Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.Die bittere Klage wie ein Schäfelein gepfleget/ verlohren; (2. Sam. XII, 3.) Die verlassenenVater-losen Wäisen ihren Steuer-Mann und Versorger; Die betrüb- ten Schwieger-Eltern ihren Stecken und Stab; Die lieben Geschwister/ Freunde und Anverwandten einen treuen Beystand in der Noth; Sein Hauß und Hauß-Gesinde einen sorgfältigen Hauß-Vater/ der sie zu allen Guten gehalten/ und weißlich regieret; Seine Nachbarn und Neben- Christen einen verträglichen/ friedfertigen und behülfflichen Nachbar und Nächsten/ der ihnen viel gute Dienste in manchem Stücke treulichst und willigst erwiesen. Jch selbsten ein gottsfürchtiges und frommes Kirch- Kind/ fleißigen Beter und beständigen Kirchen-Gänger/ der GOtt und sein Wort hertzlich geliebet/ und sich allezeit gefreuet/ in das Hauß des HErrn zu gehen/ zu schauen die schönen GOttes-Dienste des HErrn/ und seinen Tempel zu besuchen/ (Psal. XXVII, 4. CXXII, 1.) Zu geschweigen des grossen Schadens/ den GOtt sonst auff ein Land und Leute/ in wel- chem unschuldig Blut vergossen/ zu legen gedräuet hat/ (Num. XXXV, 33. Jer. XLVIII, 10. Hos. IV, 3.) Solten wir denn durch diese erhebliche Ursa- chen nicht bewogen werden/ bitterlich zu weinen und zu klagen? Solten wir nicht mit David seuffzen: Es ist mir leid um dich/ mein Bruder Jo- nathan? Solten wir nicht mit der Stadt Jerusalem ausruffen: Ach HErr! siehe an mein Elend; Ach HERR! siehe doch und schaue/ wie schnöde ich worden bin. Euch sag ich allen/ die ihr vorüber gehet/ schauet doch/ und sehet/ ob irgend ein Schmertzen sey/ wie unser Schmertzen/ der uns getroffen hat? (Thren. I, 9. 11. 12.) Alleine ist denn keine Salbe mehr in Gilead? oder ist kein Artzt nicht (Amos
Die bittere Klage wie ein Schaͤfelein gepfleget/ verlohren; (2. Sam. XII, 3.) Die verlaſſenenVater-loſen Waͤiſen ihren Steuer-Mann und Verſorger; Die betruͤb- ten Schwieger-Eltern ihren Stecken und Stab; Die lieben Geſchwiſter/ Freunde und Anverwandten einen treuen Beyſtand in der Noth; Sein Hauß und Hauß-Geſinde einen ſorgfaͤltigen Hauß-Vater/ der ſie zu allen Guten gehalten/ und weißlich regieret; Seine Nachbarn und Neben- Chriſten einen vertraͤglichen/ friedfertigen und behuͤlfflichen Nachbar und Naͤchſten/ der ihnen viel gute Dienſte in manchem Stuͤcke treulichſt und willigſt erwieſen. Jch ſelbſten ein gottsfuͤrchtiges und frommes Kirch- Kind/ fleißigen Beter und beſtaͤndigen Kirchen-Gaͤnger/ der GOtt und ſein Wort hertzlich geliebet/ und ſich allezeit gefreuet/ in das Hauß des HErrn zu gehen/ zu ſchauen die ſchoͤnen GOttes-Dienſte des HErrn/ und ſeinen Tempel zu beſuchen/ (Pſal. XXVII, 4. CXXII, 1.) Zu geſchweigen des groſſen Schadens/ den GOtt ſonſt auff ein Land und Leute/ in wel- chem unſchuldig Blut vergoſſen/ zu legen gedraͤuet hat/ (Num. XXXV, 33. Jer. XLVIII, 10. Hoſ. IV, 3.) Solten wir denn durch dieſe erhebliche Urſa- chen nicht bewogen werden/ bitterlich zu weinen und zu klagen? Solten wir nicht mit David ſeuffzen: Es iſt mir leid um dich/ mein Bruder Jo- nathan? Solten wir nicht mit der Stadt Jeruſalem ausruffen: Ach HErr! ſiehe an mein Elend; Ach HERR! ſiehe doch und ſchaue/ wie ſchnoͤde ich worden bin. Euch ſag ich allen/ die ihr voruͤber gehet/ ſchauet doch/ und ſehet/ ob irgend ein Schmertzen ſey/ wie unſer Schmertzen/ der uns getroffen hat? (Thren. I, 9. 11. 12.) Alleine iſt denn keine Salbe mehr in Gilead? oder iſt kein Artzt nicht (Amos
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Die bittere Klage
wie ein Schaͤfelein gepfleget/ verlohren; (2. Sam. XII, 3.) Die verlaſſenen
Vater-loſen Waͤiſen ihren Steuer-Mann und Verſorger; Die betruͤb-
ten Schwieger-Eltern ihren Stecken und Stab; Die lieben Geſchwiſter/
Freunde und Anverwandten einen treuen Beyſtand in der Noth; Sein
Hauß und Hauß-Geſinde einen ſorgfaͤltigen Hauß-Vater/ der ſie zu allen
Guten gehalten/ und weißlich regieret; Seine Nachbarn und Neben-
Chriſten einen vertraͤglichen/ friedfertigen und behuͤlfflichen Nachbar und
Naͤchſten/ der ihnen viel gute Dienſte in manchem Stuͤcke treulichſt und
willigſt erwieſen. Jch ſelbſten ein gottsfuͤrchtiges und frommes Kirch-
Kind/ fleißigen Beter und beſtaͤndigen Kirchen-Gaͤnger/ der GOtt und
ſein Wort hertzlich geliebet/ und ſich allezeit gefreuet/ in das Hauß des
HErrn zu gehen/ zu ſchauen die ſchoͤnen GOttes-Dienſte des HErrn/ und
ſeinen Tempel zu beſuchen/ (Pſal. XXVII, 4. CXXII, 1.) Zu geſchweigen
des groſſen Schadens/ den GOtt ſonſt auff ein Land und Leute/ in wel-
chem unſchuldig Blut vergoſſen/ zu legen gedraͤuet hat/ (Num. XXXV, 33.
Jer. XLVIII, 10. Hoſ. IV, 3.) Solten wir denn durch dieſe erhebliche Urſa-
chen nicht bewogen werden/ bitterlich zu weinen und zu klagen? Solten wir
nicht mit David ſeuffzen: Es iſt mir leid um dich/ mein Bruder Jo-
nathan? Solten wir nicht mit der Stadt Jeruſalem ausruffen: Ach
HErr! ſiehe an mein Elend; Ach HERR! ſiehe doch und ſchaue/ wie
ſchnoͤde ich worden bin. Euch ſag ich allen/ die ihr voruͤber gehet/ ſchauet
doch/ und ſehet/ ob irgend ein Schmertzen ſey/ wie unſer Schmertzen/ der
uns getroffen hat? (Thren. I, 9. 11. 12.)
Alleine iſt denn keine Salbe mehr in Gilead? oder iſt kein Artzt nicht
da? (Jer. VIII, 22.) Hat denn GOtt gantz vergeſſen gnaͤdig zu ſeyn? und ſei-
ne Barmhertzigkeit fuͤr Zorn verſchloſſen? (Pſal. LXXVII, 10.) will er ſich
denn nicht ſein Hertze laſſen brechen gegen uns/ daß er ſich unſer erbarme?
(Jer. XXXI, 20.) Ach! ja/ denn er zehlet unſere Thraͤnen/ (Pſal. LVI, 9.)
Er hoͤret unſer Weinen/ er hoͤret unſer Flehen/ und unſer Gebeth nimmt
der HErr an/ (Pſal. VI, 9. 10.) und wird unſere Klage verwandeln in ei-
nen Reigen/ (Pſal. XXX, 12.) und nach dem Ungewitter die Troſt-Son-
ne laſſen wieder ſcheinen/ nach dem Heulen und Weinen uns uͤberſchuͤt-
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anbetrifft/ ſo iſt ihm bey dieſem ploͤtzlichen Todtes-Fall nichts wiederfah-
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Ungluͤck in der Stadt (Land und Dorff) iſt/ das der HErr nicht thut/
(Amos
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