Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

ich würde gewiß dem guten Herzen verzeihen
müssen.

Meinem Schlingel kam die Sache so spaß-
haft vor, daß er mit strafenden Reden sein
Möglichstes that, die guten Leute einstweilen in
ihrem Glauben zu bestärken. Er stattete mir
einen sehr komischen Bericht ab, und da er mich
dadurch erheitert sah, gab er mir selbst seine
verübte Bosheit zum Besten. -- Muß ich's be-
kennen? Es schmeichelte mir doch, sei es auch
nur so, für das verehrte Haupt angesehen wor-
den zu sein.

Ich hieß zu dem morgenden Abend unter
den Bäumen, die den Raum vor meinem Hause
beschatteten, ein Fest bereiten und die ganze
Stadt dazu einladen. Der geheimnißreichen Kraft
meines Seckels, Bendel's Bemühungen und
der behenden Erfindsamkeit Rascal's gelang es,
selbst die Zeit zu besiegen. Es ist wirklich er-
staunlich, wie reich und schön sich Alles in den
wenigen Stunden anordnete. Die Pracht und
der Ueberfluß, die da sich erzeugten; auch die
sinnreiche Erleuchtung war so weise vertheilt, daß

ich würde gewiß dem guten Herzen verzeihen
müſſen.

Meinem Schlingel kam die Sache ſo ſpaß-
haft vor, daß er mit ſtrafenden Reden ſein
Möglichſtes that, die guten Leute einſtweilen in
ihrem Glauben zu beſtärken. Er ſtattete mir
einen ſehr komiſchen Bericht ab, und da er mich
dadurch erheitert ſah, gab er mir ſelbſt ſeine
verübte Bosheit zum Beſten. — Muß ich’s be-
kennen? Es ſchmeichelte mir doch, ſei es auch
nur ſo, für das verehrte Haupt angeſehen wor-
den zu ſein.

Ich hieß zu dem morgenden Abend unter
den Bäumen, die den Raum vor meinem Hauſe
beſchatteten, ein Feſt bereiten und die ganze
Stadt dazu einladen. Der geheimnißreichen Kraft
meines Seckels, Bendel’s Bemühungen und
der behenden Erfindſamkeit Rascal’s gelang es,
ſelbſt die Zeit zu beſiegen. Es iſt wirklich er-
ſtaunlich, wie reich und ſchön ſich Alles in den
wenigen Stunden anordnete. Die Pracht und
der Ueberfluß, die da ſich erzeugten; auch die
ſinnreiche Erleuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0068" n="58"/>
ich würde gewiß dem guten Herzen verzeihen<lb/>&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Meinem Schlingel kam die Sache &#x017F;o &#x017F;paß-<lb/>
haft vor, daß er mit &#x017F;trafenden Reden &#x017F;ein<lb/>
Möglich&#x017F;tes that, die guten Leute ein&#x017F;tweilen in<lb/>
ihrem Glauben zu be&#x017F;tärken. Er &#x017F;tattete mir<lb/>
einen &#x017F;ehr komi&#x017F;chen Bericht ab, und da er mich<lb/>
dadurch erheitert &#x017F;ah, gab er mir &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine<lb/>
verübte Bosheit zum Be&#x017F;ten. &#x2014; Muß ich&#x2019;s be-<lb/>
kennen? Es &#x017F;chmeichelte mir doch, &#x017F;ei es auch<lb/>
nur &#x017F;o, für das verehrte Haupt ange&#x017F;ehen wor-<lb/>
den zu &#x017F;ein.</p><lb/>
        <p>Ich hieß zu dem morgenden Abend unter<lb/>
den Bäumen, die den Raum vor meinem Hau&#x017F;e<lb/>
be&#x017F;chatteten, ein Fe&#x017F;t bereiten und die ganze<lb/>
Stadt dazu einladen. Der geheimnißreichen Kraft<lb/>
meines Seckels, <hi rendition="#g">Bendel&#x2019;s</hi> Bemühungen und<lb/>
der behenden Erfind&#x017F;amkeit <hi rendition="#g">Rascal&#x2019;s</hi> gelang es,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Zeit zu be&#x017F;iegen. Es i&#x017F;t wirklich er-<lb/>
&#x017F;taunlich, wie reich und &#x017F;chön &#x017F;ich Alles in den<lb/>
wenigen Stunden anordnete. Die Pracht und<lb/>
der Ueberfluß, die da &#x017F;ich erzeugten; auch die<lb/>
&#x017F;innreiche Erleuchtung war &#x017F;o wei&#x017F;e vertheilt, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0068] ich würde gewiß dem guten Herzen verzeihen müſſen. Meinem Schlingel kam die Sache ſo ſpaß- haft vor, daß er mit ſtrafenden Reden ſein Möglichſtes that, die guten Leute einſtweilen in ihrem Glauben zu beſtärken. Er ſtattete mir einen ſehr komiſchen Bericht ab, und da er mich dadurch erheitert ſah, gab er mir ſelbſt ſeine verübte Bosheit zum Beſten. — Muß ich’s be- kennen? Es ſchmeichelte mir doch, ſei es auch nur ſo, für das verehrte Haupt angeſehen wor- den zu ſein. Ich hieß zu dem morgenden Abend unter den Bäumen, die den Raum vor meinem Hauſe beſchatteten, ein Feſt bereiten und die ganze Stadt dazu einladen. Der geheimnißreichen Kraft meines Seckels, Bendel’s Bemühungen und der behenden Erfindſamkeit Rascal’s gelang es, ſelbſt die Zeit zu beſiegen. Es iſt wirklich er- ſtaunlich, wie reich und ſchön ſich Alles in den wenigen Stunden anordnete. Die Pracht und der Ueberfluß, die da ſich erzeugten; auch die ſinnreiche Erleuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/68
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/68>, abgerufen am 23.04.2024.