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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] jhres lieblichen Geruchs von den Heiden zu
jhren Opffern gebraucht werden. Sie blü-
hen in den warmen Länderen fast das gan-
tze Jahr durch/ werden durch gantz Jndien
in den Gärten geziehlet die Frucht wird da-
von selten gesehen. Die Weiber pressen ein
öl darauß/ mischen solches in jhre Bäder zu
erwärmung/ und stärckung der erkalteten
Mutter: ja sie trincken es auch warm/ zu
linderung deß häiseren Halses und deß Hu-
stens/ zu abwendung deß Seitenstichs.

VII. Jst der Catalonische vielfache Jas-
min/ Jasminum Catalonicum multiplex, Park.
Hudda-Mulla, Hort. Mal.
Hat glatte/ ebne/
dicke Blätter; und weisse/ zum theil grün-
lichte/ viel-blättige/ wolriechende Blüm-
lein. Seine runden/ grünen/ langen Gert-
lein/ spinnen gleich der Winden umb alle
nächst-gelegene Kräuter. Dieser Jasmin
ist also dem nächst-vorhergehenden durch-
auß gleich/ außgenommen/ daß er gefüllte
Blumen trägt.

VIII. Jst der Jndianische grosse Jasmin/
Jasminum Indicum flore polypetalo exalbido,
fructu minori. Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal.

Wächst Manns-höhe/ von einem runden/
harten/ knodichten Stamm/ wirfft seine
Gertlein weit auß. Die Blätter stehen ge-
gen einander/ sind gläntzend grün/ glatt/
ablang/ in einen langen spitz sich endend/
eines bittern Geschmacks/ von keinem Ge-
ruch. Die Blumen sind weißlicht/ auß 6.
7. und offt mehr Blättlein bestehend/ so an
dem umbkreiß etwas krauß/ haben sonsten
einen sehr lieblichen geruch/ und werden von
den Weiberen deßwegen zu den Kräntzen
und Sträussen gebraucht. Die Frucht ist
den kleinen Kirschen gleich/ schwartzlicht/
glatt/ mit einem dünnen Häutlein/ und
weichem schwartz-rothen/ süßlichten Fleisch/
wie auch einem runden haarichten Samen
begabet.

IX. Jst ein ander Jndianisches Jasmin-
geschlecht mit weissen vielblättigen/ an dem
umkreiß röthlichten wolriechenden Blumen/
wächst sonderlich in sandichtem Erdreich bey
Cranganoor und Catoer, grünet immerdar/
blühet in dem Brach- und Hew-monat.
Jasminum Indicum flore polypetalo, candido,
oris rufescentibus. Catu Pitsjegam-Mulla,
Hort. Malab.

X. Jst ein Jndianischer Jasmin mit gros-
ser Frucht/ Jasminum Indicum flore polype-
talo candidissimo, fructu majore. Katu-Tsje-
regam - Mulla, Hort. Mal.
Ein Bäumlein
mit einem grünen holtzichten stengel/ hat
weisse/ mit siben biß acht außgespitzten Blätt-
lein begabte Blümlein/ aber ohne geruch.
Sein Frucht ist der Frucht deß obbeschriebe-
nen Geschlechts gleich/ aber etwas grösser.
Wächst gern in rauchem/ felsichten Erd-
reich in Cranganoor und Coilan, blühet im-
mer.

XI. Jst ein Jndianischer Jasmin mit
schnee-weisser Blühte/ Jasminum Indicum
flore pentapetalo candidissimo, fructu Tsjere-
gam-Mulla. Katu-Mulla, Hort. Mal.
Ein
Staud/ so Manns-höhe wächst/ mit einer
haarigen rothen Wurtzel/ harten Aesten/
langen außgespitzten/ dicken/ glatten/ oben
weißlichten/ unden dunckel-braunen glän-
[Spaltenumbruch] tzenden Blätteren/ und weissen 5. blättigen
Blumen begabet. Die Frucht ist der Frucht
deß obigen achten Geschlechts gantz gleich.
Wächst in sandichten Orten/ in Ocdiam-
pera
und Ansjecaimaal, grünet immer.

XII. Jst widerumb ein Jndianischer Jas-
min mit weisser sehr wolriechender Blühte/
Jasminum Indicum flore albo odoratissimo,
Tsieni Mulla, Hort. Malab.
Die Staude hat
ablange/ dicke/ zugespitzte/ weiche/ glatte/
oben satt- unden bleich-grüne/ gläntzende
Blätter ohne Geschmack/ und ohne Geruch.
Die Blume ist fünff-blättig/ weiß/ und
hat einen überauß angenehmen Geruch.
Wächst in bergichten Orten bey Calare und
Perate-vidi.

XIII. Das dreyzehende Geschlecht end-
lich ist der Jndianische Jasmin mit grossen
weissen Blumen/ Jasminum Indicum baccife-
rum flore albo majore, noctu olente, vel Arbor
tristis de die altera, D. Comelin. Rava-Pou,
Hort. Mal.
Jst ein dicker Baum/ mit einem
grossen weissen/ festen Stamme/ so mit ei-
ner purpur-schwartzen/ glatten/ nichts rie-
chenden noch schmackenden Rinde umbge-
ben. Die Wurtzel hat doch einen anhalten-
den Geschmack. Die Blätter sind ablang/
rund/ außgespitzt/ glatt/ dick/ gläntzend.
Die Blühte wächst an den kleinen Aestlein/
von langen schwartz-braunen haarigen stie-
len/ ist weiß/ und der Tuberosen-blumen
an gestalt/ grösse und lieblichem geruch gar
ähnlich. Die sehr anmüthig-riechende
Blühte kombt zu Nacht herfür/ und thut
sich auff; deß Morgens aber/ wenn die
Sonne darauff zu scheinen anhebt/ fällt sie
bald ab. Die Frucht ist rund/ grün/ mit
einem dünnen Häutlein/ holtzichter Rinde/
und länglichtem/ runden/ weissen/ bitter-
süssen zusammenziehenden Kern begabet/
grünet immer.

Eigenschafft.

Die Veielräben hat einen mit lieblichem
flüchtigen öl temperierten wasserichten safft
sonderlich in jhrer Blühte verborgen/ da-
her sie die Eigenschafft haben soll/ zu erwei-
chen/ gelind zu vertheilen/ Husten zu linde-
ren/ Engbrüstigkeit und Seitenstich zu v[e]r-
treiben/ Geburt zu beförderen/ die Lebensgei-
ster zu erquicken/ Haupt und Hertz zu stär-
cken/ Schmertzen zu stillen/ Geläiche und
Spann-aderen zu erwärmen/ und zu erwei-
chen/ sonderlich aber einen lieblichen ange-
nehmen Geruch den Kleideren/ Haaren und
Gewandten zu erwecken.

Gebrauch.

Von diesem Gewächs gebraucht manJaßmin-
öl.

nur die Blumen/ auß denen ein wolriechen-
des öl auff folgende art gemacht wird. Man
nimt gestrichene Baumwolle/ dunckt sie in
das Ban- oder Been-öl/ oder in unseren
Landen allein in das frisch kalt außgepreßte
Mandel-öl/ legt solche Baumwolle under
eine Preß/ strewt die Jaßmin-blüthe darü-
ber/ hernach legt man wider Baumwollen/
und so fort wider die Blumen/ und also un-
derschiedlich mahl eines und das andere:
Endlich preßt man alles wol durch einan-
der auß/ so hat man das wolriechende Jaß-
min-öl. Dieses öl wird sonderlich zu parfu-

mierung

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] jhres lieblichen Geruchs von den Heiden zu
jhren Opffern gebraucht werden. Sie bluͤ-
hen in den warmen Laͤnderen faſt das gan-
tze Jahr durch/ werden durch gantz Jndien
in den Gaͤrten geziehlet die Frucht wird da-
von ſelten geſehen. Die Weiber preſſen ein
oͤl darauß/ miſchen ſolches in jhre Baͤder zu
erwaͤrmung/ und ſtaͤrckung der erkalteten
Mutter: ja ſie trincken es auch warm/ zu
linderung deß haͤiſeren Halſes und deß Hu-
ſtens/ zu abwendung deß Seitenſtichs.

VII. Jſt der Cataloniſche vielfache Jaſ-
min/ Jaſminum Catalonicum multiplex, Park.
Hudda-Mulla, Hort. Mal.
Hat glatte/ ebne/
dicke Blaͤtter; und weiſſe/ zum theil gruͤn-
lichte/ viel-blaͤttige/ wolriechende Bluͤm-
lein. Seine runden/ gruͤnen/ langen Gert-
lein/ ſpinnen gleich der Winden umb alle
naͤchſt-gelegene Kraͤuter. Dieſer Jaſmin
iſt alſo dem naͤchſt-vorhergehenden durch-
auß gleich/ außgenommen/ daß er gefuͤllte
Blumen traͤgt.

VIII. Jſt der Jndianiſche groſſe Jaſmin/
Jaſminum Indicum flore polypetalo exalbido,
fructu minori. Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal.

Waͤchſt Manns-hoͤhe/ von einem runden/
harten/ knodichten Stamm/ wirfft ſeine
Gertlein weit auß. Die Blaͤtter ſtehen ge-
gen einander/ ſind glaͤntzend gruͤn/ glatt/
ablang/ in einen langen ſpitz ſich endend/
eines bittern Geſchmacks/ von keinem Ge-
ruch. Die Blumen ſind weißlicht/ auß 6.
7. und offt mehr Blaͤttlein beſtehend/ ſo an
dem umbkreiß etwas krauß/ haben ſonſten
einen ſehr lieblichen geruch/ und werden von
den Weiberen deßwegen zu den Kraͤntzen
und Straͤuſſen gebraucht. Die Frucht iſt
den kleinen Kirſchen gleich/ ſchwartzlicht/
glatt/ mit einem duͤnnen Haͤutlein/ und
weichem ſchwartz-rothen/ ſuͤßlichten Fleiſch/
wie auch einem runden haarichten Samen
begabet.

IX. Jſt ein ander Jndianiſches Jaſmin-
geſchlecht mit weiſſen vielblaͤttigen/ an dem
umkreiß roͤthlichten wolriechenden Blumen/
waͤchſt ſonderlich in ſandichtem Erdreich bey
Cranganoor und Catoer, gruͤnet immerdar/
bluͤhet in dem Brach- und Hew-monat.
Jaſminum Indicum flore polypetalo, candido,
oris rufeſcentibus. Catu Pitsjegam-Mulla,
Hort. Malab.

X. Jſt ein Jndianiſcher Jaſmin mit groſ-
ſer Frucht/ Jaſminum Indicum flore polype-
talo candidiſſimo, fructu majore. Katu-Tsje-
regam - Mulla, Hort. Mal.
Ein Baͤumlein
mit einem gruͤnen holtzichten ſtengel/ hat
weiſſe/ mit ſiben biß acht außgeſpitzten Blaͤtt-
lein begabte Bluͤmlein/ aber ohne geruch.
Sein Frucht iſt der Frucht deß obbeſchriebe-
nen Geſchlechts gleich/ aber etwas groͤſſer.
Waͤchſt gern in rauchem/ felſichten Erd-
reich in Cranganoor und Coilan, bluͤhet im-
mer.

XI. Jſt ein Jndianiſcher Jaſmin mit
ſchnee-weiſſer Bluͤhte/ Jaſminum Indicum
flore pentapetalo candidiſſimo, fructu Tsjere-
gam-Mulla. Katu-Mulla, Hort. Mal.
Ein
Staud/ ſo Manns-hoͤhe waͤchſt/ mit einer
haarigen rothen Wurtzel/ harten Aeſten/
langen außgeſpitzten/ dicken/ glatten/ oben
weißlichten/ unden dunckel-braunen glaͤn-
[Spaltenumbruch] tzenden Blaͤtteren/ und weiſſen 5. blaͤttigen
Blumen begabet. Die Frucht iſt der Frucht
deß obigen achten Geſchlechts gantz gleich.
Waͤchſt in ſandichten Orten/ in Ocdiam-
pera
und Ansjecaimaal, gruͤnet immer.

XII. Jſt widerumb ein Jndianiſcher Jaſ-
min mit weiſſer ſehr wolriechender Bluͤhte/
Jaſminum Indicum flore albo odoratiſſimo,
Tsieni Mulla, Hort. Malab.
Die Staude hat
ablange/ dicke/ zugeſpitzte/ weiche/ glatte/
oben ſatt- unden bleich-gruͤne/ glaͤntzende
Blaͤtter ohne Geſchmack/ und ohne Geruch.
Die Blume iſt fuͤnff-blaͤttig/ weiß/ und
hat einen uͤberauß angenehmen Geruch.
Waͤchſt in bergichten Orten bey Calare und
Perate-vidi.

XIII. Das dreyzehende Geſchlecht end-
lich iſt der Jndianiſche Jaſmin mit groſſen
weiſſen Blumen/ Jaſminum Indicum baccife-
rum flore albo majore, noctu olente, vel Arbor
triſtis de die alterâ, D. Comelin. Rava-Pou,
Hort. Mal.
Jſt ein dicker Baum/ mit einem
groſſen weiſſen/ feſten Stamme/ ſo mit ei-
ner purpur-ſchwartzen/ glatten/ nichts rie-
chenden noch ſchmackenden Rinde umbge-
ben. Die Wurtzel hat doch einen anhalten-
den Geſchmack. Die Blaͤtter ſind ablang/
rund/ außgeſpitzt/ glatt/ dick/ glaͤntzend.
Die Bluͤhte waͤchſt an den kleinen Aeſtlein/
von langen ſchwartz-braunen haarigen ſtie-
len/ iſt weiß/ und der Tuberoſen-blumen
an geſtalt/ groͤſſe und lieblichem geruch gar
aͤhnlich. Die ſehr anmuͤthig-riechende
Bluͤhte kombt zu Nacht herfuͤr/ und thut
ſich auff; deß Morgens aber/ wenn die
Sonne darauff zu ſcheinen anhebt/ faͤllt ſie
bald ab. Die Frucht iſt rund/ gruͤn/ mit
einem duͤnnen Haͤutlein/ holtzichter Rinde/
und laͤnglichtem/ runden/ weiſſen/ bitter-
ſuͤſſen zuſammenziehenden Kern begabet/
gruͤnet immer.

Eigenſchafft.

Die Veielraͤben hat einen mit lieblichem
fluͤchtigen oͤl temperierten waſſerichten ſafft
ſonderlich in jhrer Bluͤhte verborgen/ da-
her ſie die Eigenſchafft haben ſoll/ zu erwei-
chen/ gelind zu vertheilen/ Huſten zu linde-
ren/ Engbruͤſtigkeit und Seitenſtich zu v[e]r-
treiben/ Geburt zu befoͤrderen/ die Lebensgei-
ſter zu erquicken/ Haupt und Hertz zu ſtaͤr-
cken/ Schmertzen zu ſtillen/ Gelaͤiche und
Spann-aderen zu erwaͤrmen/ und zu erwei-
chen/ ſonderlich aber einen lieblichen ange-
nehmen Geruch den Kleideren/ Haaren und
Gewandten zu erwecken.

Gebrauch.

Von dieſem Gewaͤchs gebraucht manJaßmin-
oͤl.

nur die Blumen/ auß denen ein wolriechen-
des oͤl auff folgende art gemacht wird. Man
nimt geſtrichene Baumwolle/ dunckt ſie in
das Ban- oder Been-oͤl/ oder in unſeren
Landen allein in das friſch kalt außgepreßte
Mandel-oͤl/ legt ſolche Baumwolle under
eine Preß/ ſtrewt die Jaßmin-bluͤthe daruͤ-
ber/ hernach legt man wider Baumwollen/
und ſo fort wider die Blumen/ und alſo un-
derſchiedlich mahl eines und das andere:
Endlich preßt man alles wol durch einan-
der auß/ ſo hat man das wolriechende Jaß-
min-oͤl. Dieſes oͤl wird ſonderlich zu parfu-

mierung
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[224/0240] Das Erſte Buch/ jhres lieblichen Geruchs von den Heiden zu jhren Opffern gebraucht werden. Sie bluͤ- hen in den warmen Laͤnderen faſt das gan- tze Jahr durch/ werden durch gantz Jndien in den Gaͤrten geziehlet die Frucht wird da- von ſelten geſehen. Die Weiber preſſen ein oͤl darauß/ miſchen ſolches in jhre Baͤder zu erwaͤrmung/ und ſtaͤrckung der erkalteten Mutter: ja ſie trincken es auch warm/ zu linderung deß haͤiſeren Halſes und deß Hu- ſtens/ zu abwendung deß Seitenſtichs. VII. Jſt der Cataloniſche vielfache Jaſ- min/ Jaſminum Catalonicum multiplex, Park. Hudda-Mulla, Hort. Mal. Hat glatte/ ebne/ dicke Blaͤtter; und weiſſe/ zum theil gruͤn- lichte/ viel-blaͤttige/ wolriechende Bluͤm- lein. Seine runden/ gruͤnen/ langen Gert- lein/ ſpinnen gleich der Winden umb alle naͤchſt-gelegene Kraͤuter. Dieſer Jaſmin iſt alſo dem naͤchſt-vorhergehenden durch- auß gleich/ außgenommen/ daß er gefuͤllte Blumen traͤgt. VIII. Jſt der Jndianiſche groſſe Jaſmin/ Jaſminum Indicum flore polypetalo exalbido, fructu minori. Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal. Waͤchſt Manns-hoͤhe/ von einem runden/ harten/ knodichten Stamm/ wirfft ſeine Gertlein weit auß. Die Blaͤtter ſtehen ge- gen einander/ ſind glaͤntzend gruͤn/ glatt/ ablang/ in einen langen ſpitz ſich endend/ eines bittern Geſchmacks/ von keinem Ge- ruch. Die Blumen ſind weißlicht/ auß 6. 7. und offt mehr Blaͤttlein beſtehend/ ſo an dem umbkreiß etwas krauß/ haben ſonſten einen ſehr lieblichen geruch/ und werden von den Weiberen deßwegen zu den Kraͤntzen und Straͤuſſen gebraucht. Die Frucht iſt den kleinen Kirſchen gleich/ ſchwartzlicht/ glatt/ mit einem duͤnnen Haͤutlein/ und weichem ſchwartz-rothen/ ſuͤßlichten Fleiſch/ wie auch einem runden haarichten Samen begabet. IX. Jſt ein ander Jndianiſches Jaſmin- geſchlecht mit weiſſen vielblaͤttigen/ an dem umkreiß roͤthlichten wolriechenden Blumen/ waͤchſt ſonderlich in ſandichtem Erdreich bey Cranganoor und Catoer, gruͤnet immerdar/ bluͤhet in dem Brach- und Hew-monat. Jaſminum Indicum flore polypetalo, candido, oris rufeſcentibus. Catu Pitsjegam-Mulla, Hort. Malab. X. Jſt ein Jndianiſcher Jaſmin mit groſ- ſer Frucht/ Jaſminum Indicum flore polype- talo candidiſſimo, fructu majore. Katu-Tsje- regam - Mulla, Hort. Mal. Ein Baͤumlein mit einem gruͤnen holtzichten ſtengel/ hat weiſſe/ mit ſiben biß acht außgeſpitzten Blaͤtt- lein begabte Bluͤmlein/ aber ohne geruch. Sein Frucht iſt der Frucht deß obbeſchriebe- nen Geſchlechts gleich/ aber etwas groͤſſer. Waͤchſt gern in rauchem/ felſichten Erd- reich in Cranganoor und Coilan, bluͤhet im- mer. XI. Jſt ein Jndianiſcher Jaſmin mit ſchnee-weiſſer Bluͤhte/ Jaſminum Indicum flore pentapetalo candidiſſimo, fructu Tsjere- gam-Mulla. Katu-Mulla, Hort. Mal. Ein Staud/ ſo Manns-hoͤhe waͤchſt/ mit einer haarigen rothen Wurtzel/ harten Aeſten/ langen außgeſpitzten/ dicken/ glatten/ oben weißlichten/ unden dunckel-braunen glaͤn- tzenden Blaͤtteren/ und weiſſen 5. blaͤttigen Blumen begabet. Die Frucht iſt der Frucht deß obigen achten Geſchlechts gantz gleich. Waͤchſt in ſandichten Orten/ in Ocdiam- pera und Ansjecaimaal, gruͤnet immer. XII. Jſt widerumb ein Jndianiſcher Jaſ- min mit weiſſer ſehr wolriechender Bluͤhte/ Jaſminum Indicum flore albo odoratiſſimo, Tsieni Mulla, Hort. Malab. Die Staude hat ablange/ dicke/ zugeſpitzte/ weiche/ glatte/ oben ſatt- unden bleich-gruͤne/ glaͤntzende Blaͤtter ohne Geſchmack/ und ohne Geruch. Die Blume iſt fuͤnff-blaͤttig/ weiß/ und hat einen uͤberauß angenehmen Geruch. Waͤchſt in bergichten Orten bey Calare und Perate-vidi. XIII. Das dreyzehende Geſchlecht end- lich iſt der Jndianiſche Jaſmin mit groſſen weiſſen Blumen/ Jaſminum Indicum baccife- rum flore albo majore, noctu olente, vel Arbor triſtis de die alterâ, D. Comelin. Rava-Pou, Hort. Mal. Jſt ein dicker Baum/ mit einem groſſen weiſſen/ feſten Stamme/ ſo mit ei- ner purpur-ſchwartzen/ glatten/ nichts rie- chenden noch ſchmackenden Rinde umbge- ben. Die Wurtzel hat doch einen anhalten- den Geſchmack. Die Blaͤtter ſind ablang/ rund/ außgeſpitzt/ glatt/ dick/ glaͤntzend. Die Bluͤhte waͤchſt an den kleinen Aeſtlein/ von langen ſchwartz-braunen haarigen ſtie- len/ iſt weiß/ und der Tuberoſen-blumen an geſtalt/ groͤſſe und lieblichem geruch gar aͤhnlich. Die ſehr anmuͤthig-riechende Bluͤhte kombt zu Nacht herfuͤr/ und thut ſich auff; deß Morgens aber/ wenn die Sonne darauff zu ſcheinen anhebt/ faͤllt ſie bald ab. Die Frucht iſt rund/ gruͤn/ mit einem duͤnnen Haͤutlein/ holtzichter Rinde/ und laͤnglichtem/ runden/ weiſſen/ bitter- ſuͤſſen zuſammenziehenden Kern begabet/ gruͤnet immer. Eigenſchafft. Die Veielraͤben hat einen mit lieblichem fluͤchtigen oͤl temperierten waſſerichten ſafft ſonderlich in jhrer Bluͤhte verborgen/ da- her ſie die Eigenſchafft haben ſoll/ zu erwei- chen/ gelind zu vertheilen/ Huſten zu linde- ren/ Engbruͤſtigkeit und Seitenſtich zu ver- treiben/ Geburt zu befoͤrderen/ die Lebensgei- ſter zu erquicken/ Haupt und Hertz zu ſtaͤr- cken/ Schmertzen zu ſtillen/ Gelaͤiche und Spann-aderen zu erwaͤrmen/ und zu erwei- chen/ ſonderlich aber einen lieblichen ange- nehmen Geruch den Kleideren/ Haaren und Gewandten zu erwecken. Gebrauch. Von dieſem Gewaͤchs gebraucht man nur die Blumen/ auß denen ein wolriechen- des oͤl auff folgende art gemacht wird. Man nimt geſtrichene Baumwolle/ dunckt ſie in das Ban- oder Been-oͤl/ oder in unſeren Landen allein in das friſch kalt außgepreßte Mandel-oͤl/ legt ſolche Baumwolle under eine Preß/ ſtrewt die Jaßmin-bluͤthe daruͤ- ber/ hernach legt man wider Baumwollen/ und ſo fort wider die Blumen/ und alſo un- derſchiedlich mahl eines und das andere: Endlich preßt man alles wol durch einan- der auß/ ſo hat man das wolriechende Jaß- min-oͤl. Dieſes oͤl wird ſonderlich zu parfu- mierung Jaßmin- oͤl.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/240>, abgerufen am 21.12.2024.