Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.boc, ich versuchte, selbst oft mit Gefahr, und dennoch Oft habe ich im strengsten Winter der südlichen Halb- boc, ich verſuchte, ſelbſt oft mit Gefahr, und dennoch Oft habe ich im ſtrengſten Winter der ſuͤdlichen Halb- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="317"/> boc, ich verſuchte, ſelbſt oft mit Gefahr, und dennoch<lb/> immer vergebens, mir uͤber die kleinern Inſeln und Felſen,<lb/> wovon dieſes Meer ſtarrt, einen Uebergang nordweſtlich<lb/> nach Borneo und andern Inſeln dieſes Archipelagus zu<lb/> bahnen. Ich mußte die Hoffnung aufgeben. Ich ſetzte<lb/> mich endlich auf die aͤußerſte Spitze von Lamboc nieder,<lb/> und das Geſicht gegen Suͤden und Oſten gewendet, weint’<lb/> ich wie am feſtverſchloſſenen Gitter meines Kerkers, daß<lb/> ich doch ſo bald meine Begrenzung gefunden. Das merk-<lb/> wuͤrdige, zum Verſtaͤndniß der Erde und ihres ſonnenge-<lb/> wirkten Kleides, der Pflanzen- und Thierwelt, ſo weſent-<lb/> lich nothwendige Neuholland und die Suͤdſee mit ihren<lb/> Zoophyten-Inſeln waren mir unterſagt, und ſo war, im<lb/> Urſprunge ſchon, Alles, was ich ſammeln und erbauen<lb/> ſollte, bloßes Fragment zu bleiben verdammt. — O mein<lb/><hi rendition="#g">Adelbert</hi>, was iſt es doch um die Bemuͤhungen der<lb/> Menſchen!</p><lb/> <p>Oft habe ich im ſtrengſten Winter der ſuͤdlichen Halb-<lb/> kugel vom Cap Horn aus jene zweihundert Schritte, die<lb/> mich etwa vom Land van Diemen und Neuholland trenn-<lb/> ten, ſelbſt unbekuͤmmert um die Ruͤckkehr, und ſollte ſich<lb/> dieſes ſchlechte Land uͤber mich, wie der Deckel meines<lb/> Sarges, ſchließen, uͤber den Polarglaͤtſcher weſtwaͤrts zuruͤck<lb/> zu legen verſucht, habe uͤber Treibeis mit thoͤrichter Wag-<lb/> niß verzweiflungsvolle Schritte gethan, der Kaͤlte und dem<lb/> Meere Trotz geboten. Umſonſt, noch bin ich auf Neuhol-<lb/> land nicht geweſen — ich kam dann jedesmal auf Lamboc<lb/> zuruͤck und ſetzte mich auf ſeine aͤußerſte Spitze nieder, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0107]
boc, ich verſuchte, ſelbſt oft mit Gefahr, und dennoch
immer vergebens, mir uͤber die kleinern Inſeln und Felſen,
wovon dieſes Meer ſtarrt, einen Uebergang nordweſtlich
nach Borneo und andern Inſeln dieſes Archipelagus zu
bahnen. Ich mußte die Hoffnung aufgeben. Ich ſetzte
mich endlich auf die aͤußerſte Spitze von Lamboc nieder,
und das Geſicht gegen Suͤden und Oſten gewendet, weint’
ich wie am feſtverſchloſſenen Gitter meines Kerkers, daß
ich doch ſo bald meine Begrenzung gefunden. Das merk-
wuͤrdige, zum Verſtaͤndniß der Erde und ihres ſonnenge-
wirkten Kleides, der Pflanzen- und Thierwelt, ſo weſent-
lich nothwendige Neuholland und die Suͤdſee mit ihren
Zoophyten-Inſeln waren mir unterſagt, und ſo war, im
Urſprunge ſchon, Alles, was ich ſammeln und erbauen
ſollte, bloßes Fragment zu bleiben verdammt. — O mein
Adelbert, was iſt es doch um die Bemuͤhungen der
Menſchen!
Oft habe ich im ſtrengſten Winter der ſuͤdlichen Halb-
kugel vom Cap Horn aus jene zweihundert Schritte, die
mich etwa vom Land van Diemen und Neuholland trenn-
ten, ſelbſt unbekuͤmmert um die Ruͤckkehr, und ſollte ſich
dieſes ſchlechte Land uͤber mich, wie der Deckel meines
Sarges, ſchließen, uͤber den Polarglaͤtſcher weſtwaͤrts zuruͤck
zu legen verſucht, habe uͤber Treibeis mit thoͤrichter Wag-
niß verzweiflungsvolle Schritte gethan, der Kaͤlte und dem
Meere Trotz geboten. Umſonſt, noch bin ich auf Neuhol-
land nicht geweſen — ich kam dann jedesmal auf Lamboc
zuruͤck und ſetzte mich auf ſeine aͤußerſte Spitze nieder, und
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