz / nach dem Weserstrom seinen march angestellet / vnd mit General Tilly sich conjungirt hat.

Ertzhertzog Leopold quittirt den geistlichen Stand vñ greifft zur Ehe. Ertzhertzog Leopold von Oesterreich / so bißhero Bischoff zu Straßburg vnnd Passaw gewesen / hatte jhm vorgenommen / sich auß dem Geistlichen in den Weltlichen Stand zu begeben / vnd zur Ehe zu greiffen / zog demnach zu Anfang dieses Jahrs gen Rom / nach dem er die liebe Fraw zu Loretto vorhero besuchet. Er küssete dem Pabst die Füß / vnnd ward in desselben Pallast beherberget.

Als er sich zu Rom auffhielte / besuchte er alle Kirchen / welche von denen die wallfahrten vnd sonst durch ein sonderbare Andacht getrieben werden / pflegen besucht zu werden.

Wordurch er so viel erlanget / daß er der Wolthaten deß Jubeljahre vnnd allgemeinen Ablaß theilhafftig ward. Darnach resignierte er in deß Pabsts Handen die beyde Bisthumb Straßburg vnd Passaw / so er biß dahin in seiner Verwaltung gehabt hatte / welche hernach Ertzhertzog Leopold Wilhelm / Jhrer Keyserlichen Mayestät jüngern Sohn zu theil worden. Sonsten tractierte der Pabst den Ertzhertzogen sehr herrlich / lude jhn zu gast / vnd verehrete jhm bey dem Anzug etliche Reliquien. Also zog der Ertzhertzog Leopold von Rom auff Florentz / vnd nahm hernach ein Fräwlein von Vrbino zur Ehe / mit Namen Claudia de Medices, mit welcher er den 25. Aprilis das Hochzeitliche Fest vnd Beylager gehalten.

Der Pabst macht newe Cardinäl. Kurtz vorhero wären vnderschiedliche Cardinäl mit Todt abgangen / als der Cardinal von Hohenzollern / gewesener Bischoff zu Oßnabrück; die Cardinäl Caraffa vnnd Farnese / welche viel fette Pfründen vnnd Einkommen hinderliessen / so der Pabst zu begeben hatte.

Damit nun das Collegium der Cardinäl / welches sehr geschwächt worden / widerumb etlicher massen ergäntzet würde / machte der Pabst zwölff newe Cardinäl auff einmal / als; Aloysium Gaetanum; Patriarchen von Antiochien einen Römer: Benardum Spadam Ertzbischoffen zu Damiata, Nuncium Apostolicum in Franckreich: Fridericum Cornelium, Bischoffen zu Bergomo einen Venediger: Iacobum Cavalerium, auditorem Rotae einen Römer: Dionysium von Marquemont, Ertzbischoffen zu Lyon, einen Frantzofen: Laudiuium Zacchaeum, Bischoffen zu Montfalcon einen Genueser: Julium Zachettum Bischoffen zu Gravin, Nuncium Apostolicum in Spanien / einen Florentiner: Laelium Bisciam Decanum Apostolicae Camerae einen Römer: Ernestum Adelbertum von Harrach / Ertzbischoffen zu Prag / einen Teutschen: Berlingerum Gypsium, Bischoff zu Arimini von Bononien: Iohannem Dominicum Spinolam, Auditorem Camerae, von Genua: Don Henricum de Gusman einen Spanier.

Den Ertzbischoffen vnd Bischoffen / so sich zu Rom auffhielten / ward vom Pabst befohlen / daß sie sich zu jhren Kirchen versügen solten / damit die Herde nicht ohne Hirten wenren.

Pabst Vrban versihet sich mit Schantzen. Als der Pabst sahe / daß auch in Italien / wegen deß Kriegs im Veltlin vnnd wider Genua / ein Vngewitter entstehen wolte / nahm er darbey / sonderlich weil er den Italiänischen Fürsten nicht am besten trawete / seiner Schantzen wol in acht / ließ sein Castell St. Angelo bevestigen /

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          <p>Als sie aber für den Saal kamen / haben deß Hertzogen Leuth tapffer auff sie                      geschossen / vnd vermeint / sie darmit abzutreiben / als aber zween Bürger also                      getroffen wurden / daß sie auff der statt todt blieben / wurden als bald Thüren                      vnd Fenster im Saal auffgebrochen / vnd namen die Bürger allen denen / die sie                      im Saal funden / die Waffen mit Gewalt ab. Auch ward beydes der Hertzog vnd sein                      Obrister Leutenant verwundet Der Herr Horion / als er gesehen / daß sie                      Bürgerschafft so starck zusammen lieff / hat sich bey zeiten zum Saal hinauß                      gemacht / vnnd ware durch die Hinderthür in S. Lamberts Closter geloffen / da er                      sich verkrochen / dieweil er wol wuste / daß es jhm fürnemblich gelten würde.</p>
          <p>Vnd ob wol hernach etliche Bürger / welche vernommen / daß er sich da hinein                      salvirt / mit gewehrter Hand sich hinein getrungen / jhn zu suchen / so hat er                      sich doch so wol verborgen / daß sie jhn nicht haben finden können. In was für                      Gefahr der Hertzog vnnd seine Diener / deren viel verwundt worden / gewesen /                      als das wütende vnd grimmige Volck in den Saal eingebrochen / ist leichtlich zu                      erachten.</p>
          <p>Die Herberg zum schwartzen Adler war durch auß geplündert / vnnd were deßgleichen                      den nechsten Häusern auch geschehen / vnder dem Schein / daß die Bürger den                      Horion suchen wolten / wann der Rath dem vnsinnigen Volck nicht mit Ernst                      abgewehret hette. Der Bürgermeister Pleneaux kam selber wider in den Saal / vnnd                      als er die Bürgerschafft gestillet / führete er den Hertzogen herauß / vnd                      brachte jhn in deß Ertzdechants Behausung.</p>
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          <p><note place="left">Ertzhertzog Leopold quittirt den geistlichen Stand                              vn&#x0303; greifft zur Ehe.</note> Ertzhertzog Leopold von                      Oesterreich / so bißhero Bischoff zu Straßburg vnnd Passaw gewesen / hatte jhm                      vorgenommen / sich auß dem Geistlichen in den Weltlichen Stand zu begeben / vnd                      zur Ehe zu greiffen / zog demnach zu Anfang dieses Jahrs gen Rom / nach dem er                      die liebe Fraw zu Loretto vorhero besuchet. Er küssete dem Pabst die Füß / vnnd                      ward in desselben Pallast beherberget.</p>
          <p>Als er sich zu Rom auffhielte / besuchte er alle Kirchen / welche von denen die                      wallfahrten vnd sonst durch ein sonderbare Andacht getrieben werden / pflegen                      besucht zu werden.</p>
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          <p><note place="right">Der Pabst macht newe Cardinäl.</note> Kurtz vorhero                      wären vnderschiedliche Cardinäl mit Todt abgangen / als der Cardinal von                      Hohenzollern / gewesener Bischoff zu Oßnabrück; die Cardinäl Caraffa vnnd                      Farnese / welche viel fette Pfründen vnnd Einkommen hinderliessen / so der Pabst                      zu begeben hatte.</p>
          <p>Damit nun das Collegium der Cardinäl / welches sehr geschwächt worden / widerumb                      etlicher massen ergäntzet würde / machte der Pabst zwölff newe Cardinäl auff                      einmal / als; Aloysium Gaetanum; Patriarchen von Antiochien einen Römer:                      Benardum Spadam Ertzbischoffen zu Damiata, Nuncium Apostolicum in Franckreich:                      Fridericum Cornelium, Bischoffen zu Bergomo einen Venediger: Iacobum Cavalerium,                      auditorem Rotae einen Römer: Dionysium von Marquemont, Ertzbischoffen zu Lyon,                      einen Frantzofen: Laudiuium Zacchaeum, Bischoffen zu Montfalcon einen Genueser:                      Julium Zachettum Bischoffen zu Gravin, Nuncium Apostolicum in Spanien / einen                      Florentiner: Laelium Bisciam Decanum Apostolicae Camerae einen Römer: Ernestum                      Adelbertum von Harrach / Ertzbischoffen zu Prag / einen Teutschen: Berlingerum                      Gypsium, Bischoff zu Arimini von Bononien: Iohannem Dominicum Spinolam,                      Auditorem Camerae, von Genua: Don Henricum de Gusman einen Spanier.</p>
          <p>Den Ertzbischoffen vnd Bischoffen / so sich zu Rom auffhielten / ward vom Pabst                      befohlen / daß sie sich zu jhren Kirchen versügen solten / damit die Herde nicht                      ohne Hirten wenren.</p>
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[1064/1195] len / ward eylend die Trommel geschlagen / vnnd kamen die Bürger mit jhrem Geweht vor die Herberg zum schwartzen Adler gelauffen. Der Hertzog gab anfangs nicht viel drauff / vnnd schossen seine Diener mit den Pistolen etliche Schüß auff die Bürger / die sich versambleten. Wordurch der gemeine Pöfel noch mehr verbittert war / vnd stürmbten mit grossem vngestümm zum Hauß hinein. Als sie aber für den Saal kamen / haben deß Hertzogen Leuth tapffer auff sie geschossen / vnd vermeint / sie darmit abzutreiben / als aber zween Bürger also getroffen wurden / daß sie auff der statt todt blieben / wurden als bald Thüren vnd Fenster im Saal auffgebrochen / vnd namen die Bürger allen denen / die sie im Saal funden / die Waffen mit Gewalt ab. Auch ward beydes der Hertzog vnd sein Obrister Leutenant verwundet Der Herr Horion / als er gesehen / daß sie Bürgerschafft so starck zusammen lieff / hat sich bey zeiten zum Saal hinauß gemacht / vnnd ware durch die Hinderthür in S. Lamberts Closter geloffen / da er sich verkrochen / dieweil er wol wuste / daß es jhm fürnemblich gelten würde. Vnd ob wol hernach etliche Bürger / welche vernommen / daß er sich da hinein salvirt / mit gewehrter Hand sich hinein getrungen / jhn zu suchen / so hat er sich doch so wol verborgen / daß sie jhn nicht haben finden können. In was für Gefahr der Hertzog vnnd seine Diener / deren viel verwundt worden / gewesen / als das wütende vnd grimmige Volck in den Saal eingebrochen / ist leichtlich zu erachten. Die Herberg zum schwartzen Adler war durch auß geplündert / vnnd were deßgleichen den nechsten Häusern auch geschehen / vnder dem Schein / daß die Bürger den Horion suchen wolten / wann der Rath dem vnsinnigen Volck nicht mit Ernst abgewehret hette. Der Bürgermeister Pleneaux kam selber wider in den Saal / vnnd als er die Bürgerschafft gestillet / führete er den Hertzogen herauß / vnd brachte jhn in deß Ertzdechants Behausung. Die meiste Schuld dieses Handels ward dem Horion zugemessen / welcher den Lermen angefangen / vnnd den Bürgermeister mit ehrenrührigen Worten angegriffen / ja gar im Saal vmbbringen wollen / damit er den Namen hette / daß er gut Keyserisch were. Der Raht befahl also bald / daß man dem Hertzogen vnd seinen Leuten alles wider erstatten solte / was jhnen war abgenommen worden: welches auch geschehen. Darauff der Hertzog zur Stadt hinauß gezogen / vnd mit seinem Volck sich nach Schlesien gewendet. Von dannen er auff empfangene Keyserliche Ordinantz / nach dem Weserstrom seinen march angestellet / vnd mit General Tilly sich conjungirt hat. Ertzhertzog Leopold von Oesterreich / so bißhero Bischoff zu Straßburg vnnd Passaw gewesen / hatte jhm vorgenommen / sich auß dem Geistlichen in den Weltlichen Stand zu begeben / vnd zur Ehe zu greiffen / zog demnach zu Anfang dieses Jahrs gen Rom / nach dem er die liebe Fraw zu Loretto vorhero besuchet. Er küssete dem Pabst die Füß / vnnd ward in desselben Pallast beherberget. Ertzhertzog Leopold quittirt den geistlichen Stand vñ greifft zur Ehe. Als er sich zu Rom auffhielte / besuchte er alle Kirchen / welche von denen die wallfahrten vnd sonst durch ein sonderbare Andacht getrieben werden / pflegen besucht zu werden. Wordurch er so viel erlanget / daß er der Wolthaten deß Jubeljahre vnnd allgemeinen Ablaß theilhafftig ward. Darnach resignierte er in deß Pabsts Handen die beyde Bisthumb Straßburg vnd Passaw / so er biß dahin in seiner Verwaltung gehabt hatte / welche hernach Ertzhertzog Leopold Wilhelm / Jhrer Keyserlichen Mayestät jüngern Sohn zu theil worden. Sonsten tractierte der Pabst den Ertzhertzogen sehr herrlich / lude jhn zu gast / vnd verehrete jhm bey dem Anzug etliche Reliquien. Also zog der Ertzhertzog Leopold von Rom auff Florentz / vnd nahm hernach ein Fräwlein von Vrbino zur Ehe / mit Namen Claudia de Medices, mit welcher er den 25. Aprilis das Hochzeitliche Fest vnd Beylager gehalten. Kurtz vorhero wären vnderschiedliche Cardinäl mit Todt abgangen / als der Cardinal von Hohenzollern / gewesener Bischoff zu Oßnabrück; die Cardinäl Caraffa vnnd Farnese / welche viel fette Pfründen vnnd Einkommen hinderliessen / so der Pabst zu begeben hatte. Der Pabst macht newe Cardinäl. Damit nun das Collegium der Cardinäl / welches sehr geschwächt worden / widerumb etlicher massen ergäntzet würde / machte der Pabst zwölff newe Cardinäl auff einmal / als; Aloysium Gaetanum; Patriarchen von Antiochien einen Römer: Benardum Spadam Ertzbischoffen zu Damiata, Nuncium Apostolicum in Franckreich: Fridericum Cornelium, Bischoffen zu Bergomo einen Venediger: Iacobum Cavalerium, auditorem Rotae einen Römer: Dionysium von Marquemont, Ertzbischoffen zu Lyon, einen Frantzofen: Laudiuium Zacchaeum, Bischoffen zu Montfalcon einen Genueser: Julium Zachettum Bischoffen zu Gravin, Nuncium Apostolicum in Spanien / einen Florentiner: Laelium Bisciam Decanum Apostolicae Camerae einen Römer: Ernestum Adelbertum von Harrach / Ertzbischoffen zu Prag / einen Teutschen: Berlingerum Gypsium, Bischoff zu Arimini von Bononien: Iohannem Dominicum Spinolam, Auditorem Camerae, von Genua: Don Henricum de Gusman einen Spanier. Den Ertzbischoffen vnd Bischoffen / so sich zu Rom auffhielten / ward vom Pabst befohlen / daß sie sich zu jhren Kirchen versügen solten / damit die Herde nicht ohne Hirten wenren. Als der Pabst sahe / daß auch in Italien / wegen deß Kriegs im Veltlin vnnd wider Genua / ein Vngewitter entstehen wolte / nahm er darbey / sonderlich weil er den Italiänischen Fürsten nicht am besten trawete / seiner Schantzen wol in acht / ließ sein Castell St. Angelo bevestigen / Pabst Vrban versihet sich mit Schantzen.

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  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1064. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1195>, abgerufen am 23.06.2024.