Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holfeld, Johann: HOMO SPIRITUALITER Phthisicus. Polnisch Lissa, 1650.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich-Predigt.
der Angst/ wo Er Sie gefühlet habe/ nemlich/ das
Hertze/
darinnen der Brunnquell aller Angst zufinden
sey/ und sey Ihm nicht anders/ als wenn das Hertze in
tausend Stücke zuspringen wolte.

Darüber wir uns nicht unbillich verwundern und
bekümmern/ Warumb auch zuweilen das Hertze
solche Angst müsse leyden und außstehen?
Wir
können aber darauff antworten/ theils daß dergleichen
Zustand bey fromen Leuten auch gehöre unter die sonder-
bare Wege und Gerichte GOttes/ da Er seine Heili-
Psal. 4. v. 4.gen nur wunderlich führet/ laut des IV. Psalms.
Theils auch/ daß es darumb geschehe/ weil nur leyder
Ursprünglich von jnnen/ unnd auß dem Hertzen der
Menschen/ herauß gehen alle Sünden/ böse Gedan-
Marc. 7. v.
21.
cken/ Ehebruch/ Hurerey/ Mord/ Dieberey/ Geitz/
Schalckheit/ List/ Unzucht/ etc. Marc. VII. Capitel.
Darumb wir denn auffs Hertze desto mehr acht haben
Matth. 5. v.
8.
sollen/ daß wir reines Hertzens seyn mögen/ wie
Matth. V. stehet; Darumb König David so flehent-
Psalm 51. v.
12.
lich biettet im LI. Psalm. Schaffe in mir GOTT
ein rein Hertz.

Am allerbittersten aber wird nun noch weiter Da-
Grosse Her-
tzens-Angst.
vids Klage/ da Er zum dritten über grosse Hertzens-
Angst
schreyet/ unnd spricht: Die Angst meines
Hertzens ist groß/
oder/ Angustiae cordis mei dila-
tatae sunt,
die ängste meines Hertzens sind außgebreitet
worden/ und wil damit so viel sagen: Seine Hertzens-
Angst sey außgebreitet/ wie sich etwa ein Kriegs-Heer

bey

Chriſtliche Leich-Predigt.
der Angſt/ wo Er Sie gefuͤhlet habe/ nemlich/ das
Hertze/
darinnen der Brunnquell aller Angſt zufinden
ſey/ und ſey Ihm nicht anders/ als wenn das Hertze in
tauſend Stuͤcke zuſpringen wolte.

Daruͤber wir uns nicht unbillich verwundern und
bekuͤmmern/ Warumb auch zuweilen das Hertze
ſolche Angſt muͤſſe leyden und außſtehen?
Wir
koͤnnen aber darauff antworten/ theils daß dergleichen
Zuſtand bey fromen Leuten auch gehoͤre unter die ſonder-
bare Wege und Gerichte GOttes/ da Er ſeine Heili-
Pſal. 4. v. 4.gen nur wunderlich fuͤhret/ laut des IV. Pſalms.
Theils auch/ daß es darumb geſchehe/ weil nur leyder
Urſpruͤnglich von jnnen/ unnd auß dem Hertzen der
Menſchen/ herauß gehen alle Suͤnden/ boͤſe Gedan-
Marc. 7. v.
21.
cken/ Ehebruch/ Hurerey/ Mord/ Dieberey/ Geitz/
Schalckheit/ Liſt/ Unzucht/ etc. Marc. VII. Capitel.
Darumb wir denn auffs Hertze deſto mehr acht haben
Matth. 5. v.
8.
ſollen/ daß wir reines Hertzens ſeyn moͤgen/ wie
Matth. V. ſtehet; Darumb Koͤnig David ſo flehent-
Pſalm 51. v.
12.
lich biettet im LI. Pſalm. Schaffe in mir GOTT
ein rein Hertz.

Am allerbitterſten aber wird nun noch weiter Da-
Groſſe Her-
tzens-Angſt.
vids Klage/ da Er zum dritten uͤber groſſe Hertzens-
Angſt
ſchreyet/ unnd ſpricht: Die Angſt meines
Hertzens iſt groß/
oder/ Anguſtiæ cordis mei dila-
tatæ ſunt,
die aͤngſte meines Hertzens ſind außgebreitet
worden/ und wil damit ſo viel ſagen: Seine Hertzens-
Angſt ſey außgebreitet/ wie ſich etwa ein Kriegs-Heer

bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0022"/><fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</fw><lb/><hi rendition="#fr">der Ang&#x017F;t/</hi> wo Er Sie gefu&#x0364;hlet habe/ nemlich/ <hi rendition="#fr">das<lb/>
Hertze/</hi> darinnen der Brunnquell aller Ang&#x017F;t zufinden<lb/>
&#x017F;ey/ und &#x017F;ey Ihm nicht anders/ als wenn das Hertze in<lb/>
tau&#x017F;end Stu&#x0364;cke zu&#x017F;pringen wolte.</p><lb/>
            <p>Daru&#x0364;ber wir uns nicht unbillich verwundern und<lb/>
beku&#x0364;mmern/ <hi rendition="#fr">Warumb auch zuweilen das Hertze<lb/>
&#x017F;olche Ang&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e leyden und auß&#x017F;tehen?</hi> Wir<lb/>
ko&#x0364;nnen aber darauff antworten/ <hi rendition="#fr">theils</hi> daß dergleichen<lb/>
Zu&#x017F;tand bey fromen Leuten auch geho&#x0364;re unter die &#x017F;onder-<lb/>
bare Wege und Gerichte GOttes/ <hi rendition="#fr">da Er &#x017F;eine Heili-</hi><lb/><note place="left">P&#x017F;al. 4. v. 4.</note><hi rendition="#fr">gen nur wunderlich fu&#x0364;hret/</hi> laut des <hi rendition="#aq">IV.</hi> P&#x017F;alms.<lb/><hi rendition="#fr">Theils</hi> auch/ daß es darumb ge&#x017F;chehe/ weil nur leyder<lb/><hi rendition="#aq">U</hi>r&#x017F;pru&#x0364;nglich von jnnen/ unnd auß dem Hertzen der<lb/>
Men&#x017F;chen/ herauß gehen alle Su&#x0364;nden/ bo&#x0364;&#x017F;e Gedan-<lb/><note place="left"><persName>Marc.</persName> 7. v.<lb/>
21.</note>cken/ Ehebruch/ Hurerey/ Mord/ Dieberey/ Geitz/<lb/>
Schalckheit/ Li&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">U</hi>nzucht/ etc. <persName>Marc.</persName> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VII</hi>.</hi> Capitel.<lb/>
Darumb wir denn auffs Hertze de&#x017F;to mehr acht haben<lb/><note place="left"><persName>Matth.</persName> 5. v.<lb/>
8.</note>&#x017F;ollen/ <hi rendition="#fr">daß wir reines Hertzens &#x017F;eyn mo&#x0364;gen/</hi> wie<lb/><persName>Matth.</persName> <hi rendition="#aq">V.</hi> &#x017F;tehet; Darumb Ko&#x0364;nig <persName>David</persName> &#x017F;o flehent-<lb/><note place="left">P&#x017F;alm 51. v.<lb/>
12.</note>lich biettet im <hi rendition="#aq">LI.</hi> P&#x017F;alm. <hi rendition="#fr">Schaffe in mir <hi rendition="#g">GOTT</hi><lb/>
ein rein Hertz.</hi></p><lb/>
            <p>Am allerbitter&#x017F;ten aber wird nun noch weiter <persName xml:id="psN1a" next="#psN1b">Da-</persName><lb/><note place="left">Gro&#x017F;&#x017F;e Her-<lb/>
tzens-Ang&#x017F;t.</note><persName xml:id="psN1b" prev="#psN1a">vids</persName> Klage/ da Er <hi rendition="#fr">zum dritten</hi> u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">gro&#x017F;&#x017F;e Hertzens-<lb/>
Ang&#x017F;t</hi> &#x017F;chreyet/ unnd &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Die Ang&#x017F;t meines<lb/>
Hertzens i&#x017F;t groß/</hi> oder/ <hi rendition="#aq">Angu&#x017F;tiæ cordis mei dila-<lb/>
tatæ &#x017F;unt,</hi> die a&#x0364;ng&#x017F;te meines Hertzens &#x017F;ind außgebreitet<lb/>
worden/ und wil damit &#x017F;o viel &#x017F;agen: Seine Hertzens-<lb/>
Ang&#x017F;t &#x017F;ey außgebreitet/ wie &#x017F;ich etwa ein Kriegs-Heer<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">bey</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0022] Chriſtliche Leich-Predigt. der Angſt/ wo Er Sie gefuͤhlet habe/ nemlich/ das Hertze/ darinnen der Brunnquell aller Angſt zufinden ſey/ und ſey Ihm nicht anders/ als wenn das Hertze in tauſend Stuͤcke zuſpringen wolte. Daruͤber wir uns nicht unbillich verwundern und bekuͤmmern/ Warumb auch zuweilen das Hertze ſolche Angſt muͤſſe leyden und außſtehen? Wir koͤnnen aber darauff antworten/ theils daß dergleichen Zuſtand bey fromen Leuten auch gehoͤre unter die ſonder- bare Wege und Gerichte GOttes/ da Er ſeine Heili- gen nur wunderlich fuͤhret/ laut des IV. Pſalms. Theils auch/ daß es darumb geſchehe/ weil nur leyder Urſpruͤnglich von jnnen/ unnd auß dem Hertzen der Menſchen/ herauß gehen alle Suͤnden/ boͤſe Gedan- cken/ Ehebruch/ Hurerey/ Mord/ Dieberey/ Geitz/ Schalckheit/ Liſt/ Unzucht/ etc. Marc. VII. Capitel. Darumb wir denn auffs Hertze deſto mehr acht haben ſollen/ daß wir reines Hertzens ſeyn moͤgen/ wie Matth. V. ſtehet; Darumb Koͤnig David ſo flehent- lich biettet im LI. Pſalm. Schaffe in mir GOTT ein rein Hertz. Pſal. 4. v. 4. Marc. 7. v. 21. Matth. 5. v. 8. Pſalm 51. v. 12. Am allerbitterſten aber wird nun noch weiter Da- vids Klage/ da Er zum dritten uͤber groſſe Hertzens- Angſt ſchreyet/ unnd ſpricht: Die Angſt meines Hertzens iſt groß/ oder/ Anguſtiæ cordis mei dila- tatæ ſunt, die aͤngſte meines Hertzens ſind außgebreitet worden/ und wil damit ſo viel ſagen: Seine Hertzens- Angſt ſey außgebreitet/ wie ſich etwa ein Kriegs-Heer bey Groſſe Her- tzens-Angſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/347551
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/347551/22
Zitationshilfe: Holfeld, Johann: HOMO SPIRITUALITER Phthisicus. Polnisch Lissa, 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/347551/22>, abgerufen am 12.12.2024.