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Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

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Nach meinen Worten redet niemand mehr. Jst also wegen
seiner bekandten Weißheit/ Gerechtigkeit/ und anderer Tugen-
den hoch gehalten worden/ das man in beratschlagungen und
wichtigen vorhaben allermeist auff jhn gesehen/ auff seine mei-
nung und ausspruch gewartet/ demselben sich nicht wiedersetzet/
sondern einmüthig beygefallen. Wie es denn billich ist/ das
Räthe und Gerichts-personen nicht halsstarrig jhre vorgesatzte
meinung vortheidigen/ sondern da sie eines bessern und heilsa-
mern Raths berichtet werden/ demselben willig beypflichten/ als
Sirach capitt.
4. ermahnet: Rede nicht wieder die Warheit/Sirach 4.
verß 30. 31

sondern laß den hohn über dich gehen/ wo du in der Sachen
gefeilet hast. Schäme dich nicht/ zu bekennen/ wo du gefeilet
hast/ und strebe nicht wieder den Strom.
Was Job mit Kla-
ren Worten gesagt/ das erkläret er weiter mit Gleichnis Wor-
ten/
in dem er spricht: Vnd meine Rede troff auff sie. Sie
warteten auff mich/ wie auff den Regen/ und sperreten jhren
Mund auff/ als nach dem Abendregen.
Vergleichet also seine
Rede und Rath dem zu rechter zeit fallenden und fein allgemach-Siehe
5. B. Mos:
32. v. 2.
Esa: 55. v.
10. 11.

sam trieffenden Regen; die Hertzen aber und Gemüther seiner
Beysitzer und Zuhörer denen ausgetruckneten/ vor hitze und
mangel des Regens auffgeborstenen und wie lechzenden Aeckern.
Gleich wie der Regen vom Himmel kommet/ und wegen mangel
desselben die Aecker auffspringen/ die Pflantzen und Gewächse
sich hängen zum verwelcken/ das Vieh seufftzet/ die Rinder kläg-Joel 1. v.
18. 20.

lich sehen/ auch die Wilden Thiere schreyen über mangel der
Weide und mittel jhren Durst zu leschen; derowegen der RegenSirach 35.
verß 26.

wohl kommt/ wenn es dürre ist; die allgemachsam trieffende
Tropffen fallen wohl ein/ dringen durch/ erweichen die harten
äcker/ das sie den Regen gerne annehmen/ in sich trincken/ newen
safft und krafft bekommen/ durch welchen safft die verwelckte ge-
wächse erquicket/ wachsend und fruchtbar gemacht werden Men-
schen und Vieh ernehren und erhalten: Also ist des hochgeehr-
ten Jobs Rede und Rath angenommen/ als ob sie vom Himmel

käme.
H

Nach meinen Worten redet niemand mehr. Jſt alſo wegen
ſeiner bekandten Weißheit/ Gerechtigkeit/ und anderer Tugen-
den hoch gehalten worden/ das man in beratſchlagungen und
wichtigen vorhaben allermeiſt auff jhn geſehen/ auff ſeine mei-
nung und ausſpruch gewartet/ demſelben ſich nicht wiederſetzet/
ſondern einmuͤthig beygefallen. Wie es denn billich iſt/ das
Raͤthe und Gerichts-perſonen nicht halsſtarrig jhre vorgeſatzte
meinung vortheidigen/ ſondern da ſie eines beſſern und heilſa-
mern Raths berichtet werden/ demſelben willig beypflichten/ als
Sirach capitt.
4. ermahnet: Rede nicht wieder die Warheit/Sirach 4.
verß 30. 31

ſondern laß den hohn uͤber dich gehen/ wo du in der Sachen
gefeilet haſt. Schaͤme dich nicht/ zu bekennen/ wo du gefeilet
haſt/ und ſtrebe nicht wieder den Strom.
Was Job mit Kla-
ren Worten geſagt/ das erklaͤret er weiter mit Gleichnis Wor-
ten/
in dem er ſpricht: Vnd meine Rede troff auff ſie. Sie
warteten auff mich/ wie auff den Regen/ und ſperreten jhren
Mund auff/ als nach dem Abendregen.
Vergleichet alſo ſeine
Rede und Rath dem zu rechter zeit fallenden und fein allgemach-Siehe
5. B. Moſ:
32. v. 2.
Eſa: 55. v.
10. 11.

ſam trieffenden Regen; die Hertzen aber und Gemuͤther ſeiner
Beyſitzer und Zuhoͤrer denen ausgetruckneten/ vor hitze und
mangel des Regens auffgeborſtenen und wie lechzenden Aeckern.
Gleich wie der Regen vom Himmel kommet/ und wegen mangel
deſſelben die Aecker auffſpringen/ die Pflantzen und Gewaͤchſe
ſich haͤngen zum verwelcken/ das Vieh ſeufftzet/ die Rinder klaͤg-Joel 1. v.
18. 20.

lich ſehen/ auch die Wilden Thiere ſchreyen uͤber mangel der
Weide und mittel jhren Durſt zu leſchen; derowegen der RegenSirach 35.
verß 26.

wohl kommt/ wenn es duͤrre iſt; die allgemachſam trieffende
Tropffen fallen wohl ein/ dringen durch/ erweichen die harten
aͤcker/ das ſie den Regen gerne annehmen/ in ſich trincken/ newen
ſafft und krafft bekommen/ durch welchen ſafft die verwelckte ge-
waͤchſe erquicket/ wachſend und fruchtbar gemacht werden Men-
ſchen und Vieh ernehren und erhalten: Alſo iſt des hochgeehr-
ten Jobs Rede und Rath angenommen/ als ob ſie vom Himmel

kaͤme.
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[[57]/0057] Nach meinen Worten redet niemand mehr. Jſt alſo wegen ſeiner bekandten Weißheit/ Gerechtigkeit/ und anderer Tugen- den hoch gehalten worden/ das man in beratſchlagungen und wichtigen vorhaben allermeiſt auff jhn geſehen/ auff ſeine mei- nung und ausſpruch gewartet/ demſelben ſich nicht wiederſetzet/ ſondern einmuͤthig beygefallen. Wie es denn billich iſt/ das Raͤthe und Gerichts-perſonen nicht halsſtarrig jhre vorgeſatzte meinung vortheidigen/ ſondern da ſie eines beſſern und heilſa- mern Raths berichtet werden/ demſelben willig beypflichten/ als Sirach capitt. 4. ermahnet: Rede nicht wieder die Warheit/ ſondern laß den hohn uͤber dich gehen/ wo du in der Sachen gefeilet haſt. Schaͤme dich nicht/ zu bekennen/ wo du gefeilet haſt/ und ſtrebe nicht wieder den Strom. Was Job mit Kla- ren Worten geſagt/ das erklaͤret er weiter mit Gleichnis Wor- ten/ in dem er ſpricht: Vnd meine Rede troff auff ſie. Sie warteten auff mich/ wie auff den Regen/ und ſperreten jhren Mund auff/ als nach dem Abendregen. Vergleichet alſo ſeine Rede und Rath dem zu rechter zeit fallenden und fein allgemach- ſam trieffenden Regen; die Hertzen aber und Gemuͤther ſeiner Beyſitzer und Zuhoͤrer denen ausgetruckneten/ vor hitze und mangel des Regens auffgeborſtenen und wie lechzenden Aeckern. Gleich wie der Regen vom Himmel kommet/ und wegen mangel deſſelben die Aecker auffſpringen/ die Pflantzen und Gewaͤchſe ſich haͤngen zum verwelcken/ das Vieh ſeufftzet/ die Rinder klaͤg- lich ſehen/ auch die Wilden Thiere ſchreyen uͤber mangel der Weide und mittel jhren Durſt zu leſchen; derowegen der Regen wohl kommt/ wenn es duͤrre iſt; die allgemachſam trieffende Tropffen fallen wohl ein/ dringen durch/ erweichen die harten aͤcker/ das ſie den Regen gerne annehmen/ in ſich trincken/ newen ſafft und krafft bekommen/ durch welchen ſafft die verwelckte ge- waͤchſe erquicket/ wachſend und fruchtbar gemacht werden Men- ſchen und Vieh ernehren und erhalten: Alſo iſt des hochgeehr- ten Jobs Rede und Rath angenommen/ als ob ſie vom Himmel kaͤme. Sirach 4. verß 30. 31 Siehe 5. B. Moſ: 32. v. 2. Eſa: 55. v. 10. 11. Joel 1. v. 18. 20. Sirach 35. verß 26. H

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Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/57>, abgerufen am 27.11.2024.