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Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659.

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Christliche Leichpredigt.
nicht kan außgeschöpffet werden; Also ist Jesus Chri-
stus ein unerschöpfflich und unergründlich Meer aller
Schätze und Reichthümer. Darumb so freue dich
seiner grossen güte und sorge mit David: Modo te ha-
beam,
HErr wenn ich nur dich habe/ so habe ich gnug/
so bin ich Reich und Seelig. Denn siehe mein Christ/
du hast an dem HErrn Jesu in kranckheit eine bewährte
Artzney/ im Hunger ein niedliches Brod/ im durst leben-
diges Wasser/ Jm finsternüß ist Er dein Liecht/ in der
Traurigkeit deine Freude/ in und wieder die anklage dein
Fürsprecher; Du kanst sein gebrauchen zur Weißheit
wieder die Thorheit/ zur gerechtigkeit wieder die Sünde/
zur heiligung wieder die Vnreinigkeit/ zur Erlösung wie-
der die Gefängnüs/ zum Gnadenstuel wieder das Ge-
richte/ zur Absolution wieder das letzte Vrtheil; zum
friede und ruhe wieder das böse Gewissen/ zum Sieg
wieder alle deine Feinde/ Jn Summa: Der HErr Je-
sus ist deine Stärcke in schwachheit/ dein Weg in irrunng/
deine Ehren-Kron in verachtung/ dein Raht/ wenn sonst
kein raht zufinden/ dein König der dich beschützet/ dein
Hoherpriester der für dich bittet/ dein Heyland der
dich ewig erfreuet und seelig machet.

Woltestu nun diesem nicht anhängen/ und sich
ihm mit Leib und Seel ergeben? Das wäre dein gewis-
sester Vntergang und Schaden. Darumb so laß an-
dere suchen und wündschen mit Alexandro Welt-Eh-
re/ mit Mida Reichthumb/ mit Sardanapalo Wollust/ mit
Pyrrho Gesundheit/ mit Caligula untergang der Freun-
de/ du sey vergnüget mit deinem Jesu und sage: Modo
te habeam Domine,
HErr wenn ich nur dich habe.

Das
C ij

Chriſtliche Leichpredigt.
nicht kan außgeſchoͤpffet werden; Alſo iſt Jeſus Chri-
ſtus ein unerſchoͤpfflich und unergründlich Meer aller
Schaͤtze und Reichthuͤmer. Darumb ſo freue dich
ſeiner groſſen guͤte und ſorge mit David: Modò te ha-
beam,
HErr wenn ich nur dich habe/ ſo habe ich gnug/
ſo bin ich Reich und Seelig. Denn ſiehe mein Chriſt/
du haſt an dem HErrn Jeſu in kranckheit eine bewaͤhrte
Artzney/ im Hunger ein niedliches Brod/ im durſt leben-
diges Waſſer/ Jm finſternuͤß iſt Er dein Liecht/ in der
Traurigkeit deine Freude/ in und wieder die anklage dein
Fuͤrſprecher; Du kanſt ſein gebrauchen zur Weißheit
wieder die Thorheit/ zur gerechtigkeit wieder die Suͤnde/
zur heiligung wieder die Vnreinigkeit/ zur Erloͤſung wie-
der die Gefaͤngnuͤs/ zum Gnadenſtuel wieder das Ge-
richte/ zur Abſolution wieder das letzte Vrtheil; zum
friede und ruhe wieder das boͤſe Gewiſſen/ zum Sieg
wieder alle deine Feinde/ Jn Summa: Der HErr Je-
ſus iſt deine Staͤrcke in ſchwachheit/ dein Weg in irrunng/
deine Ehren-Kron in verachtung/ dein Raht/ wenn ſonſt
kein raht zufinden/ dein Koͤnig der dich beſchuͤtzet/ dein
Hoherprieſter der fuͤr dich bittet/ dein Heyland der
dich ewig erfreuet und ſeelig machet.

Wolteſtu nun dieſem nicht anhaͤngen/ und ſich
ihm mit Leib und Seel ergeben? Das waͤre dein gewiſ-
ſeſter Vntergang und Schaden. Darumb ſo laß an-
dere ſuchen und wuͤndſchen mit Alexandro Welt-Eh-
re/ mit Mida Reichthumb/ mit Sardanapalo Wolluſt/ mit
Pyrrho Geſundheit/ mit Caligula untergang der Freun-
de/ du ſey vergnüget mit deinem Jeſu und ſage: Modò
te habeam Domine,
HErr wenn ich nur dich habe.

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Zitationshilfe: Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360677/19>, abgerufen am 29.03.2024.