Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664].

Bild:
<< vorherige Seite
Stand-Predigt.
Gedencken wil ich an deinn Tod/
Herr Jesu/ deine Wunden roth
Die werden mich erhalten.

III. Haben wir einen frommen Christen am
Hirschen abgebildet als einen erqvickten oder
vergnügten Hirschen. Ein schreyender und
durstiger Hirsch wird nicht vergnügt in seinem
Durst vom Geschrey nach zulassen/ es sey denn/
daß er einen frischen Brunnen funden habe/ oder
zu Menschen kommen sey/ zu welchen er/ wenn er
gejaget wird/ seine Zuflucht nehmen soll.

Franz.hist.
anim. p.

167.

Aber womit wird denn endlich ein geistliches
Hirschlein vergnüget? David saget: Es geschehe
durch das Anschauen Gottes: Wenn werde ich
dahin kommen/ daß ich Gottes Angesicht schaue.
Welche Worte Davids zweyerley Auslegung wol
annehmen: Anfänglich von Davids Begierde
nach dem Gottes-Oienst/ dabey Gottes Ange-
sicht geistlicher Weise gesehen wird/ welches David
hier vornemlich meinet/ wie aus seinen Worten in
diesem Psalm deutlich zu sehen/ da er saget: Ich
wolte gerne hingehen mit dem Hauffen/ und mit
ihnen wallen zum Hause Gottes/ mit Frolocken
und Dancken/ unter dem Hauffen die da feyren;
Weiln aber der GottesDienst von den Frommen
in dieser Welt zu dem Ende fleißig getrieben wird/
daß sie mögen dadurch zur himmlischen Herrligkeit
befödert werden/ so können Sie auch von der
Begierde nach dem Himmel verstanden werden.

Daß also eines geistlichen Hirschens-Begierde
vergnüget wird

1. In
Stand-Predigt.
Gedencken wil ich an deinn Tod/
Herr Jeſu/ deine Wunden roth
Die werden mich erhalten.

III. Haben wir einen frommen Chriſten am
Hirſchen abgebildet als einen erqvickten oder
vergnuͤgten Hirſchen. Ein ſchreyender und
durſtiger Hirſch wird nicht vergnuͤgt in ſeinem
Durſt vom Geſchrey nach zulaſſen/ es ſey denn/
daß er einen friſchen Brunnen funden habe/ oder
zu Menſchen kommen ſey/ zu welchen er/ wenn er
gejaget wird/ ſeine Zuflucht nehmen ſoll.

Franz.hiſt.
anim. p.

167.

Aber womit wird denn endlich ein geiſtliches
Hirſchlein vergnuͤget? David ſaget: Es geſchehe
durch das Anſchauen Gottes: Wenn werde ich
dahin kommen/ daß ich Gottes Angeſicht ſchaue.
Welche Worte Davids zweyerley Auslegung wol
annehmen: Anfaͤnglich von Davids Begierde
nach dem Gottes-Oienſt/ dabey Gottes Ange-
ſicht geiſtlicher Weiſe geſehen wird/ welches David
hier vornemlich meinet/ wie aus ſeinen Worten in
dieſem Pſalm deutlich zu ſehen/ da er ſaget: Ich
wolte gerne hingehen mit dem Hauffen/ und mit
ihnen wallen zum Hauſe Gottes/ mit Frolocken
und Dancken/ unter dem Hauffen die da feyren;
Weiln aber der GottesDienſt von den Frommen
in dieſer Welt zu dem Ende fleißig getrieben wird/
daß ſie moͤgen dadurch zur him̃liſchen Herrligkeit
befoͤdert werden/ ſo koͤnnen Sie auch von der
Begierde nach dem Himmel verſtanden werden.

Daß alſo eines geiſtlichen Hirſchens-Begierde
vergnuͤget wird

1. In
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0024"/>
              <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Stand-Predigt.</hi> </fw><lb/>
              <l>Gedencken wil ich an deinn Tod/</l><lb/>
              <l>Herr Je&#x017F;u/ deine Wunden roth</l><lb/>
              <l>Die werden mich erhalten.</l>
            </lg><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">III.</hi> Haben wir einen frommen Chri&#x017F;ten am<lb/>
Hir&#x017F;chen abgebildet als einen erqvickten oder<lb/>
vergnu&#x0364;gten Hir&#x017F;chen. Ein &#x017F;chreyender und<lb/>
dur&#x017F;tiger Hir&#x017F;ch wird nicht vergnu&#x0364;gt in &#x017F;einem<lb/>
Dur&#x017F;t vom Ge&#x017F;chrey nach zula&#x017F;&#x017F;en/ es &#x017F;ey denn/<lb/>
daß er einen fri&#x017F;chen Brunnen funden habe/ oder<lb/>
zu Men&#x017F;chen kommen &#x017F;ey/ zu welchen er/ wenn er<lb/>
gejaget wird/ &#x017F;eine Zuflucht nehmen &#x017F;oll.</p><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Franz.hi&#x017F;t.<lb/>
anim. p.</hi><lb/>
167.</hi> </note>
            <p>Aber womit wird denn endlich ein gei&#x017F;tliches<lb/>
Hir&#x017F;chlein vergnu&#x0364;get? David &#x017F;aget: Es ge&#x017F;chehe<lb/>
durch das An&#x017F;chauen Gottes: Wenn werde ich<lb/>
dahin kommen/ daß ich Gottes Ange&#x017F;icht &#x017F;chaue.<lb/>
Welche Worte Davids zweyerley Auslegung wol<lb/>
annehmen: Anfa&#x0364;nglich von Davids Begierde<lb/>
nach dem Gottes-Oien&#x017F;t/ dabey Gottes Ange-<lb/>
&#x017F;icht gei&#x017F;tlicher Wei&#x017F;e ge&#x017F;ehen wird/ welches David<lb/>
hier vornemlich meinet/ wie aus &#x017F;einen Worten in<lb/>
die&#x017F;em P&#x017F;alm deutlich zu &#x017F;ehen/ da er &#x017F;aget: Ich<lb/>
wolte gerne hingehen mit dem Hauffen/ und mit<lb/>
ihnen wallen zum Hau&#x017F;e Gottes/ mit Frolocken<lb/>
und Dancken/ unter dem Hauffen die da feyren;<lb/>
Weiln aber der GottesDien&#x017F;t von den Frommen<lb/>
in die&#x017F;er Welt zu dem Ende fleißig getrieben wird/<lb/>
daß &#x017F;ie mo&#x0364;gen dadurch zur him&#x0303;li&#x017F;chen Herrligkeit<lb/>
befo&#x0364;dert werden/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen Sie auch von der<lb/>
Begierde nach dem Himmel ver&#x017F;tanden werden.</p><lb/>
            <p>Daß al&#x017F;o eines gei&#x017F;tlichen Hir&#x017F;chens-Begierde<lb/>
vergnu&#x0364;get wird</p><lb/>
            <fw type="catch" place="bottom">1. <hi rendition="#aq">In</hi></fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0024] Stand-Predigt. Gedencken wil ich an deinn Tod/ Herr Jeſu/ deine Wunden roth Die werden mich erhalten. III. Haben wir einen frommen Chriſten am Hirſchen abgebildet als einen erqvickten oder vergnuͤgten Hirſchen. Ein ſchreyender und durſtiger Hirſch wird nicht vergnuͤgt in ſeinem Durſt vom Geſchrey nach zulaſſen/ es ſey denn/ daß er einen friſchen Brunnen funden habe/ oder zu Menſchen kommen ſey/ zu welchen er/ wenn er gejaget wird/ ſeine Zuflucht nehmen ſoll. Aber womit wird denn endlich ein geiſtliches Hirſchlein vergnuͤget? David ſaget: Es geſchehe durch das Anſchauen Gottes: Wenn werde ich dahin kommen/ daß ich Gottes Angeſicht ſchaue. Welche Worte Davids zweyerley Auslegung wol annehmen: Anfaͤnglich von Davids Begierde nach dem Gottes-Oienſt/ dabey Gottes Ange- ſicht geiſtlicher Weiſe geſehen wird/ welches David hier vornemlich meinet/ wie aus ſeinen Worten in dieſem Pſalm deutlich zu ſehen/ da er ſaget: Ich wolte gerne hingehen mit dem Hauffen/ und mit ihnen wallen zum Hauſe Gottes/ mit Frolocken und Dancken/ unter dem Hauffen die da feyren; Weiln aber der GottesDienſt von den Frommen in dieſer Welt zu dem Ende fleißig getrieben wird/ daß ſie moͤgen dadurch zur him̃liſchen Herrligkeit befoͤdert werden/ ſo koͤnnen Sie auch von der Begierde nach dem Himmel verſtanden werden. Daß alſo eines geiſtlichen Hirſchens-Begierde vergnuͤget wird 1. In

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354531
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354531/24
Zitationshilfe: Böttner, Kaspar Damian: Geistlicher Hirschen Zustand. Zittau, [1664], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354531/24>, abgerufen am 24.11.2024.