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Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722.

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PERSONALIA.
Demuth und Leutseligkeit: Ja insgesammt alle arme Hülff-
bedürfftige, Krancke, Wittwen und Wäysen,
die an Jhr
entzogene mildreiche Barmhertzigkeit und Freygebigkeit.
Wie nun diese und dergleichen noch viel andere ausgeübte
löbliche Tugenden Sie in den Augen der Menschen höchst be-
liebt und angenehm machten; So wiederfuhr ihr solches nicht
minder auf Seiten GOttes. Darum schätzte Er Sie/ nach sei-
nem unerforschlichen Heiligen Rathschlusse und Willen/ in
ein weit vollkommener und vornehmer Reich als die Reiche
dieser Welt sind/ zu versetzen/ und darinnen mit der schönen Cro-
ne
des immerwährenden Lebens zu zieren. Hierzu bekam Sie
nun im nechst verstrichenen 1721. Jahre bald im Anfange des-
selben/ ein halbes Jahr zu vorher/ einen besorglich zugestosse-
nen Leibes-Zufall/ der anfänglich nicht wenig Kummer und
Nachfragens bey denen Herrn Medicis causirte. Nichts desto
weniger aber verminderte er sich nicht/ sondern nahm immer
stärcker und gefährlicher zu/ bis endlich am 14. Tage des Mo-
naths Augusti eine so grosse Schwachheit darauf erfolgete/
die immer mit grösserm Zunehmen der Schmertzen vermehret
wurde. Ohngeachtet nun mit allerhand nur ersinnlichen be-
währten Mitteln und Artzneyen unterschiedener erfahrner
und berühmter Herren Medicorum, Chirurgorum und anderer
verständigen Personen/ vorgebeuget/ auch hin und wieder
Rath eingeholet wurde; So lieff doch alles dem Leibe nach
dabey gar fruchtloß ab. Hingegen schiene es der Seelen nach
weit ersprießlicher und nützlicher zu seyn: Denn hierauf wurde
bey der Wohlseligsten Frau Baroneßin eine desto grössere
innigliche Hertzens-Begierde und Verlangen nach dem Ewi-
gen/ und der bevorstehenden letzt erhaltenden Triumphiren-
den Sieges-Freud und Lebens-Crone
erwecket/ welche ihr

auch

PERSONALIA.
Demuth und Leutſeligkeit: Ja insgeſammt alle arme Huͤlff-
beduͤrfftige, Krancke, Wittwen und Waͤyſen,
die an Jhr
entzogene mildreiche Barmhertzigkeit und Freygebigkeit.
Wie nun dieſe und dergleichen noch viel andere ausgeuͤbte
loͤbliche Tugenden Sie in den Augen der Menſchen hoͤchſt be-
liebt und angenehm machten; So wiederfuhr ihr ſolches nicht
minder auf Seiten GOttes. Darum ſchaͤtzte Er Sie/ nach ſei-
nem unerforſchlichen Heiligen Rathſchluſſe und Willen/ in
ein weit vollkommener und vornehmer Reich als die Reiche
dieſer Welt ſind/ zu verſetzen/ und darinnen mit der ſchoͤnẽ Cro-
ne
des immerwaͤhrenden Lebens zu zieren. Hierzu bekam Sie
nun im nechſt verſtrichenen 1721. Jahre bald im Anfange deſ-
ſelben/ ein halbes Jahr zu vorher/ einen beſorglich zugeſtoſſe-
nen Leibes-Zufall/ der anfaͤnglich nicht wenig Kummer und
Nachfragens bey denen Herrn Medicis cauſirte. Nichts deſto
weniger aber verminderte er ſich nicht/ ſondern nahm immer
ſtaͤrcker und gefaͤhrlicher zu/ bis endlich am 14. Tage des Mo-
naths Auguſti eine ſo groſſe Schwachheit darauf erfolgete/
die immer mit groͤſſerm Zunehmen der Schmertzen vermehret
wurde. Ohngeachtet nun mit allerhand nur erſinnlichen be-
waͤhrten Mitteln und Artzneyen unterſchiedener erfahrner
und beruͤhmter Herren Medicorum, Chirurgorum und anderer
verſtaͤndigen Perſonen/ vorgebeuget/ auch hin und wieder
Rath eingeholet wurde; So lieff doch alles dem Leibe nach
dabey gar fruchtloß ab. Hingegen ſchiene es der Seelen nach
weit erſprießlicher und nuͤtzlicher zu ſeyn: Deñ hierauf wurde
bey der Wohlſeligſten Frau Baroneßin eine deſto groͤſſere
innigliche Hertzens-Begierde und Verlangen nach dem Ewi-
gen/ und der bevorſtehenden letzt erhaltenden Triumphiren-
den Sieges-Freud und Lebens-Crone
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[54/0054] PERSONALIA. Demuth und Leutſeligkeit: Ja insgeſammt alle arme Huͤlff- beduͤrfftige, Krancke, Wittwen und Waͤyſen, die an Jhr entzogene mildreiche Barmhertzigkeit und Freygebigkeit. Wie nun dieſe und dergleichen noch viel andere ausgeuͤbte loͤbliche Tugenden Sie in den Augen der Menſchen hoͤchſt be- liebt und angenehm machten; So wiederfuhr ihr ſolches nicht minder auf Seiten GOttes. Darum ſchaͤtzte Er Sie/ nach ſei- nem unerforſchlichen Heiligen Rathſchluſſe und Willen/ in ein weit vollkommener und vornehmer Reich als die Reiche dieſer Welt ſind/ zu verſetzen/ und darinnen mit der ſchoͤnẽ Cro- ne des immerwaͤhrenden Lebens zu zieren. Hierzu bekam Sie nun im nechſt verſtrichenen 1721. Jahre bald im Anfange deſ- ſelben/ ein halbes Jahr zu vorher/ einen beſorglich zugeſtoſſe- nen Leibes-Zufall/ der anfaͤnglich nicht wenig Kummer und Nachfragens bey denen Herrn Medicis cauſirte. Nichts deſto weniger aber verminderte er ſich nicht/ ſondern nahm immer ſtaͤrcker und gefaͤhrlicher zu/ bis endlich am 14. Tage des Mo- naths Auguſti eine ſo groſſe Schwachheit darauf erfolgete/ die immer mit groͤſſerm Zunehmen der Schmertzen vermehret wurde. Ohngeachtet nun mit allerhand nur erſinnlichen be- waͤhrten Mitteln und Artzneyen unterſchiedener erfahrner und beruͤhmter Herren Medicorum, Chirurgorum und anderer verſtaͤndigen Perſonen/ vorgebeuget/ auch hin und wieder Rath eingeholet wurde; So lieff doch alles dem Leibe nach dabey gar fruchtloß ab. Hingegen ſchiene es der Seelen nach weit erſprießlicher und nuͤtzlicher zu ſeyn: Deñ hierauf wurde bey der Wohlſeligſten Frau Baroneßin eine deſto groͤſſere innigliche Hertzens-Begierde und Verlangen nach dem Ewi- gen/ und der bevorſtehenden letzt erhaltenden Triumphiren- den Sieges-Freud und Lebens-Crone erwecket/ welche ihr auch

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Zitationshilfe: Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358654/54>, abgerufen am 24.04.2024.