Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schramm, Georg: I. N. J. PIORUM CATASTROPHE Exoptatissima, Beatissima. Die Höchst erfreuliche und allerseeligste Abwechselung. Steinaw an der Oder, 1662.

Bild:
<< vorherige Seite
Die höchst erfreuliche und aller seeligste Abwechselung/

Aber doch ists mit der Weltfreude so beschaffen/ daß
sie unbeständig/ nichtig/ und vergänglich ist/ wie albereit
August.angeführet und auch Augustinus bezeuget: Laetitia se-
culi vanitas est, cum magna expectatione speratur,
& non potest teneri cum venerit. Iste dies, qvilae-
tus est hodie, cras utiq; non erit:
Die Welt-Freud
ist lauter Eitelkeit: Man muß mit langem Harren
darauff hoffen/ und wenn man sie erlaget/ ist sie doch
unbestendig. Der Tag der heute ist voller Freud/
kan morgen werden voller Leid! Ja wenn wir auch
schon eine zeitlang in Freuden gelebt haben/ so ist es uns
nichts anders als wenns im traum geschehen wäre; denn auch
unser Leben wegen der Unbeständigkeit wie ein Traum ist.

Weil denn nun in der Welt keine beständige Frewde/
keine immer wehrende Herrligkeit zufinden ist; O so ist es
nöthig daß wir täglich practiciren das Sursum corda
nauffwerts mein Hertz! Denn droben in dem blauen
Himmels-Schloß wird bey den Außerwehlten alles Leid/
alle Traurigkeit/ alle Eitelkeit so abgewechselt werden/ daß
auff das zeitliche Leid wird folgen ewige Herrligkeit:
Auff die irrdische Traurigkeit/ immerwehrende Him-
mels-Freud: Auff die nichtige Eitelkeit/ unauffhör-
liche Ewigkeit/ und ewige Seeligkeit. Oculos igi-
tur ad montes!
Last uns demnach unser Augen auff-
Ps. CXXI, 1.heben zu den schönen Himmels-Bergen Ps. 121. Last
Ps. XLII. 1.uns mit David das sehnliche Hirsch geschrey anstimmen:
Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser/ so
schreyet meine Seele GOtt zu dir: Meine Seele dür-
stet nach GOtt/ ach! Wenn werd ich dahin kommen/
daß ich Gottes Angesicht schaue: Mit Mose seufftzen:

Laß
Die hoͤchſt erfreuliche und aller ſeeligſte Abwechſelung/

Aber doch iſts mit der Weltfreude ſo beſchaffen/ daß
ſie unbeſtaͤndig/ nichtig/ und vergaͤnglich iſt/ wie albereit
Auguſt.angefuͤhret und auch Auguſtinus bezeuget: Lætitia ſe-
culi vanitas eſt, cum magna expectatione ſperatur,
& non poteſt teneri cum venerit. Iſte dies, qvilæ-
tus eſt hodie, cras utiq̀; non erit:
Die Welt-Freud
iſt lauter Eitelkeit: Man muß mit langem Harren
darauff hoffen/ und wenn man ſie erlaget/ iſt ſie doch
unbeſtendig. Der Tag der heute iſt voller Freud/
kan morgen werden voller Leid! Ja wenn wir auch
ſchon eine zeitlang in Freuden gelebt haben/ ſo iſt es uns
nichts anders als weñs im traum geſchehen waͤre; deñ auch
unſer Leben wegen der Unbeſtaͤndigkeit wie ein Traum iſt.

Weil denn nun in der Welt keine beſtaͤndige Frewde/
keine immer wehrende Herrligkeit zufinden iſt; O ſo iſt es
noͤthig daß wir taͤglich practiciren das Surſum corda
nauffwerts mein Hertz! Denn droben in dem blauen
Himmels-Schloß wird bey den Außerwehlten alles Leid/
alle Traurigkeit/ alle Eitelkeit ſo abgewechſelt werden/ daß
auff das zeitliche Leid wird folgen ewige Herrligkeit:
Auff die irrdiſche Traurigkeit/ im̃erwehrende Him-
mels-Freud: Auff die nichtige Eitelkeit/ unauffhoͤr-
liche Ewigkeit/ und ewige Seeligkeit. Oculos igi-
tur ad montes!
Laſt uns demnach unſer Augen auff-
Pſ. CXXI, 1.heben zu den ſchoͤnen Himmels-Bergen Pſ. 121. Laſt
Pſ. XLII. 1.uns mit David das ſehnliche Hirſch geſchrey anſtimmen:
Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſo
ſchreyet meine Seele GOtt zu dir: Meine Seele duͤꝛ-
ſtet nach GOtt/ ach! Wenn werd ich dahin kommen/
daß ich Gottes Angeſicht ſchaue: Mit Moſe ſeufftzen:

Laß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0058"/>
            <fw type="header" place="top">Die ho&#x0364;ch&#x017F;t erfreuliche und aller &#x017F;eelig&#x017F;te Abwech&#x017F;elung/</fw><lb/>
            <p>Aber doch i&#x017F;ts mit der Weltfreude &#x017F;o be&#x017F;chaffen/ daß<lb/>
&#x017F;ie unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig/ nichtig/ und verga&#x0364;nglich i&#x017F;t/ wie albereit<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Augu&#x017F;t.</hi></hi></note>angefu&#x0364;hret und auch <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> bezeuget: <hi rendition="#aq">Lætitia &#x017F;e-<lb/>
culi vanitas e&#x017F;t, cum magna expectatione &#x017F;peratur,<lb/>
&amp; non pote&#x017F;t teneri cum venerit. I&#x017F;te dies, qvilæ-<lb/>
tus e&#x017F;t hodie, cras utiq&#x0300;; non erit:</hi> Die Welt-Freud<lb/>
i&#x017F;t lauter Eitelkeit: Man muß mit langem Harren<lb/>
darauff hoffen/ und wenn man &#x017F;ie erlaget/ i&#x017F;t &#x017F;ie doch<lb/>
unbe&#x017F;tendig. Der Tag der heute i&#x017F;t voller Freud/<lb/>
kan morgen werden voller Leid! Ja wenn wir auch<lb/>
&#x017F;chon eine zeitlang in Freuden gelebt haben/ &#x017F;o i&#x017F;t es uns<lb/>
nichts anders als wen&#x0303;s im traum ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re; den&#x0303; auch<lb/>
un&#x017F;er Leben wegen der Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit wie ein Traum i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Weil denn nun in der Welt keine be&#x017F;ta&#x0364;ndige Frewde/<lb/>
keine immer wehrende Herrligkeit zufinden i&#x017F;t; O &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
no&#x0364;thig daß wir ta&#x0364;glich <hi rendition="#aq">practiciren</hi> das <hi rendition="#aq">Sur&#x017F;um corda</hi><lb/>
nauffwerts mein Hertz! Denn droben in dem blauen<lb/>
Himmels-Schloß wird bey den Außerwehlten alles Leid/<lb/>
alle Traurigkeit/ alle Eitelkeit &#x017F;o abgewech&#x017F;elt werden/ daß<lb/>
auff das zeitliche Leid wird folgen ewige Herrligkeit:<lb/>
Auff die irrdi&#x017F;che Traurigkeit/ im&#x0303;erwehrende Him-<lb/>
mels-Freud: Auff die nichtige Eitelkeit/ unauffho&#x0364;r-<lb/>
liche Ewigkeit/ und ewige Seeligkeit. <hi rendition="#aq">Oculos igi-<lb/>
tur ad montes!</hi> La&#x017F;t uns demnach un&#x017F;er Augen auff-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. CXXI,</hi> 1.</hi></note>heben zu den &#x017F;cho&#x0364;nen Himmels-Bergen P&#x017F;. 121. La&#x017F;t<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. XLII.</hi> 1.</hi></note>uns mit David das &#x017F;ehnliche Hir&#x017F;ch ge&#x017F;chrey an&#x017F;timmen:<lb/>
Wie der Hir&#x017F;ch &#x017F;chreyet nach fri&#x017F;chem Wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chreyet meine Seele GOtt zu dir: Meine Seele du&#x0364;&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;tet nach GOtt/ ach! Wenn werd ich dahin kommen/<lb/>
daß ich Gottes Ange&#x017F;icht &#x017F;chaue: Mit Mo&#x017F;e &#x017F;eufftzen:<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Laß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0058] Die hoͤchſt erfreuliche und aller ſeeligſte Abwechſelung/ Aber doch iſts mit der Weltfreude ſo beſchaffen/ daß ſie unbeſtaͤndig/ nichtig/ und vergaͤnglich iſt/ wie albereit angefuͤhret und auch Auguſtinus bezeuget: Lætitia ſe- culi vanitas eſt, cum magna expectatione ſperatur, & non poteſt teneri cum venerit. Iſte dies, qvilæ- tus eſt hodie, cras utiq̀; non erit: Die Welt-Freud iſt lauter Eitelkeit: Man muß mit langem Harren darauff hoffen/ und wenn man ſie erlaget/ iſt ſie doch unbeſtendig. Der Tag der heute iſt voller Freud/ kan morgen werden voller Leid! Ja wenn wir auch ſchon eine zeitlang in Freuden gelebt haben/ ſo iſt es uns nichts anders als weñs im traum geſchehen waͤre; deñ auch unſer Leben wegen der Unbeſtaͤndigkeit wie ein Traum iſt. Auguſt. Weil denn nun in der Welt keine beſtaͤndige Frewde/ keine immer wehrende Herrligkeit zufinden iſt; O ſo iſt es noͤthig daß wir taͤglich practiciren das Surſum corda nauffwerts mein Hertz! Denn droben in dem blauen Himmels-Schloß wird bey den Außerwehlten alles Leid/ alle Traurigkeit/ alle Eitelkeit ſo abgewechſelt werden/ daß auff das zeitliche Leid wird folgen ewige Herrligkeit: Auff die irrdiſche Traurigkeit/ im̃erwehrende Him- mels-Freud: Auff die nichtige Eitelkeit/ unauffhoͤr- liche Ewigkeit/ und ewige Seeligkeit. Oculos igi- tur ad montes! Laſt uns demnach unſer Augen auff- heben zu den ſchoͤnen Himmels-Bergen Pſ. 121. Laſt uns mit David das ſehnliche Hirſch geſchrey anſtimmen: Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir: Meine Seele duͤꝛ- ſtet nach GOtt/ ach! Wenn werd ich dahin kommen/ daß ich Gottes Angeſicht ſchaue: Mit Moſe ſeufftzen: Laß Pſ. CXXI, 1. Pſ. XLII. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/509379
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/509379/58
Zitationshilfe: Schramm, Georg: I. N. J. PIORUM CATASTROPHE Exoptatissima, Beatissima. Die Höchst erfreuliche und allerseeligste Abwechselung. Steinaw an der Oder, 1662, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509379/58>, abgerufen am 19.05.2024.