Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.Rußland, wo er im vorigen Winter eine Reise "Der falsche Schlagschatten, den ich ihm So fand mich noch Bendel, als er herein Rußland, wo er im vorigen Winter eine Reiſe «Der falſche Schlagſchatten, den ich ihm So fand mich noch Bendel, als er herein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="46"/> Rußland, wo er im vorigen Winter eine Reiſe<lb/> that, fror ihm einmal, bei einer außerordent-<lb/> lichen Kälte, ſein Schatten dergeſtalt am Boden<lb/> feſt, daß er ihn nicht wieder los bekommen<lb/> konnte.»</p><lb/> <p>«Der falſche Schlagſchatten, den ich ihm<lb/> malen könnte,» erwiederte der Profeſſor, «würde<lb/> doch nur ein ſolcher ſein, den er bei der leiſe-<lb/> ſten Bewegung wieder verlieren müßte, — zumal<lb/> wer an dem eignen angebornen Schatten ſo we-<lb/> nig feſt hing, als aus Ihrer Erzählung ſelbſt ſich<lb/> abnehmen läßt; wer keinen Schatten hat, gehe<lb/> nicht in die Sonne, das iſt das Vernünftigſte<lb/> und Sicherſte.» Er ſtand auf und entfernte ſich,<lb/> indem er auf mich einen durchbohrenden Blick<lb/> warf, den der meine nicht ertragen konnte. Ich<lb/> ſank in meinen Seſſel zurück, und verhüllte mein<lb/> Geſicht in meine Hände.</p><lb/> <p>So fand mich noch <hi rendition="#g">Bendel,</hi> als er herein<lb/> trat. Er ſah den Schmerz ſeines Herrn, und<lb/> wollte ſich ſtill, ehrerbietig zurückziehen. — Ich<lb/> blickte auf — ich erlag unter der Laſt meines<lb/> Kummers, ich mußte ihn mittheilen. «<hi rendition="#g">Ben-<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0054]
Rußland, wo er im vorigen Winter eine Reiſe
that, fror ihm einmal, bei einer außerordent-
lichen Kälte, ſein Schatten dergeſtalt am Boden
feſt, daß er ihn nicht wieder los bekommen
konnte.»
«Der falſche Schlagſchatten, den ich ihm
malen könnte,» erwiederte der Profeſſor, «würde
doch nur ein ſolcher ſein, den er bei der leiſe-
ſten Bewegung wieder verlieren müßte, — zumal
wer an dem eignen angebornen Schatten ſo we-
nig feſt hing, als aus Ihrer Erzählung ſelbſt ſich
abnehmen läßt; wer keinen Schatten hat, gehe
nicht in die Sonne, das iſt das Vernünftigſte
und Sicherſte.» Er ſtand auf und entfernte ſich,
indem er auf mich einen durchbohrenden Blick
warf, den der meine nicht ertragen konnte. Ich
ſank in meinen Seſſel zurück, und verhüllte mein
Geſicht in meine Hände.
So fand mich noch Bendel, als er herein
trat. Er ſah den Schmerz ſeines Herrn, und
wollte ſich ſtill, ehrerbietig zurückziehen. — Ich
blickte auf — ich erlag unter der Laſt meines
Kummers, ich mußte ihn mittheilen. «Ben-
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