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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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lung in mir genommen. Ich sah mein Elend
riesengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm
meine Thränen ausgeweint, es konnte kein Ge-
schrei mehr aus meiner Brust pressen, ich trug
ihm kalt und gleichgültig mein entblößtes Haupt
entgegen.

"Bendel," hub ich an, "Du weißt mein
Loos. Nicht ohne früheres Verschulden trifft
mich schwere Strafe. Du sollst länger nicht, un-
schuldiger Mann, Dein Schicksal an das meine
binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht
noch fort, sattle mir ein Pferd, ich reite allein;
Du bleibst, ich will's. Es müssen hier noch ei-
nige Kisten Goldes liegen, das behalte Du. Ich
werde allein unstät in der Welt wandern; wann
mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht
und das Glück mich versöhnt anblickt, dann will
ich Deiner getreu gedenken, denn ich habe an
Deiner getreuen Brust in schweren, schmerzlichen
Stunden geweint."

Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche
diesem letzten Befehle seines Herrn, worüber er
in der Seele erschrak, gehorchen; ich war seinen

7 *

lung in mir genommen. Ich ſah mein Elend
rieſengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm
meine Thränen ausgeweint, es konnte kein Ge-
ſchrei mehr aus meiner Bruſt preſſen, ich trug
ihm kalt und gleichgültig mein entblößtes Haupt
entgegen.

«Bendel,» hub ich an, «Du weißt mein
Loos. Nicht ohne früheres Verſchulden trifft
mich ſchwere Strafe. Du ſollſt länger nicht, un-
ſchuldiger Mann, Dein Schickſal an das meine
binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht
noch fort, ſattle mir ein Pferd, ich reite allein;
Du bleibſt, ich will’s. Es müſſen hier noch ei-
nige Kiſten Goldes liegen, das behalte Du. Ich
werde allein unſtät in der Welt wandern; wann
mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht
und das Glück mich verſöhnt anblickt, dann will
ich Deiner getreu gedenken, denn ich habe an
Deiner getreuen Bruſt in ſchweren, ſchmerzlichen
Stunden geweint.»

Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche
dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, worüber er
in der Seele erſchrak, gehorchen; ich war ſeinen

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[105/0119] lung in mir genommen. Ich ſah mein Elend rieſengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine Thränen ausgeweint, es konnte kein Ge- ſchrei mehr aus meiner Bruſt preſſen, ich trug ihm kalt und gleichgültig mein entblößtes Haupt entgegen. «Bendel,» hub ich an, «Du weißt mein Loos. Nicht ohne früheres Verſchulden trifft mich ſchwere Strafe. Du ſollſt länger nicht, un- ſchuldiger Mann, Dein Schickſal an das meine binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch fort, ſattle mir ein Pferd, ich reite allein; Du bleibſt, ich will’s. Es müſſen hier noch ei- nige Kiſten Goldes liegen, das behalte Du. Ich werde allein unſtät in der Welt wandern; wann mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht und das Glück mich verſöhnt anblickt, dann will ich Deiner getreu gedenken, denn ich habe an Deiner getreuen Bruſt in ſchweren, ſchmerzlichen Stunden geweint.» Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, worüber er in der Seele erſchrak, gehorchen; ich war ſeinen 7 *

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/119>, abgerufen am 24.11.2024.