Anstand genommen; und Sie geben vor, sie zu lieben, die Sie so weit heruntergebracht haben? Sehen Sie, wie sie da weint und ringt. O schrecklich! schrecklich!" --
Ich hatte dergestalt alle Besinnung verloren, daß ich, wie irre redend, anfing: Es wäre doch am Ende ein Schatten, nichts als ein Schatten, man könne auch ohne das fertig werden, und es wäre nicht der Mühe werth, solchen Lärm davon zu erheben. Aber ich fühlte so sehr den Ungrund von dem, was ich sprach, daß ich von selbst auf- hörte, ohne daß er mich einer Antwort gewür- digt. Ich fügte noch hinzu: was man einmal ver- loren, könne man ein andermal wieder finden.
Er fuhr mich zornig an. -- "Gestehen Sie mir's, mein Herr, gestehen Sie mir's, wie sind Sie um Ihren Schatten gekommen?" Ich mußte wieder lügen: "Es trat mir dereinst ein unge- schlachter Mann so flämisch in meinen Schatten, daß er ein großes Loch darein riß -- ich habe ihn nur zum Ausbessern gegeben, denn Gold vermag viel, ich habe ihn schon gestern wieder bekommen sollen." --
Anſtand genommen; und Sie geben vor, ſie zu lieben, die Sie ſo weit heruntergebracht haben? Sehen Sie, wie ſie da weint und ringt. O ſchrecklich! ſchrecklich!» —
Ich hatte dergeſtalt alle Beſinnung verloren, daß ich, wie irre redend, anfing: Es wäre doch am Ende ein Schatten, nichts als ein Schatten, man könne auch ohne das fertig werden, und es wäre nicht der Mühe werth, ſolchen Lärm davon zu erheben. Aber ich fühlte ſo ſehr den Ungrund von dem, was ich ſprach, daß ich von ſelbſt auf- hörte, ohne daß er mich einer Antwort gewür- digt. Ich fügte noch hinzu: was man einmal ver- loren, könne man ein andermal wieder finden.
Er fuhr mich zornig an. — «Geſtehen Sie mir’s, mein Herr, geſtehen Sie mir’s, wie ſind Sie um Ihren Schatten gekommen?» Ich mußte wieder lügen: «Es trat mir dereinſt ein unge- ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten, daß er ein großes Loch darein riß — ich habe ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder bekommen ſollen.» —
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Anſtand genommen; und Sie geben vor, ſie zu
lieben, die Sie ſo weit heruntergebracht haben?
Sehen Sie, wie ſie da weint und ringt. O
ſchrecklich! ſchrecklich!» —
Ich hatte dergeſtalt alle Beſinnung verloren,
daß ich, wie irre redend, anfing: Es wäre doch
am Ende ein Schatten, nichts als ein Schatten,
man könne auch ohne das fertig werden, und es
wäre nicht der Mühe werth, ſolchen Lärm davon
zu erheben. Aber ich fühlte ſo ſehr den Ungrund
von dem, was ich ſprach, daß ich von ſelbſt auf-
hörte, ohne daß er mich einer Antwort gewür-
digt. Ich fügte noch hinzu: was man einmal ver-
loren, könne man ein andermal wieder finden.
Er fuhr mich zornig an. — «Geſtehen Sie
mir’s, mein Herr, geſtehen Sie mir’s, wie ſind
Sie um Ihren Schatten gekommen?» Ich mußte
wieder lügen: «Es trat mir dereinſt ein unge-
ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten,
daß er ein großes Loch darein riß — ich habe
ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold
vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder
bekommen ſollen.» —
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/86>, abgerufen am 23.07.2024.
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