Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.
2. Wie nun dieser friede vornehmlich von ihren seelen mag ver- Lehr-Puncten. DJeses gibt uns nun so bald materie/ zu einer erbaulichen Haupt-
2. Wie nun dieser friede vornehmlich von ihren seelen mag ver- Lehr-Puncten. DJeses gibt uns nun so bald materie/ zu einer erbaulichen Haupt- <TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0019" n="171"/><lb/> noch mehr/ wie es auch von seligen seelen<note xml:id="a86" n="86" type="editorial" next="#e86"/> insgesamt heisset : Weißh.<lb/> 3/ 3.<note xml:id="a87" n="87" type="editorial" next="#e87"/><hi rendition="#fr">Sie sind im friede</hi>/ welches das jenige in sich fasset/ daß sie keine<lb/> quaal nicht anruͤhre/ und sie in der jenige hand Gottes seyen/ die nicht<lb/> anders als voller freude und trostes ist. Wir wollen aber von diesem<lb/> frieden noch weiter reden.</p><lb/> <p>2. Wie nun dieser friede vornehmlich von ihren seelen mag ver-<lb/> standen werden/ so wird auch von ihren leibern gesagt/ <hi rendition="#fr">sie ruhen in ih-<lb/> ren kammern</hi>. Es heist : <hi rendition="#fr">Jhre kammern</hi>/ eigentlich/ ihre <hi rendition="#fr">lagerstaͤt-<lb/> te</hi> oder <hi rendition="#fr">schlaffstaͤtte</hi>/ darein sie sich gelegt haben/ als sie der Herr von<lb/> der welt weggenommen hatte. Weil die schrifft den tod der gerechten<lb/> gern einen schlaff zu nennen pfleget/ so heissen denn die graͤber auch ruhe-<lb/> staͤdte oder schlaffkaͤmmerlein <hi rendition="#fr">:</hi> daher die Christen von altem bereits die kirch-<lb/> hoͤffe/ oder stellen/ da die todte hingelegt werden/ haben <hi rendition="#aq">coemeteria</hi> , das ist/<lb/> schlaffstaͤdte/ zu nennen gepfleget : Wo nemlich die leiber schlaffen : da<lb/> goͤnnet Gott endlich seiner glaͤubigen leichnamen noch ihre stelle/ und<lb/> muß die welt/ wann sie die gerechten auff der erde gleichsam nicht hat lei-<lb/> den wollen/ doch ihren coͤrpern nach dem abscheid endlich ein plaͤtzlein in<lb/> oder unter der erden lassen : Wie dann deren wenige exempel sind/ die<lb/> allerdings unbegraben bleiben; und solten auch gleich einige leiber nicht<lb/> gantz verscharret werden/ kommen sie doch nach und nach stuͤckweise un-<lb/> ter die erde/ ja welche auch verbrant werden/ kommt endlich ihre asche/ ob<lb/> wol zerstreuet/ in ihre kaͤmmerlein/ so man nicht wehren kan. Wuͤrde<lb/> auch einer auß boßheit der welt gar an einen vor ihren augen unehrlichen<lb/> ort begraben/ ist dieser doch vor Gott und dem glauben ehrlich/ eben deß-<lb/> wegen/ weil ein geheiligter coͤrper daselbs zu ligen kommet/ so viel als wo<lb/> er in der kirchen laͤge. Nun/ in solchen kaͤmmerlein ruhen sie/ wie sie vor-<lb/> hin in ihren kaͤmmerlein und betten alle nacht zeit ihres lebens zu ruhen<lb/> gepflegt gehabt. Was aber hier von den seligen todten gesagt wird/ daß<lb/> sie ruhen/ wird auch anderwertlich bezeuget/ wann auch Weißh. 4/ 7. ste-<lb/> het von dem gerechten : <hi rendition="#fr">Er ist in der ruhe.</hi> Sir. 22/ 11. <hi rendition="#fr">Man sol<lb/> nicht zu sehr trauren uͤber den todten/ denn er ist zur ruhe kom-<lb/> men.</hi> c. 34/ 34.<note xml:id="a88" n="88" type="editorial" next="#e88"/><hi rendition="#fr">Weil der todte nun in der ruhe ligt.</hi> Da aus die-<lb/> sen Scribenten ab zunehmen ist/ daß dieses der gemeine glaube und re-<lb/> densart der Juͤdischen kirchen gewesen seye.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Lehr-Puncten.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeses gibt uns nun so bald materie/ zu einer erbaulichen Haupt-<lb/> lehr/ <hi rendition="#fr">Wie</hi> nemlich die <hi rendition="#fr">gerechte und heilige</hi> (das ist/ alle so durch<lb/> Christi gerechtigkeit gerecht worden und vergebung der suͤnden empfangen<lb/> hatten/) <hi rendition="#fr">nach ihrem abschied zum frieden und in die ruhe kommen</hi>.</p><lb/><lb/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0019]
noch mehr/ wie es auch von seligen seelen insgesamt heisset : Weißh.
3/ 3.Sie sind im friede/ welches das jenige in sich fasset/ daß sie keine
quaal nicht anruͤhre/ und sie in der jenige hand Gottes seyen/ die nicht
anders als voller freude und trostes ist. Wir wollen aber von diesem
frieden noch weiter reden.
2. Wie nun dieser friede vornehmlich von ihren seelen mag ver-
standen werden/ so wird auch von ihren leibern gesagt/ sie ruhen in ih-
ren kammern. Es heist : Jhre kammern/ eigentlich/ ihre lagerstaͤt-
te oder schlaffstaͤtte/ darein sie sich gelegt haben/ als sie der Herr von
der welt weggenommen hatte. Weil die schrifft den tod der gerechten
gern einen schlaff zu nennen pfleget/ so heissen denn die graͤber auch ruhe-
staͤdte oder schlaffkaͤmmerlein : daher die Christen von altem bereits die kirch-
hoͤffe/ oder stellen/ da die todte hingelegt werden/ haben coemeteria , das ist/
schlaffstaͤdte/ zu nennen gepfleget : Wo nemlich die leiber schlaffen : da
goͤnnet Gott endlich seiner glaͤubigen leichnamen noch ihre stelle/ und
muß die welt/ wann sie die gerechten auff der erde gleichsam nicht hat lei-
den wollen/ doch ihren coͤrpern nach dem abscheid endlich ein plaͤtzlein in
oder unter der erden lassen : Wie dann deren wenige exempel sind/ die
allerdings unbegraben bleiben; und solten auch gleich einige leiber nicht
gantz verscharret werden/ kommen sie doch nach und nach stuͤckweise un-
ter die erde/ ja welche auch verbrant werden/ kommt endlich ihre asche/ ob
wol zerstreuet/ in ihre kaͤmmerlein/ so man nicht wehren kan. Wuͤrde
auch einer auß boßheit der welt gar an einen vor ihren augen unehrlichen
ort begraben/ ist dieser doch vor Gott und dem glauben ehrlich/ eben deß-
wegen/ weil ein geheiligter coͤrper daselbs zu ligen kommet/ so viel als wo
er in der kirchen laͤge. Nun/ in solchen kaͤmmerlein ruhen sie/ wie sie vor-
hin in ihren kaͤmmerlein und betten alle nacht zeit ihres lebens zu ruhen
gepflegt gehabt. Was aber hier von den seligen todten gesagt wird/ daß
sie ruhen/ wird auch anderwertlich bezeuget/ wann auch Weißh. 4/ 7. ste-
het von dem gerechten : Er ist in der ruhe. Sir. 22/ 11. Man sol
nicht zu sehr trauren uͤber den todten/ denn er ist zur ruhe kom-
men. c. 34/ 34.Weil der todte nun in der ruhe ligt. Da aus die-
sen Scribenten ab zunehmen ist/ daß dieses der gemeine glaube und re-
densart der Juͤdischen kirchen gewesen seye.
Lehr-Puncten.
DJeses gibt uns nun so bald materie/ zu einer erbaulichen Haupt-
lehr/ Wie nemlich die gerechte und heilige (das ist/ alle so durch
Christi gerechtigkeit gerecht worden und vergebung der suͤnden empfangen
hatten/) nach ihrem abschied zum frieden und in die ruhe kommen.
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/3490624_6/19>, abgerufen am 03.07.2024. |