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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
ist/ in meinem Fleische wohnet nichts gutes. Wollen habe
ich wohl/ aber vollbringen das Gute/ finde ich nicht. Denn
das Gute/ das ich wil/ das thue ich nicht/ sondern das Bö-
se/ das ich nicht wil/ das thue ich. So ich aber thue/ das
ich nicht wil/ so thue ich dasselbige nicht/ sondern die Sün-
de/ die in mir wohnet. So finde ich mir nun ein Gesetz/ der
ich wil das Gute thun/ das mir das böse anhanget. Denn
ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigenMen-
schen; Jch sehe aber ein ander Gesetz in meinen Gliedern/
das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüthe/ und
nimmet mich gefangen in der Sünden Gesetz/ welches ist
in meinen Gliedern. Was aber diese Meinung der from-Rom. 7, 18.
seqq.

men Väter betrifft/ so ist kein Zweiffel/ daß David auch
die endliche selige Rechtfertigung von der Sünden in wah-
rem Glauben gewünschet habe/ wie aus manchem Hertzens-
Seufzer in seinem Psalterbuch könte erwiesen werden:
Doch weil dem Geistreichen Propheten nicht verborgen ge-
wesen/ daß kein Mensch auf Erden sey/ der nicht sündige/Cohel. 7,
21.

und wir des innerlichen Feindes/ der Sünde/ so lange un-
sere Wallfahrt allhier währet/ nicht können loß werden;
Er auch nachgehends im vierdten Stück unserer Predigt
absonderlich seiner Sünden-Noth erwähnen wird/ so schei-
net dem Text die Auslegung näher zukommen/ die diese
Nöthen von den kläglichen und widerwärtigen Früchten
der Sünden erkläret. Sünde ist freilich die unglückselige
Büchse Pandorae, (das wir den Heiden das Licht in ihrer
Finsternis weisen) daraus alles Unglück/ Trübsal/ Jam-
mer und alle und iede Nöthen heraus gezogen/ und wie ein
gifftiger Dampff alle Welt überzogen und angestecket ha-
ben. Man examinire Davids Unglücks Fälle/ und for-
sche nach deren Ursach auf seiner Seiten/ so wird er selbst

bald
D

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
iſt/ in meinem Fleiſche wohnet nichts gutes. Wollen habe
ich wohl/ aber vollbringen das Gute/ finde ich nicht. Denn
das Gute/ das ich wil/ das thue ich nicht/ ſondern das Boͤ-
ſe/ das ich nicht wil/ das thue ich. So ich aber thue/ das
ich nicht wil/ ſo thue ich daſſelbige nicht/ ſondern die Suͤn-
de/ die in mir wohnet. So finde ich mir nun ein Geſetz/ der
ich wil das Gute thun/ das mir das boͤſe anhanget. Denn
ich habe Luſt an Gottes Geſetz nach dem inwendigenMen-
ſchen; Jch ſehe aber ein ander Geſetz in meinen Gliedern/
das da widerſtreitet dem Geſetz in meinem Gemuͤthe/ und
nimmet mich gefangen in der Suͤnden Geſetz/ welches iſt
in meinen Gliedern. Was aber dieſe Meinung der from-Rom. 7, 18.
ſeqq.

men Vaͤter betrifft/ ſo iſt kein Zweiffel/ daß David auch
die endliche ſelige Rechtfertigung von der Suͤnden in wah-
rem Glauben gewuͤnſchet habe/ wie aus manchem Hertzens-
Seufzer in ſeinem Pſalterbuch koͤnte erwieſen werden:
Doch weil dem Geiſtreichen Propheten nicht verborgen ge-
weſen/ daß kein Menſch auf Erden ſey/ der nicht ſuͤndige/Cohel. 7,
21.

und wir des innerlichen Feindes/ der Suͤnde/ ſo lange un-
ſere Wallfahrt allhier waͤhret/ nicht koͤnnen loß werden;
Er auch nachgehends im vierdten Stuͤck unſerer Predigt
abſonderlich ſeiner Suͤnden-Noth erwaͤhnen wird/ ſo ſchei-
net dem Text die Auslegung naͤher zukommen/ die dieſe
Noͤthen von den klaͤglichen und widerwaͤrtigen Fruͤchten
der Suͤnden erklaͤret. Suͤnde iſt freilich die ungluͤckſelige
Buͤchſe Pandoræ, (das wir den Heiden das Licht in ihrer
Finſternis weiſen) daraus alles Ungluͤck/ Truͤbſal/ Jam-
mer und alle und iede Noͤthen heraus gezogen/ und wie ein
gifftiger Dampff alle Welt uͤberzogen und angeſtecket ha-
ben. Man examinire Davids Ungluͤcks Faͤlle/ und for-
ſche nach deren Urſach auf ſeiner Seiten/ ſo wird er ſelbſt

bald
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[25/0025] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. iſt/ in meinem Fleiſche wohnet nichts gutes. Wollen habe ich wohl/ aber vollbringen das Gute/ finde ich nicht. Denn das Gute/ das ich wil/ das thue ich nicht/ ſondern das Boͤ- ſe/ das ich nicht wil/ das thue ich. So ich aber thue/ das ich nicht wil/ ſo thue ich daſſelbige nicht/ ſondern die Suͤn- de/ die in mir wohnet. So finde ich mir nun ein Geſetz/ der ich wil das Gute thun/ das mir das boͤſe anhanget. Denn ich habe Luſt an Gottes Geſetz nach dem inwendigenMen- ſchen; Jch ſehe aber ein ander Geſetz in meinen Gliedern/ das da widerſtreitet dem Geſetz in meinem Gemuͤthe/ und nimmet mich gefangen in der Suͤnden Geſetz/ welches iſt in meinen Gliedern. Was aber dieſe Meinung der from- men Vaͤter betrifft/ ſo iſt kein Zweiffel/ daß David auch die endliche ſelige Rechtfertigung von der Suͤnden in wah- rem Glauben gewuͤnſchet habe/ wie aus manchem Hertzens- Seufzer in ſeinem Pſalterbuch koͤnte erwieſen werden: Doch weil dem Geiſtreichen Propheten nicht verborgen ge- weſen/ daß kein Menſch auf Erden ſey/ der nicht ſuͤndige/ und wir des innerlichen Feindes/ der Suͤnde/ ſo lange un- ſere Wallfahrt allhier waͤhret/ nicht koͤnnen loß werden; Er auch nachgehends im vierdten Stuͤck unſerer Predigt abſonderlich ſeiner Suͤnden-Noth erwaͤhnen wird/ ſo ſchei- net dem Text die Auslegung naͤher zukommen/ die dieſe Noͤthen von den klaͤglichen und widerwaͤrtigen Fruͤchten der Suͤnden erklaͤret. Suͤnde iſt freilich die ungluͤckſelige Buͤchſe Pandoræ, (das wir den Heiden das Licht in ihrer Finſternis weiſen) daraus alles Ungluͤck/ Truͤbſal/ Jam- mer und alle und iede Noͤthen heraus gezogen/ und wie ein gifftiger Dampff alle Welt uͤberzogen und angeſtecket ha- ben. Man examinire Davids Ungluͤcks Faͤlle/ und for- ſche nach deren Urſach auf ſeiner Seiten/ ſo wird er ſelbſt bald Rom. 7, 18. ſeqq. Cohel. 7, 21. D

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/25>, abgerufen am 26.04.2024.