Mollenfeld, Johann: Christliche LeichPredigt/ Bey dem seligen Abschied. Darmstadt, 1617.Christliche Leich Predigt/ Seinen Glauben hat er erwiesen mit den Wercken/ gegen Gottvnd dem Menschen. Gegen Gott/ dieweil er denselben geförchtet Matt. 25. 14.vnd geliebet: Darumb hat er forne in sein Buch geschrieben: Vigi- late & orate, quia nescitis qua hora Dominus venturus sit. Marc. 13. 33.Wachet vnnd bettet/ dann jhr wisset nicht zu welcher Stunde der Herr kommen wird. Seinen Glauben hat er bewiesen mit sei- nem fleissigen vnd innbrünstigem Gebet/ sintemaler ein Betbüch- lein nicht allein jederzeit mit sich gehabt/ sondern auch ein eygen Gebetbüchlein von allerhand Hertzbrechenden Gebetter colligirt, vnd mit seiner eygen Adelichen Hand geschrieben. Er wuste sich zu entsinnen/ daß das Gebett wer ein Gespräch mit Gott: Darumb er vorn in sein Gebettbüchlein geschrieben auß dem H. August. sup. Ps. 89.Augustino; Quando legis Deus tibi loquitur, quando oras tu cum Deoloqueris, Das ist/ wann du liesest/ so redet Gott mit dir/ wann du bettest/ so redestu mit jhm. Er bettete fleissig/ dann er wu- Origenes.ste wo zu es gut. Es war jhm nit vnbekandt was Origenes saget: Multo plus valet vnus sanctus orando, quam peccatores in- numeri praeliando, ein frommer Mensch kan mehr außrichten mit beten/ als tausend Gottlosen mit streiten/ vnd Bonum scutum o- ratio, qua contumelia excluditur, maledictum repellitur, & in ipsos qui maledixerunt frequenter retorquentur, vt suo telo vulnerentur. Das Gebett ist ein bewehrtes Schilt/ damit man alle Schmach vnd Lästerung kan außschlagen/ alle Flüche zu rück treiben/ vnd auff vnsere Lästerer wenden. Weil nun das Gebett ist ein Wehr vnd Waffen/ damit alles Vnglücke vertrieben wird/ vnd man im gemeinen Sprichwort spricht: Vmb einer bösen Stunde willen sol einer allezeit ein Wehr tragen/ so wol- te sich dieser Gottselige Juncker ohn diese Wehr vnd Waffen nit finden lassen. Seinen Glauben hat er auch lassen leuchten gegen seinem Nechsten/ daß er jederman/ so viel müglich/ gerathen vnd ge- holffen/ bevorab aber gegen dem lieben Armuth/ seine Hand auff- geschlossen/
Chriſtliche Leich Predigt/ Seinen Glauben hat er erwieſen mit den Wercken/ gegen Gottvnd dem Menſchen. Gegen Gott/ dieweil er denſelben gefoͤrchtet Matt. 25. 14.vnd geliebet: Darumb hat er forne in ſein Buch geſchrieben: Vigi- late & orate, quia neſcitis qua hora Dominus venturus ſit. Marc. 13. 33.Wachet vnnd bettet/ dann jhr wiſſet nicht zu welcher Stunde der Herr kommen wird. Seinen Glauben hat er bewieſen mit ſei- nem fleiſſigen vnd innbruͤnſtigem Gebet/ ſintemaler ein Betbuͤch- lein nicht allein jederzeit mit ſich gehabt/ ſondern auch ein eygen Gebetbuͤchlein von allerhand Hertzbrechenden Gebetter colligirt, vnd mit ſeiner eygen Adelichen Hand geſchrieben. Er wuſte ſich zu entſinnen/ daß das Gebett wer ein Geſpraͤch mit Gott: Darumb er vorn in ſein Gebettbuͤchlein geſchrieben auß dem H. Auguſt. ſup. Pſ. 89.Auguſtino; Quando legis Deus tibi loquitur, quando oras tu cum Deoloqueris, Das iſt/ wann du lieſeſt/ ſo redet Gott mit dir/ wann du betteſt/ ſo redeſtu mit jhm. Er bettete fleiſſig/ dann er wu- Origenes.ſte wo zu es gut. Es war jhm nit vnbekandt was Origenes ſaget: Multò plus valet vnus ſanctus orando, quam peccatores in- numeri præliando, ein from̃er Menſch kan mehr außrichten mit beten/ als tauſend Gottloſen mit ſtreiten/ vnd Bonum ſcutum o- ratio, qua contumelia excluditur, maledictum repellitur, & in ipſos qui maledixerunt frequenter retorquentur, vt ſuo telo vulnerentur. Das Gebett iſt ein bewehrtes Schilt/ damit man alle Schmach vnd Laͤſterung kan außſchlagen/ alle Fluͤche zu ruͤck treiben/ vnd auff vnſere Laͤſterer wenden. Weil nun das Gebett iſt ein Wehr vnd Waffen/ damit alles Vngluͤcke vertrieben wird/ vnd man im gemeinen Sprichwort ſpricht: Vmb einer boͤſen Stunde willen ſol einer allezeit ein Wehr tragen/ ſo wol- te ſich dieſer Gottſelige Juncker ohn dieſe Wehr vnd Waffen nit finden laſſen. Seinen Glauben hat er auch laſſen leuchten gegen ſeinem Nechſten/ daß er jederman/ ſo viel muͤglich/ gerathen vnd ge- holffen/ bevorab aber gegen dem lieben Armuth/ ſeine Hand auff- geſchloſſen/
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Chriſtliche Leich Predigt/
Seinen Glauben hat er erwieſen mit den Wercken/ gegen Gott
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vnd geliebet: Darumb hat er forne in ſein Buch geſchrieben: Vigi-
late & orate, quia neſcitis qua hora Dominus venturus ſit.
Wachet vnnd bettet/ dann jhr wiſſet nicht zu welcher Stunde der
Herr kommen wird. Seinen Glauben hat er bewieſen mit ſei-
nem fleiſſigen vnd innbruͤnſtigem Gebet/ ſintemaler ein Betbuͤch-
lein nicht allein jederzeit mit ſich gehabt/ ſondern auch ein eygen
Gebetbuͤchlein von allerhand Hertzbrechenden Gebetter colligirt,
vnd mit ſeiner eygen Adelichen Hand geſchrieben. Er wuſte ſich zu
entſinnen/ daß das Gebett wer ein Geſpraͤch mit Gott:
Darumb er vorn in ſein Gebettbuͤchlein geſchrieben auß dem H.
Auguſtino; Quando legis Deus tibi loquitur, quando oras tu
cum Deoloqueris, Das iſt/ wann du lieſeſt/ ſo redet Gott mit dir/
wann du betteſt/ ſo redeſtu mit jhm. Er bettete fleiſſig/ dann er wu-
ſte wo zu es gut. Es war jhm nit vnbekandt was Origenes ſaget:
Multò plus valet vnus ſanctus orando, quam peccatores in-
numeri præliando, ein from̃er Menſch kan mehr außrichten mit
beten/ als tauſend Gottloſen mit ſtreiten/ vnd Bonum ſcutum o-
ratio, qua contumelia excluditur, maledictum repellitur, & in
ipſos qui maledixerunt frequenter retorquentur, vt ſuo telo
vulnerentur. Das Gebett iſt ein bewehrtes Schilt/ damit man
alle Schmach vnd Laͤſterung kan außſchlagen/ alle Fluͤche zu ruͤck
treiben/ vnd auff vnſere Laͤſterer wenden. Weil nun das Gebett
iſt ein Wehr vnd Waffen/ damit alles Vngluͤcke vertrieben wird/
vnd man im gemeinen Sprichwort ſpricht: Vmb einer boͤſen
Stunde willen ſol einer allezeit ein Wehr tragen/ ſo wol-
te ſich dieſer Gottſelige Juncker ohn dieſe Wehr vnd Waffen nit
finden laſſen. Seinen Glauben hat er auch laſſen leuchten gegen
ſeinem Nechſten/ daß er jederman/ ſo viel muͤglich/ gerathen vnd ge-
holffen/ bevorab aber gegen dem lieben Armuth/ ſeine Hand auff-
geſchloſſen/
Matt. 25.
14.
Marc. 13.
33.
Auguſt.
ſup. Pſ. 89.
Origenes.
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Zitationshilfe: | Mollenfeld, Johann: Christliche LeichPredigt/ Bey dem seligen Abschied. Darmstadt, 1617, S. 24[22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524107/22>, abgerufen am 16.02.2025. |