Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.mit dem er mein trauriges Schicksal in enger Nichts unversucht zu lassen, schickt' ich einst "Herr Professor," fuhr ich fort, "könnten mit dem er mein trauriges Schickſal in enger Nichts unverſucht zu laſſen, ſchickt’ ich einſt «Herr Profeſſor,» fuhr ich fort, «könnten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="45"/> mit dem er mein trauriges Schickſal in enger<lb/> Verflechtung denken mußte. Ich aber konnte ihm<lb/> keine Schuld geben, ich erkannte in dem Ereig-<lb/> niß die fabelhafte Natur des Unbekannten.</p><lb/> <p>Nichts unverſucht zu laſſen, ſchickt’ ich einſt<lb/><hi rendition="#g">Bendel</hi> mit einem koſtbaren brillantenen Ring zu<lb/> dem berühmteſten Maler der Stadt, den ich, mich<lb/> zu beſuchen, einladen ließ. Er kam, ich entfernte<lb/> meine Leute, verſchloß die Thür, ſetzte mich zu<lb/> dem Mann, und, nachdem ich ſeine Kunſt geprie-<lb/> ſen, kam ich mit ſchwerem Herzen zur Sache, ich ließ<lb/> ihm zuvor das ſtrengſte Geheimniß geloben.</p><lb/> <p>«Herr Profeſſor,» fuhr ich fort, «könnten<lb/> Sie wohl einem Menſchen, der auf die unglück-<lb/> lichſte Weiſe von der Welt um ſeinen Schatten<lb/> gekommen iſt, einen falſchen Schatten malen?» —<lb/> — «Sie meinen einen Schlagſchatten?» — «den<lb/> mein’ ich allerdings.» — «Aber,» frug er mich<lb/> weiter, «durch welche Ungeſchicklichkeit, durch<lb/> welche Nachläſſigkeit konnte er denn ſeinen Schlag-<lb/> ſchatten verlieren?» — «Wie es kam,» erwie-<lb/> derte ich, «mag nun ſehr gleichgültig ſein, doch<lb/> ſo viel,» log ich ihm unverſchämt vor: «In<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0053]
mit dem er mein trauriges Schickſal in enger
Verflechtung denken mußte. Ich aber konnte ihm
keine Schuld geben, ich erkannte in dem Ereig-
niß die fabelhafte Natur des Unbekannten.
Nichts unverſucht zu laſſen, ſchickt’ ich einſt
Bendel mit einem koſtbaren brillantenen Ring zu
dem berühmteſten Maler der Stadt, den ich, mich
zu beſuchen, einladen ließ. Er kam, ich entfernte
meine Leute, verſchloß die Thür, ſetzte mich zu
dem Mann, und, nachdem ich ſeine Kunſt geprie-
ſen, kam ich mit ſchwerem Herzen zur Sache, ich ließ
ihm zuvor das ſtrengſte Geheimniß geloben.
«Herr Profeſſor,» fuhr ich fort, «könnten
Sie wohl einem Menſchen, der auf die unglück-
lichſte Weiſe von der Welt um ſeinen Schatten
gekommen iſt, einen falſchen Schatten malen?» —
— «Sie meinen einen Schlagſchatten?» — «den
mein’ ich allerdings.» — «Aber,» frug er mich
weiter, «durch welche Ungeſchicklichkeit, durch
welche Nachläſſigkeit konnte er denn ſeinen Schlag-
ſchatten verlieren?» — «Wie es kam,» erwie-
derte ich, «mag nun ſehr gleichgültig ſein, doch
ſo viel,» log ich ihm unverſchämt vor: «In
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