Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

gebachter Hertzog Rudolph Maximilian zu Sachsen Lawenburg Ordinantz empfangen etlich Volck zu Roß vnd Fuß im Lütticher Land zu werben. Zu welchem End er seinen Obristen Leutenant den Graffen von Peer gen Lüttich geschickt: Der dann zu End deß Monats Sept. dahin ankam / vnd den Ständen deß Lands / so daselbst versamlet waren / seine Commission eröffnet / bey welcher versamlung beyde Bürgermeister der Stadt Lüttich sich auch gefunden.

Gedachter Graff zeigte erwehnten Ständen an / was dem Land für grosser Schad widerfahren würde / wann solche Werbung auff der Innwohner vnkoften geschehen solte: Demselben aber könte man leichtlich vorkommen / wann berührte Stände obbenantem Herzogen ein ansehenliche Summa Gelts bewilligen wolten / dann durch solch Mittel würde er die Soldaten im Zaum halten können / daß sie dem Landvolck keinen Vberlast thun / sondern auß jhrem Beutel würden zehren müssen.

Dieser Vortrag ward nicht zum besten von allen verstanden; Dann ob wol etliche darfür hielten / daß er zum guten / vnd dem armen Landvolck zu verschohnung gemeint were / so waren doch die andere darwider / vnd hielten solch Begehren für vnziemblich / welches ein böse Consequentz mit sich bringen würde. Der Horion von Heel war auff deß Hertzogen Seyten / vnnd wolte / man solte dem Hertzogen willfahren: aber die Bürgermeister von Lüttich sagten nein darzu.

Endlich nach langer Betrachtung vnd nach dem der Graff von Peer von seinem vnmessigen Fordern etwas nachgeben / sind in vier tausend Reichsthaler angebotten worden / welche er acceptirt / vnd darauff versprochen / es solte dem Landvolck kein Schad geschehen.

Etlich wenig Tag hernach kam der Hertzog selber gen Lüttich / vnd ließ den Ständen durch mehrgedachten Graffen von Peer anzeigen / daß er von Jhrer Keyserlichen Mayestät ein newe Commission bekommen hette / noch 1000. Fußknecht vnd etlich Reutter anzunehmen / derhalben die Summ / die sie jhm angebotten / nicht klecken würde / sondern müste dieselbe verdoppelt / vnd vber dieselbe noch vier tausend Reichsthaler Jhrer Fürstl. Gn. gereichet werden.

Dieser zweite Vortrag hat den sämptlichen Ständen dermassen mißfallen / daß sie jhn keiner Antwort gewürdiget / vnnd hat es das Ansehen bey jhnen gehabt / als wann man nur darnach trachtete / wie man sie mit einer vnleidenlichen Contribution beschwerte. Welches den Hertzogen vmb so viel desto mehr verdrossen / dieweil er verspührt / daß man jhm in der Stabt schlechte Ehranthat: Darumb er den Lüttichern wollen zu verstehen geben / daß er wol macht hette / wann er wolt / jhnen Schaden zuzufügen.

Zu welchem End er ein Cornet Reutier in die Stadt ließ kommen / darbey sein Obrister Leutenant voran ritte: Ein jeder Reutter hatte der einen Hand ein Pistol / in der andern ein blossen Degen. Solches Einzugs waren die von Lüttich nit gewohnet / deßwegen sich alsbald ein Auffstand in der Stadt erhub / vnnd wurden die Ketten in etlichen Gassen gespannet / vnd die Thor in der Stadt verschlossen: solches vermehrete den Vnwillen / den der Hertzog schon zuvor wider die Stadt gefast hatte / also daß er sich etlicher Drauwort vernemen ließ / als wann er solchen schimpff nicht wolte vngerochen lassen. Welches von etlichen gehört / vnd an die gemeine Bürgerschafft angebracht worden.

Den 26. Octobris lub der Hertzog die beyde Bürgermeister Massillon vnd Pleneaux in seiner Herberg zum schwartzen Adler zu gaft. Jener entschuldiget sich wegen seines Leibes Vngelegenheit: Dieser dieweil er kein scheinbare Entschuldigung vorbringen konte / ist neben dem Stadtschreiber / wiewol vngern / erschienen.

Der Herzog empfieng erstlich diesen Burgermeister freundlich / vnd ließ jhn an der Tafel oben an sitzen: hernach aber gab es allerley Reden / die dem Bürgermeister nicht fast angenehm waren; vnder andern erzehlte der Graff von Peer / wie er in vnderschiedlichen Städten in Teutschland so staktlich were empfangen worden / ja es were jhm / vnangesehen er nur ein schlechter Graf / mehr Ehr daselbst widerfahren / als die Lütticher dem Hertzogen selbst erzeiget hetten. Insonderheit war dem Bürgermeister Pleneaux verwiesen / daß er gemeltes Graffen Trommeter hette einziehen / vnd die Stadtthor schliessen lassen. Der Bürgermeister entschuldigte sich wie er konte / aber deß Hertzogen Leut wolten darmit nicht zu frieden seyn.

Der Herr Horion von Heel / der es mit den Hertzogischen hielte / sagte darauff zum Bürgermeister / er könte alles wider gutmachen / wann er bey den Ständen zu wegen brächte / daß sie die summ / welche sie dem Hertzogen angebotten / vmb etwas erhöheten Das stehet nicht bey mir / sprach der Bürgermeister / vnd wird solches schwerlich zu erhalten seyn / dieweil alles / was man vor diesem gegeben / nichts geholffen / sondern haben die Soldaten einen weg als den andern allen Muthwillen getrieben vnd dem Land grossen Schaden gethan. Solches wurde dem Bürgermeister sehr vbel auffgenommen / vnd als er von der Tafel auffgestanden war / vnd seinen Hut in der Hand hielte / tratt gedachter Horion zu jhm / nam jhm seinen Hut auß der Hand / vnd schlug jhn darmit zwey mal auffs Angesicht / vnd nach dem er etliche Schmähwort außgestossen / zog er seinen Degen auß vnd sagte zu jhm / du Hudler / du must von meiner Hand sterben. Der Bürgermeister griff auch zur Wehr / vnd dieweil er sahe / daß er vbermannet / vnd ein jeder jhm zu wider war / machte er sich an ein Fenster / so auff die Gaß hinauß sahe / vnd ruffte den Bürgern zu / daß sie jhm zu hülff kommen solten. Der Hertzog name sich deß Handels nichts an / sondern sahe allein dem Spiel zu. Als bald kamen drey Stadtdiener in Saal / welche von Leder zogen vnd den Bürgermeister retteten / daß er vnderletzt zur Thür hinauß kam.

Wie solches vnder der Bürgerschafft erschol-

gebachter Hertzog Rudolph Maximilian zu Sachsen Lawenburg Ordinantz empfangen etlich Volck zu Roß vnd Fuß im Lütticher Land zu werben. Zu welchem End er seinen Obristen Leutenant den Graffen von Peer gen Lüttich geschickt: Der dann zu End deß Monats Sept. dahin ankam / vnd den Ständen deß Lands / so daselbst versamlet waren / seine Commission eröffnet / bey welcher versamlung beyde Bürgermeister der Stadt Lüttich sich auch gefunden.

Gedachter Graff zeigte erwehnten Ständen an / was dem Land für grosser Schad widerfahren würde / wann solche Werbung auff der Innwohner vnkoften geschehen solte: Demselben aber könte man leichtlich vorkommen / wann berührte Stände obbenantem Herzogen ein ansehenliche Summa Gelts bewilligen wolten / dann durch solch Mittel würde er die Soldaten im Zaum halten können / daß sie dem Landvolck keinen Vberlast thun / sondern auß jhrem Beutel würden zehren müssen.

Dieser Vortrag ward nicht zum besten von allen verstanden; Dann ob wol etliche darfür hielten / daß er zum guten / vnd dem armen Landvolck zu verschohnung gemeint were / so waren doch die andere darwider / vnd hielten solch Begehren für vnziemblich / welches ein böse Consequentz mit sich bringen würde. Der Horion von Heel war auff deß Hertzogen Seyten / vnnd wolte / man solte dem Hertzogen willfahren: aber die Bürgermeister von Lüttich sagten nein darzu.

Endlich nach langer Betrachtung vnd nach dem der Graff von Peer von seinem vnmessigen Fordern etwas nachgeben / sind in vier tausend Reichsthaler angebotten worden / welche er acceptirt / vnd darauff versprochen / es solte dem Landvolck kein Schad geschehen.

Etlich wenig Tag hernach kam der Hertzog selber gen Lüttich / vnd ließ den Ständen durch mehrgedachten Graffen von Peer anzeigen / daß er von Jhrer Keyserlichen Mayestät ein newe Commission bekommen hette / noch 1000. Fußknecht vnd etlich Reutter anzunehmen / derhalben die Summ / die sie jhm angebotten / nicht klecken würde / sondern müste dieselbe verdoppelt / vnd vber dieselbe noch vier tausend Reichsthaler Jhrer Fürstl. Gn. gereichet werden.

Dieser zweite Vortrag hat den sämptlichen Ständen dermassen mißfallen / daß sie jhn keiner Antwort gewürdiget / vnnd hat es das Ansehen bey jhnen gehabt / als wann man nur darnach trachtete / wie man sie mit einer vnleidenlichen Contribution beschwerte. Welches den Hertzogen vmb so viel desto mehr verdrossen / dieweil er verspührt / daß man jhm in der Stabt schlechte Ehranthat: Darumb er den Lüttichern wollen zu verstehen geben / daß er wol macht hette / wann er wolt / jhnen Schaden zuzufügen.

Zu welchem End er ein Cornet Reutier in die Stadt ließ kommen / darbey sein Obrister Leutenant voran ritte: Ein jeder Reutter hatte der einen Hand ein Pistol / in der andern ein blossen Degen. Solches Einzugs waren die von Lüttich nit gewohnet / deßwegen sich alsbald ein Auffstand in der Stadt erhub / vnnd wurden die Ketten in etlichen Gassen gespannet / vnd die Thor in der Stadt verschlossen: solches vermehrete den Vnwillen / den der Hertzog schon zuvor wider die Stadt gefast hatte / also daß er sich etlicher Drauwort vernemen ließ / als wann er solchen schimpff nicht wolte vngerochen lassen. Welches von etlichen gehört / vnd an die gemeine Bürgerschafft angebracht worden.

Den 26. Octobris lub der Hertzog die beyde Bürgermeister Massillon vnd Pleneaux in seiner Herberg zum schwartzen Adler zu gaft. Jener entschuldiget sich wegen seines Leibes Vngelegenheit: Dieser dieweil er kein scheinbare Entschuldigung vorbringen konte / ist neben dem Stadtschreiber / wiewol vngern / erschienen.

Der Herzog empfieng erstlich diesen Burgermeister freundlich / vnd ließ jhn an der Tafel oben an sitzen: hernach aber gab es allerley Reden / die dem Bürgermeister nicht fast angenehm waren; vnder andern erzehlte der Graff von Peer / wie er in vnderschiedlichen Städten in Teutschland so staktlich were empfangen worden / ja es were jhm / vnangesehen er nur ein schlechter Graf / mehr Ehr daselbst widerfahren / als die Lütticher dem Hertzogen selbst erzeiget hetten. Insonderheit war dem Bürgermeister Pleneaux verwiesen / daß er gemeltes Graffen Trommeter hette einziehen / vnd die Stadtthor schliessen lassen. Der Bürgermeister entschuldigte sich wie er konte / aber deß Hertzogen Leut wolten darmit nicht zu frieden seyn.

Der Herr Horion von Heel / der es mit den Hertzogischen hielte / sagte darauff zum Bürgermeister / er könte alles wider gutmachen / wann er bey den Ständen zu wegẽ brächte / daß sie die sum̃ / welche sie dem Hertzogen angebotten / vmb etwas erhöheten Das stehet nicht bey mir / sprach der Bürgermeister / vnd wird solches schwerlich zu erhalten seyn / dieweil alles / was man vor diesem gegeben / nichts geholffen / sondern haben die Soldaten einen weg als den andern allen Muthwillen getrieben vnd dem Land grossen Schaden gethan. Solches wurde dem Bürgermeister sehr vbel auffgenommen / vnd als er von der Tafel auffgestanden war / vnd seinen Hut in der Hand hielte / tratt gedachter Horion zu jhm / nam jhm seinen Hut auß der Hand / vnd schlug jhn darmit zwey mal auffs Angesicht / vnd nach dem er etliche Schmähwort außgestossen / zog er seinen Degen auß vnd sagte zu jhm / du Hudler / du must von meiner Hand sterben. Der Bürgermeister griff auch zur Wehr / vnd dieweil er sahe / daß er vbermannet / vnd ein jeder jhm zu wider war / machte er sich an ein Fenster / so auff die Gaß hinauß sahe / vnd ruffte den Bürgern zu / daß sie jhm zu hülff kommen solten. Der Hertzog name sich deß Handels nichts an / sondern sahe allein dem Spiel zu. Als bald kamen drey Stadtdiener in Saal / welche von Leder zogen vnd den Bürgermeister retteten / daß er vnderletzt zur Thür hinauß kam.

Wie solches vnder der Bürgerschafft erschol-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f1194" n="1063"/>
gebachter Hertzog Rudolph                      Maximilian zu Sachsen Lawenburg Ordinantz empfangen etlich Volck zu Roß vnd Fuß                      im Lütticher Land zu werben. Zu welchem End er seinen Obristen Leutenant den                      Graffen von Peer gen Lüttich geschickt: Der dann zu End deß Monats Sept. dahin                      ankam / vnd den Ständen deß Lands / so daselbst versamlet waren / seine                      Commission eröffnet / bey welcher versamlung beyde Bürgermeister der Stadt                      Lüttich sich auch gefunden.</p>
          <p>Gedachter Graff zeigte erwehnten Ständen an / was dem Land für grosser Schad                      widerfahren würde / wann solche Werbung auff der Innwohner vnkoften geschehen                      solte: Demselben aber könte man leichtlich vorkommen / wann berührte Stände                      obbenantem Herzogen ein ansehenliche Summa Gelts bewilligen wolten / dann durch                      solch Mittel würde er die Soldaten im Zaum halten können / daß sie dem Landvolck                      keinen Vberlast thun / sondern auß jhrem Beutel würden zehren müssen.</p>
          <p>Dieser Vortrag ward nicht zum besten von allen verstanden; Dann ob wol etliche                      darfür hielten / daß er zum guten / vnd dem armen Landvolck zu verschohnung                      gemeint were / so waren doch die andere darwider / vnd hielten solch Begehren                      für vnziemblich / welches ein böse Consequentz mit sich bringen würde. Der                      Horion von Heel war auff deß Hertzogen Seyten / vnnd wolte / man solte dem                      Hertzogen willfahren: aber die Bürgermeister von Lüttich sagten nein darzu.</p>
          <p>Endlich nach langer Betrachtung vnd nach dem der Graff von Peer von seinem                      vnmessigen Fordern etwas nachgeben / sind in vier tausend Reichsthaler                      angebotten worden / welche er acceptirt / vnd darauff versprochen / es solte dem                      Landvolck kein Schad geschehen.</p>
          <p>Etlich wenig Tag hernach kam der Hertzog selber gen Lüttich / vnd ließ den                      Ständen durch mehrgedachten Graffen von Peer anzeigen / daß er von Jhrer                      Keyserlichen Mayestät ein newe Commission bekommen hette / noch 1000. Fußknecht                      vnd etlich Reutter anzunehmen / derhalben die Summ / die sie jhm angebotten /                      nicht klecken würde / sondern müste dieselbe verdoppelt / vnd vber dieselbe noch                      vier tausend Reichsthaler Jhrer Fürstl. Gn. gereichet werden.</p>
          <p>Dieser zweite Vortrag hat den sämptlichen Ständen dermassen mißfallen / daß sie                      jhn keiner Antwort gewürdiget / vnnd hat es das Ansehen bey jhnen gehabt / als                      wann man nur darnach trachtete / wie man sie mit einer vnleidenlichen                      Contribution beschwerte. Welches den Hertzogen vmb so viel desto mehr verdrossen                      / dieweil er verspührt / daß man jhm in der Stabt schlechte Ehranthat: Darumb er                      den Lüttichern wollen zu verstehen geben / daß er wol macht hette / wann er wolt                      / jhnen Schaden zuzufügen.</p>
          <p>Zu welchem End er ein Cornet Reutier in die Stadt ließ kommen / darbey sein                      Obrister Leutenant voran ritte: Ein jeder Reutter hatte der einen Hand ein                      Pistol / in der andern ein blossen Degen. Solches Einzugs waren die von Lüttich                      nit gewohnet / deßwegen sich alsbald ein Auffstand in der Stadt erhub / vnnd                      wurden die Ketten in etlichen Gassen gespannet / vnd die Thor in der Stadt                      verschlossen: solches vermehrete den Vnwillen / den der Hertzog schon zuvor                      wider die Stadt gefast hatte / also daß er sich etlicher Drauwort vernemen ließ                      / als wann er solchen schimpff nicht wolte vngerochen lassen. Welches von                      etlichen gehört / vnd an die gemeine Bürgerschafft angebracht worden.</p>
          <p>Den 26. Octobris lub der Hertzog die beyde Bürgermeister Massillon vnd Pleneaux                      in seiner Herberg zum schwartzen Adler zu gaft. Jener entschuldiget sich wegen                      seines Leibes Vngelegenheit: Dieser dieweil er kein scheinbare Entschuldigung                      vorbringen konte / ist neben dem Stadtschreiber / wiewol vngern / erschienen.</p>
          <p>Der Herzog empfieng erstlich diesen Burgermeister freundlich / vnd ließ jhn an                      der Tafel oben an sitzen: hernach aber gab es allerley Reden / die dem                      Bürgermeister nicht fast angenehm waren; vnder andern erzehlte der Graff von                      Peer / wie er in vnderschiedlichen Städten in Teutschland so staktlich were                      empfangen worden / ja es were jhm / vnangesehen er nur ein schlechter Graf /                      mehr Ehr daselbst widerfahren / als die Lütticher dem Hertzogen selbst erzeiget                      hetten. Insonderheit war dem Bürgermeister Pleneaux verwiesen / daß er gemeltes                      Graffen Trommeter hette einziehen / vnd die Stadtthor schliessen lassen. Der                      Bürgermeister entschuldigte sich wie er konte / aber deß Hertzogen Leut wolten                      darmit nicht zu frieden seyn.</p>
          <p>Der Herr Horion von Heel / der es mit den Hertzogischen hielte / sagte darauff                      zum Bürgermeister / er könte alles wider gutmachen / wann er bey den Ständen zu                          wege&#x0303; brächte / daß sie die sum&#x0303; / welche sie                      dem Hertzogen angebotten / vmb etwas erhöheten Das stehet nicht bey mir / sprach                      der Bürgermeister / vnd wird solches schwerlich zu erhalten seyn / dieweil alles                      / was man vor diesem gegeben / nichts geholffen / sondern haben die Soldaten                      einen weg als den andern allen Muthwillen getrieben vnd dem Land grossen Schaden                      gethan. Solches wurde dem Bürgermeister sehr vbel auffgenommen / vnd als er von                      der Tafel auffgestanden war / vnd seinen Hut in der Hand hielte / tratt                      gedachter Horion zu jhm / nam jhm seinen Hut auß der Hand / vnd schlug jhn                      darmit zwey mal auffs Angesicht / vnd nach dem er etliche Schmähwort                      außgestossen / zog er seinen Degen auß vnd sagte zu jhm / du Hudler / du must                      von meiner Hand sterben. Der Bürgermeister griff auch zur Wehr / vnd dieweil er                      sahe / daß er vbermannet / vnd ein jeder jhm zu wider war / machte er sich an                      ein Fenster / so auff die Gaß hinauß sahe / vnd ruffte den Bürgern zu / daß sie                      jhm zu hülff kommen solten. Der Hertzog name sich deß Handels nichts an /                      sondern sahe allein dem Spiel zu. Als bald kamen drey Stadtdiener in Saal /                      welche von Leder zogen vnd den Bürgermeister retteten / daß er vnderletzt zur                      Thür hinauß kam.</p>
          <p>Wie solches vnder der Bürgerschafft erschol-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1063/1194] gebachter Hertzog Rudolph Maximilian zu Sachsen Lawenburg Ordinantz empfangen etlich Volck zu Roß vnd Fuß im Lütticher Land zu werben. Zu welchem End er seinen Obristen Leutenant den Graffen von Peer gen Lüttich geschickt: Der dann zu End deß Monats Sept. dahin ankam / vnd den Ständen deß Lands / so daselbst versamlet waren / seine Commission eröffnet / bey welcher versamlung beyde Bürgermeister der Stadt Lüttich sich auch gefunden. Gedachter Graff zeigte erwehnten Ständen an / was dem Land für grosser Schad widerfahren würde / wann solche Werbung auff der Innwohner vnkoften geschehen solte: Demselben aber könte man leichtlich vorkommen / wann berührte Stände obbenantem Herzogen ein ansehenliche Summa Gelts bewilligen wolten / dann durch solch Mittel würde er die Soldaten im Zaum halten können / daß sie dem Landvolck keinen Vberlast thun / sondern auß jhrem Beutel würden zehren müssen. Dieser Vortrag ward nicht zum besten von allen verstanden; Dann ob wol etliche darfür hielten / daß er zum guten / vnd dem armen Landvolck zu verschohnung gemeint were / so waren doch die andere darwider / vnd hielten solch Begehren für vnziemblich / welches ein böse Consequentz mit sich bringen würde. Der Horion von Heel war auff deß Hertzogen Seyten / vnnd wolte / man solte dem Hertzogen willfahren: aber die Bürgermeister von Lüttich sagten nein darzu. Endlich nach langer Betrachtung vnd nach dem der Graff von Peer von seinem vnmessigen Fordern etwas nachgeben / sind in vier tausend Reichsthaler angebotten worden / welche er acceptirt / vnd darauff versprochen / es solte dem Landvolck kein Schad geschehen. Etlich wenig Tag hernach kam der Hertzog selber gen Lüttich / vnd ließ den Ständen durch mehrgedachten Graffen von Peer anzeigen / daß er von Jhrer Keyserlichen Mayestät ein newe Commission bekommen hette / noch 1000. Fußknecht vnd etlich Reutter anzunehmen / derhalben die Summ / die sie jhm angebotten / nicht klecken würde / sondern müste dieselbe verdoppelt / vnd vber dieselbe noch vier tausend Reichsthaler Jhrer Fürstl. Gn. gereichet werden. Dieser zweite Vortrag hat den sämptlichen Ständen dermassen mißfallen / daß sie jhn keiner Antwort gewürdiget / vnnd hat es das Ansehen bey jhnen gehabt / als wann man nur darnach trachtete / wie man sie mit einer vnleidenlichen Contribution beschwerte. Welches den Hertzogen vmb so viel desto mehr verdrossen / dieweil er verspührt / daß man jhm in der Stabt schlechte Ehranthat: Darumb er den Lüttichern wollen zu verstehen geben / daß er wol macht hette / wann er wolt / jhnen Schaden zuzufügen. Zu welchem End er ein Cornet Reutier in die Stadt ließ kommen / darbey sein Obrister Leutenant voran ritte: Ein jeder Reutter hatte der einen Hand ein Pistol / in der andern ein blossen Degen. Solches Einzugs waren die von Lüttich nit gewohnet / deßwegen sich alsbald ein Auffstand in der Stadt erhub / vnnd wurden die Ketten in etlichen Gassen gespannet / vnd die Thor in der Stadt verschlossen: solches vermehrete den Vnwillen / den der Hertzog schon zuvor wider die Stadt gefast hatte / also daß er sich etlicher Drauwort vernemen ließ / als wann er solchen schimpff nicht wolte vngerochen lassen. Welches von etlichen gehört / vnd an die gemeine Bürgerschafft angebracht worden. Den 26. Octobris lub der Hertzog die beyde Bürgermeister Massillon vnd Pleneaux in seiner Herberg zum schwartzen Adler zu gaft. Jener entschuldiget sich wegen seines Leibes Vngelegenheit: Dieser dieweil er kein scheinbare Entschuldigung vorbringen konte / ist neben dem Stadtschreiber / wiewol vngern / erschienen. Der Herzog empfieng erstlich diesen Burgermeister freundlich / vnd ließ jhn an der Tafel oben an sitzen: hernach aber gab es allerley Reden / die dem Bürgermeister nicht fast angenehm waren; vnder andern erzehlte der Graff von Peer / wie er in vnderschiedlichen Städten in Teutschland so staktlich were empfangen worden / ja es were jhm / vnangesehen er nur ein schlechter Graf / mehr Ehr daselbst widerfahren / als die Lütticher dem Hertzogen selbst erzeiget hetten. Insonderheit war dem Bürgermeister Pleneaux verwiesen / daß er gemeltes Graffen Trommeter hette einziehen / vnd die Stadtthor schliessen lassen. Der Bürgermeister entschuldigte sich wie er konte / aber deß Hertzogen Leut wolten darmit nicht zu frieden seyn. Der Herr Horion von Heel / der es mit den Hertzogischen hielte / sagte darauff zum Bürgermeister / er könte alles wider gutmachen / wann er bey den Ständen zu wegẽ brächte / daß sie die sum̃ / welche sie dem Hertzogen angebotten / vmb etwas erhöheten Das stehet nicht bey mir / sprach der Bürgermeister / vnd wird solches schwerlich zu erhalten seyn / dieweil alles / was man vor diesem gegeben / nichts geholffen / sondern haben die Soldaten einen weg als den andern allen Muthwillen getrieben vnd dem Land grossen Schaden gethan. Solches wurde dem Bürgermeister sehr vbel auffgenommen / vnd als er von der Tafel auffgestanden war / vnd seinen Hut in der Hand hielte / tratt gedachter Horion zu jhm / nam jhm seinen Hut auß der Hand / vnd schlug jhn darmit zwey mal auffs Angesicht / vnd nach dem er etliche Schmähwort außgestossen / zog er seinen Degen auß vnd sagte zu jhm / du Hudler / du must von meiner Hand sterben. Der Bürgermeister griff auch zur Wehr / vnd dieweil er sahe / daß er vbermannet / vnd ein jeder jhm zu wider war / machte er sich an ein Fenster / so auff die Gaß hinauß sahe / vnd ruffte den Bürgern zu / daß sie jhm zu hülff kommen solten. Der Hertzog name sich deß Handels nichts an / sondern sahe allein dem Spiel zu. Als bald kamen drey Stadtdiener in Saal / welche von Leder zogen vnd den Bürgermeister retteten / daß er vnderletzt zur Thür hinauß kam. Wie solches vnder der Bürgerschafft erschol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1194
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1194>, abgerufen am 23.11.2024.