Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.je gehört, daß ein Schatten von seinem Herrn gelassen Ich hatte durch menschenleere Straßen einen Weg nach Ich hatte wiederholt geklingelt, es erschien Licht; Ben- je gehoͤrt, daß ein Schatten von ſeinem Herrn gelaſſen Ich hatte durch menſchenleere Straßen einen Weg nach Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; Ben- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0086" n="298"/> je gehoͤrt, daß ein Schatten von ſeinem Herrn gelaſſen<lb/> haͤtte? Ihrer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder<lb/> zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was Sie<lb/> verſaͤumt haben, aus friſcher Luſt zu thun, werden Sie,<lb/> nur zu ſpaͤt, aus Ueberdruß und Langeweile nachholen<lb/> muͤſſen; man entgeht ſeinem Schickſale nicht.〞 Er ſprach<lb/> aus demſelben Tone fort und fort; ich floh umſonſt, er<lb/> ließ nicht nach, und immer gegenwaͤrtig, redete er hoͤhnend<lb/> von Gold und Schatten. Ich konnte zu keinem eigenen<lb/> Gedanken kommen.</p><lb/> <p>Ich hatte durch menſchenleere Straßen einen Weg nach<lb/> meinem Hauſe eingeſchlagen. Als ich davor ſtand und es<lb/> anſah, konnte ich es kaum erkennen; hinter den einge-<lb/> ſchlagenen Fenſtern brannte kein Licht. Die Thuͤren waren<lb/> zu, kein Dienervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut<lb/> auf neben mir: 〟Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ihren <hi rendition="#g">Bendel</hi><lb/> finden Sie wohl daheim, den hat man juͤngſt vorſorglich<lb/> ſo muͤde nach Hauſe geſchickt, daß er es wohl ſeitdem ge-<lb/> huͤtet haben wird.〞 Er lachte wieder. 〟Der wird Ge-<lb/> ſchichten zu erzaͤhlen haben! — Wohlan denn! fuͤr heute<lb/> gute Nacht, auf baldiges Wiederſehen!〞</p><lb/> <p>Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; <hi rendition="#g">Ben-<lb/> del</hi> frug von innen, wer geklingelt habe. Als der gute<lb/> Mann meine Stimme erkannte, konnte er ſeine Freude<lb/> kaum baͤndigen; die Thuͤr’ flog auf, wir lagen weinend<lb/> einander in den Armen. Ich fand ihn ſehr veraͤndert,<lb/> ſchwach und krank; mir war aber das Haar ganz grau<lb/> geworden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0086]
je gehoͤrt, daß ein Schatten von ſeinem Herrn gelaſſen
haͤtte? Ihrer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder
zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was Sie
verſaͤumt haben, aus friſcher Luſt zu thun, werden Sie,
nur zu ſpaͤt, aus Ueberdruß und Langeweile nachholen
muͤſſen; man entgeht ſeinem Schickſale nicht.〞 Er ſprach
aus demſelben Tone fort und fort; ich floh umſonſt, er
ließ nicht nach, und immer gegenwaͤrtig, redete er hoͤhnend
von Gold und Schatten. Ich konnte zu keinem eigenen
Gedanken kommen.
Ich hatte durch menſchenleere Straßen einen Weg nach
meinem Hauſe eingeſchlagen. Als ich davor ſtand und es
anſah, konnte ich es kaum erkennen; hinter den einge-
ſchlagenen Fenſtern brannte kein Licht. Die Thuͤren waren
zu, kein Dienervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut
auf neben mir: 〟Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ihren Bendel
finden Sie wohl daheim, den hat man juͤngſt vorſorglich
ſo muͤde nach Hauſe geſchickt, daß er es wohl ſeitdem ge-
huͤtet haben wird.〞 Er lachte wieder. 〟Der wird Ge-
ſchichten zu erzaͤhlen haben! — Wohlan denn! fuͤr heute
gute Nacht, auf baldiges Wiederſehen!〞
Ich hatte wiederholt geklingelt, es erſchien Licht; Ben-
del frug von innen, wer geklingelt habe. Als der gute
Mann meine Stimme erkannte, konnte er ſeine Freude
kaum baͤndigen; die Thuͤr’ flog auf, wir lagen weinend
einander in den Armen. Ich fand ihn ſehr veraͤndert,
ſchwach und krank; mir war aber das Haar ganz grau
geworden
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