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Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664].

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Stand-Predigt.

1 In hoc mundo, In dieser Zeit. Wenn ihn
Gott in seinemGnaden-Reiche seinAngesicht geist-
licher Weise sehen lässet/ wenn Er ihn lässet bleiben/
im Hause des Herren sein Lebenlang/ zu schauen
die schönen Gottesdienst des Herren/ nach Da-Psal. 27, 4.
vids Wuntsch im 27. Psalm.

Da Absolongen Jerusalem kommen war/ und
doch seines Vaters Davids Angesicht nicht sehen
durfte/ beklagte er es heftig/ da er aber für den Kö-2. Sam. 14.
v.
32.

nig gelassen und von ihm geküsset wurde/ ward er
vergnüget 2.Sam.14. Ach! wenn ein Christ des
geistlichen Anschauens des himmlischen Davids in
seinem Worte entrathen soll/ so hat er lauter Her-
tzeleid/ wennGottes Wort nicht sein Trost wäre/
würde er vergehen in seinem Elende/ nach dem 119.Psal. 119.
v.
92.

Psalm, Wennaber Christus in seinem Worte sich
sehen lässet/ und ihn küsset mit dem Kusse seinesCant. 1, 2.
Mundes Cant. 1. so ist er vergnüget/ und saget mit
Assaph: aus dem 73. Psalm: Herr/ wenn ich nurPsal. 73, 25
dich habe/ so frag ich nichts nach Himmel und Er-
den/ wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht/ so
bistu doch/ Gott/ allezeit meines HertzenTrost und
mein Theil/ zumahl/ wenn Er im Creutz seine all-
mächtige Hülffe darzu thut.

An diesem geistlichen Anschauen hat sich auch
die selige Jungfr.Axlebin vergnüget befunden. Ih-
re gröste Lust war zum Hause Gottes wallen/ und
das war Ihre Freude/ daß Sie sich zu Gott hielte/
wie gerne gieng Sie zum Jesus Brund/ (Hoc No-
men impositum AEdi huic nostrae in Inauguratione
)
Labsal für ihre Seele zu holen/ wie getrost war Sie
als Sie zum letzten mahl im H. Abendmahl mit
Christi Leibe und Blute war gestärcket worden/

daß
D
Stand-Predigt.

1 In hoc mundo, In dieſer Zeit. Wenn ihn
Gott in ſeinemGnaden-Reiche ſeinAngeſicht geiſt-
licher Weiſe ſehen laͤſſet/ wenn Er ihn laͤſſet bleiben/
im Hauſe des Herren ſein Lebenlang/ zu ſchauen
die ſchoͤnen Gottesdienſt des Herren/ nach Da-Pſal. 27, 4.
vids Wuntſch im 27. Pſalm.

Da Abſolongen Jeruſalem kommen war/ und
doch ſeines Vaters Davids Angeſicht nicht ſehen
durfte/ beklagte er es heftig/ da er aber fuͤr den Koͤ-2. Sam. 14.
v.
32.

nig gelaſſen und von ihm gekuͤſſet wurde/ ward er
vergnuͤget 2.Sam.14. Ach! wenn ein Chriſt des
geiſtlichen Anſchauens des him̃liſchen Davids in
ſeinem Worte entrathen ſoll/ ſo hat er lauter Her-
tzeleid/ wennGottes Wort nicht ſein Troſt waͤre/
wuͤrde er vergehen in ſeinem Elende/ nach dem 119.Pſal. 119.
v.
92.

Pſalm, Wennaber Chriſtus in ſeinem Worte ſich
ſehen laͤſſet/ und ihn kuͤſſet mit dem Kuſſe ſeinesCant. 1, 2.
Mundes Cant. 1. ſo iſt er vergnuͤget/ und ſaget mit
Asſaph: aus dem 73. Pſalm: Herr/ wenn ich nurPſal. 73, 25
dich habe/ ſo frag ich nichts nach Himmel und Er-
den/ wenn mir gleich Leib und Seel verſchmacht/ ſo
biſtu doch/ Gott/ allezeit meines HertzenTroſt und
mein Theil/ zumahl/ wenn Er im Creutz ſeine all-
maͤchtige Huͤlffe darzu thut.

An dieſem geiſtlichen Anſchauen hat ſich auch
die ſelige Jungfr.Axlebin vergnuͤget befunden. Ih-
re groͤſte Luſt war zum Hauſe Gottes wallen/ und
das war Ihre Freude/ daß Sie ſich zu Gott hielte/
wie gerne gieng Sie zum Jeſus Bruñ/ (Hoc No-
men impoſitum Ædi huic noſtræ in Inauguratione
)
Labſal fuͤr ihre Seele zu holen/ wie getroſt war Sie
als Sie zum letzten mahl im H. Abendmahl mit
Chriſti Leibe und Blute war geſtaͤrcket worden/

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D
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[0025] Stand-Predigt. 1 In hoc mundo, In dieſer Zeit. Wenn ihn Gott in ſeinemGnaden-Reiche ſeinAngeſicht geiſt- licher Weiſe ſehen laͤſſet/ wenn Er ihn laͤſſet bleiben/ im Hauſe des Herren ſein Lebenlang/ zu ſchauen die ſchoͤnen Gottesdienſt des Herren/ nach Da- vids Wuntſch im 27. Pſalm. Pſal. 27, 4. Da Abſolongen Jeruſalem kommen war/ und doch ſeines Vaters Davids Angeſicht nicht ſehen durfte/ beklagte er es heftig/ da er aber fuͤr den Koͤ- nig gelaſſen und von ihm gekuͤſſet wurde/ ward er vergnuͤget 2.Sam.14. Ach! wenn ein Chriſt des geiſtlichen Anſchauens des him̃liſchen Davids in ſeinem Worte entrathen ſoll/ ſo hat er lauter Her- tzeleid/ wennGottes Wort nicht ſein Troſt waͤre/ wuͤrde er vergehen in ſeinem Elende/ nach dem 119. Pſalm, Wennaber Chriſtus in ſeinem Worte ſich ſehen laͤſſet/ und ihn kuͤſſet mit dem Kuſſe ſeines Mundes Cant. 1. ſo iſt er vergnuͤget/ und ſaget mit Asſaph: aus dem 73. Pſalm: Herr/ wenn ich nur dich habe/ ſo frag ich nichts nach Himmel und Er- den/ wenn mir gleich Leib und Seel verſchmacht/ ſo biſtu doch/ Gott/ allezeit meines HertzenTroſt und mein Theil/ zumahl/ wenn Er im Creutz ſeine all- maͤchtige Huͤlffe darzu thut. 2. Sam. 14. v. 32. Pſal. 119. v. 92. Cant. 1, 2. Pſal. 73, 25 An dieſem geiſtlichen Anſchauen hat ſich auch die ſelige Jungfr.Axlebin vergnuͤget befunden. Ih- re groͤſte Luſt war zum Hauſe Gottes wallen/ und das war Ihre Freude/ daß Sie ſich zu Gott hielte/ wie gerne gieng Sie zum Jeſus Bruñ/ (Hoc No- men impoſitum Ædi huic noſtræ in Inauguratione) Labſal fuͤr ihre Seele zu holen/ wie getroſt war Sie als Sie zum letzten mahl im H. Abendmahl mit Chriſti Leibe und Blute war geſtaͤrcket worden/ daß D

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Zitationshilfe: Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354531/25>, abgerufen am 29.03.2024.