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Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722.

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Die doppelte Glückseligkeit
ria wuste sich mit diesem Arm seiner mächtigen Stärcke/ in
ihrem gethanen Lobgesange auch sehr zu erfreuen/ da sie un-
Lnc1. v. 51.ter andern mit anstimmete: Er übet Gewalt mit seinem Arm.
Wenn aber stehet: Er wird sie vertheidigen, so heisset
uperaspizein, vertheidigen, allhier so viel als Clypeo aliquem de-
fendere,
einen mit einem Schilde beschirmen. Jn derglei-
chen Verstande haben es abermal die siebentzig Dolmetscher im
andern Buch der Könige am 19. Capitel gebraucht. Als zu
den Zeiten des frommen Königes Hißkiä/ Sanherib der Assy-
rische König wider Jerusalem sich aufmachte/ ihr Trotz bot/
und sie gäntzlich zu schanden zu machen drohete; rieff Hißkias
den HErrn an. Worauf er ihn erhörete/ und versicherte/ daß
Sanherib in diese Stadt nicht kommen/ auch keinen Pfeil dar-
ein schiessen/ noch ein Schild davor kommen solte; Sondern
2. Reg. 19.
v.
34.
er wolle diese Stadt beschirmen/ und sich gleichsam selbst wie
ein Schild um sie wider alle ihre Feinde mit seiner Krafft und
Stärcke stellen/ daß ihr nichts schädliches widerfahren würde;
ihr Feind aber solte dabey zu schanden werden. Welches auch
erfolgte. Denn noch in derselbigen Nacht fuhr der Engel des
HErrn daher/ und schlug der Assyrer hundert und fünff und
achtzig tausend Mann. O wie wurde mehr als zu wahr hier-
durch bestätiget/ was Salomo in seinen Sprüchen am 2. Ca-
Prov. 2.
v.
7.
pitel spricht: Er lässets den Aufrichtigen gelingen, und be-
schirmet die Frommen.

Dieser ersten Glückseligkeit ist nun auch unsere im HErrn
seligst entschlaffene Frau Baroneßin, als eine Gerechte,
auf dreyerley Art und Weise/ zur Genüge in Jhrem zeitlichen
Leben theilhafftig worden. Zwar war Sie wol auch als eine/
wie andere Menschen von Natur/ in sündlichem Saamen em-
pfangene/ und in Sünden gezeugete/ als eine Ungerechte auf
diese Welt kommen; Aber Sie wurde bald darauf durch die

güti-

Die doppelte Gluͤckſeligkeit
ria wuſte ſich mit dieſem Arm ſeiner maͤchtigen Staͤrcke/ in
ihrem gethanen Lobgeſange auch ſehr zu erfreuen/ da ſie un-
Lnc1. v. 51.ter andern mit anſtimmete: Er uͤbet Gewalt mit ſeinem Arm.
Wenn aber ſtehet: Er wird ſie vertheidigen, ſo heiſſet
ὑπερασπίζειν, vertheidigen, allhier ſo viel als Clypeo aliquem de-
fendere,
einen mit einem Schilde beſchirmen. Jn derglei-
chen Verſtande haben es abermal die ſiebentzig Dolmetſcher im
andern Buch der Koͤnige am 19. Capitel gebraucht. Als zu
den Zeiten des frommen Koͤniges Hißkiaͤ/ Sanherib der Aſſy-
riſche Koͤnig wider Jeruſalem ſich aufmachte/ ihr Trotz bot/
und ſie gaͤntzlich zu ſchanden zu machen drohete; rieff Hißkias
den HErrn an. Worauf er ihn erhoͤrete/ und verſicherte/ daß
Sanherib in dieſe Stadt nicht kommen/ auch keinen Pfeil dar-
ein ſchieſſen/ noch ein Schild davor kommen ſolte; Sondern
2. Reg. 19.
v.
34.
er wolle dieſe Stadt beſchirmen/ und ſich gleichſam ſelbſt wie
ein Schild um ſie wider alle ihre Feinde mit ſeiner Krafft und
Staͤrcke ſtellen/ daß ihr nichts ſchaͤdliches widerfahren wuͤrde;
ihr Feind aber ſolte dabey zu ſchanden werden. Welches auch
erfolgte. Denn noch in derſelbigen Nacht fuhr der Engel des
HErrn daher/ und ſchlug der Aſſyrer hundert und fuͤnff und
achtzig tauſend Mann. O wie wurde mehr als zu wahr hier-
durch beſtaͤtiget/ was Salomo in ſeinen Spruͤchen am 2. Ca-
Prov. 2.
v.
7.
pitel ſpricht: Er laͤſſets den Aufrichtigen gelingen, und be-
ſchirmet die Frommen.

Dieſer erſten Gluͤckſeligkeit iſt nun auch unſere im HErrn
ſeligſt entſchlaffene Frau Baroneßin, als eine Gerechte,
auf dreyerley Art und Weiſe/ zur Genuͤge in Jhrem zeitlichen
Leben theilhafftig worden. Zwar war Sie wol auch als eine/
wie andere Menſchen von Natur/ in ſuͤndlichem Saamen em-
pfangene/ und in Suͤnden gezeugete/ als eine Ungerechte auf
dieſe Welt kommen; Aber Sie wurde bald darauf durch die

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[26/0026] Die doppelte Gluͤckſeligkeit ria wuſte ſich mit dieſem Arm ſeiner maͤchtigen Staͤrcke/ in ihrem gethanen Lobgeſange auch ſehr zu erfreuen/ da ſie un- ter andern mit anſtimmete: Er uͤbet Gewalt mit ſeinem Arm. Wenn aber ſtehet: Er wird ſie vertheidigen, ſo heiſſet ὑπερασπίζειν, vertheidigen, allhier ſo viel als Clypeo aliquem de- fendere, einen mit einem Schilde beſchirmen. Jn derglei- chen Verſtande haben es abermal die ſiebentzig Dolmetſcher im andern Buch der Koͤnige am 19. Capitel gebraucht. Als zu den Zeiten des frommen Koͤniges Hißkiaͤ/ Sanherib der Aſſy- riſche Koͤnig wider Jeruſalem ſich aufmachte/ ihr Trotz bot/ und ſie gaͤntzlich zu ſchanden zu machen drohete; rieff Hißkias den HErrn an. Worauf er ihn erhoͤrete/ und verſicherte/ daß Sanherib in dieſe Stadt nicht kommen/ auch keinen Pfeil dar- ein ſchieſſen/ noch ein Schild davor kommen ſolte; Sondern er wolle dieſe Stadt beſchirmen/ und ſich gleichſam ſelbſt wie ein Schild um ſie wider alle ihre Feinde mit ſeiner Krafft und Staͤrcke ſtellen/ daß ihr nichts ſchaͤdliches widerfahren wuͤrde; ihr Feind aber ſolte dabey zu ſchanden werden. Welches auch erfolgte. Denn noch in derſelbigen Nacht fuhr der Engel des HErrn daher/ und ſchlug der Aſſyrer hundert und fuͤnff und achtzig tauſend Mann. O wie wurde mehr als zu wahr hier- durch beſtaͤtiget/ was Salomo in ſeinen Spruͤchen am 2. Ca- pitel ſpricht: Er laͤſſets den Aufrichtigen gelingen, und be- ſchirmet die Frommen. Lnc1. v. 51. 2. Reg. 19. v. 34. Prov. 2. v. 7. Dieſer erſten Gluͤckſeligkeit iſt nun auch unſere im HErrn ſeligſt entſchlaffene Frau Baroneßin, als eine Gerechte, auf dreyerley Art und Weiſe/ zur Genuͤge in Jhrem zeitlichen Leben theilhafftig worden. Zwar war Sie wol auch als eine/ wie andere Menſchen von Natur/ in ſuͤndlichem Saamen em- pfangene/ und in Suͤnden gezeugete/ als eine Ungerechte auf dieſe Welt kommen; Aber Sie wurde bald darauf durch die guͤti-

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Zitationshilfe: Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358654/26>, abgerufen am 23.11.2024.