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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Kirchen-dienst versahe) under dem Brand-
holtz manchmahl Canellholtz mit ins Hauß
gebracht/ welches auffs fewr gelegt/ einen
sehr lieblichen geruch gabe.

Es ist auch anmerckens werth/ daß auß
der Wurtzel deß Canellbaums nicht allein
ein wolriehend Wasser wie Camffer/ son-
dern an sich selbst der stärckste Camffer her-
fürkommt. Jch hab runde/ weisse Kügelein
davon in meiner verwahrung gehabt/ die
ich von wegen des starcken geruchs nicht
vertragen konnte. Von besagtem Canell-
baum/ als er grün ist/ werden viel Wasser
gebrannt/ die sehr gesund und lieblich von
geruch.

Die Einwohner wissen von der Rinde die-
ses Baums sehr nette Kabinethlein und
Schreibtische zu machen. Jch hab eins
dergleichen bey mir von treflicher dicke und
grösse/ so mir bey meiner Abreise von Zeilon/
im Jahr 1665. von dem mannhafften Capi-
tain Major, Pierre du Pon,
zum Gedächtniß
verehret worden.

III. Das dritte Geschlecht deß Zimmet-
baums ist der wilde Malabarische Canell-
baum/ Canella sylvestris Malabarica. Katou-
Karva, Hort. Malab.
Dieser ist dem Zeiloni-
schen nicht gar ungleich dem geruch und
geschmack nach: aber er wächst höher auff/
hat grosse ablang-runde blätter/ zwey span-
nen lang/ und zwey hand breit. Er wächst in
den Gebürgen Berckencour und Teckencour,
grünt immer/ blühet im Hew- und Augst-
monat/ und bringt seine Früchten erst im
Christmonat oder Jenner.

Das Folium Indum officinarum & Malaba-
thrum, J. B. Tamala patra, Ger. Tamala pa-
trum sive Folium, C. B. Cadegi Indi i. e. Fo-
lium Indum Arabibus, Eidem.
Jst nichts an-
ders als ein blatt vom Zeilonischen Zimmet-
baum/ oder von dem wilden Malabarischen
Canellbaum.

IV. Das vierdte Geschlecht ist der Pe-
ruanische Zimmetbaum/ Cinnamomum sive
Canella Peruana, C. B. Canella Peruana fructu
Pileo simili, J. B. Laurus Americana, J. Raji.

Jst ein mittelmäßiger Baum/ immer grü-
nend/ hat Blätter wie der Lorbeerbaum.
Die Frucht hat die figur eines Hütleins/ so
groß als ein Reichsthaler/ durchgehends
von purpurfarb/ auff schwartz ziehend/ in-
wendig glatt/ äusserlich rauch/ dem geruch
und geschmack nach sich durchauß dem Zim-
met vergleichend. Die Rinde dieses Baums
aber soll keinen sonderlichen geruch haben.
Die beste krafft bestehet in der Frucht.
Wächst in der Provintz Sumaco.

Eigenschafft.

Der Zimmetbaum/ und sonderlich dessen
Rinde hat ein aromatisches mit flüchtigem
saltz vergesellschafftetes Oel under seiner
irrdischen Substantz verborgen/ dahero sie
gute würckung hat das Geblüt zu erdünne-
ren/ das Hertz und Nerven zu stärcken/
den Eß-lust zu erwecken/ Grimmen zu stil-
len. Wird von den Alten für warm und tro-
cken in dem dritten grad geachtet.

Gebrauch.

Ein gut Pulver/ die Speisen damit zu-
bereiten/ so in Jtalien gar gebräuchlich ist/
[Spaltenumbruch] und Herr Nicolaus Braunius beschreibet. Nimm
Zimmetrinde 2. loth/ Jmber/ Zucker jed. 1.
loth/ Saffran 1. quintlein/ Nägelein/ Mus-
caten-blüt/ Galgan/ Muscatennüß jed. 15.
gran/ mache alles zu Pulver/ und vermi-
sche es wol durch einander. Dieß Pulver
wird genannt/ Species dulces pro cibariis,
dieweil es sehr in der Kost genutzt wird.

Eine gute Hauß-träßney für Mann- und
Weibs-persohnen. Nimm Zimmet/ weissen
praeparierten Agstein/ rothe praeparierte Co-
rallen/ Muscatenblüt/ Cubeblein/ Näge-
lein/ rothen Santal/ jedes ein quintl. ein
halb pfund Zucker/ stosse alles zu einem Pul-Blödes
Haupt/
Magen/
Leber und
Mutter.

ver. Diese Träßney/ so man davon des Mor-
gens nüchtern/ und Abends zwey stund vor
dem Nachtessen/ auff eine schnitten Brots/
mit etwas rothem Wein angefeuchtet/ ein
halben löffel voll oder mehr sprenget/ und
isset/ stärcket das blöde Haupt/ Hertz/ Ma-
gen/ Leber und Mutter.

Gestossenen Zimmet eines halben quint-Bläst/
versteckter
Harn und
Weiber-
zeit.
Erkalteter
Magen und
Hirn.
schwaches
Gesicht
und Hertz/
Gelbsucht/
anfangen-
de Wasser-
sucht.

leins schwer/ mit warmem Wein getrun-
cken/ zertheilet die Bläst/ fürdert den Harn
und weibliche Reinigung/ hilfft dem erkalte-
ten Magen und Hirn/ stärcket das Gesicht
und Hertz/ öffnet die Verstopffung in der
Gelbsucht/ und anfangender Wassersucht.

Auß dem Zimmet machen die Frantzosen
ihr Ros solis, dieweilen aber solches in
Teutschland nunmehr wohl bekannt/ und
für ein gutes Magen-wasser gebraucht wird/
wollen wir seine Beschreibung allhier beyse-
tzen. Nimm guten Zimmet vier loth/ ro-
then Santal ein halb quintlein/ ein Maß
des besten Brantenweins/ lasse es drey tag
stehen/ sichte es/ thue darzu wohlriehend
Rosen-wasser und Zucker-syrup jedes ein
pfund/ verwahre es in einem sauberen Ge-
schirr. Zu Stärckung des Leibs brauchet
man davon etliche Löffel voll nach belieben.

So die Leibsfrucht bey einer schwangerenAbgestan-
dene oder
zuruckblei-
bende Lei-
bes-frucht.
versteckte
Nachge-
burt.

Frawen abgestanden/ oder nicht fort wil/
auch die Nachgeburt sich verstecket hat; Nimm
Zimmet/ Burres/ Saffran jed. ein scrupel/
gibs der Frawen in drey loth Hertzgley- und
roth Bucken-wasser ein/ ist ein treflich
Mittel.

Das mit Wein destillierte ZimmetwasserKranckhei-
ten von
Kälte/
Schleim/
Wind und
Unwillen
des Ma-
gens/
Bauch-
grimmen/
Ohn-
macht.
versteckler
Harn und
Weiber-
zeit/ stin-
ckender
Athem/
Keichen/
Krampff/
Schlag/
fallende
Siechtag/
kalte Mut-
ter-kranck-
heiten.

löffel-weiß gebrauchet/ gibt dem Menschen
krafft wider alle Kranckheiten/ so sich von
Kälte erheben/ denn es erwärmet und stär-
cket die Glieder/ verzehret den Schleim und
die Winde/ stillet den Unwillen des Ma-
gens und Bauch-grimmen/ wendet die Ohn-
macht/ treibet den Harn und die weibliche
Reinigung/ macht ein guten Athem/ hilfft
wider das Keichen/ Krampff/ Schlag und
fallende Sucht/ ist wider die kalten Mutter-
kranckheiten insonderheit hoch gerühmt.

Auß dem Zimmetbaum aber werden vie-
lerley Sachen außgezogen. Denn auß der
Rinde der Wurtzeln destilliert man ein Oel
mit einem flüchtigen Saltz; welches dem
Camffer am geruch/ gestalt und kräfften
ähnlich; ist durchsichtig/ und etwas gelb-
licht/ eines starcken geruchs/ und scharffen
geschmacks; zündet sich sehr geschwind an/
und brennt durch eine weiß- und blaulichte
Flamme gantz auß/ so daß nichts davon zu-Destilliert
Zimmetöl.

ruckbleibt. Dieses öl/ so mit einem flüchtigen

Saltz

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Kirchen-dienſt verſahe) under dem Brand-
holtz manchmahl Canellholtz mit ins Hauß
gebracht/ welches auffs fewr gelegt/ einen
ſehr lieblichen geruch gabe.

Es iſt auch anmerckens werth/ daß auß
der Wurtzel deß Canellbaums nicht allein
ein wolriehend Waſſer wie Camffer/ ſon-
dern an ſich ſelbſt der ſtaͤrckſte Camffer her-
fuͤrkom̃t. Jch hab runde/ weiſſe Kuͤgelein
davon in meiner verwahrung gehabt/ die
ich von wegen des ſtarcken geruchs nicht
vertragen konnte. Von beſagtem Canell-
baum/ als er gruͤn iſt/ werden viel Waſſer
gebrannt/ die ſehr geſund und lieblich von
geruch.

Die Einwohner wiſſen von der Rinde die-
ſes Baums ſehr nette Kabinethlein und
Schreibtiſche zu machen. Jch hab eins
dergleichen bey mir von treflicher dicke und
groͤſſe/ ſo mir bey meiner Abreiſe von Zeilon/
im Jahr 1665. von dem mannhafften Capi-
tain Major, Pierre du Pon,
zum Gedaͤchtniß
verehret worden.

III. Das dritte Geſchlecht deß Zimmet-
baums iſt der wilde Malabariſche Canell-
baum/ Canella ſylveſtris Malabarica. Katou-
Karva, Hort. Malab.
Dieſer iſt dem Zeiloni-
ſchen nicht gar ungleich dem geruch und
geſchmack nach: aber er waͤchſt hoͤher auff/
hat groſſe ablang-runde blaͤtter/ zwey ſpan-
nen lang/ und zwey hand breit. Er waͤchſt in
den Gebuͤrgen Berckencour und Teckencour,
gruͤnt immer/ bluͤhet im Hew- und Augſt-
monat/ und bringt ſeine Fruͤchten erſt im
Chriſtmonat oder Jenner.

Das Folium Indum officinarum & Malaba-
thrum, J. B. Tamala patra, Ger. Tamala pa-
trum ſive Folium, C. B. Cadegi Indi i. e. Fo-
lium Indum Arabibus, Eidem.
Jſt nichts an-
ders als ein blatt vom Zeiloniſchen Zimmet-
baum/ oder von dem wilden Malabariſchen
Canellbaum.

IV. Das vierdte Geſchlecht iſt der Pe-
ruaniſche Zimmetbaum/ Cinnamomum ſive
Canella Peruana, C. B. Canella Peruana fructu
Pileo ſimili, J. B. Laurus Americana, J. Raji.

Jſt ein mittelmaͤßiger Baum/ immer gruͤ-
nend/ hat Blaͤtter wie der Lorbeerbaum.
Die Frucht hat die figur eines Huͤtleins/ ſo
groß als ein Reichsthaler/ durchgehends
von purpurfarb/ auff ſchwartz ziehend/ in-
wendig glatt/ aͤuſſerlich rauch/ dem geruch
und geſchmack nach ſich durchauß dem Zim-
met vergleichend. Die Rinde dieſes Baums
aber ſoll keinen ſonderlichen geruch haben.
Die beſte krafft beſtehet in der Frucht.
Waͤchſt in der Provintz Sumaco.

Eigenſchafft.

Der Zimmetbaum/ und ſonderlich deſſen
Rinde hat ein aromatiſches mit fluͤchtigem
ſaltz vergeſellſchafftetes Oel under ſeiner
irꝛdiſchen Subſtantz verborgen/ dahero ſie
gute wuͤrckung hat das Gebluͤt zu erduͤnne-
ren/ das Hertz und Nerven zu ſtaͤrcken/
den Eß-luſt zu erwecken/ Grimmen zu ſtil-
len. Wird von den Alten fuͤr warm und tro-
cken in dem dritten grad geachtet.

Gebrauch.

Ein gut Pulver/ die Speiſen damit zu-
bereiten/ ſo in Jtalien gar gebraͤuchlich iſt/
[Spaltenumbruch] und Herꝛ Nicolaus Braunius beſchreibet. Nim̃
Zimmetrinde 2. loth/ Jmber/ Zucker jed. 1.
loth/ Saffran 1. quintlein/ Naͤgelein/ Muſ-
caten-bluͤt/ Galgan/ Muſcatennuͤß jed. 15.
gran/ mache alles zu Pulver/ und vermi-
ſche es wol durch einander. Dieß Pulver
wird genannt/ Species dulces pro cibariis,
dieweil es ſehr in der Koſt genutzt wird.

Eine gute Hauß-traͤßney fuͤr Mann- und
Weibs-perſohnen. Nimm Zimmet/ weiſſen
præparierten Agſtein/ rothe præparierte Co-
rallen/ Muſcatenbluͤt/ Cubeblein/ Naͤge-
lein/ rothen Santal/ jedes ein quintl. ein
halb pfund Zucker/ ſtoſſe alles zu einem Pul-Bloͤdes
Haupt/
Magen/
Leber und
Mutter.

ver. Dieſe Traͤßney/ ſo man davon des Mor-
gens nuͤchtern/ und Abends zwey ſtund vor
dem Nachteſſen/ auff eine ſchnitten Brots/
mit etwas rothem Wein angefeuchtet/ ein
halben loͤffel voll oder mehr ſprenget/ und
iſſet/ ſtaͤrcket das bloͤde Haupt/ Hertz/ Ma-
gen/ Leber und Mutter.

Geſtoſſenen Zimmet eines halben quint-Blaͤſt/
verſteckter
Harn und
Weiber-
zeit.
Erkalteter
Magen uñ
Hirn.
ſchwaches
Geſicht
und Hertz/
Gelbſucht/
anfangen-
de Waſſer-
ſucht.

leins ſchwer/ mit warmem Wein getrun-
cken/ zertheilet die Blaͤſt/ fuͤrdert den Harn
und weibliche Reinigung/ hilfft dem erkalte-
ten Magen und Hirn/ ſtaͤrcket das Geſicht
und Hertz/ oͤffnet die Verſtopffung in der
Gelbſucht/ und anfangender Waſſerſucht.

Auß dem Zimmet machen die Frantzoſen
ihr Ros ſolis, dieweilen aber ſolches in
Teutſchland nunmehr wohl bekannt/ und
fuͤr ein gutes Magen-waſſer gebraucht wird/
wollen wir ſeine Beſchreibung allhier beyſe-
tzen. Nimm guten Zimmet vier loth/ ro-
then Santal ein halb quintlein/ ein Maß
des beſten Brantenweins/ laſſe es drey tag
ſtehen/ ſichte es/ thue darzu wohlriehend
Roſen-waſſer und Zucker-ſyrup jedes ein
pfund/ verwahre es in einem ſauberen Ge-
ſchirꝛ. Zu Staͤrckung des Leibs brauchet
man davon etliche Loͤffel voll nach belieben.

So die Leibsfrucht bey einer ſchwangerenAbgeſtan-
dene oder
zuruckblei-
bende Lei-
bes-frucht.
verſteckte
Nachge-
burt.

Frawen abgeſtanden/ oder nicht fort wil/
auch die Nachgeburt ſich verſtecket hat; Nim̃
Zimmet/ Burres/ Saffran jed. ein ſcrupel/
gibs der Frawen in drey loth Hertzgley- und
roth Bucken-waſſer ein/ iſt ein treflich
Mittel.

Das mit Wein deſtillierte ZimmetwaſſerKranckhei-
ten von
Kaͤlte/
Schleim/
Wind und
Unwillen
des Ma-
gens/
Bauch-
grimmen/
Ohn-
macht.
verſteckler
Harn und
Weiber-
zeit/ ſtin-
ckender
Athem/
Keichen/
Krampff/
Schlag/
fallende
Siechtag/
kalte Mut-
ter-kranck-
heiten.

loͤffel-weiß gebrauchet/ gibt dem Menſchen
krafft wider alle Kranckheiten/ ſo ſich von
Kaͤlte erheben/ denn es erwaͤrmet und ſtaͤr-
cket die Glieder/ verzehret den Schleim und
die Winde/ ſtillet den Unwillen des Ma-
gens und Bauch-grim̃en/ wendet die Ohn-
macht/ treibet den Harn und die weibliche
Reinigung/ macht ein guten Athem/ hilfft
wider das Keichen/ Krampff/ Schlag und
fallende Sucht/ iſt wider die kalten Mutter-
kranckheiten inſonderheit hoch geruͤhmt.

Auß dem Zimmetbaum aber werden vie-
lerley Sachen außgezogen. Denn auß der
Rinde der Wurtzeln deſtilliert man ein Oel
mit einem fluͤchtigen Saltz; welches dem
Camffer am geruch/ geſtalt und kraͤfften
aͤhnlich; iſt durchſichtig/ und etwas gelb-
licht/ eines ſtarcken geruchs/ und ſcharffen
geſchmacks; zuͤndet ſich ſehr geſchwind an/
und brennt durch eine weiß- und blaulichte
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Zimmetoͤl.

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[188/0204] Das Erſte Buch/ Kirchen-dienſt verſahe) under dem Brand- holtz manchmahl Canellholtz mit ins Hauß gebracht/ welches auffs fewr gelegt/ einen ſehr lieblichen geruch gabe. Es iſt auch anmerckens werth/ daß auß der Wurtzel deß Canellbaums nicht allein ein wolriehend Waſſer wie Camffer/ ſon- dern an ſich ſelbſt der ſtaͤrckſte Camffer her- fuͤrkom̃t. Jch hab runde/ weiſſe Kuͤgelein davon in meiner verwahrung gehabt/ die ich von wegen des ſtarcken geruchs nicht vertragen konnte. Von beſagtem Canell- baum/ als er gruͤn iſt/ werden viel Waſſer gebrannt/ die ſehr geſund und lieblich von geruch. Die Einwohner wiſſen von der Rinde die- ſes Baums ſehr nette Kabinethlein und Schreibtiſche zu machen. Jch hab eins dergleichen bey mir von treflicher dicke und groͤſſe/ ſo mir bey meiner Abreiſe von Zeilon/ im Jahr 1665. von dem mannhafften Capi- tain Major, Pierre du Pon, zum Gedaͤchtniß verehret worden. III. Das dritte Geſchlecht deß Zimmet- baums iſt der wilde Malabariſche Canell- baum/ Canella ſylveſtris Malabarica. Katou- Karva, Hort. Malab. Dieſer iſt dem Zeiloni- ſchen nicht gar ungleich dem geruch und geſchmack nach: aber er waͤchſt hoͤher auff/ hat groſſe ablang-runde blaͤtter/ zwey ſpan- nen lang/ und zwey hand breit. Er waͤchſt in den Gebuͤrgen Berckencour und Teckencour, gruͤnt immer/ bluͤhet im Hew- und Augſt- monat/ und bringt ſeine Fruͤchten erſt im Chriſtmonat oder Jenner. Das Folium Indum officinarum & Malaba- thrum, J. B. Tamala patra, Ger. Tamala pa- trum ſive Folium, C. B. Cadegi Indi i. e. Fo- lium Indum Arabibus, Eidem. Jſt nichts an- ders als ein blatt vom Zeiloniſchen Zimmet- baum/ oder von dem wilden Malabariſchen Canellbaum. IV. Das vierdte Geſchlecht iſt der Pe- ruaniſche Zimmetbaum/ Cinnamomum ſive Canella Peruana, C. B. Canella Peruana fructu Pileo ſimili, J. B. Laurus Americana, J. Raji. Jſt ein mittelmaͤßiger Baum/ immer gruͤ- nend/ hat Blaͤtter wie der Lorbeerbaum. Die Frucht hat die figur eines Huͤtleins/ ſo groß als ein Reichsthaler/ durchgehends von purpurfarb/ auff ſchwartz ziehend/ in- wendig glatt/ aͤuſſerlich rauch/ dem geruch und geſchmack nach ſich durchauß dem Zim- met vergleichend. Die Rinde dieſes Baums aber ſoll keinen ſonderlichen geruch haben. Die beſte krafft beſtehet in der Frucht. Waͤchſt in der Provintz Sumaco. Eigenſchafft. Der Zimmetbaum/ und ſonderlich deſſen Rinde hat ein aromatiſches mit fluͤchtigem ſaltz vergeſellſchafftetes Oel under ſeiner irꝛdiſchen Subſtantz verborgen/ dahero ſie gute wuͤrckung hat das Gebluͤt zu erduͤnne- ren/ das Hertz und Nerven zu ſtaͤrcken/ den Eß-luſt zu erwecken/ Grimmen zu ſtil- len. Wird von den Alten fuͤr warm und tro- cken in dem dritten grad geachtet. Gebrauch. Ein gut Pulver/ die Speiſen damit zu- bereiten/ ſo in Jtalien gar gebraͤuchlich iſt/ und Herꝛ Nicolaus Braunius beſchreibet. Nim̃ Zimmetrinde 2. loth/ Jmber/ Zucker jed. 1. loth/ Saffran 1. quintlein/ Naͤgelein/ Muſ- caten-bluͤt/ Galgan/ Muſcatennuͤß jed. 15. gran/ mache alles zu Pulver/ und vermi- ſche es wol durch einander. Dieß Pulver wird genannt/ Species dulces pro cibariis, dieweil es ſehr in der Koſt genutzt wird. Eine gute Hauß-traͤßney fuͤr Mann- und Weibs-perſohnen. Nimm Zimmet/ weiſſen præparierten Agſtein/ rothe præparierte Co- rallen/ Muſcatenbluͤt/ Cubeblein/ Naͤge- lein/ rothen Santal/ jedes ein quintl. ein halb pfund Zucker/ ſtoſſe alles zu einem Pul- ver. Dieſe Traͤßney/ ſo man davon des Mor- gens nuͤchtern/ und Abends zwey ſtund vor dem Nachteſſen/ auff eine ſchnitten Brots/ mit etwas rothem Wein angefeuchtet/ ein halben loͤffel voll oder mehr ſprenget/ und iſſet/ ſtaͤrcket das bloͤde Haupt/ Hertz/ Ma- gen/ Leber und Mutter. Bloͤdes Haupt/ Magen/ Leber und Mutter. Geſtoſſenen Zimmet eines halben quint- leins ſchwer/ mit warmem Wein getrun- cken/ zertheilet die Blaͤſt/ fuͤrdert den Harn und weibliche Reinigung/ hilfft dem erkalte- ten Magen und Hirn/ ſtaͤrcket das Geſicht und Hertz/ oͤffnet die Verſtopffung in der Gelbſucht/ und anfangender Waſſerſucht. Blaͤſt/ verſteckter Harn und Weiber- zeit. Erkalteter Magen uñ Hirn. ſchwaches Geſicht und Hertz/ Gelbſucht/ anfangen- de Waſſer- ſucht. Auß dem Zimmet machen die Frantzoſen ihr Ros ſolis, dieweilen aber ſolches in Teutſchland nunmehr wohl bekannt/ und fuͤr ein gutes Magen-waſſer gebraucht wird/ wollen wir ſeine Beſchreibung allhier beyſe- tzen. Nimm guten Zimmet vier loth/ ro- then Santal ein halb quintlein/ ein Maß des beſten Brantenweins/ laſſe es drey tag ſtehen/ ſichte es/ thue darzu wohlriehend Roſen-waſſer und Zucker-ſyrup jedes ein pfund/ verwahre es in einem ſauberen Ge- ſchirꝛ. Zu Staͤrckung des Leibs brauchet man davon etliche Loͤffel voll nach belieben. So die Leibsfrucht bey einer ſchwangeren Frawen abgeſtanden/ oder nicht fort wil/ auch die Nachgeburt ſich verſtecket hat; Nim̃ Zimmet/ Burres/ Saffran jed. ein ſcrupel/ gibs der Frawen in drey loth Hertzgley- und roth Bucken-waſſer ein/ iſt ein treflich Mittel. Abgeſtan- dene oder zuruckblei- bende Lei- bes-frucht. verſteckte Nachge- burt. Das mit Wein deſtillierte Zimmetwaſſer loͤffel-weiß gebrauchet/ gibt dem Menſchen krafft wider alle Kranckheiten/ ſo ſich von Kaͤlte erheben/ denn es erwaͤrmet und ſtaͤr- cket die Glieder/ verzehret den Schleim und die Winde/ ſtillet den Unwillen des Ma- gens und Bauch-grim̃en/ wendet die Ohn- macht/ treibet den Harn und die weibliche Reinigung/ macht ein guten Athem/ hilfft wider das Keichen/ Krampff/ Schlag und fallende Sucht/ iſt wider die kalten Mutter- kranckheiten inſonderheit hoch geruͤhmt. Kranckhei- ten von Kaͤlte/ Schleim/ Wind und Unwillen des Ma- gens/ Bauch- grimmen/ Ohn- macht. verſteckler Harn und Weiber- zeit/ ſtin- ckender Athem/ Keichen/ Krampff/ Schlag/ fallende Siechtag/ kalte Mut- ter-kranck- heiten. Auß dem Zimmetbaum aber werden vie- lerley Sachen außgezogen. Denn auß der Rinde der Wurtzeln deſtilliert man ein Oel mit einem fluͤchtigen Saltz; welches dem Camffer am geruch/ geſtalt und kraͤfften aͤhnlich; iſt durchſichtig/ und etwas gelb- licht/ eines ſtarcken geruchs/ und ſcharffen geſchmacks; zuͤndet ſich ſehr geſchwind an/ und brennt durch eine weiß- und blaulichte Flamme gantz auß/ ſo daß nichts davon zu- ruckbleibt. Dieſes oͤl/ ſo mit einem fluͤchtigen Saltz Deſtilliert Zimmetoͤl.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/204>, abgerufen am 21.11.2024.