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Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

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Abdanckungs-Rede.
sondern Menschliche Natur überwindet/ und so herrlich/
ja herrlicher ist/ als mächtig des Cyri wollüstige Glückse-
ligkeit gewesen. Denn wenige können diesen wilden Bu-
cephalu[m]
das Zeitliche vermögen wohlrieten/ so daß er
nicht mächtig werde/ mit jhnen auf die wiesen der Wollust
auszureissen/ oder die vollen Anger in der verschwendung
durchzurennen/ oder in die unergründlichen Sümpffe des
Geitzes zustürtzen. Doch in den Händen Unserer Groß-
müthigen Jungfr. vonFestenberg muste dieser zu Groß-
müttigen Thaten/ und nicht nur zu der Liberalität/ sondern
gar zu der Magnisicentz willig und gehorsam seyn. Jhr
Armen wisset es/ das ich die warheit sage/ es ist gewiß/ das
euch eine Großthätige Wohlthäterin hingegangen. Et
hinc illae lachrymae,
und darum Weinen auch so viel
Arme. Allein die Hand von den Augen. Seneca er-
mahnet einen weisen Mann: Suorum meminisse perse-
veret, lugere desinat,
er solle/ wo wir mit dem Valla
Dollmetschen wollen/ nicht allein von den Augen die Thrä-
nen abwischen/ sondern auch nach verflossener Zeit/ so die
Gesetze/ absonderlich in dem andern Punischen Kriege auf
dreissig tage bestimmet/ den weissen Habit ablegen/ das
Gold wieder umhencken/ und den Purpur anthun/ gleich-
wohl aber die Jährlichen Parentalia nicht vergessen. So
wollen wir nun um Unsere Hochseelige Jungfr. Pakischin
zu Weinen/ und auch von den Thränen zureden/ vor die-
ses mahl auffhören/ gleichwohl aber so lange wir dencken
können/ jhrer ungemeinen Tugend/ derselben auf das al-
ler Lobwürdigste zu gedencken/ nicht vergessen/ so wird hoffent-
lich dieser genung/ und uns selbsten nicht zu viel gethan werden.
Festinatae Mortis grande solatium tulit[,] evasisse postre-

mum
O 2

Abdanckungs-Rede.
ſondern Menſchliche Natur uͤberwindet/ und ſo herrlich/
ja herrlicher iſt/ als maͤchtig des Cyri wolluͤſtige Gluͤckſe-
ligkeit geweſen. Denn wenige koͤnnen dieſen wilden Bu-
cephalu[m]
das Zeitliche vermoͤgen wohlrieten/ ſo daß er
nicht maͤchtig werde/ mit jhnen auf die wieſen der Wolluſt
auszureiſſen/ oder die vollen Anger in der verſchwendung
durchzurennen/ oder in die unergruͤndlichen Suͤmpffe des
Geitzes zuſtuͤrtzen. Doch in den Haͤnden Unſerer Groß-
muͤthigen Jungfr. vonFeſtenberg muſte dieſer zu Groß-
muͤttigen Thaten/ und nicht nur zu der Liberalitaͤt/ ſondern
gar zu der Magniſicentz willig und gehorſam ſeyn. Jhr
Armen wiſſet es/ das ich die warheit ſage/ es iſt gewiß/ das
euch eine Großthaͤtige Wohlthaͤterin hingegangen. Et
hinc illæ lachrymæ,
und darum Weinen auch ſo viel
Arme. Allein die Hand von den Augen. Seneca er-
mahnet einen weiſen Mann: Suorum meminiſſe perſe-
veret, lugere deſinat,
er ſolle/ wo wir mit dem Valla
Dollmetſchen wollen/ nicht allein von den Augen die Thraͤ-
nen abwiſchen/ ſondern auch nach verfloſſener Zeit/ ſo die
Geſetze/ abſonderlich in dem andern Puniſchen Kriege auf
dreiſſig tage beſtimmet/ den weiſſen Habit ablegen/ das
Gold wieder umhencken/ und den Purpur anthun/ gleich-
wohl aber die Jaͤhrlichen Parentalia nicht vergeſſen. So
wollen wir nun um Unſere Hochſeelige Jungfr. Pakiſchin
zu Weinen/ und auch von den Thraͤnen zureden/ vor die-
ſes mahl auffhoͤren/ gleichwohl aber ſo lange wir dencken
koͤnnen/ jhrer ungemeinen Tugend/ derſelben auf das al-
ler Lobwuͤrdigſte zu gedencken/ nicht vergeſſen/ ſo wird hoffent-
lich dieſer genung/ und uns ſelbſten nicht zu viel gethan werden.
Feſtinatæ Mortis grande ſolatium tulit[,] evaſiſſe poſtre-

mum
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[99[107]/0107] Abdanckungs-Rede. ſondern Menſchliche Natur uͤberwindet/ und ſo herrlich/ ja herrlicher iſt/ als maͤchtig des Cyri wolluͤſtige Gluͤckſe- ligkeit geweſen. Denn wenige koͤnnen dieſen wilden Bu- cephalum das Zeitliche vermoͤgen wohlrieten/ ſo daß er nicht maͤchtig werde/ mit jhnen auf die wieſen der Wolluſt auszureiſſen/ oder die vollen Anger in der verſchwendung durchzurennen/ oder in die unergruͤndlichen Suͤmpffe des Geitzes zuſtuͤrtzen. Doch in den Haͤnden Unſerer Groß- muͤthigen Jungfr. vonFeſtenberg muſte dieſer zu Groß- muͤttigen Thaten/ und nicht nur zu der Liberalitaͤt/ ſondern gar zu der Magniſicentz willig und gehorſam ſeyn. Jhr Armen wiſſet es/ das ich die warheit ſage/ es iſt gewiß/ das euch eine Großthaͤtige Wohlthaͤterin hingegangen. Et hinc illæ lachrymæ, und darum Weinen auch ſo viel Arme. Allein die Hand von den Augen. Seneca er- mahnet einen weiſen Mann: Suorum meminiſſe perſe- veret, lugere deſinat, er ſolle/ wo wir mit dem Valla Dollmetſchen wollen/ nicht allein von den Augen die Thraͤ- nen abwiſchen/ ſondern auch nach verfloſſener Zeit/ ſo die Geſetze/ abſonderlich in dem andern Puniſchen Kriege auf dreiſſig tage beſtimmet/ den weiſſen Habit ablegen/ das Gold wieder umhencken/ und den Purpur anthun/ gleich- wohl aber die Jaͤhrlichen Parentalia nicht vergeſſen. So wollen wir nun um Unſere Hochſeelige Jungfr. Pakiſchin zu Weinen/ und auch von den Thraͤnen zureden/ vor die- ſes mahl auffhoͤren/ gleichwohl aber ſo lange wir dencken koͤnnen/ jhrer ungemeinen Tugend/ derſelben auf das al- ler Lobwuͤrdigſte zu gedencken/ nicht vergeſſen/ ſo wird hoffent- lich dieſer genung/ und uns ſelbſten nicht zu viel gethan werden. Feſtinatæ Mortis grande ſolatium tulit, evaſiſſe poſtre- mum O 2

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Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 99[107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/107>, abgerufen am 03.05.2024.