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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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unser steter Gesell. Die Einwohner in Zembla würden
die hervorbrechende Sonne nicht mit solchen Verlangen
begehren/ wenn die halbjährige Winter-Nacht sie nicht in
hefftiger Furcht verstricket gehalten hette. Und wäre es
ein Wunder gewesen/ wenn die Egyptier/ unter ihrer drey-Sap. XVII. c.
4. 6. 14. 16.

täglichten Finsternüß/ die auß der greulichen Höllen Win-
ckel/ mit grausamen Gespenstern/ scheußlichen Larven/ und
plötzlichen Feuerstralen sie schreckete/ gestorben wären?

Solte nicht dergleichen Furcht einen Menschen im fin-
stern Thal deß Todes befallen?Ps. XXIII. 4.

Die Nacht ist Niemand Freund. Am finstern stöstJoh. XI. 9.
man sich leicht. Sonderlich wenn im Tode die ewige Fin-
sternüß dreuet. Da entstehet freylich grauen deß NachtsPsal. XCI. 5.
und Hertzens Bangigkeit.

Was Jonas im Bauch deß Wallfisches seinem wun-
derlichen Kercker bey drey Tagen in der Tieffe deß Meeres:
eben das empfindet ein Sterbender/ bey Antritt deß To-
des. Wir sind nicht alle so behertzt/ daß wir mit Athana-Posidonius
in vita.

sio etliche Zeit in einem Grabe wohnen/ noch im Tode mit
Ambrosio sagen köndten: Mori non timeo.

Der Tod bleibt nur der Natur/ nach Aristotelis Mei-Aristotel.
nung: terribilissimum terribile, und ein König deßJob. XVIII. 13
Schreckens. Haec est naturae prima quodammodo &Augustin l.
XIX. C. D.
c.
4.

maxima vox, ut homo concilietur sibi & propterea mor-
tem naturaliter fugiat. Mors omnimodo omnibus viri-
bus conatibusque vitatur.
Und wiewol ein Christ sich
wegen der folgenden Ruhe und Glückseligkeit auff den
Tod freuet: So machen doch die beygehenden Begeben-
heiten denselben furchtsam.

Ein Christen Sclave auff einer Mauritanischen Fe-
ste/ oder Türckischen Galeren freuet sich/ wenn er eine
Christliche Flotte angesegelt kommen siehet/ weil er hoffen

kan/
G ij

unſer ſteter Geſell. Die Einwohner in Zembla wuͤrden
die hervorbrechende Sonne nicht mit ſolchen Verlangen
begehren/ wenn die halbjaͤhrige Winter-Nacht ſie nicht in
hefftiger Furcht verſtricket gehalten hette. Und waͤre es
ein Wunder geweſen/ wenn die Egyptier/ unter ihrer dꝛey-Sap. XVII. c.
4. 6. 14. 16.

taͤglichten Finſternuͤß/ die auß der greulichen Hoͤllen Win-
ckel/ mit grauſamen Geſpenſtern/ ſcheußlichen Larven/ und
ploͤtzlichen Feuerſtralen ſie ſchreckete/ geſtorben waͤren?

Solte nicht dergleichen Furcht einen Menſchen im fin-
ſtern Thal deß Todes befallen?Pſ. XXIII. 4.

Die Nacht iſt Niemand Freund. Am finſtern ſtoͤſtJoh. XI. 9.
man ſich leicht. Sonderlich wenn im Tode die ewige Fin-
ſternuͤß dreuet. Da entſtehet freylich grauen deß NachtsPſal. XCI. 5.
und Hertzens Bangigkeit.

Was Jonas im Bauch deß Wallfiſches ſeinem wun-
derlichen Kercker bey drey Tagen in der Tieffe deß Meeres:
eben das empfindet ein Sterbender/ bey Antritt deß To-
des. Wir ſind nicht alle ſo behertzt/ daß wir mit Athana-Poſidonius
in vita.

ſio etliche Zeit in einem Grabe wohnen/ noch im Tode mit
Ambroſio ſagen koͤndten: Mori non timeo.

Der Tod bleibt nur der Natur/ nach Ariſtotelis Mei-Ariſtotel.
nung: terribiliſſimum terribile, und ein Koͤnig deßJob. XVIII. 13
Schreckens. Hæc eſt naturæ prima quodammodo &Auguſtin l.
XIX. C. D.
c.
4.

maxima vox, ut homo concilietur ſibi & propterea mor-
tem naturaliter fugiat. Mors omnimodò omnibus viri-
bus conatibusque vitatur.
Und wiewol ein Chriſt ſich
wegen der folgenden Ruhe und Gluͤckſeligkeit auff den
Tod freuet: So machen doch die beygehenden Begeben-
heiten denſelben furchtſam.

Ein Chriſten Sclave auff einer Mauritaniſchen Fe-
ſte/ oder Tuͤrckiſchen Galeren freuet ſich/ wenn er eine
Chriſtliche Flotte angeſegelt kommen ſiehet/ weil er hoffen

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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/51>, abgerufen am 05.05.2024.