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Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.

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Abdanckungs-Rede.
den/ der mich mächtig macht/ Christus/ konte sie auch rühmen.
Unser Christenthum ist ja/ nach des heiligen Geistes Ausspruch/
nichts anders/ als eine stets-währende Ritterschafft und [un]auff-
hörlicher Kampff/ so bald wir auff diese Welt kommen/ treten
wir auff den Kampff-Platz. Jn der Heil. Tauffe ziehen wir
das Priesterliche Ordens-Kleid an/ und schweren zu des HErrn
JESU Creutz-Fähnlein; da entsagen wir auch dem Satan/
mit allen seinem Wesen und Wercken/ unser Christen-Wap-
pen ist eine Rose unter den Dornen/ und unser Symbolum
oder Ordens-Regul: Alle/ die gottselig leben wollen in CHri-
sto JESU/ müssen Verfolgung leiden. Nun ists ja unmög-
lich/ daß dieser abgesagter Feind die Christen solte unangefoch-
ten lassen; Sie müssen stets wieder ihn in Waffen liegen/ und
er streitet wieder sie theils in eigner Person/ wenn er sie an-
ficht zur rechten und zur lincken Hand/ bald mit lieblichen
Reitzungen/ bald mit Gewalt/ und harten Drohungen. Er
stifftet auch an seine Retiarios oder Netz-Soldaten. Die
Römer hatten vor diesen solche Fechter/ die in der rechten Hand
eine Streit-Kolbe/ und in der lincken ein Netz führeten; die-
ses wusten sie mit großer Behendigkeit dem Wiederpart übers
Haupt zu werffen/ und ihn also zu verwickeln/ daß sie ihn her-
nach mit der Kolbe in der andern Hand erschlagen kunten.
Mich dünckt/ die Welt mache es eben also mit ihren verführi-
schen Netzen und Stricken/ damit sie die Christen fahe/ und
hernach ins Verderben bringe. So hat sich ein Christe im-
mer zu wehren und zu kämpffen gegen diese Feinde. Ja
unser eigen Fleisch/ der alte Adam/ wird manchmahl zum un-
treuen Uberläuffer zu jenem Hauffen/ und hilfft wieder uns
streiten/ da muß gekämpffet und gerungen seyn/ auff daß Sa-
tan zu schanden/ die Welt überwunden/ und was noch an uns
sündlich ist/ auch durchs Feuer der Trübsaal verzehret wer-
de.

Man

Abdanckungs-Rede.
den/ der mich maͤchtig macht/ Chriſtus/ konte ſie auch ruͤhmen.
Unſer Chriſtenthum iſt ja/ nach des heiligen Geiſtes Ausſpruch/
nichts anders/ als eine ſtets-waͤhrende Ritterſchafft und [un]auff-
hoͤrlicher Kampff/ ſo bald wir auff dieſe Welt kommen/ treten
wir auff den Kampff-Platz. Jn der Heil. Tauffe ziehen wir
das Prieſterliche Ordens-Kleid an/ und ſchweren zu des HErrn
JESU Creutz-Faͤhnlein; da entſagen wir auch dem Satan/
mit allen ſeinem Weſen und Wercken/ unſer Chriſten-Wap-
pen iſt eine Roſe unter den Dornen/ und unſer Symbolum
oder Ordens-Regul: Alle/ die gottſelig leben wollen in CHri-
ſto JESU/ muͤſſen Verfolgung leiden. Nun iſts ja unmoͤg-
lich/ daß dieſer abgeſagter Feind die Chriſten ſolte unangefoch-
ten laſſen; Sie muͤſſen ſtets wieder ihn in Waffen liegen/ und
er ſtreitet wieder ſie theils in eigner Perſon/ wenn er ſie an-
ficht zur rechten und zur lincken Hand/ bald mit lieblichen
Reitzungen/ bald mit Gewalt/ und harten Drohungen. Er
ſtifftet auch an ſeine Retiarios oder Netz-Soldaten. Die
Roͤmer hatten vor dieſen ſolche Fechter/ die in der rechten Hand
eine Streit-Kolbe/ und in der lincken ein Netz fuͤhreten; die-
ſes wuſten ſie mit großer Behendigkeit dem Wiederpart uͤbers
Haupt zu werffen/ und ihn alſo zu verwickeln/ daß ſie ihn her-
nach mit der Kolbe in der andern Hand erſchlagen kunten.
Mich duͤnckt/ die Welt mache es eben alſo mit ihren verfuͤhri-
ſchen Netzen und Stricken/ damit ſie die Chriſten fahe/ und
hernach ins Verderben bringe. So hat ſich ein Chriſte im-
mer zu wehren und zu kaͤmpffen gegen dieſe Feinde. Ja
unſer eigen Fleiſch/ der alte Adam/ wird manchmahl zum un-
treuen Uberlaͤuffer zu jenem Hauffen/ und hilfft wieder uns
ſtreiten/ da muß gekaͤmpffet und gerungen ſeyn/ auff daß Sa-
tan zu ſchanden/ die Welt uͤberwunden/ und was noch an uns
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[55/0055] Abdanckungs-Rede. den/ der mich maͤchtig macht/ Chriſtus/ konte ſie auch ruͤhmen. Unſer Chriſtenthum iſt ja/ nach des heiligen Geiſtes Ausſpruch/ nichts anders/ als eine ſtets-waͤhrende Ritterſchafft und unauff- hoͤrlicher Kampff/ ſo bald wir auff dieſe Welt kommen/ treten wir auff den Kampff-Platz. Jn der Heil. Tauffe ziehen wir das Prieſterliche Ordens-Kleid an/ und ſchweren zu des HErrn JESU Creutz-Faͤhnlein; da entſagen wir auch dem Satan/ mit allen ſeinem Weſen und Wercken/ unſer Chriſten-Wap- pen iſt eine Roſe unter den Dornen/ und unſer Symbolum oder Ordens-Regul: Alle/ die gottſelig leben wollen in CHri- ſto JESU/ muͤſſen Verfolgung leiden. Nun iſts ja unmoͤg- lich/ daß dieſer abgeſagter Feind die Chriſten ſolte unangefoch- ten laſſen; Sie muͤſſen ſtets wieder ihn in Waffen liegen/ und er ſtreitet wieder ſie theils in eigner Perſon/ wenn er ſie an- ficht zur rechten und zur lincken Hand/ bald mit lieblichen Reitzungen/ bald mit Gewalt/ und harten Drohungen. Er ſtifftet auch an ſeine Retiarios oder Netz-Soldaten. Die Roͤmer hatten vor dieſen ſolche Fechter/ die in der rechten Hand eine Streit-Kolbe/ und in der lincken ein Netz fuͤhreten; die- ſes wuſten ſie mit großer Behendigkeit dem Wiederpart uͤbers Haupt zu werffen/ und ihn alſo zu verwickeln/ daß ſie ihn her- nach mit der Kolbe in der andern Hand erſchlagen kunten. Mich duͤnckt/ die Welt mache es eben alſo mit ihren verfuͤhri- ſchen Netzen und Stricken/ damit ſie die Chriſten fahe/ und hernach ins Verderben bringe. So hat ſich ein Chriſte im- mer zu wehren und zu kaͤmpffen gegen dieſe Feinde. Ja unſer eigen Fleiſch/ der alte Adam/ wird manchmahl zum un- treuen Uberlaͤuffer zu jenem Hauffen/ und hilfft wieder uns ſtreiten/ da muß gekaͤmpffet und gerungen ſeyn/ auff daß Sa- tan zu ſchanden/ die Welt uͤberwunden/ und was noch an uns ſuͤndlich iſt/ auch durchs Feuer der Truͤbſaal verzehret wer- de. Man

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/55>, abgerufen am 18.05.2024.