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Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669.

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nerten sie sich deß Einganges in dieses Leben/ erfreu-
ten sich ob der Erhaltung dessen biß hieher/ und
wüntscheten sich untereinander dessen offtere Wider-
holung. Es ist gar merckwürdig/ was Dionysius
Halicarnassensis
in dieser Materi redet: Wir be-
ten/ daß das gegenwärtige Leben/ mit
dem zukünfftigen glückseliger/ als das ver-
gangene sey/ und das uns nach hingeleg-
ten vielen umschritten der Zeiten/ zu ei-
nem reiffen/ glückseligen/ und gesegneten
Alter zu gedeyen/ verliehen werde.
(l) Der Fromen Erlösung/ auß Noth und Tod/ ist jhr
rechtmässiger Geburts und- Nahmens-Tag. Noth/
ist einem Fromen so eigen/ als der Schatten dem
natürlichen Cörper. Da er in der Widergeburt
Christum angezogen/ nahm er auch sein Creutz auff
sich. Ohne Noth seyn/ ist so viel als kein Christe
seyn. Alle die in Christo JEsu Gottselig leben
wollen/ müssen Verfolgung leiden. Die Noth
kommt nicht/ wie wir sie uns wüntschen/ sondern wie sie
GOtt bestimmet. Wir wollen Federn haben/ so
legt uns GOtt Lasten auff. Wir wollen im Rosen-
Garten spatziren/ so führet uns Gott in die Hölle
und macht unser Leben/ zu dem Jammer selbst. Wir
hoffen auffs Gute/ so kommt Böses. Das Elend
wächset mit den Tagen. Wir ruffen zu GOTT.
Er schweiget. Unseren Feinden gehet alles nach jh-
rem Wuntsche. Die Zeit vergehet/ und die Noth

nimmt

nerten ſie ſich deß Einganges in dieſes Leben/ erfreu-
ten ſich ob der Erhaltung deſſen biß hieher/ und
wuͤntſcheten ſich untereinander deſſen offtere Wider-
holung. Es iſt gar merckwuͤrdig/ was Dionyſius
Halicarnasſenſis
in dieſer Materi redet: Wir be-
ten/ daß das gegenwaͤrtige Leben/ mit
dem zukuͤnfftigen gluͤckſeliger/ als das ver-
gangene ſey/ und das uns nach hingeleg-
ten vielen umſchritten der Zeiten/ zu ei-
nem reiffen/ gluͤckſeligen/ und geſegneten
Alter zu gedeyen/ verliehen werde.
(l) Der Fromen Erloͤſung/ auß Noth und Tod/ iſt jhr
rechtmaͤſſiger Geburts und- Nahmens-Tag. Noth/
iſt einem Fromen ſo eigen/ als der Schatten dem
natuͤrlichen Coͤrper. Da er in der Widergeburt
Chriſtum angezogen/ nahm er auch ſein Creutz auff
ſich. Ohne Noth ſeyn/ iſt ſo viel als kein Chriſte
ſeyn. Alle die in Chriſto JEſu Gottſelig leben
wollen/ muͤſſen Verfolgung leiden. Die Noth
kom̃t nicht/ wie wir ſie uns wuͤntſchen/ ſondern wie ſie
GOtt beſtimmet. Wir wollen Federn haben/ ſo
legt uns GOtt Laſten auff. Wir wollen im Roſen-
Garten ſpatziren/ ſo fuͤhret uns Gott in die Hoͤlle
und macht unſer Leben/ zu dem Jammer ſelbſt. Wir
hoffen auffs Gute/ ſo kom̃t Boͤſes. Das Elend
waͤchſet mit den Tagen. Wir ruffen zu GOTT.
Er ſchweiget. Unſeren Feinden gehet alles nach jh-
rem Wuntſche. Die Zeit vergehet/ und die Noth

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[[16]/0018] nerten ſie ſich deß Einganges in dieſes Leben/ erfreu- ten ſich ob der Erhaltung deſſen biß hieher/ und wuͤntſcheten ſich untereinander deſſen offtere Wider- holung. Es iſt gar merckwuͤrdig/ was Dionyſius Halicarnasſenſis in dieſer Materi redet: Wir be- ten/ daß das gegenwaͤrtige Leben/ mit dem zukuͤnfftigen gluͤckſeliger/ als das ver- gangene ſey/ und das uns nach hingeleg- ten vielen umſchritten der Zeiten/ zu ei- nem reiffen/ gluͤckſeligen/ und geſegneten Alter zu gedeyen/ verliehen werde. ⁽l⁾ Der Fromen Erloͤſung/ auß Noth und Tod/ iſt jhr rechtmaͤſſiger Geburts und- Nahmens-Tag. Noth/ iſt einem Fromen ſo eigen/ als der Schatten dem natuͤrlichen Coͤrper. Da er in der Widergeburt Chriſtum angezogen/ nahm er auch ſein Creutz auff ſich. Ohne Noth ſeyn/ iſt ſo viel als kein Chriſte ſeyn. Alle die in Chriſto JEſu Gottſelig leben wollen/ muͤſſen Verfolgung leiden. Die Noth kom̃t nicht/ wie wir ſie uns wuͤntſchen/ ſondern wie ſie GOtt beſtimmet. Wir wollen Federn haben/ ſo legt uns GOtt Laſten auff. Wir wollen im Roſen- Garten ſpatziren/ ſo fuͤhret uns Gott in die Hoͤlle und macht unſer Leben/ zu dem Jammer ſelbſt. Wir hoffen auffs Gute/ ſo kom̃t Boͤſes. Das Elend waͤchſet mit den Tagen. Wir ruffen zu GOTT. Er ſchweiget. Unſeren Feinden gehet alles nach jh- rem Wuntſche. Die Zeit vergehet/ und die Noth nim̃t

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354525/18>, abgerufen am 24.11.2024.