Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.Der Forstmeister stürmte immer noch unglei- "Und sie haben," hub der Forstmeister grim- Der Forſtmeiſter ſtürmte immer noch unglei- «Und ſie haben,» hub der Forſtmeiſter grim- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0085" n="75"/> <p>Der Forſtmeiſter ſtürmte immer noch unglei-<lb/> chen Schrittes die Laube auf und ab, er ſtand<lb/> mit einem Mal vor mir ſtill, blickte in’s Papier,<lb/> das er hielt, und fragte mich mit prüfendem<lb/> Blick: «Sollte Ihnen, Herr Graf, ein gewiſ-<lb/> ſer <hi rendition="#g">Peter Schlemihl</hi> wirklich nicht unbekannt<lb/> ſein?» Ich ſchwieg — «ein Mann von vorzüg-<lb/> lichem Charakter und von beſonderen Gaben —»<lb/> Er erwartete eine Antwort. — «Und wenn ich<lb/> ſelber der Mann wäre?» — «dem,» fügte er<lb/> heftig hinzu, «ſein Schatten abhanden gekom-<lb/> men iſt!!» — «O meine Ahnung, meine Ahnung!»<lb/> rief <hi rendition="#g">Mina</hi> aus, «ja, ich weiß es längſt, er<lb/> hat keinen Schatten!» und ſie warf ſich in die<lb/> Arme der Mutter, welche erſchreckt, ſie krampf-<lb/> haft an ſich ſchließend, ihr Vorwürfe machte,<lb/> daß ſie zum Unheil ſolch ein Geheimniß in ſich<lb/> verſchloſſen. Sie aber war, wie Arethuſa, in<lb/> einen Thränenquell gewandelt, der beim Klang<lb/> meiner Stimme häufiger floß, und bei meinem<lb/> Nahen ſtürmiſch aufbrauſte.</p><lb/> <p>«Und ſie haben,» hub der Forſtmeiſter grim-<lb/> mig wieder an, «und Sie haben mit unerhör-<lb/> ter Frechheit dieſe und mich zu betrügen keinen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0085]
Der Forſtmeiſter ſtürmte immer noch unglei-
chen Schrittes die Laube auf und ab, er ſtand
mit einem Mal vor mir ſtill, blickte in’s Papier,
das er hielt, und fragte mich mit prüfendem
Blick: «Sollte Ihnen, Herr Graf, ein gewiſ-
ſer Peter Schlemihl wirklich nicht unbekannt
ſein?» Ich ſchwieg — «ein Mann von vorzüg-
lichem Charakter und von beſonderen Gaben —»
Er erwartete eine Antwort. — «Und wenn ich
ſelber der Mann wäre?» — «dem,» fügte er
heftig hinzu, «ſein Schatten abhanden gekom-
men iſt!!» — «O meine Ahnung, meine Ahnung!»
rief Mina aus, «ja, ich weiß es längſt, er
hat keinen Schatten!» und ſie warf ſich in die
Arme der Mutter, welche erſchreckt, ſie krampf-
haft an ſich ſchließend, ihr Vorwürfe machte,
daß ſie zum Unheil ſolch ein Geheimniß in ſich
verſchloſſen. Sie aber war, wie Arethuſa, in
einen Thränenquell gewandelt, der beim Klang
meiner Stimme häufiger floß, und bei meinem
Nahen ſtürmiſch aufbrauſte.
«Und ſie haben,» hub der Forſtmeiſter grim-
mig wieder an, «und Sie haben mit unerhör-
ter Frechheit dieſe und mich zu betrügen keinen
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