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Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673.

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Himmlische Cur und Artzney jhm selbst zu helffen.
einigte Hertz im Tode getrennet ward/ und ein jegliches unter jh-
nen ein sehr Liebes-Theil von seinen Hertzen verliehren muste.
Wie sollen sie nun nicht unter einander klagen und sagen: GOtt
habt jhnen ein sehr hartes erzeiget/ Er habe jhnen
aus
seinen ängstlichen Trauer-Kelche einen so starcken TrunckPsal. 60.
v.
5.

Weins gereichet/ daß sie darvon taumeln müssen: Aus
dem 60. Psalm.

Viel Seufftzens und Weinens ist über ihn bey denen treu-
erkanten Geblütes und Gemüthes-Freunden/ die güldene Liebes-
Schnur/ die viel treu-meinender Hertzen mit seinen auffrichtigen
Gemüthe und Geist gleichsam unaufflöß[l]ich hatte z[u]sammen ver-
bunden/ die hat der ungeheure Todt gleich als den Nodum Gor-
dium
mit seinen AIexandrinischen Schwerdt also von einander
gehauen/ daß hierdurch auch viel Traurens und Klagens ist ver-
ursachet worden. Denen Er die unverfälschte Liebes-Treue/ die
embsige Curen und Artzney-Bedienungen hat erwiesen/ die wer-
den/ so lange ein Odem in jhnen ist/ sein nicht vergessen: Es wird
unter jhnen heissen:

Dum memor ipse mei, dum Spiritus hos reget artusVirgil.
Buccol.
Eclog.
5.

Semper honos nomenque tuum laudesque manebunt.
So lang' ein Geist in mir/ so lang' ein Glied sich reget
Soll dein Lob auch von mir nicht werden hingeleget.

Soll ich hierbey auch mein Gemüth eröffnen/ so ergehet mirs fast
an dieser heiligen Stete/ für dieser ansehnlichen Trauer-Ver-
samblung/ wie dorte dem Gottseligen Lehrer Ambrosio, do er bey
seiner sonderbahren Betrübung reden solte/ sagte er mit Schnuch-
zen und mit Seufftzen:

Nil habeo praeter lachrymas.
Bey mir ist nichts als Weinen und Thränen vergiessen.

Der Schmertz lasset den Mund nicht reden/ die Zunge klebet für
Trauren an den Gaumen. Jch habe an den Sehl. Herrn Doctor
einen so treu- erkanten Hertzens-Freund verlohren/ daß ich von

jhm

Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen.
einigte Hertz im Tode getrennet ward/ und ein jegliches unter jh-
nen ein ſehr Liebes-Theil von ſeinen Hertzen verliehren muſte.
Wie ſollen ſie nun nicht unter einander klagen und ſagen: GOtt
habt jhnen ein ſehr hartes erzeiget/ Er habe jhnen
aus
ſeinen aͤngſtlichen Trauer-Kelche einen ſo ſtarcken TrunckPſal. 60.
v.
5.

Weins gereichet/ daß ſie darvon taumeln muͤſſen: Aus
dem 60. Pſalm.

Viel Seufftzens und Weinens iſt uͤber ihn bey denen treu-
erkanten Gebluͤtes und Gemuͤthes-Freunden/ die guͤldene Liebes-
Schnur/ die viel treu-meinender Hertzen mit ſeinen auffrichtigen
Gemuͤthe und Geiſt gleichſam unauffloͤß[l]ich hatte z[u]ſammen ver-
bunden/ die hat der ungeheure Todt gleich als den Nodum Gor-
dium
mit ſeinen AIexandriniſchen Schwerdt alſo von einander
gehauen/ daß hierdurch auch viel Traurens und Klagens iſt ver-
urſachet worden. Denen Er die unverfaͤlſchte Liebes-Treue/ die
embſige Curen und Artzney-Bedienungen hat erwieſen/ die wer-
den/ ſo lange ein Odem in jhnen iſt/ ſein nicht vergeſſen: Es wird
unter jhnen heiſſen:

Dum memor ipſe mei, dum Spiritus hos reget artusVirgil.
Buccol.
Eclog.
5.

Semper honos nomenq́ue tuum laudesq́ue manebunt.
So lang’ ein Geiſt in mir/ ſo lang’ ein Glied ſich reget
Soll dein Lob auch von mir nicht werden hingeleget.

Soll ich hierbey auch mein Gemuͤth eroͤffnen/ ſo ergehet mirs faſt
an dieſer heiligen Stete/ fuͤr dieſer anſehnlichen Trauer-Ver-
ſamblung/ wie dorte dem Gottſeligen Lehrer Ambroſio, do er bey
ſeiner ſonderbahren Betruͤbung reden ſolte/ ſagte er mit Schnuch-
zen und mit Seufftzen:

Nil habeo præter lachrymas.
Bey mir iſt nichts als Weinen und Thraͤnen vergieſſen.

Der Schmertz laſſet den Mund nicht reden/ die Zunge klebet fuͤr
Trauren an den Gaumen. Jch habe an den Sehl. Herꝛn Doctor
einen ſo treu- erkanten Hertzens-Freund verlohren/ daß ich von

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Zitationshilfe: Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358773/7>, abgerufen am 16.04.2024.