und entscheiden -- geschieht es nicht, so muß ich sterben, weil ich Dich nicht unglücklich machen will." -- Sie verbarg weinend ihr Haupt an meiner Brust. "Aendert sich Dein Schicksal, laß mich nur Dich glücklich wissen, ich habe keinen Anspruch an Dich -- Bist Du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe." --
"Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das rasche Wort, das thörichte, das Deinen Lippen entflohen -- und kennst Du es, dieses Elend, kennst Du ihn, diesen Fluch? Weißt Du, wer Dein Geliebter -- -- was er --? -- Siehst Du mich nicht krampfhaft zusammenschaudern, und vor Dir ein Geheimniß haben?" Sie fiel schluch- zend mir zu Füßen, und wiederholte mit Eid- schwur ihre Bitte. --
Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forstmeister, meine Absicht sei, am ersten des nächstkünftigen Monats um die Hand seiner Toch- ter anzuhalten -- ich setzte diese Zeit fest, weil sich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Ein- fluß auf mein Schicksal haben könnte. Unwandel- bar sei nur meine Liebe zu seiner Tochter. --
und entſcheiden — geſchieht es nicht, ſo muß ich ſterben, weil ich Dich nicht unglücklich machen will.» — Sie verbarg weinend ihr Haupt an meiner Bruſt. «Aendert ſich Dein Schickſal, laß mich nur Dich glücklich wiſſen, ich habe keinen Anſpruch an Dich — Biſt Du elend, binde mich an Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe.» —
«Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das raſche Wort, das thörichte, das Deinen Lippen entflohen — und kennſt Du es, dieſes Elend, kennſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt Du, wer Dein Geliebter — — was er —? — Siehſt Du mich nicht krampfhaft zuſammenſchaudern, und vor Dir ein Geheimniß haben?» Sie fiel ſchluch- zend mir zu Füßen, und wiederholte mit Eid- ſchwur ihre Bitte. —
Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forſtmeiſter, meine Abſicht ſei, am erſten des nächſtkünftigen Monats um die Hand ſeiner Toch- ter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt, weil ſich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Ein- fluß auf mein Schickſal haben könnte. Unwandel- bar ſei nur meine Liebe zu ſeiner Tochter. —
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und entſcheiden — geſchieht es nicht, ſo muß ich
ſterben, weil ich Dich nicht unglücklich machen
will.» — Sie verbarg weinend ihr Haupt an
meiner Bruſt. «Aendert ſich Dein Schickſal, laß
mich nur Dich glücklich wiſſen, ich habe keinen
Anſpruch an Dich — Biſt Du elend, binde mich an
Dein Elend, daß ich es Dir tragen helfe.» —
«Mädchen, Mädchen, nimm es zurück, das
raſche Wort, das thörichte, das Deinen Lippen
entflohen — und kennſt Du es, dieſes Elend,
kennſt Du ihn, dieſen Fluch? Weißt Du, wer
Dein Geliebter — — was er —? — Siehſt
Du mich nicht krampfhaft zuſammenſchaudern, und
vor Dir ein Geheimniß haben?» Sie fiel ſchluch-
zend mir zu Füßen, und wiederholte mit Eid-
ſchwur ihre Bitte. —
Ich erklärte mich gegen den hereintretenden
Forſtmeiſter, meine Abſicht ſei, am erſten des
nächſtkünftigen Monats um die Hand ſeiner Toch-
ter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt, weil
ſich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Ein-
fluß auf mein Schickſal haben könnte. Unwandel-
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/78>, abgerufen am 27.07.2024.
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