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Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659.

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Christliche Leichpredigt.
Der Glaube ist thätig durch die Liebe. Die Liebe a-Gal. 5, 6.
ber des Hertzens zu GOtt ist starck wie der Todt/ sie
kan sich nicht bergen/ sondern wie das Feuer sich reget/
und über sich steiget; Also auch reine und richtige Liebe
dringet durch/ und suchet daß/ was droben ist/ da Chri-Cantic. 8.
6.

stus ist/ sitzend zur rechten GOttes; Alles was man
sonsten hoch und herrlich helt in der Welt/ das verach-
tet ein Gottliebender Mensch. Denn er weiß wol/ dasColoss. 3, 1
alles/ was ausser GOtt ist/ kein beständiges Gut ist.
Darumb wündschet er allein in GOtt zu sein/ und hat
seint einige freude an dem lebendigen GOtt mit Da-
vid/ der im Psalm sagt: Mein Leib und Seel freuen
sich in dem lebendigen GOtt. O wiewol ist einer Christ-Psal. 84. 3.
gläubigen H. Seelen bey solcher GOttes Liebe? Wel-
che ruhe hat sie in dem/ der ein GOtt des frieden ist.
Eine Creatur ruhet nicht besser als in dem/ darauß Sie1. Cor. 14.
33.

worden ist/ ein Fisch im wasser/ ein Vogel in der Lufft/
und ein Baum im Erdreich: Also die liebhabende Seele
ruhet am sichersten in GOtt. O welch eine HerrligkeitJoh. Arnd.
l.
1. vom
wahren
Christen-
thumb p.
238.
Bernhard.
de inte-
riore do-
mo cap.
22

ist daß! Das man wol von einer Jesu-Liebhabenden
Seelen rühmen mag: Sie sey Gottes Thron und La-
gerstet/ eine wohnung des heiligen Geistes/ ein Lustgarten/
ein güldenes Haupt-Küssen/ eine Engelfreude/ wie S.
Bernhardus sagt: So siehe nun O lieber Mensch das
dein Hertz auch voll glaubens und liebe sey zu deinem
GOtt; Vnd wie die Liebe in deinem Hertzen verschlos-
schen brennet/ also giebt sie auch an Tag durch andäch-
tige Gebährden und gottseligen Eyffer/ auff das dein
Glaube/ wie Davids und Assaphs von aussen kund und

offen-
B iij

Chriſtliche Leichpredigt.
Der Glaube iſt thaͤtig durch die Liebe. Die Liebe a-Gal. 5, 6.
ber des Hertzens zu GOtt iſt ſtarck wie der Todt/ ſie
kan ſich nicht bergen/ ſondern wie das Feuer ſich reget/
und uͤber ſich ſteiget; Alſo auch reine und richtige Liebe
dringet durch/ und ſuchet daß/ was droben iſt/ da Chri-Cantic. 8.
6.

ſtus iſt/ ſitzend zur rechten GOttes; Alles was man
ſonſten hoch und herrlich helt in der Welt/ das verach-
tet ein Gottliebender Menſch. Denn er weiß wol/ dasColoſſ. 3, 1
alles/ was auſſer GOtt iſt/ kein beſtaͤndiges Gut iſt.
Darumb wuͤndſchet er allein in GOtt zu ſein/ und hat
ſeint einige freude an dem lebendigen GOtt mit Da-
vid/ der im Pſalm ſagt: Mein Leib und Seel freuen
ſich in dem lebendigen GOtt. O wiewol iſt einer Chriſt-Pſal. 84. 3.
glaͤubigen H. Seelen bey ſolcher GOttes Liebe? Wel-
che ruhe hat ſie in dem/ der ein GOtt des frieden iſt.
Eine Creatur ruhet nicht beſſer als in dem/ darauß Sie1. Cor. 14.
33.

worden iſt/ ein Fiſch im waſſer/ ein Vogel in der Lufft/
und ein Baum im Erdreich: Alſo die liebhabende Seele
ruhet am ſicherſten in GOtt. O welch eine HerrligkeitJoh. Arnd.
l.
1. vom
wahren
Chriſten-
thumb p.
238.
Bernhard.
de inte-
riore do-
mo cap.
22

iſt daß! Das man wol von einer Jeſu-Liebhabenden
Seelen ruͤhmen mag: Sie ſey Gottes Thron und La-
gerſtet/ eine wohnung des heiligen Geiſtes/ ein Luſtgarten/
ein guͤldenes Haupt-Kuͤſſen/ eine Engelfreude/ wie S.
Bernhardus ſagt: So ſiehe nun O lieber Menſch das
dein Hertz auch voll glaubens und liebe ſey zu deinem
GOtt; Vnd wie die Liebe in deinem Hertzen verſchloſ-
ſchen brennet/ alſo giebt ſie auch an Tag durch andaͤch-
tige Gebaͤhrden und gottſeligen Eyffer/ auff das dein
Glaube/ wie Davids und Aſſaphs von auſſen kund und

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B iij
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[[13]/0013] Chriſtliche Leichpredigt. Der Glaube iſt thaͤtig durch die Liebe. Die Liebe a- ber des Hertzens zu GOtt iſt ſtarck wie der Todt/ ſie kan ſich nicht bergen/ ſondern wie das Feuer ſich reget/ und uͤber ſich ſteiget; Alſo auch reine und richtige Liebe dringet durch/ und ſuchet daß/ was droben iſt/ da Chri- ſtus iſt/ ſitzend zur rechten GOttes; Alles was man ſonſten hoch und herrlich helt in der Welt/ das verach- tet ein Gottliebender Menſch. Denn er weiß wol/ das alles/ was auſſer GOtt iſt/ kein beſtaͤndiges Gut iſt. Darumb wuͤndſchet er allein in GOtt zu ſein/ und hat ſeint einige freude an dem lebendigen GOtt mit Da- vid/ der im Pſalm ſagt: Mein Leib und Seel freuen ſich in dem lebendigen GOtt. O wiewol iſt einer Chriſt- glaͤubigen H. Seelen bey ſolcher GOttes Liebe? Wel- che ruhe hat ſie in dem/ der ein GOtt des frieden iſt. Eine Creatur ruhet nicht beſſer als in dem/ darauß Sie worden iſt/ ein Fiſch im waſſer/ ein Vogel in der Lufft/ und ein Baum im Erdreich: Alſo die liebhabende Seele ruhet am ſicherſten in GOtt. O welch eine Herrligkeit iſt daß! Das man wol von einer Jeſu-Liebhabenden Seelen ruͤhmen mag: Sie ſey Gottes Thron und La- gerſtet/ eine wohnung des heiligen Geiſtes/ ein Luſtgarten/ ein guͤldenes Haupt-Kuͤſſen/ eine Engelfreude/ wie S. Bernhardus ſagt: So ſiehe nun O lieber Menſch das dein Hertz auch voll glaubens und liebe ſey zu deinem GOtt; Vnd wie die Liebe in deinem Hertzen verſchloſ- ſchen brennet/ alſo giebt ſie auch an Tag durch andaͤch- tige Gebaͤhrden und gottſeligen Eyffer/ auff das dein Glaube/ wie Davids und Aſſaphs von auſſen kund und offen- Gal. 5, 6. Cantic. 8. 6. Coloſſ. 3, 1 Pſal. 84. 3. 1. Cor. 14. 33. Joh. Arnd. l. 1. vom wahren Chriſten- thumb p. 238. Bernhard. de inte- riore do- mo cap. 22 B iij

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Zitationshilfe: Herr, Johannes: Desiderium sanctorum. Frankfurt (Oder), 1659, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360677/13>, abgerufen am 26.04.2024.