Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.weinte wieder, das Gesicht gen Süden und Osten gewendet, Ich riß mich endlich von dieser Stelle, und trat mit Sobald ich etwas ausgeruht und es Tag über Europa Ich machte, dieses Alles herbei zu schaffen, etliche weinte wieder, das Geſicht gen Suͤden und Oſten gewendet, Ich riß mich endlich von dieſer Stelle, und trat mit Sobald ich etwas ausgeruht und es Tag uͤber Europa Ich machte, dieſes Alles herbei zu ſchaffen, etliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="318"/> weinte wieder, das Geſicht gen Suͤden und Oſten gewendet,<lb/> wie am feſt verſchloſſenen Gitter meines Kerkers.</p><lb/> <p>Ich riß mich endlich von dieſer Stelle, und trat mit<lb/> traurigem Herzen wieder in das innere Aſien, ich durch-<lb/> ſchweifte es fuͤrder, die Morgendaͤmmerung nach Weſten<lb/> verfolgend, und kam noch in der Nacht in die Thebais<lb/> zu meinem vorbeſtimmten Hauſe, das ich in den geſtrigen<lb/> Nachmittagsſtunden beruͤhrt hatte.</p><lb/> <p>Sobald ich etwas ausgeruht und es Tag uͤber Europa<lb/> war, ließ ich meine erſte Sorge ſein, Alles anzuſchaffen,<lb/> was ich bedurfte. — Zuvoͤrderſt Hemmſchuhe, denn ich<lb/> hatte erfahren, wie unbequem es ſei, ſeinen Schritt nicht<lb/> anders verkuͤrzen zu koͤnnen, um nahe Gegenſtaͤnde gemaͤch-<lb/> lich zu unterſuchen, als indem man die Stiefel auszieht.<lb/> Ein Paar Pantoffeln, uͤbergezogen, hatten voͤllig die Wir-<lb/> kung, die ich mir davon verſprach, und ſpaͤterhin trug ich<lb/> ſogar deren immer zwei Paar bei mir, weil ich oͤfters<lb/> welche von den Fuͤßen warf, ohne Zeit zu haben, ſie auf-<lb/> zuheben, wenn Loͤwen, Menſchen oder Hyaͤnen mich beim<lb/> Botaniſiren aufſchreckten. Meine ſehr gute Uhr war auf<lb/> die kurze Dauer meiner Gaͤnge ein vortreffliches Kronome-<lb/> ter. Ich brauchte noch außerdem einen Sextanten, einige<lb/> phyſikaliſche Inſtrumente und Buͤcher.</p><lb/> <p>Ich machte, dieſes Alles herbei zu ſchaffen, etliche<lb/> bange Gaͤnge nach London und Paris, die ein mir guͤnſti-<lb/> ger Nebel eben beſchattete. Als der Reſt meines Zauber-<lb/> goldes erſchoͤpft war, bracht’ ich leicht zu findendes afrika-<lb/> niſches Elfenbein als Bezahlung herbei, wobei ich freilich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0108]
weinte wieder, das Geſicht gen Suͤden und Oſten gewendet,
wie am feſt verſchloſſenen Gitter meines Kerkers.
Ich riß mich endlich von dieſer Stelle, und trat mit
traurigem Herzen wieder in das innere Aſien, ich durch-
ſchweifte es fuͤrder, die Morgendaͤmmerung nach Weſten
verfolgend, und kam noch in der Nacht in die Thebais
zu meinem vorbeſtimmten Hauſe, das ich in den geſtrigen
Nachmittagsſtunden beruͤhrt hatte.
Sobald ich etwas ausgeruht und es Tag uͤber Europa
war, ließ ich meine erſte Sorge ſein, Alles anzuſchaffen,
was ich bedurfte. — Zuvoͤrderſt Hemmſchuhe, denn ich
hatte erfahren, wie unbequem es ſei, ſeinen Schritt nicht
anders verkuͤrzen zu koͤnnen, um nahe Gegenſtaͤnde gemaͤch-
lich zu unterſuchen, als indem man die Stiefel auszieht.
Ein Paar Pantoffeln, uͤbergezogen, hatten voͤllig die Wir-
kung, die ich mir davon verſprach, und ſpaͤterhin trug ich
ſogar deren immer zwei Paar bei mir, weil ich oͤfters
welche von den Fuͤßen warf, ohne Zeit zu haben, ſie auf-
zuheben, wenn Loͤwen, Menſchen oder Hyaͤnen mich beim
Botaniſiren aufſchreckten. Meine ſehr gute Uhr war auf
die kurze Dauer meiner Gaͤnge ein vortreffliches Kronome-
ter. Ich brauchte noch außerdem einen Sextanten, einige
phyſikaliſche Inſtrumente und Buͤcher.
Ich machte, dieſes Alles herbei zu ſchaffen, etliche
bange Gaͤnge nach London und Paris, die ein mir guͤnſti-
ger Nebel eben beſchattete. Als der Reſt meines Zauber-
goldes erſchoͤpft war, bracht’ ich leicht zu findendes afrika-
niſches Elfenbein als Bezahlung herbei, wobei ich freilich
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Zitationshilfe: | Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/108>, abgerufen am 28.07.2024. |